Perus Schwindelei: Gefälschte Tropenholzzertifikate

Mai 2023
Fotograf:in: David Clode, Copyright: CC0 Unsplash

Peru ist für seine reiche biologische Vielfalt und seine wunderschönen Wälder bekannt. Das macht das Land aber auch zu einem der größten Tropenholzexporteure: Im Jahr 2011 sorgte ein Skandal für großen Aufruhr, als sich herausstellte, dass Tropenholzzertifikate gefälscht wurden, um illegal gefälltes Holz zu legitimieren und exportieren.

Dabei hatte sich die peruanische Regierung zuvor verpflichtet, den illegalen Holzhandel zu bekämpfen und die Umwelt zu schützen. Dazu wurde ein System von Tropenholzzertifikaten eingeführt, um sicherzustellen, dass nur Holz aus legalen Quellen auf den Markt gelangte. Doch dieses System funktionierte bei weitem nicht wie geplant.

Der Skandal: Mindestens 15.000 gefälschte Zertifikate

Im Jahr 2011 wurde aufgedeckt, dass mindestens 15.000 gefälschte Zertifikate über Jahre hinweg im Umlauf waren. Aufgedeckt wurde dies durch die Plattform Wikileaks: In geheimen Dokumenten gab die Regierung Perus zu, dass ganze 70 bis 90% seiner Mahagoni-Exporte aus dem Jahr 2005 auf illegaler Rodung basierten - noch kritischer in Hinblick darauf, dass Mahagoni auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten steht.

Diese Mengen an illegal gerodetem Holz wurde durch Bestechungen und das Ausstellen gefälschte Dokumente “legalisiert” und auf den Markt gebracht. Der illegale Holzhandel ist nicht nur ein weiteres Umweltproblem, sondern durch Korruption auch ein sozialwirtschaftliches Problem.

Wie lange die gefälschten Zertifikate bereits im Umlauf sind, weiß keiner so genau

Der Skandal sorgte für internationales Aufsehen und Kritik an der peruanischen Regierung. Die EU verhängte vorübergehend ein Importverbot für peruanisches Holz, das ohne gültige Zertifikate angeboten wird. Die peruanische Regierung reagierte auf den Skandal, indem sie die Kontrollen und Strafen für den illegalen Holzhandel verschärft.

Menschenrechtsverletzungen

Ebenso problematisch ist die Gefahr, die von illegalen Holzfällern für die indigene Bevölkerung Perus ausgeht. Die Holzfäller dringen immer weiter in die Naturreservate und Schutzgebiete der Ureinwohner vor, was oft eine erzwungene Flucht der indigenen Bevölkerung über die Grenzen Perus bis nach Brasilien zur Konsequenz hat - darunter auch die isolierten Murunaha-Indigenen. Solche noch unkontaktierten Völker können durch eingeschleppte Infektionen oder Konfliktsituationen mit anderen indigenen Völkern gänzlich vernichtet werden, wenn sie zur Flucht gezwungen sind.

Die Bekämpfung des illegalen Holzhandels zeigt sich als komplexe und anhaltende Herausforderung. Die peruanische und andere Regierungen in der Region müssen sicherstellen, dass ihre Kontrollsysteme wirksam sind und ausreichend Mittel zur Verfügung stehen, um die illegalen Aktivitäten zu bekämpfen.
Auch die Käufer von Holzprodukten müssen nachvollziehen können, woher ihr Holz stammt und ob es aus legalen Quellen kommt – schwer festzustellen, wenn die „Zertifikate“ das Papier nicht wert sind, auf welchem sie gedruckt wurde und man sich auf Dokumente, die Nachhaltigkeit beim Abbau garantieren nicht verlassen kann.

Illegale Rodungen weltweit

Peru stellt leider keine Ausnahme dar. Schätzungen zufolge stammen in etwa 20% aller EU-Holzimporte aus gesetzwidrigen Quellen. Der Anteil des illegal geschlagenen Holzes in den wichtigsten Importländern von Tropenholz beträgt in Kamerun 50%, Indonesien und Brasilien 70% und in Kambodscha sogar mehr als 90%.

Rund 75 Milliarden Euro pro Jahr nimmt die „Holzmafia“ inzwischen weltweit ein. Details dazu findet ihr hier.

Was versteht man überhaupt unter Tropenholz?

Tropische Baumarten gibt es weltweit zwischen 40.000 und 53.000.

Als Tropenholz werden Hölzer bezeichnet, die ihre Herkunft in subtropischen und tropischen Wäldern in Asien, Mittel- und Südamerika sowie Afrika haben. Am bekanntesten und bedeutendsten sind dabei das bereits erwähnte Mahagoni, Bangkirai, Meranti und Teak.

Was macht Tropenholz so besonders und beliebt?

Einige der Tropenhölzer besitzen Resistenzen gegen Insekten und Pilze. Außerdem sind sie von harter, langlebiger Beschaffenheit sowie preiswerter als heimische, qualitativ ähnliche Hölzer. Grund dafür ist, dass die Bäume im Regenwald bereits regulär wachsen, während sie hier oft erst einmal angepflanzt werden müssen.
Auch bereits fertige Holzprodukte werden zunehmend importiert: Niedrigere Löhne und Menschenrechtsverletzungen drücken die Preise.

Verwendet wird Tropenholz für eine Vielzahl an Alltagsgegenständen, beispielsweise Parkett, Gartenmöbel, Spielzeug, Fensterrahmen und Türen oder auch jegliche Art von Papier.

Die Bedeutung von Holzsiegeln – der große Etikettenschwindel

Dass Siegel und Zertifikate nicht unbedingt aussagekräftig sind, ist nach diesem Skandal wohl klar. Außerdem gibt es mehr als hundert weitere Siegel, von denen die meisten von der Industrie einfach frei erfunden werden und reinen Etikettenschwindel darstellen. Selbst die spärlichen international gültigen (FSC oder PEFC) weisen Standards auf, die zu sehr an die Interessen der Industrie angepasst sind: Gewährleistet werden können weder eine ökologisch verantwortliche noch eine sozialverträgliche Waldbewirtschaftung.

FSC (Forest Stewardship Council)

Beispielsweise sind für das FSC-Zertifikat immer noch der Eingriff in unberührte Urwaldgebiete, Kahlschlag riesiger Waldflächen sowie die systematische Anlage und Bewirtschaftung von Millionen Hektar Monokulturen mit nicht-heimischen Baumarten zulässig. Ebenso erlaubt ist die flächendeckende Anwendung von Herbiziden und Pestiziden.

Ist Nachhaltigkeit überhaupt möglich?

Einfach gesagt nein. Selbst „selektiver“ und „nachhaltiger“ Einschlag hat absolut nichts mit Nachhaltigkeit zu tun und diese Schlagwörter werden nur zur Beruhigung der breiten Masse genutzt. Fakt ist, dass es im Regenwald unmöglich ist, Bäume ausschließlich selektiv, im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu roden:

Selbst wenn man nur einzelne Bäume fällen wollen würde, bräuchte es dennoch breite Schneisen in den Wäldern für Straßenbau, Abtransport von geschlagenen Bäumen, Brücken oder Sammelplätze für bereits gerodetes Holz. Das Interesse der Holzindustrie gilt letztlich ausschließlich schnellem und großen Profit sowie der Schaffung billiger Rohstoffe.

Am besten wäre es wohl, direkt gänzlich auf Tropenhölzer im eigenen Heim zu verzichten.

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