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CO2-Fußabdruck, Klimasteuer und die Verantwortung der Ölkonzerne

Juli 2023
Eine Ölraffinerie
Eine Ölraffinerie - Copyright: Patrick Hendry auf Unsplash

Der CO2-Fußabdruck ist zu einem zentralen Punkt in Diskussionen rund um das Thema Klimawandel geworden. Jeder Einzelne von uns verursacht durch seinen Lebensstil eine bestimmte Menge an CO2-Emissionen, die zur globalen Erwärmung beitragen. Allerdings wird häufig ignoriert, dass Großkonzerne in diesem Zusammenhang eine weitaus größere Rolle spielen. Schlimmer noch: Tatsächlich nutzen die großen Ölmagnate das Konzept des CO2-Fußabdrucks, um von ihrem eigenen Handeln abzulenken und die Verantwortung für das Klima auf den Normalverbraucher zu schieben. In diesem Artikel klären wir darüber auf, inwiefern der CO2-Fußabdruck wirklich relevant ist und ob es nicht möglich ist, große Konzerne für übermäßigen CO2-Ausstoß zur Verantwortung zu ziehen.

Ein paar Fakten

Ölkonzerne wie Shell, Exxon, BP und andere haben über Jahrzehnte hinweg enorme Mengen fossiler Brennstoffe gefördert und verkauft. Dadurch haben sie maßgeblich zu der Ansammlung von Treibhausgasen in der Atmosphäre beigetragen. Der CO2-Fußabdruck der Ölkonzerne ist in der Tat beachtlich. Laut einem Bericht von Oxfam sind nur 100 Unternehmen, bekannt unter dem Namen “Carbon Majors”, für mehr als 70% der weltweiten CO2-Emissionen seit 1988 verantwortlich. Viele große Öl- und Gasunternehmen zählen dabei zu den Hauptverursachern.

Eine Tankstelle vom Ölkonzern Shell
Eine Tankstelle vom Ölkonzern Shell

Trotz des Wissens um die schwerwiegenden Folgen des Klimawandels haben diese Unternehmen zu lange auf ihre Profitinteressen gesetzt und notwendige Umstellungen auf erneuerbare Energien vernachlässigt. Um von ihrer eigenen Verantwortung abzulenken, greifen viele Ölkonzerne auf eine raffinierte Taktik zurück: Sie schieben die Verantwortung für die von ihnen verursachten Emissionen auf den Verbraucher. Der CO₂-Fußabdruck kann als Verbildlichung dafür missbraucht werden, den Konsument:innen ein schlechtes Gewissen einzureden, während man sich selbst von den Schuldzuweisungen distanziert, indem man sie einfach an den Verbraucher weiterreicht. Diese Strategie hat zur Folge, dass sich Konsument:innen schuldig fühlen und sich vor allem auf kleine, persönliche Maßnahmen konzentrieren, während die eigentlichen Verursacher des Problems ungeschoren davonkommen. Allein in Deutschland wurden 2020 insgesamt fast 400 Millionen Tonnen CO2 nur in den Sektoren Energie und Industrie ausgestoßen. Auf diese Bereiche hat eine Privatperson nur sehr bedingt Einfluss. Maßgeblich beteiligt sind hier die genannten Großkonzerne, die ihre Schuld jedoch gerne den Bürgern unterjubeln wollen. Und es wird noch schlimmer: Die Menschen, die zu den bestverdienendsten 1 % der Welt gehören, verursachen jährlich 101 Tonnen CO2, wohingegen der globale Durchschnitt pro Person bei 6 Tonnen liegt.

Klimaneutral-Kampagnen

Ein Beispiel für Greenwashing und damit den vermeintlichen Kampf der Konzerne gegen das Klima sind die sogenannten "Klimaneutral"-Kampagnen. Hierbei wird suggeriert, dass die durch den Konsum ihrer Produkte entstehenden Emissionen durch Klimaschutzprojekte oder Aufforstungsmaßnahmen ausgeglichen werden können. Doch Kritiker bemängeln, dass diese Kompensationsmaßnahmen oft nicht ausreichend sind und die eigentlichen Emissionen durch die fossilen Brennstoffe nicht reduziert werden. Klimaneutral heißt nämlich nicht gleich emissionsfrei! Die Konzerne reduzieren ihren CO2 Ausstoß nicht, sondern versuchen durch beispielsweise das Pflanzen von Bäumen die Kritiker ruhigzustellen.

Klimasteuer

Kann eine Klimasteuer beim Erreichen der Klimaziele helfen?
Kann eine Klimasteuer beim Erreichen der Klimaziele helfen?

Ein vielversprechender Ansatz, um den CO2-Fußabdruck wirksam zu reduzieren, wäre eine Klimasteuer. Hierbei müssten nicht nur die Konsumenten, sondern auch die großen Konzerne für ihre Emissionen zahlen. Eine Möglichkeit wäre eine CO2-Steuer, bei der Unternehmen für jede Tonne CO2, die sie ausstoßen, zur Kasse gebeten werden. Diese Steuer könnte progressiv gestaltet werden, um Unternehmen mit höheren Emissionen stärker zu belasten und Anreize für eine Umstellung auf klimafreundliche Technologien zu schaffen. Die Einnahmen aus einer solchen Steuer könnten dann gezielt in den Ausbau erneuerbarer Energien und klimafreundliche Technologien investiert werden.

Besonders wichtig ist es, eine soziale Komponente in die Klimasteuer einzubringen, damit einkommensschwache Haushalte nicht überproportional belastet werden. Eine ökologisch und sozial gerecht gestaltete Klimasteuer könnte dazu beitragen, den globalen CO2-Fußabdruck zu reduzieren, ohne die wirtschaftlich schlechter dastehenden Individuen in der Gesellschaft zu benachteiligen.

Es ist an der Zeit, dass Ölkonzerne ihre Verantwortung für den Klimawandel nicht länger auf die Konsument:innen abwälzen. Stattdessen sollten sie ihre Geschäftsmodelle grundlegend überdenken und verstärkt in erneuerbare Energien investieren. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Politik die richtigen Weichen stellt und durch Maßnahmen wie eine Klimasteuer Anreize für eine nachhaltige Entwicklung schafft. Nur so können wir den Herausforderungen des Klimawandels entschlossen begegnen und eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen sichern.

  • https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/nachhaltigkeit/co2-fussabdruck-carbon-footprint-shell-exxon-bp-taeuschung-klima-100.html
  • https://taz.de/Oekologischer-Fussabdruck-und-Klimakrise/!5892875/
  • https://www.youtube.com/watch?v=svDGHu-bW8Q
  • https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/mehrwertsteuer-oekologisch-sozial-gestalten
  • https://www.piqd.de/users/leonie.sontheimer/piqs/klimasteuer-fur-reiche-wo-ist-die-deutsche-debatte
  • https://www.sueddeutsche.de/wissen/oelkonzern-gaskonzern-klimawandel-pariser-klimaabkommen-1.5446891
  • https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/verbrauchertaeuschung-mit-vermeintlicher-klimaneutralitaet-deutsche-umwelthilfe-gewinnt-vor-gericht/
  • https://ooe.arbeiterkammer.at/beratung/konsumentenschutz/fairkonsumieren/Nicht_alles-_wo_-klimaneutral-_draufsteht_ist_es.html
  • https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/oxfam-gewinner-krise-davos-100.html
  • https://www.faz.net/aktuell/politik/oxfam-studie-kritisiert-ungleichheit-bei-co2-ausstoss-17619364.html#:~:text=Oxfam%20kritisiert%20CO2%2Dintensiven%20Lebensstil%20der%20Reichen&text=Das%20wohlhabendste%20Prozent%20der%20Weltbev%C3%B6lkerung,anl%C3%A4sslich%20der%20Vorstellung%20einer%20Studie.
  • https://klima-der-gerechtigkeit.boellblog.org/2019/10/26/update-zu-den-carbon-majors-die-klimaverantwortung-der-fossilen-konzerne/#:~:text=Die%20Carbon%20Majors%20sind%20die,Beginn%20der%20Industrialisierung%20verantwortlich%20sind.
  • https://www.cdp.net/en/articles/media/new-report-shows-just-100-companies-are-source-of-over-70-of-emissions
  • https://www.spiegel.de/wissenschaft/geplante-oel-und-gasprojekte-weltweit-195-kohlenstoffbomben-bedrohen-das-weltklima-a-75e1cce0-e16b-4e29-9d27-276f285b2413
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