Borna-Virus: Tödliche Krankheit wird durch Spitzmaus übertragen

November 2024
Fotograf:in: Fusion Medical Animation, Copyright: CC0 Unsplash

Was ist das Borna-Virus?! – Definition

Das Borna-Virus (BoDV-1) ist schon lange als Auslöser der so genannten “Borna”-Krankheit bei Schafen und Pferden bekannt. Die Erkrankung wurde erstmals 1894 dokumentiert, als alle Pferde eines Kavallerieregiments in der sächsischen Stadt Borna an einer damals unerklärlichen "hitzigen Kopfkrankheit" starben.

Erst etwa 100 Jahre später fanden Wissenschaftler:innen heraus, dass wohl das Borna-Virus hinter der Erkrankung der Tiere steckte. Biologische und epidemiologische Details des BoDV-1 findet ihr hier.

Neben Pferden und Schafen können sich auch andere Säugetiere mit dem Virus infizieren – auch der Mensch, als sog. “Fehlwirt” (ein Fehlwirt kann einen Erreger aufnehmen, in diesem kann sich der Erreger jedoch nicht weiterentwickeln).

2018 wurde zum ersten Mal nachgewiesen, dass das Virus beim Menschen schwere Gehirnentzündungen auslösen kann. Seitdem gilt die Borna-Krankheit als Zoonose, also als eine Krankheit, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden kann.

Wie und wodurch wird das Virus übertragen?

Die Feldspitzmaus Crocidura leucodon ist der Hauptwirt des Erregers, wird aber selbst nicht krank. Sie gibt das Virus jedoch ihr ganzes Leben lang über Speichel, Kot und Urin ab.

Die Maus ist in Mittel- und Südosteuropa verbreitet, das Virus kommt bisher jedoch nicht überall vor, wo die Maus lebt. Bisher wurde das BoDV-1-Virus in Mäusepopulationen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz entdeckt.

In Deutschland gelten besonders Bayern, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie angrenzende Regionen als Risikogebiete.

Süß, aber potentiell tödlich - die Feldspitzmaus.

Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) gibt es keine Hinweise darauf, dass andere Tiere das Virus auf den Menschen übertragen können. Pferde, Schafe und Katzen scheinen das Virus nach aktuellem Wissen nicht auszuscheiden, weshalb eine Übertragung von ihnen zum Menschen relativ unwahrscheinlich ist. Auch von Mensch zu Mensch ist eine Ansteckung höchstwahrscheinlich nicht möglich.

In seltenen Fällen kam es laut dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin zu Übertragungen auf Menschen, die Spitzmäuse betreuten. Diese Infektionen führten zu schweren, meist tödlichen Gehirnentzündungen. Bei heimischen Eichhörnchen wurde das Virus bisher nicht festgestellt, und es gibt keine Hinweise darauf, dass es in anderen Tierarten vorkommt.

Symptome des Borna-Virus

Die Krankheit ist bisher nur bei wenigen Menschen genau dokumentiert worden. Experten vermuten, dass nach einer Inkubationszeit von ein paar Wochen bis Monaten zunächst allgemeine Beschwerden auftreten, wie zum Beispiel Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber, Schwächegefühl und Leistungsabfall.

Zu den Symptomen des Borna-Virus zählen unter anderem Fieber, Schwächegefühle sowie anhaltende Kopfschmerzen.

Durch die Abwehrreaktionen des Körpers ziehen sich die Borna-Viren ins zentrale Nervensystem zurück, wo es infolgedessen zu neurologischen Problemen kommen kann, wie etwa:

  • Orientierungslosigkeit
  • Bewusstseinstrübungen
  • Verhaltensänderungen und -auffälligkeiten
  • Sprach- und Schluckstörungen
  • Bewegungsprobleme
  • epileptische Anfälle

Der weitere Verlauf

Im späteren Verlauf entwickelten die bisher bekannten Fälle nach einigen Tagen eine schwere Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), die dazu führte, dass die Betroffenen innerhalb kurzer Zeit ins Koma fielen.

Bis auf einen bekannten Fall sind alle Patient:innen nach einem raschen, schweren Krankheitsverlauf gestorben. Auch bei Tieren wie Schafen, Pferden oder Katzen führt die Infektion in den meisten Fällen innerhalb weniger Wochen oder Monate zum Tod. Das Borna-Virus ist demnach extrem tödlich und eine Infektion stellt eine außerordentliche Gefahr für Menschen und Tiere dar.

Es ist unklar, ob es auch Infektionen gibt, die ohne Symptome oder nur mild verlaufen. Forscher:innen vermuten jedoch, dass es eine Dunkelziffer gibt, was bedeuten könnte, dass die tatsächliche Zahl der Infektionen höher ist als die offiziell erfassten Fälle.

Verdacht auf Infektion?! – was zu tun ist

Borna-Virus-Infektionen sind anfangs schwer zu erkennen, weil die Symptome oft sehr unspezifisch sind. Man kann sie also nur durch Labortests nachweisen. Bei lebenden Patient:innen wird das Blut oder Nervenwasser auf Antikörper untersucht, die der Körper nach Kontakt mit dem Virus bildet. Bei Verstorbenen lässt sich mittels PCR-Test das Virus-Erbgut im Nervenwasser oder Gewebe aufspüren.

Neben dem Bernhard-Nocht-Institut bieten auch mehrere Universitätskliniken solche Tests an. Seit 2019 müssen Borna-Virus-Infektionen gemeldet werden. Wird das Virus bei einem Menschen nachgewiesen, ist das Gesundheitsamt gemäß §7 IfSG zu informieren.

Eine gezielte und spezifische Behandlung gegen die Borna'sche Krankheit gibt es im Moment nicht. Man kann nur unterstützend und intensivmedizinisch behandeln. Auch für Tiere gibt es derzeit keine wirksame Therapie.

So bleibst du sicher

Wie hoch ist das Risiko, sich anzustecken?
Einmal ausgebrochen ist das Virus ist zwar sehr gefährlich, das Ansteckungsrisiko in Deutschland wird jedoch als sehr gering eingeschätzt. Laut dem RKI gibt es jährlich nur etwa zwei bis sechs Fälle in ganz Deutschland.

Die meisten Infektionen stehen wohl mit dem direkten Kontakt zu einer infizierten Feldspitzmaus oder deren Ausscheidung in Zusammenhang. Ähnlich wie bei vielen anderen Viren, könnten auch kontaminierte Lebensmittel oder das Einatmen von verunreinigtem Staub eine Rolle bei der Übertragung spielen.
Wie genau das Virus vom Tier auf den Menschen übergeht, ist allerdings noch nicht vollständig geklärt.

Das Risiko einer Ansteckung besteht vor allem in Risikogebieten und bei Aktivitäten im Freien. Menschen, die in der Forst- und Landwirtschaft arbeiten, haben ein höheres Risiko, mit den Ausscheidungen infizierter Tiere in Berührung zu kommen. Auch der Aufenthalt in oder das Reinigen von Gebäuden, in denen Spitzmäuse waren, kann gefährlich sein.

Borna-Virus Survival Tipps:

  • Spitzmäuse nicht als Haustiere halten.
  • Weder lebende noch tote Spitzmäuse mit bloßen Händen berühren.
  • Vor dem Entsorgen von toten Spitzmäusen oder deren Ausscheidungen sollten diese mit Desinfektionsmittel besprüht werden, um das Aufwirbeln von Staub zu verhindern. Immer Handschuhe tragen und die Tiere nicht direkt Berühren.
  • Potenziell kontaminierte Flächen gründlich mit Haushaltsreiniger säubern.
  • Wenn sich Spitzmäuse in Haus oder Garten aufhalten, sollten Tierfutter, Komposthaufen oder zugänglich gelagerte Lebensmittel beseitigt werden.
  • Nach Gartenarbeit oder Tätigkeiten in der Garage solltet ihr duschen und die getragene Kleidung waschen.

Lust auf mehr?!

  • https://www.tt.com/artikel/30891383/brandgefaehrlicher-bornavirus-weiter-verbreitet-als-bisher-angenommen
  • https://vet-magazin.de/universitaeten/vetmeduni-vienna/bornavirus-verbreitung-studie.html?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=newsletter:178929&utm_content=teaserlink&utm_term=newsletter:178929:34
  • https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/kurzmeldungen/de/2022/06/bornavirus-deutschland-uebertragung-und-symptome.html
  • https://www.nature.com/articles/s41467-024-52192-x
  • https://www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis-z/borna-virus
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