Gefahr aus dem Wasserhahn: PFAS-Alarm im Elsass

20. Juni 2025
Copyright: Bild von Jonas KIM auf Pixabay

Ausnahmezustand im beschaulichen Dreiländereck, genauer, dem Südelsass: Seit Mai 2025 gilt für rund 60.000 Menschen in insgesamt elf Gemeinden eine Trinkwasserwarnung aufgrund starker PFAS-Belastung des Grundwassers – und das ausnahmsweise einmal nicht wegen der chemischen Industrie.

Wenn der EuroAirport zur Umweltgefahr wird

Der internationale Flughafen EuroAirport Basel-Mulhouse liegt in Frankreich direkt an der Grenze zur Schweiz und ist der Ursprung einer massiven Grundwasserverschmutzung durch sogenannte PFAS – auch bekannt als “Ewigkeits-Chemikalien“.


Dieses Frühjahr wurden auf dem Flughafengelände Löschübungen durchgeführt, bei denen ein wohl älterer, noch vorrätiger Löschschaum genutzt wurde, der mit PFAS versetzt war. Durch die Freisetzung gelangen die Chemikalien jedoch in die Umwelt und auch das umliegende Grundwasser.

Es wirkt beschaulich am EuroAirport, doch von hier aus gelangen die PFAS ins Grundwasser.

PFAS wurden wegen ihrer Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit noch bis 2017 in Löschschaum zugesetzt. Mixturen aus PFAS waren deshalb beliebt, da sie einen dünnen Film auf dem Brennmaterial bilden können, der die Sauerstoffzufuhr unterdrückt.
Da die Chemikalien aber auch Luft, Böden und Grundwasser kontaminieren, wird ihre Freisetzung heute vermieden. Daher sollten PFAS in Löschschaum nur noch in sogenannten “Altlasten” vorrätig sein, also bereits hergestellte Produkte, die noch nicht eingesetzt wurden.

Der Alltag vieler Familien und Betriebe ist seither geprägt von Flaschenwasser und Unsicherheit – auch weil PFAS mittlerweile im Blut vieler Anwohner*innen nahe des Flughafens nachgewiesen wurden. Während der Grenzwert laut Human Biomonitoring Initiative der EU bei etwa fünf Mikrogramm pro Liter Blut liegt, zeigen Bluttest-Ergebnisse eine PFAS-Konzentration von bis zu 20 Mikrogramm pro Liter oder sogar mehr.

Was sind PFAS – und warum sind sie so gefährlich?

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind industriell hergestellte Stoffe, die wegen ihrer Wasser-, Fett- und Schmutzabweisung lange als Wundermittel galten.

Sie befinden sich in Pfannen, Kleidung, Verpackungen – und eben auch in Löschschaum. Genau dieser wurde am EuroAirport bis 2017 bei Feuerwehrübungen eingesetzt.

Das Problem: PFAS bauen sich kaum ab, reichern sich im Körper an und stehen im Verdacht, die Schilddrüse zu schädigen sowie neurologische Beschwerden und sogar Krebs zu verursachen und das Hormonsystem zu stören.

Wenn du dich für PFAS, ihre Verwendung im Alltag und die damit einhergehenden Gefahren interessierst, könnten auch unsere folgenden Artikel spannend für dich sein!

Trinkwasserverbot für Risikogruppen – und kein Ende in Sicht

In mehreren Gemeinden im Südelsass wurden PFAS-Werte festgestellt, die den erlaubten EU-Grenzwert (0.1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser) um das Vierfache überschreiten. Seither gilt ein Verbot für die Nutzung des Leitungswassers durch Risikogruppen wie Schwangere, Kleinkinder und schwer kranke Menschen.

Stattdessen wird nun zur Wasserflasche aus dem Supermarkt gegriffen. Die betroffenen Anwohner*innen sollen Entschädigungen für den Kauf von Mineralwasserflaschen enthalten – in welchem Umfang, ist noch unklar.
Auch kerngesunden Menschen wird geraten, das Wasser aus dem Hahn zu meiden.

Das Trinkwasser in Deutschland und der Schweiz scheint nicht betroffen zu sein. Lebensmittel aus Saint-Louis und Umgebung, die mit Grundwasser kontaminiert sein könnten (etwa Fisch oder Gemüse) sollten dennoch besser gemieden werden.

Auch die direkten Nachbarn in Basel und Allschwil sind nicht betroffen, da das Leitungswasser hier nicht aus Grundwasser, sondern aus weniger betroffenen Rheinwasser gewonnen wird. Außerdem wird das Grundwasser bei der Aufbereitung zu Leitungswasser zusätzlich mit Aktivkohle gefiltert, wodurch giftige Stoffe eliminiert werden können.

Für die Aufbereitung des kontaminierten Grundwassers fehlen jedoch auch in Basel die Technologie und die entsprechenden Rechtsgrundlagen.

Verantwortung und Konsequenzen

Der Flughafen räumt eine Mitverantwortung ein, betont jedoch, sich an alle geltenden Vorschriften gehalten zu haben.

In einer Petition fordern betroffene Gemeinden, dass der EuroAirport für die rund 20 Millionen Euro teure Filtertechnik aufkommt. Noch ist unklar, ob und in welchem Umfang sich der Flughafen beteiligt.

Politische Reaktionen und Ausblick

Auf Bundesebene sollen nun Maßnahmen folgen: So fordern parlamentarische Vorstöße einen Aktionsplan gegen Ewigkeitschemikalien sowie verbindliche PFAS-Grenzwerte, um Altlasten wie im Elsass künftig schneller sanieren zu können.

Kurzfristig setzen die Gemeinden auf mobile Wasseraufbereitung, langfristig auf Großfilteranlagen – doch die Herausforderung bleibt gewaltig.

Neben den Investitions- und Betriebskosten für die Wasserfilter in den elf Gemeinden wird wohl auch mit einer Erhöhung des Trinkwasserpreises ab 2026 zu rechnen sein.

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