Grüne Städte für eine bessere Welt - Urban Gardening

11. Juni 2022
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Der Begriff “Urban Gardening” ist dem Englischen entlehnt und meint wörtlich übersetzt „Städtischer Gartenbau”. Dabei werden in urbanen Gegenden bewusst Grünflächen für die private oder gemeinschaftliche Nutzung geschaffen, um ein besseres Stadtklima zu erreichen und die lokale Lebensmittelversorgung zu unterstützen.

Das Stadtklima: Schadstoffe und Hitze-Inseln

Städte unterliegen einem stetigen Wachstum sowie der Tendenz, von mehr Menschen bezogen zu werden als ländliche Regionen. Vor Allem viele junge Erwachsene suchen aufgrund des größeren Angebots eher Städte aus, um ihre Karriere zu verwirklichen.

Durch dieses Wachstum bilden sich nicht nur globale Zentren aus, sondern auch Ballungsräume von Treibhausgasen. Urbane Mittelpunkte sind Vorreiter in Sachen CO2-Ausstoß: Vielbeschäftigter Verkehr sowie Stromanlagen der Betriebe und Einzelhaushalte generieren Massen an Emissionen.
Laut Scinexx.de sind mehr als 70% allerTreibhausgasemissionen den Städten der Erde geschuldet.

Dazu kommen noch ansteigende Temperaturen, die sich wie ein Heizteppich auf die Stadt legen. Schon lange beobachten Forschungsgruppen, wie z.B. die Klimaforschung der Ruhr-Uni Bochum, wie sich Temperaturen und klimatische Eigenschaften in urbanen Gebieten auswirken. Innenstädte verhalten sich regelrecht wie Hitze-Inseln, bei denen sich angesammelte Wärme über den Tag hinweg angestaut hat. Zusätzlich wurde bemerkt, dass sich Fassaden und Betonareale stärker aufheizen als Grünflächen. Folglich benötigen Stadtgebäude zukünftig Klimaanlagen, um die starke Hitze auszugleichen, was wiederum zu einem erhöhten Energie- und Kostenaufkommen führt.

Laut Dr. Monika Steinrücke von der Ruhr-Uni Bochum, sind Hitze-Inseln zwar schon immer vorhanden gewesen, jedoch intensivieren sie sich im Laufe der Zeit in Städten radikal, wenn man nichts dagegen tut.

Pflanzen für ein besseres Stadtklima

Eine Lösung, mit der man gegen das problematische Stadtklima einen Ausgleich schaffen kann, ist Urban Gardening.

Pflanzen sind wahre Umweltretter, denn sie helfen dabei, Schadstoffe wie Stickstoffoxide und CO2 aufzunehmen und befördern durch Photosynthese Sauerstoff in die Umwelt. Gleichzeitig können sie auch eine kühlende Wirkung auf die Umgebung ausüben. Dies geschieht durch einen Vorgang der sogenannten Transpiration, bei der Pflanzen bei Hitze Wasser über ihre Blätter und Außenhaut verdunsten lassen.

Begrünte Fassaden schaffen beispielsweise eine stärkere Abkühlung als kahle, die sich wiederum schnell aufheizen. Bewässerte Steinwände können hier Abhilfe schaffen, indem die Feuchtigkeit an justierte Wand-Pflanzenbeete weitergeleitet wird.

Städtisches Gärtnern kann in jeglicher Form geschehen, seien es horizontale Pflanzenwände, Balkon- und Dachgärten, Hochbeete, Topfpflanzen, Flaschengärten oder sogar Indoor-Gärten.
Meistens eignen sich Balkon und Dachflächen perfekt als Anbaugebiete, da sie direkt von der Sonne bestrahlt werden können und keine eigens dafür abgesteckte Fläche innerhalb der Stadt benötigen.

Urbane Grüngebiete können somit präventiv Städte vor einem “klimatischen Supergau” bewahren und fördern zudem durch eine gereinigte Atmosphäre die Gesundheit der Bewohner.

Stärkung lokaler Nahrungsversorgung

Nicht nur die Reinigung des urbanen Klimas ist Vorteil von Urban Gardening: Neben einfachen Pflanzen können auch Kräuter-, Obst- sowie Gemüsepflanzen für den lokalen Gebrauch angebaut werden. Dies bietet gleichzeitig alle Vorteile regionalen Anbaus, sprich, erspart lange Exportwege der Nahrungsmittel zu den Supermärkten und setzt somit ein Zeichen gegen die un-ökologische Vorgehensweise von Massenkonzernen. Diese roden weiterhin Großflächen für einen möglichst hohen Pflanzenertrag und beschädigen somit natürliches Terrain und Lebensräume vieler Arten.

Selbständiger Pflanzenanbau steigert auch die Aufmerksamkeit für ein bedachtes und wertschätzendes Konsumdenken, da man hierbei in Realität sehen kann, welcher Aufwand für die Produktion unter guten Bedingungen nötig ist.

Zudem kann jeder Privatbauer sicherstellen, dass seine Pflanzen nicht mit Pestiziden oder Konservierungsstoffen behandelt wurden und profitiert von nährstoffreichen, frischen Produkten aus eigenem Anbau.

Urban Gardening in Städten: Singapur

Viele Zentren folgen bereits den Prinzipien des Urban Gardenings und wollen dies weiter etablieren. Dafür halten sie beispielsweise Absprache mit Architekten, um neue Bauprojekte möglichst energieeffizient und offen für Gartenideen zu gestalten.

2013 eröffnete das innovative und nachhaltige Gebäude “Park Royal” im westlichen Teil des Geschäftsviertels in Singapur. In seinen 12 Stockwerken befinden sich Konferenzräume, Lobbies und Loungen, Wellnessbereiche, ein Balkon-Swimmingpool, Gästezimmer sowie solarbetriebene Himmelsgärten. Das Gebilde vereint zahlreiche energieeffiziente Ressourcennutzungen, wie z.B. automatische Licht-, Regen-, und Bewegungssensoren oder die Wiederverwendung von Regenwasser.
Das Park Royal wurde somit als das “grünste” Gebäude in Singapur ernannt und erhielt den BCA Green Mark Platinum, die höchste Auszeichnung der Stadt sowie den Solar Pioneer Award als eines der besten Gebäude, das Solarenergie nutzt.

Singapur ist zudem mit seinen zahlreichen Organisationen und Unternehmen, die sich für eine “Vergrünung” der Stadt und für lokalen Anbau einsetzen, bereits Vorzeigebeispiel für die “Green Gardening”-Bewegung.

Insbesondere das Unternehmen EDIBLE GARDEN CITY hat seit 2012 über mehr als 260 Lebensmittel-Gärten zur lokalen Versorgung in Singapur errichtet.
Parallel werden teilnehmende Lebensmittel- und Getränkemärkte sowie Familien mit einem Programm namens “Citizen-Box” mit frischen Kräutern, Blumen und Gemüse beliefert.
Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch Workshops und Leitpläne zu den Themen Landwirtschaft und Eigenanbau für Firmen und Schulen und Firmen.

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