Der 19. August - Diesen Tag widmen wir Menschen einem unserer engsten Verwandten in der Tierwelt: dem Orang-Utan. Ganze 12-16 Millionen Jahre ist es her, dass sich unsere genetischen Wege von denen der Tiere trennten und dennoch stimmt unser Erbgut noch um 97% mit dem der Waldbewohner überein. Kein Wunder also, dass viele Menschen sich für jene bemerkenswerten Tiere interessieren und mithilfe des Orang-Utan-Tages auf ihre faszinierende Lebensweise und Tiere selbst aufmerksam machen wollen.
Im Folgenden möchten wir gerne einige interessante Fakten über diese liebenswerten Tiere mit euch teilen.
Charakteristik und Lebensraum der Orang-Utans
Orang-Utans, deren Name im Malaiischen so viel wie “Waldmensch” bedeutet, gehören zu den großen Menschenaffen und sind hauptsächlich im südostasiatischen Regenwald auf Borneo und Sumatra zu finden.
Ihr langes Fell ist für gewöhnlich von brauner bis roter Farbe und besonders ihre langen Arme, die ausgebreitet eine Spannweite von bis zu 2,2 Metern haben, sind ein typisches Kennzeichen der Tiere. Orang-Utans lassen sich in drei Arten unterscheiden, die sich vom Aussehen her zwar stark ähneln, jedoch trotzdem kleine, aber feine Unterschiede aufweisen.
Die größte dieser Arten im Bestand ist die der Borneo-Orang-Utans. Sie setzten sich aus weiteren 3 Unterarten, etwa 41 Meta-Populationen und insgesamt 54.000 Tieren zusammen.
Besonders der WWF setzt sich seit 2003 vermehrt für den Schutz dieser Art ein.
Die Art des Sumatra-Orang-Utans umfasst etwa 14.600 Tiere und der Art der Tapanuli-Orang-Utans, welche erst 2017 als eigene Art anerkannt wurde, gehören nur etwa 770 Tiere an.
Der Tapanuli-Orang-Utan unterscheidet sich von den anderen Arten beispielsweise durch näher beieinander stehende Augen und eine leicht andere Schädelform. Auch anhand der Zähne lassen sich feine Unterschiede feststellen.
Der Tapanuli-Orang-Utan lebt auf einem Gebiet von ca. 1.100 Quadratkilometer.
Klettergenies des Regenwaldes
Nicht nur sind Orang-Utans Asiens einzige Menschenaffen, sie sind außerdem die größten Baumbewohner im Tierreich. Nur selten sind sie am Boden des Regenwaldes anzutreffen, da sie die meiste Zeit ihres Lebens in den Baumkronen ihrer Heimat verbringen. Selbst nachts schlafen sie in den Baumkronen in sogenannten Nestern, welche sie jeden Abend aufs Neue errichten — ein Unterfangen, das in etwa 10 Minuten jeden Abend in Anspruch nimmt. Und auch, wenn sie eigentlich tagaktiv sind, so hält der Borneo-Orang-Utan beispielsweise trotzdem ab und an sein Mittagsschläfchen in diesen hoch gelegenen Vorrichtungen ab.
Bei dieser Lebensweise muss praktisch alles an diesen Affen auf das Klettern ausgelegt sein. Die langen Arme sind ideal dazu geeignet, sich von Baum zu Baum oder von Liane zu Liane zu schwingen und sogar ihre Füße sind perfekt an das Leben so hoch oben angepasst. So können sie nämlich ihren großen Zeh weit von den übrigen Zehen abspreizen und damit Äste für mehr Halt und Trittsicherheit umgreifen.
Die großen Affen hangeln sich gerne von Ast zu Ast oder verwenden sogar Lianen, um durch die Bäume zu schwingen.
Aufgrund ihrer Körpergröße und ihres Gewichtes bewegen sich die Tiere jedoch im Allgemeinen sehr bedächtig und vorsichtig voran.
Besonders männliche Orang-Utans, welche bei der Geburt nur rund 1,5 bis 2 kg wiegen, legen nämlich ihr Leben lang an Gewicht zu und können bis zu 100 kg schwer werden.
Was für das Klettern vielleicht hinderlich erscheinen mag, bringt aber auch ungeahnte Vorteile mit sich. Die schlauen Tiere wissen ihr Gewicht nämlich zu nutzen und hängen sich beim Klettern beispielsweise an hochliegende Äste, um diese in Richtung eines anderen Baumes zu biegen und einen leichteren Übergang zu finden. Sogar ganze Bäume können die Affen zum Schwingen bringen, um sie näher zu anderen Bäumen neigen zu können.
Familienstrukturen und Nachwuchs
Orang-Utans sind im Vergleich zu einigen anderen Affen weitgehend Einzelgänger. Zwar tun sich immer mal wieder miteinander verwandte Orang-Utan Weibchen zusammen und durchstreifen gemeinsam für ein paar Tage die Wälder, doch schon nach kurzer Zeit werden sie sich wieder trennen und ihre eigenen Wege ohne Gesellschaft fortsetzen. Männliche Orang-Utans werden unterschieden in dominante und nachrangige Männchen. Sie unterscheiden sich im Aussehen durch ausgeprägte Wangenwülste bei dominanten Männchen, die den Nachrangigen fehlen. Ein dominantes Männchen beansprucht in der Regel ein Revier von einigen hundert Hektar Fläche für sich, das sich mit den Streifgebieten von drei bis vier Weibchen kreuzt.
Die Reviermarkierung der Orang-Utans erfolgt durch sogenannte „long calls“ - bis zu 2 Minuten lange Rufe, die zum einen andere Männchen abschrecken und zum anderen Weibchen anlocken sollen. Die Rufe werden etwa 2-4 mal am Tag ausgestoßen.
Mit etwa 14 Jahren sind Orang-Utan Männchen geschlechtsreif und mit durchschnittlich 15 Jahren bekommt ein Orang-Utan Weibchen ihr erstes Kind.
Auch wenn das Männchen die Weibchen durch seine Rufe auf sich aufmerksam machen möchte, so liegt die Endentscheidung zur Paarung dennoch bei den Weibchen. So weisen sie beispielsweise durch ihr geringeres Gewicht eine deutlich höhere Agilität auf als die Männchen und können auf diese Art und Weise sogar, wenn nötig, Begegnungen mit dominanten Männchen meiden.
Hat sich ein Weibchen zur Paarung mit einem Männchen entschieden, so verbringen beide Tiere einige Tage Zeit miteinander und gehen danach wieder getrennte Wege.
Im Laufe ihres Lebens bekommt ein Orang-Utan Weibchen im Durchschnitt 4-5 Jungtiere, um die sie sich auch nach der etwa achteinhalb monatigen Schwangerschaft noch fürsorglich kümmert.
So bekommen die Jungtiere auch noch im 5. bis 7. Lebensjahr Muttermilch zu trinken und erst mit 9 Jahren trennen sie sich vollständig von ihren Müttern.
Junge Orang-Utans bilden in der Jugendzeit und auch nach Verlassen des Muttertieres häufig kleine Gruppen, mit welchen sie dann durch die Gegend ziehen.
Geschicklichkeit und intelligentes Verhalten der Tiere
Orang-Utans sind unglaublich schlaue Tiere. Sie übertreffen den Ergebnissen eines Intelligenztests zufolge sogar Gorillas und Schimpansen an Schlauheit. Diese zeigt sich beispielsweise durch die Verwendung natürlicher Gegenstände als Werkzeuge. Abgebrochene Äste werden beispielsweise zur Verteidigung aber auch als eine Art Speer beim Fischfang verwendet und Blätter finden beim Kontakt mit stacheligen Früchten eine Anwendung als Handschuh oder dienen als Sonnen-oder Regenschirm und gelegentlich auch als eine Art Serviette.
Auch haben die Tiere einen fantastischen Orientierungssinn und ein außergewöhnliches Gedächtnis — sie können sich beispielsweise ohne Probleme merken, auf welchen Bäumen welche Früchte wachsen und nutzen dies als Vorteil in ihrer Ernährung.
Zu der Ernährung der Orang-Utans zählen fast ausschließlich pflanzliche Produkte wie Früchte, Kräuter, Wurzeln, Blätter, Blüten, Innenrinde, Pflanzenmark und Erde. Nur ab und an verzehren sie auch kleine wirbellose Tiere wie Ameisen und Termiten. Wirbeltiere stehen nur sehr selten auf dem Speiseplan der Orang-Utans.
Der Orang-Utan, sein Territorium und der Mensch
Orang-Utans spielen eine wichtige Rolle für unser Ökosystem: durch das Verzehren und anschließende Ausscheiden von Früchten, werden die Samen weit im Regenwald verbreitet und helfen bei der vielfältigen Entstehung neuer Fruchtbäume. Auch sorgt ihr Gehangel an den Ästen dafür, dass sich das Blätterdach etwas lichtet und mehr Licht zu tiefliegenden Pflanzen durchdringt.
Umso grausamer erscheint es, dass der Artbestand der Orang-Utans in den letzten Jahren drastisch gesunken ist. Seit längerem stehen sie nun schon auf der roten Liste der IUCN unter der Kategorie „vom Aussterben bedroht“.
Eine Tatsache, die traurigerweise dem Menschen geschuldet ist. Sowohl Lebensraumverlust durch Rodung und Abholzung der Regenwälder als auch Jagd auf die Tiere, um ihr Fleisch verkaufen zu können, schadet dieser Affenart unermesslich. Manche Menschen gehen sogar so weit, diese wunderbaren Wildtiere, wenn sie noch jung sind, als Haustier verkaufen zu wollen. Ein Unterfangen, das nicht nur den betroffenen Jungtieren schadet, sondern häufig tödlich für die Affenmütter endet.
Auch auf Plantagen kommt es immer wieder zu für die Affen tödliche Konflikten, wenn sie dort Nahrung suchen.
Derweil sind Orang-Utans besonders Menschen gegenüber eigentlich recht scheu und meiden Begegnungen so weit wie möglich. Nur in die Enge getriebene Tiere oder Weibchen, die ihre Jungtiere schützen möchten, drohen dem Menschen.
Wie so oft sind also wir Menschen eine deutlich größere Gefahr für die Tiere als umgekehrt.
Möchtet ihr helfen diese wundervollen Tiere zu schützen, so betreibt der WWF im Übrigen einige Spendenaktionen zum Schutz der Orang-Utans.
- https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/orang-utans/orang-utan-fakten-haetten-sie-das-ueber-orang-utans-gewusst
- https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/orang-utans
- https://www.wwf-junior.de/tiere/orang-utans-scheue-schlauberger
- https://www.isteshaltbar.de/frage-und-antwort/sind-orang-utans-mit-den-menschen-verwandt
- https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/genom-vergleich-orang-utan-und-mensch-sind-nahezu-identisch-a-741828.html