Octocrylen in Sonnencremes: unsichtbares Risiko für Haut und Meer

August 2024
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Wir stecken mitten im Sommer und damit in der Badesaison – Zeit, sich gut einzucremen! Doch dabei gibt es einiges zu beachten, denn nicht wenige Sorten enthalten den chemischen UV-Filter Octocrylen, der weder für deine Haut gesund ist noch für die Umwelt. Wir verraten dir, welche Sonnencreme du mit gutem Gewissen kaufen kannst und von welchen Produkten du besser die Finger lässt.

Sonnencremes: Schädlich für Haut und Umwelt?

Sonnenschutzcreme ist ein unverzichtbarer Begleiter in der sonnigen Jahreszeit. Sie schützt unsere Haut vor schädlicher UV-Strahlung und beugt Sonnenbrand sowie schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden wie Hautkrebs vor. Doch nicht alle Sonnencremes sind gleich: Einige von ihnen enthalten nämlich bedenkliche Inhaltsstoffe, die sowohl der Gesundheit als auch der Umwelt schaden können.

Worauf du beim Kauf von Sonnencreme achten solltest

Das Wichtigste in Kürze: Auf die folgenden drei Punkte solltest du achten, wenn du das nächste Mal zur Sonnencreme greifst. Damit bist du gewappnet für den nachhaltigen Sommerurlaub.

  1. Lichtschutzfaktor (LSF)
    Der LSF wird durch die große Zahl (meist 10, 25, 30 oder 50) auf der Sonnencreme Verpackung angegeben und zeigt an, für wie lange du nach dem Eincremen ohne Sonnenbrand in der Sonne bleiben kannst. Dein Hauttyp und die individuelle Eigenschutzzeit bestimmen mit, wie lange die Schutzdauer der Sonnencreme anhält. Verwende den LSF deshalb als Richtwert, aber nutze die errechnete Zeit nie bis zur letzten Sekunde aus!

  2. Inhaltsstoffe

    Sonnencremes enthalten chemische (auch “organische Filter” genannt) oder mineralische (auch “anorganische Filter” genannt) Partikel, die einen Schutzfilm auf der Haut bilden und uns den UV-Strahlen der Sonne schützen.

    Organische Filter absorbieren die UV-Strahlung, bevor sie in unsere Haut eindringt und wandeln sie in Wärme um. Sonnencreme mit chemischen Filtern ist leicht zu entfernen und trocknet die Haut nicht aus, da sie nicht in die Haut eindringen. Leider stehen einige der chemischen Filter wie Oxybenzon (Benzophenone-3) und Octinoxate (Ethylhexyl Methoxycinnamate) im starken Verdacht, das Hormonsystem empfindlich zu stören. Achte also auf Sonnencremes ohne diese beiden bedenklichen Inhaltsstoffe.

    Mineralische Filter wirken ebenfalls durch die Umwandlung in Wärme, zusätzlich bilden sie eine physikalische Barriere, die UV-Strahlen reflektiert und zusätzlich vor der Sonneneinstrahlung schützt. Mineralische Filter können nicht zerfallen und lösen keine Allergischen Reaktionen aus. Deshalb hinterlassen solche Cremes beim Auftragen meist einen sichtbaren weißen Film auf der Haut. Einige Hersteller setzen ihren Cremes die UV-Filter als besonders kleine Nanopartikel zu, damit sie schneller in die Haut einziehen und keinen weißen Film hinterlassen. Bislang ist allerdings ungeklärt, wie unbedenklich eine Aufnahme dieser Nanopartikel in unserem Körper ist, da sie unseren Organismus stören könnten. Auf jeden Fall sollte der Gebrauch von Sprüh-Sonnencreme mit Nanopartikeln vermieden werden! Durch das Einatmen können die Filter in unsere Lunge eindringen und dem gesamten Körper schaden.
    Ein weiterer Dermatologischer Nachteil ist, dass durch das Eindringen in unseren Körper die Haut schneller austrocknet.

  3. Umweltauswirkungen
    Chemische Filter sind zudem schädlich für die Umwelt. Sie lösen sich im Wasser von der Haut ab und gelangen dann in unsere Meere und Seen und stören die dortigen Ökosysteme. Naturkosmetik-Hersteller verwenden für ihre Sonnencremes anstatt der chemischen ausschließlich mineralische Filter, wie Titandioxid oder Zinkoxid. Seit August 2022 ist Titandioxid jedoch in Lebensmitteln verboten und einige Hersteller verzichten vorausschauend auch bereits in ihren Kosmetika auf den Filter.

In diesem Artikel zeigen wir 6 Tipps, die man beim Auftragen von Sonnencreme beachten sollte.

Gesundheitliche Auswirkungen von Sonnencremes

Ein weit verbreiteter chemischer UV-Filter in Sonnencremes ist Octocrylen. Dieser Filter ist effektiv beim Schutz vor UV-Strahlen, steht jedoch im Verdacht, hormonell wirksam zu sein und die Haut zu irritieren. Einige Menschen reagieren außerdem allergisch auf chemische UV-Filter.

Alternative Inhaltsstoffe wie Zinkoxid und Titandioxid sind mineralische UV-Filter, die als sicherer gelten. Diese wirken, indem sie UV-Strahlen zusätzlich reflektieren, anstatt sie nur zu absorbieren und umzuwandeln. Wichtig ist dabei, dass diese Mineralien in nicht-nanoform vorliegen sollten, da sie dann nur auf der Haut aufliegen und eine Barriere bilden sollen und nicht zu stark einziehen. Im besten Falle hat die Creme sogar noch eine pflegende Wirkung durch Öle und Pflanzenextrakte. Die mineralischen Sonnenschutzcremes sind zudem oft vegan und ohne Mikroplastik.

So wichtig ist das Haltbarkeitsdatum

Wissenschaftler:innen des Labors für Biodiversität und mikrobielle Biotechnologie von der Sorbonne Universität und der französischen Forschungsstelle Centre national de la recherche scientifique (CNRS), sowie unabhängiger Forscher:innen haben eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass alte Sonnencremes krebserregende Stoffe enthalten können.

Besonders problematisch ist der synthetische UV-Filter Octocrylen. Das Forschungsteam untersuchte in einer Studie Sonnencremes und andere Kosmetikprodukte mit Octocrylen aus Frankreich und den USA. Bei Produkten, die älter als ein Jahr waren, hat sich das Octocrylen zu Benzophenon abgebaut – eine Substanz, die krebserregend, erbgutverändernd und hormonell wirksam ist. Benzophenon kann außerdem Hautausschläge und Entzündungen verursachen und führte in Tierversuchen bereits zu vergrößerten Lymphknoten und Lebertumoren.

Die Forschenden fordern ein Verbot von Octocrylen und Benzophenon und raten Verbraucher:innen dringend, alte Sonnencremes mit Octocrylen nicht mehr zu verwenden. Details zur Studie wurden am 7. März 2021 veröffentlicht.

Umweltauswirkungen von Sonnencremes

Neben den gesundheitsschädigenden Faktoren mancher Sonnencremes haben einige Sonnencremes außerdem erhebliche negative Auswirkungen auf unsere Umwelt, insbesondere auf die Unterwasserwelt. Chemische UV-Filter wie Octocrylen und Oxybenzon treiben die Korallenbleiche in Riffen voran und gefährden unzählige Organismen. Kontakt mit diesen Stoffen führt zum Ergrauen und Absterben der Korallen, was katastrophale Folgen für das marine Ökosystem mit sich bringt – Korallenriffe, unsere “Unterwasser-Regenwälder” bieten zahlreichen Meerestieren einen Lebensraum schützen und die Küsten vor Erosion.

Wie stark die globale Korallenbleiche bereits vorangeschritten ist, erfährst du hier in unserem Artikel über den Klimawandel und die Meere.

Ein Bericht des Haereticus Environmental Laboratory schätzt, dass jährlich etwa 14.000 Tonnen Sonnenschutzmittel in die Ozeane gelangen und dabei empfindliche marine Lebensräume schädigen. Besonders betroffen sind Urlaubsziele wie Hawaii und die Karibik, wo Korallenriffe eine beliebte Touristenattraktion sind.

Chemische vs. mineralische Sonnencreme

Die klassische Sonnencreme, wie wir sie kennen, ist nach wie vor beliebt und bei den steigenden Preisen eine beliebte kostengünstige Alternative.

  • Sie ist mit sehr hohem Lichtschutzfaktor erhältlich und muss deshalb nicht so häufig nachgetragen werden.
  • Sie lässt sich leicht verstreichen und wird schnell durchsichtig auf der Haut (was an den schnell einziehenden Nanopartikeln liegt).
  • Inhaltsstoffe verändern sich nach Überschreiten des Ablaufdatums gesundheitsschädigend.
  • Schädlicher für die Umwelt.

Die Sonnencreme mit mineralischem Filter ist die optimale Alternative für nachhaltige Anwender:innen und solche mit empfindlicher Haut.

  • Aufgrund der natürlichen Inhaltsstoffe ist die mineralische Sonnencreme für alle Menschen bestens geeignet und wird für Babys und Allergiker:innen empfohlen.
  • Sie enthält keine chemischen UV-Filter und ist deshalb gesünder für Haut und Umwelt.
  • Die natürlichen Filter bieten einen LSF von maximal 30, weshalb öfter eingecremt werden sollte.

Nachhaltige Alternativen

Die gute Nachricht ist, dass es zahlreiche umweltfreundliche und hautschonende Alternativen zu den herkömmlichen Sonnencremes gibt. Zertifizierte Naturkosmetik bietet Produkte, die ohne bedenkliche chemische UV-Filter auskommen und stattdessen auf rein mineralische Filter setzen, die gleichzeitig die Haut pflegen. Diese Sonnencremes sind biologisch abbaubar und enthalten keine Schadstoffe, die den eigenen Körper oder die Unterwasserwelt gefährden könnten.

Einige empfehlenswerte Marken sind Alga Maris, Eco Cosmetics und Badger Balm. Die Hersteller verwenden ihre mineralischen Filter nicht in nanoform und verzichten auf künstliche Duft- und Konservierungsstoffe. Ihre Produkte sind häufig in recycelbaren Verpackungen erhältlich, was den ökologischen Fußabdruck weiter reduziert.

Beim Kauf von Sonnencreme lohnt es sich, einen genauen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen. Vermeide Produkte mit chemischen UV-Filtern wie Octocrylen und Oxybenzon, um sowohl deine Gesundheit als auch die Umwelt zu schützen. Setze stattdessen auf allergikerfreundliche mineralische Filter und umweltfreundliche Verpackungen. So kannst du den Sommer unbeschwert genießen und gleichzeitig einen Beitrag zum Schutz unserer Ozeane leisten.

Zusätzliche UV-Kleidung als Sonnenschutz ist besonders für zarte Kinderhaut sinnvoll.

Die besten und sichersten Methoden, um dich vor der Sonne zu schützen, sind hautbedeckende Kleidung und Schatten. Aber vorsicht, auch im Schatten sind wir noch immer fast 80% der schädlichen UV-Strahlung ausgesetzt - es lohnt sich also, auch hier auf Hautschutz zu achten. Es gibt sogar spezielle UV-undurchlässige Kleidung zum Baden. Wenn du dich für eine Sonnencreme entscheidest, greife zu einer, die sowohl für dich als auch für die Umwelt unbedenklich ist!

Und keine Sorge, mit mineralischer Sonnencreme wird man genauso braun wie mit herkömmlicher!

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