Neuer Kunststoff - Neue Hoffnung für die Ozeane

November 2023
Copyright: Foto von Brian Yurasits auf Unsplash

Weshalb unsere Meere Schutz benötigen

Nicht mehr verwendbarer Kunststoff, weggeschmissene Einwegbehälter, Plastiktüten und verlorene Fischernetze; all diese Dinge sind inzwischen in erschreckenden Maßen in unseren Weltmeeren zu finden. Und die Verschmutzung der Gewässer durch den Menschen lässt nicht nach – ganz im Gegenteil: Die Menge an Müll steigt immer weiter an. Umgerechnet gelangt minütlich eine ganze neue Lastwagenladung ins Meer. Aufs Jahr gerechnet sind das etwa 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll, der die Ozeane zusätzlich belastet. Kein Wunder also, dass etwa drei Viertel der Meere voll von Plastik sind.
Problematisch sind diese Entwicklungen insbesondere deshalb, da es teils mehrere Hundert bis Tausend Jahre dauern kann, bis sich das Plastik zersetzt hat. Sowohl große Plastikstücke als auch das während des Zersetzungsprozesses entstehende Mikroplastik birgt eine unglaubliche Gefahr für zahllose Meeresbewohner und ganze Ökosysteme: Oft können die Tiere nicht zwischen umhertreibendem Plastik und Nahrung unterscheiden. Selbst die kleinsten Plastikpartikel stellen ein Risiko dar, da sie für Plankton gehalten werden können. So kommt es, dass Mikroplastik inzwischen sogar seinen Weg in Form von Speisen zurück zum Menschen gefunden hat. Denn schlussendlich landet das Mikroplastik, welches von Fischen im Meer aufgenommen wird, wieder auf unseren Tellern. Die genauen gesundheitlichen Auswirkungen dessen sind bisher noch nicht hinreichend untersucht, doch die Prognosen sehen nicht gut aus.
Doch nicht nur Mikroplastik ist gefährlich für die Tiere, sondern auch größere Kunststoffteile werden vielen zum Verhängnis. Die Meeresbewohner können sich in herumtreibenden Teilen verheddern oder so viel Plastik zu sich nehmen, das sie schließlich daran steben. So ist der Tod jeder fünften Meeresschildkröte auf die Plastikflut in unseren Meeren zurückzuführen. Aber auch andere Tierarten sind davon betroffen. Regelmäßig ersticken Tiere an dem Plastik, erleiden tödliche Verstopfungen oder verhungern mit vollen Magen. Von letzterem Phänomen sind besonders Vögel betroffen. So wurden beispielsweise bei einer Untersuchung von Eissturmvögeln bei 93% der Tiere Plastikteile im Magen gefunden.
Eines ist klar: eine Lösung muss her!
Könnte die Erfindung eines neuen Kunststoffs diese Lösung sein?

Eine neue Hoffnung

Um eine Verschlimmerung des Müllproblems in den Meeren zu vermeiden - wenn nicht im Idealfall sogar ganz zu beseitigen - entwickelte Ruirui Qiao von der University of Queensland gemeinsam mit Kollegen vom Changchun Institute of Applied Chemistry (CIAC) in China einen neuen Kunststoff, der sich bei Berührung mit Salzwasser von selbst auflösen soll, indem er sich bis auf Molekulargröße zersetzt.

Wie funktioniert der neue Kunststoff?

Gelingen soll dieses Unterfangen durch eine spezielle Polymerisationstechnik.
Der Begriff “Polymerisation” bezeichnet die Vernetzung vereinzelter Bausteine, aus denen sich Kunststoff zusammensetzt – den Monomeren.
Bei den neuen Kunststoffvarianten soll ein eigens von der Forschergruppe vom CIAC entwickelter Monomer mithilfe 3D Drucks mit weiteren Monomeren dieser Art vernetzt werden. Das Problem besteht bisher darin, dass sich diese Methode nicht für die Massenproduktion an Kunststoff, wie sie bisher auf unserem Weltmarkt gefordert ist, eignet. Dennoch zeigen die Fortschritte der Forschung, dass es theoretisch durchaus möglich wäre, Polymere herzustellen, die sich bei Berührung mit Salzwasser auflösen.
In der großtechnischen Produktion wendet man sich der sogenannten Ringöffnenden Polymerisation zu. Dabei lassen sich sowohl die mechanische Festigkeit als auch die Form der Kunststoffe sehr präzise konstruieren und der Zerfall des Kunststoffs ist sicher.

Trotz zuverlässigem Zerfall des Kunststoffs soll es dennoch möglich sein, etwaige Behältnisse, welche aus dem Kunststoff bestehen, problemlos zu verwenden.

In den nächsten Jahren soll nun die Alternative zum konventionellem Kunststoff in einer neuen Produktlinie in China und Australien auf den Markt gebracht werden und der Markt selbst soll im Allgemeinen für biologisch abbaubare Produkten zugänglicher werden. Langfristig gesehen soll der neue Kunststoff den aktuell verwendeten ersetzen.

Man kann also nur auf die Wirksamkeit des neuen Kunststoffes hoffen, da eines klar ist: Sollte sich nicht bald etwas an der jetzigen Kunststoffsituation ändern, steht es schlecht um das Meer und seine Bewohner!

Weitere Projekte zum Schutz des Meeres findet ihr hier.

  • https://www.umweltdialog.de/de/umwelt/plastik-muell/2023/Neuer-Kunststoff-loest-sich-in-Meerwasser-auf.php
  • https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/plastikmuell-im-meer
  • https://www.planet-wissen.de/technik/werkstoffe/kunststoff/plastik-im-meer-106.html
  • https://suchdichgruen.de/nachhaltig-reisen/sanfter-tourismus/a313/im-wettlauf-gegen-die-zeit-entwicklungen-im-artenschutz/#teil-4


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