Die EU-Kommission unternahm vor kurzem einen wichtigen Schritt, um die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik einzudämmen. Ab dem 15. Oktober 2023 soll ein umfassendes Mikroplastik-Verbot in Kraft treten, das den Verkauf, den Einsatz und die Verwendung von Mikroplastik in einer Vielzahl von Produkten einschränkt. Damit soll die Verschmutzung der Umwelt durch die kleinen Teilchen bis 2030 um 30 % reduziert werden. Dieser Schritt ist ein bedeutender Meilenstein im Kampf gegen die Plastikverschmutzung und hat das Potenzial, weitreichende positive Auswirkungen auf unsere Umwelt und Gesundheit zu haben.
Mikroplastik kurz erklärt!
Mikroplastik sind winzige Kunststoffpartikel, die oft in Produkten des täglichen Lebens vorkommen, wie zum Beispiel in Kosmetika, Reinigungsmitteln, Kleidung und Verpackungen. Diese winzigen Partikel sind nicht größer als fünf Millimeter, schwer abbaubar und sammeln sich in der Umwelt an, wo sie erheblichen Schaden anrichten können. Sie gelangen in Flüsse, Seen und Ozeane, wo sie von Tieren, meist Schalentiere und Fische, aufgenommen werden können. Dies kann zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen bei Tieren führen und letztendlich in die Nahrungskette gelangen, was auch für den Menschen Risiken birgt. Forschende der MedUni Wien gaben in einem wissenschaftlichen Artikel an, jeder Mensch würde pro Woche eine Kreditkarte zu sich nehmen. Dies entspricht etwa 5 Gramm Nano- und Mikroplastik. Man befürchtet, dass dadurch mögliche schwere Stoffwechselerkrankungen ausgelöst werden können. Wer noch mehr über Mikroplastik erfahren möchte, kann hier gerne weiterlesen! Und auch bei Kleidung sollte man auf den Anteil von Mikroplastik achten. Auch hierzu haben wir bereits einen Artikel!
Das Verbot
Das Mikroplastik-Verbot der EU zielt darauf ab, die Verwendung von Mikroplastik in bestimmten Produkten zu verbieten. Dazu gehören Produkte wie Kosmetika, Körperpflegeprodukte, Reinigungsmittel und sogar Granulat bei Kunstrasen, wie er auf Sportplätzen häufig genutzt wird. Die Hersteller jener Produkte sind nun dazu verpflichtet, Alternativen zu finden und sicherzustellen, dass ihre Produkte den neuen Vorschriften entsprechen. Je nach Produkt sind verschiedene Fristen gesetzt.
Mikroplastik in der Kosmetik macht den Anfang am 15. Oktober und soll losen Glitzer, der zum Schminken oder bei Nageldesigns genutzt wird, verbieten. Aber auch Mikroplastik in Peelings und anderen Kosmetikprodukten sind betroffen, haben allerdings zwischen vier und zwölf Jahren Zeit, da die Produzenten erst vernünftige Alternativen finden müssen. Von dem Verbot ausgenommen sind Produkte wie Glitzer-Lidschatten oder - Highlighter in Form von gepresstem Puder. Ist der Glitzer integraler Bestandteil eines Produkts und kann sich daher nicht davon lösen, bleibt er von dem Verbot verschont. Mittlerweile gibt es auch bei losem Glitzer weniger schädlichen “Bio-Glitzer”, der aber auch wie andere Bio-Kunststoffe nicht frei von umweltschädigenden Eigenschaften ist.
Erst nach 8 Jahren soll das Verbot auch für Granulat im Kunstrasen gelten, damit die Betreiber von Sportplätzen genug Zeit haben, um Alternativen zu finden. Produkte, die das enthaltene Mikroplastik nicht freisetzen, sowie der Einsatz von Mikroplastik in industriellen Produktionsprozessen, ist weiterhin erlaubt. Allerdings müssen die Unternehmen sicherstellen, dass die Partikel nicht in die Umwelt gelangen. Wir listen kurz auf, welche Produkte von dem Verbot betroffen sind:
- Loser Glitzer
- Gesichtspeelings
- Kosmetikprodukte, die festes Mikroplastik beinhalten
- Granulat bei Kunstrasen
- Weichmacher und Detergenzien
- Medikamente und Medizinprodukte
- Spielzeug
- Düngemittel und Pflanzenschutzmittel
Kontroverse
Nach Bekanntmachung dieses Verbots wurden teils ganze Paletten an Kosmetikprodukten aufgekauft, in der Annahme, dass die meisten Produkte mit Mikroplastik danach nicht mehr produziert werden würden. In TikTok-Reels und Instagram Posts wird gezeigt, wie man ganze Aufsteller voll Lidschattenpaletten kauft. Das Hamstern schlägt wieder zu. Und diesmal völlig unbegründet, da gerade Lidschatten und Highlighter von diesem Verbot ausgenommen sind.
Weniger Mikroplastik für die Umwelt
Die oben genannten Maßnahmen haben das Ziel, die Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt zu reduzieren und die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen. Jährlich werden in der EU etwa 42.000 Tonnen dieser Partikel freigesetzt. Indem Mikroplastik in Produkten des täglichen Gebrauchs reduziert wird, können wir einen wichtigen Schritt in Richtung einer sauberen Umwelt und einer nachhaltigeren Zukunft machen. Man rechnet in den nächsten 20 Jahren mit etwa 19 Milliarden Euro, um dieses Vorhaben in die Realität umzusetzen. Die hohen Kosten sind besonders der Suche nach neuen und besseren Alternativen sowie dazugehörigen Testverfahren geschuldet.
Die Einführung des Mikroplastik-Verbots in der EU ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber noch immer bleibt viel zu tun, um die Bekämpfung von Plastikverschmutzung auf globaler Ebene anzugehen. Auch ist es essentiell, dass andere Länder ähnliche Maßnahmen ergreifen, um einen Beitrag zur Lösung dieses Problems zu leisten, da Plastikmüll ein grenzüberschreitendes Problem ist.
Das Verbot erinnert uns daran, wie wichtig es ist, unsere Konsumgewohnheiten zu überdenken und nachhaltigere Alternativen zu fördern, um unsere Umwelt zu schützen und zu bewahren.
- https://utopia.de/news/neue-regeln-eu-glitzerverbot-das-bedeutet-es/
- https://utopia.de/ratgeber/bioplastik-biokunststoffe-check/
- https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/mikroplastik-verbot-auch-fluessige-kunststoffe-muessen-verboten-werden/
- https://www1.wdr.de/nachrichten/eu-mikroplastik-verbot-karneval-ohne-glitzer-102.html
- https://www.familie.de/nachhaltigkeit/verkauf-von-mikroplastik-kuenftig-verboten-diese-produkte-verschwinden-jetzt-aus-den-laeden--01HBBCNDTDTGNG57TRGQBED15M
- https://www.rheinpfalz.de/lokal/pfalz-ticker_artikel,-aus-f%C3%BCr-glitzer-und-co-welche-folgen-das-eu-verbot-von-mikroplastik-hat-_arid,5559526.html
- https://www.wa.de/verbraucher/naegel-produkte-kosmetik-peelings-kunststoff-schminke-karneval-mikroplastik-verbot-glitzer-eu-92545365.html
- https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.eu-sagt-mikroplastik-den-kampf-an-warum-glitzer-jetzt-verboten-wird.bae3fbbd-0b87-4c76-8074-281e23e344a6.html
- https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/mikroplastik-verbot-eu-100.html