Betritt man die Süßigkeitenabteilung eines Supermarktes seiner Wahl, so fallen einem im Schokoladenregal in der Regel sofort die großen Schokoladenhersteller wie Milka oder Produkte von Nestlé, zu denen beispielsweise KitKat oder Smarties zählen, auf. Meist sind diese Marken auch noch die preislich attraktivsten, die einem auf Augenhöhe sofort auffallen. Es ist also verlockend, gerade zu diesen wohlbekannten Produkten zu greifen und nicht erst nach Alternativen suchen zu müssen.
Das Problem dabei: Wir brauchen dringend solche Alternativen, die für mehr Gerechtigkeit im Kakaosektor, mehr Umweltschutz und allgemeine Menschenrechte einstehen.
Wir stellen dir heute vier solcher Alternativen vor, damit du deine Schokolade in Zukunft ganz ohne schlechtes Gewissen genießen kannst.
Das Problem mit Nestlé und Co.
Insbesondere der Konzern Nestlé, der mit seinen inzwischen 2.000 Marken so gut wie weltweit vertreten ist, steht beinahe fortwährend unter Kritik für umweltschädigende Maßnahmen bei der Herstellung ihrer Produkte sowie Menschenrechtsverletzungen und vielem mehr:
Umweltschutz- und Menschenrechtsverstöße auf Palmölplantagen:
Viele der beliebtesten Schokoladenprodukte wie z.B. Nutella oder auch KitKat enthalten einen recht großen Anteil an Palmöl. Unter Kritik steht der Abbau von Palmöl insbesondere aufgrund der Zerstörung des Urwaldes in betroffenen Regionen – schließlich wurden weltweit schon 2017 ganze 18,7 Millionen Hektar Land für Palmöl genutzt. Zum Vergleich: Deutschland ist etwa 36 Millionen Hektar groß.
Bereits 2010 war Nestlé von Greenpeace beschuldigt worden, Palmöl aus Gebieten Indonesiens zu beziehen, die durch ihre Plantagen die Rodung von Wäldern in Orang-Utan-Gebieten in Kauf nehmen.
Eine Recherche, die 2018 von der Schweizer NGO Solidar Suisse auf malaysischen Palmölplantagen in der Provinz Sabah durchgeführt wurde, brachte weitere besorgniserregende Erkenntnisse zum Abbau von Palmöl zutage. Auf den zwei untersuchten Plantagen in Malaysia wird etwa 9% des weltweit abgebauten Palmöls produziert. Von den dort arbeitenden 1,2 Millionen Arbeitsmigrant:innen besäßen laut Solidar Suiss allerdings 840.000 keine Dokumente und bei weiteren 50.000 bis 200.000 Arbeiter:innen handele es sich um Kinder, die dort unbezahlt arbeiten müssten. Auch mit Schutzkleidung, die die Arbeiter:innen vor giftigen Pestiziden schützen würde, wird hier nicht gedient.
Beide dieser Ölplantagen geben ihre Ernte außerdem an Palmölmühlen weiter, die auf Nestlés Liste von Palmölmühlen stehen. Zwar ist es aufgrund sehr komplexer Lieferketten schwer, den Ursprung des von Nestlé verwendeten Palmöls direkt zur Plantage zurückzuverfolgen, doch gerade dies zeigt eigentlich ein weiteres Problem: Nicht nur wird Nestlé also erneut mit Menschenrechtsverletzungen und unfairen Arbeitsbedingungen in Verbindung gebracht, sondern Nestlé kann nach eigenen Angaben gerade mal 91% des von ihnen genutzten Palmöls bis zu den Mühlen nachverfolgen und nur 54% bis zu den Plantagen. Der Konzern weiß also selbst bei etwa der Hälfte seiner Produkte nicht, ob Kinderarbeit oder andere verachtenswerte Arbeitsbedingunen dahinterstecken.
Und dies sind nur zwei der vielen Vorwürfe gegen das Unternehmen, denn trotz der vielen Beteuerungen seitens Nestlés, dass ihnen Umwelt und Menschenrechte am Herzen liegen und sie sich dafür einsetzen würden, reißt der Strom an Anschuldigungen und Kritik gegen das Unternehmen in den letzten Jahren nicht ab.
Es ist nicht nur Nestlé!
Auch weitere große Konzerne wie Milka oder Ferrero werden nimmer wieder mit Vorwürfen der Umweltbelastung und Menschenrechtsverletzungen sowie Kinderarbeit auf den Plantage in Verbindung gebracht. Es gilt also allgemein Vorsicht walten zu lassen bei der Auswahl der Schokolade im Supermarkt, was aber auch die Frage aufwirft, welche Schokoladensorten denn nun eigentlich einen guten Ruf genießen und worauf es zu achten gilt.
Wenn du wissen möchtest, weshalb der faire Anbau von Schokolade besonders für die Frauen im Kakaosektor von immenser Bedeutung ist, dann klick dich hier rein: Kakaoanbau und Frauenrechte – können sie Hand in Hand gehen?
Achtung: Nutella gehört im Übrigen zu Ferrero, welche aber wiederum 2018 das US-Süßwarengeschäft von Nestlé aufkauften und genauso wie Nestlé immer wieder mit Vorwürfen zu Kindes- und Menschenrechtsverletzungen konfrontiert werden. Auch hier ist also Vorsicht beim Einkauf geboten.
FunFact: 85% des weltweiten Palmöls wird in Indonesien oder Malaysia abgebaut.
4 fair produzierte Schokoladensorten
Tony’s Chocolonely
Die Schokoladentafeln des niederländischen Unternehmens Tony’s Chocolonely stechen im Supermarkt nicht nur durch ihre bunten und farbenfrohen Verpackungen, sondern auch durch ihr Versprechen von nachhaltiger und fair produzierter Schokolade hervor.
Tony’s stellt sich gegen die Ausbeutung der Farmer:innen im Kakaosektor und faire Prozesse entlang der Lieferkette. Die Priorisierung von Menschenrechten steht hier an erster Stelle.
Ihr Angebot reicht von Vollmilch und Zartbitter über Kombinationen wie Vollmilch-Mandeln bis hin zu Geschmacksrichtungen wie Meersalz und Chocolate Chip. Viele ihrer Angebote findet man auch in veganer Version.
Auch die Gestaltung seiner eigenen Schokoladentafel ist möglich. So kann man beispielsweise seine Liebsten mit einer persönlich gestalteten, fair produzierten Schokolade überraschen.
Theyo
Beim Berliner Schokoladen-Start-Up Theyo steht nicht nur die Herstellung köstlicher Schokolade, sondern auch die nachhaltige, faire und umweltfreundliche Produktion des geliebten Produktes im Vordergrund. Theyo setzt damit aktiv ein Zeichen gegen ausbeuterische Zustände im Kakaosektor und arbeitet in enger Zusammenarbeit mit den Menschen in den Ursprungsländern der Schokoladenherstellung.
Theyo bietet Schokolade verschiedener Marken, unterschiedlichen Kakaogehalts, zahlreichen Geschmackssorten und nimmt sogar vegane Schokolade in ihr Sortiment auf; so ist also für jeden etwas dabei. Auch die Ursprungsländer der Schokolade sind auf den jeweiligen Verpackungen angegeben.
Zotter Schokolade
Das Unternehmen Zotter ist FairTrade zertifiziert und die Produkte werden in Riegersburg, Österreich, Bean-to-Bar hergestellt. Das bedeutet, dass sie alle ihre Schokladenprodukte nach Lieferung der Kakaobohnen selbst in ihrer Fabrik herstellen. Wer sich selbst einen Eindruck davon verschaffen möchte, wie sich die Kakaobohnen in Schokolade verwandeln, der kann bei Zotters Schokoladentheater live dabei sein.
Zudem werden ihre Produkte und Siegel von dem NGO Südwind überprüft, um eine faire Produktion zu gewährleisten und das Unternehmen ist Mitglied der WFTO – World Fair Trade Organization, die sich für faires Handeln mit Transparenz, fairen Zahlungen und ohne Kinderarbeit einsetzt.
Ihre gesamte Produktion läuft außerdem über Ökostrom und sogar sämtliche Kantinenprodukte für die Mitarbeiter:innen von Zotter sind Bioprodukte.
Zotters Schokoladen-Sortiment erstreckt sich über 500 unterschiedliche Schokoladensorten, die von gewöhnlichen Geschmacksrichtungen bis hin zu Kürbis-Karamell oder Erdbeeren reichen. Auch wer auf der Suche nach veganer Schokolade ist, wird hier fündig. Zudem kann man seine eigenen Kreationen erstellen.
Ritter-Sport
Ritter-Sport ist nicht nur quadratisch, praktisch und gut, sondern trägt auch das Rainforest Alliance Cacao Siegel, das für zertifiziert nachhaltigen Kakaoanbau steht. Außerdem macht sich das Unternehmen für transparente Lieferketten stark, die benötigt werden, um auch beim Anbau und der Ernte des Kakaos wahrlich ökologische, soziale und ökonomische Bedingungen garantieren zu können. Ritter Sport arbeitet eng mit den Arbeiter:innen auf den entsprechenden Kakaoplantagen zusammen und achtet zudem auf den Erhalt der Biodiversität auf seinen Plantagen und ihre Produktion gilt seit 2019 als klimaneutral.
Das breite Sortiment von Ritter Sport – das inzwischen sogar mehrere Geschmacksrichtungen in nur einer Verpackung vereint – bietet jedem:r Schokoladenliebhaber:in, was das Herz begehrt.
Wichtig:
Eine wichtige Anmerkung bleibt am Schluss noch zu machen: Zwar können Labels wie FairTrade als wichtiges Indiz für eine fair hergestellte Schokolade gelten, aber auch hier sollte man sich unbedingt über die Bedeutung der einzelnen Label informieren und die Recherche nicht hier schon enden lassen!
Stellt euch gegen die Ausbeutung der Arbeiter:innen auf Kakaoplantagen, gegen die radikale Abholzung des Regenwaldes und unübersichtliche Lieferketten, indem ihr faire Schokoladenunternehmen unterstützt!
Zum Weiterlesen:
- Orang-Utans – eine vom Aussterben bedrohte Art
- Das Amazonasgebiet: eine grüne Lunge, der die Luft wegbleibt
- Diese 5 Unternehmen produzieren am meisten Plastik
- Moderne Sklaverei: Die Schattenseite der Globalisierung
- Lebensmittelkonzerne – Wer sind die Top-Player?
- https://www.humanrights.ch/de/ipf/menschenrechte/wirtschaft/multiwatch-veranstaltung-nestle
- https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/nestle-marken-welche-produkte-gehoeren-zu-nestle/26278374.html
- https://www.nestle.de/marken/alle-marken/smarties
- https://www.tize.ch/beitrag/wie-nestle-die-menschenrechte-verletzt/
- https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/waelder/waelder-erde/kampagne-kitkat-suesses-bitterem-beigeschmack
- https://www.kaffee24.de/hersteller/ferrero/
- https://praxistipps.focus.de/wem-gehoert-ferrero-das-familienunternehmen-und-seine-produkte_144271
- https://kurier.at/wirtschaft/buergerinitiative-erhebt-schwere-vorwuerfe-gegen-ferrero/401774745
- https://www.codecheck.info/news/5-Schokoladen-MIT-und-OHNE-Palmoel-238228
- https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/palmoel/nachhaltigkeitsprobleme-beim-palmoelanbau
- https://www.derstandard.de/story/2000125354527/kinderarbeit-und-umweltzerstoerung-fuer-milka-schokolade
- https://www.theyo.de/collections/schokoladentafeln
- https://de.tonyschocolonely.com/collections/alle-schokoladen?page=2
- https://www.zotter.at/das-ist-zotter/bio-fair-green
- https://www.ritter-sport.com/de/nachhaltigkeit