Penny-Experiment enthüllt "wahren Kosten" von Produkten

August 2023
Copyright: Penny Markt

Der Discounter Penny geht neue Wege in der Lebensmittelbranche und führt diese Woche ein Experiment durch, bei dem neun ausgewählte Produkte zu ihren “wahren Kosten” angeboten werden. Dabei wurden die tatsächlichen Kosten für Umweltbelastungen, soziale Aspekte sowie Tierwohl und weitere externe Faktoren in den Verkaufspreis eingerechnet. So kostet etwa eine Packung Wiener Würstchen statt 3,20€ rund 6€.

Ein Weckruf für Konsument:innen und Industrie

„[Wir müssen] uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln. Dafür wollen wir mit der nationalen Kampagne zu den Wahren Kosten Bewusstsein schaffen [und] [...] gemeinsam mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald Lösungen aufzeigen”, so Stefan Görgens, COO PENNY, anlässlich des digitalen Auftaktpressegesprächs (31.07.23).

Mit dem Experiment möchte der Discounter einen Beitrag zur Aufdeckung von Marktfehlern leisten und seine Kund:innen darauf aufmerksam machen, dass die Landwirtschaft etliche Umweltschäden wie Wasserverschmutzung, Bodenzerstörung und einen enormen Treibhausgas-Ausstoß verursacht, die sich jedoch nicht in den Preisen für Fleisch, Milch oder Käse widerspiegeln. Dies soll sich mit den "wahren Preisen" ändern. Ökologische und soziale Faktoren, die bisher in den gängigen Preisen nicht berücksichtigt wurden, sollen in die Preisgestaltung miteinbezogen werden und gleichzeitig für Transparenz sorgen.

„Es geht nicht darum, die wahren Kosten unmittelbar für alle Lebensmittel einzuführen. Dazu fehlen die umfassenden wissenschaftlichen Grundlagen ebenso wie Antworten auf zentrale Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Wir erhoffen uns einen starken Impuls, damit wir Preise für Lebensmittel in einer anderen und (verursacher)gerechteren Form diskutieren und betrachten“ Dr. Amelie Michalke, Nachhaltigkeitswissenschaftlerin an der Universität Greifswald.

Der Blick soll also vielmehr auf die ökologischen Folgen der Lebensmittelproduktion gelenkt werden und ein Bewusstsein für ihre wahren Auswirkungen schaffen. Erst aus dem Kaufverhalten der Kund:innen könne dann ein weiteres Fazit gezogen werden.

„Wir bekommen umfassende Daten über die Kampagnenwoche, aber auch über Vergleichswochen und sozio-demographische Informationen. Wir können damit sicher wertvolle Erkenntnisse über Kaufverhalten und Akzeptanz für das Thema gewinnen [und] Handlungsempfehlungen für die verschiedenen Akteure ableiten, um vor allem sinnvolle politische Maßnahmen zu gestalten, die zu einer nachhaltigen Transformation des Lebensmittelsektors - für Konsumentinnen und Konsumenten sowie Produzentinnen und Produzenten beitragen.“ - Prof. Tobias Gaugler von der Technischen Hochschule Nürnberg.

Polarisierendes Experiment

Bei einigen kommt die Kampagne gut an, allerdings machen auch viele Kund:innen über Social Media ihrem Ärger über die erhöhten Preise Luft. Dabei könnte das Experiment mit insgesamt nur neun temporär teureren Produkten doch gerade zum Nachdenken und bewussteren Konsum anregen.

Quer vom BR zieht einen Vergleich zu der einwöchigen Preiserhöhung von 2,80€ auf eine Packung Würstchen und weist darauf hin, dass dagegen durch den menschengemachte Klimawandel bis 2050 alleine in Deutschland rund 280-900 Milliarden Euro Kosten für die Bekämpfung von Extremwetterereignissen und Hochwasserschäden eingesetzt werden müssten. Im Vergleich könne man sich vielleicht eher über das Fehlen einer ausreichenden Strategie für die Zukunft gestört fühlen, als durch eine etwas teurere Wurst oder Käse mit Symbolcharakter.

Projekt Zukunftsbauer

Die Mehreinnahmen durch die kurzzeitig erhöhten Preise werden übrigens auch nachhaltig eingesetzt – PENNY spendet das Geld an das Gemeinschaftsprojekt Zukunftsbauer, einer Initiative von “PENNY, der Molkerei Berchtesgadener Land, Landwirt:innen und Kund:innen mit dem Ziel, einen Beitrag zum Klimaschutz und zum Erhalt der familiengeführten Bauernhöfe im Alpenraum zu leisten”, so heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.

Der Zukunftsbauer wurde im Oktober 2021 ins Leben gerufen und bietet Landwirt:innen der Genossenschaftsmolkerei einen Fördertopf, um ihre Höfe energetisch zu optimieren. Dafür verzichte PENNY bei allen Milchprodukten der Molkerei Berchtesgadener Land auf einen Teil seiner Verkaufsspanne und die Molkerei verdopple dafür die Summe.

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Es bleibt abzuwarten, wie das Experiment von den Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgenommen wird und welche Auswirkungen es langfristig auf die Lebensmittelbranche hat. Eines steht jedoch fest: Mit diesem Schritt setzt PENNY ein deutliches Zeichen für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion und regt vielleicht auch uns Verbraucher zum Nachdenken an, was uns Lebensmittel und unsere Umwelt eigentlich wert sind.

  • https://www.penny.de/presse/pressemeldung_wahre--kosten-310723
  • https://www.instagram.com/p/CvXBrGxu9tD/?igshid=MTc4MmM1YmI2Ng%3D%3D
  • https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/penny-bietet-produkte-zu-wahren-kosten-an-umweltverschmutzung-einbezogen-19068716.html
  • https://www1.wdr.de/nachrichten/wahre-kosten-eigentlich-muessten-lebensmittel-deutlich-teurer-sein-100.html
  • https://www.welt.de/wirtschaft/article246648932/Penny-Wiener-fuer-6-Euro-Discounter-verlangt-echten-Preis-fuer-Lebensmittel.html
  • https://www.stern.de/wirtschaft/penny--wahre-kosten---hoehere-lebensmittelpreise-decken-marktfehler-auf-33699712.html
  • https://www.chip.de/news/Penny-wagt-Experiment-Discounter-zeigt-erstmals-wahre-Verkaufspreise_182944887.html
  • https://taz.de/Wahre-Preise-fuer-Lebensmittel/!5947731/
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