Einst war Deutschland Spitzenreiter in der Solarbranche: Mit einem Weltmarktanteil von 20 Prozent und Herstellern wie Q-Cells und Solarworld galt die Bundesrepublik als internationaler Vorreiter. Zusätzlich wurde im Jahr 2007 weltweit fast noch jede zweite Solaranlage in Deutschland installiert.
Doch diese Erfolgsgeschichte gehört längst der Vergangenheit an. Eine Welle an Insolvenzen, politischen Fehlentscheidungen und der gnadenlose globale Wettbewerb ließen die einst starke heimische Industrie einbrechen. Fabriken schlossen, die Produktion verlagerte sich ins Ausland.
Wie konnte es so weit kommen – und hat die deutsche Solarindustrie noch eine Chance auf ein Comeback?
Vom Höhenflug zum Absturz
Der Niedergang hat viele Ursachen – einige hausgemacht, andere global bedingt. Wer verstehen will, warum der deutsche Solarsektor ins Straucheln geraten ist, muss einen Blick zurückwerfen: auf Subventionskürzungen, strategische Versäumnisse und den Aufstieg der Konkurrenz, vor allem aus China.
Mit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 wurde Solarstrom attraktiv: Für jede eingespeiste Kilowattstunde im öffentlichen Netz gab es bis zu 48 Cent Vergütung. Dies führte zwischen 2009 und 2014 zu einem enormen Boom der Photovoltaikbranche. Immer mehr Haushalte investierten in Solaranlagen, die installierte Leistung verfünffachte sich – und Deutschland wurde zum internationalen zum Vorreiter.
Die garantierte Einspeisevergütung bot viele Vorteile: Sie sorgte für einen stabilen Markt, beschleunigte technologische Entwicklungen und fallende Preise für Solarmodule.
Die Krise der deutschen Solarbranche
Doch der Boom fand ein abruptes Ende: Ab 2012 gerieten deutsche Hersteller zunehmend unter Druck, als China mit massiven Subventionen und günstigen Krediten seine Solarfirmen an die Weltspitze brachte. Chinesische Anbieter*innen überfluteten den Markt mit deutlich günstigeren Modulen – viele deutsche Unternehmen konnten nicht mehr mithalten und mussten infolgedessen Insolvenz anmelden.
Die EU reagierte 2013 mit Strafzöllen auf chinesische Solartechnik. Für viele deutsche Hersteller kam diese Maßnahme bereits zu spät.

Was einst als Vorzeigeprojekt der Energiewende galt, wurde zum Symbol für verpasste Chancen und globale Marktverschiebungen. Der Niedergang der deutschen Solarbranche zeigt, wie entscheidend politische Weichenstellungen und der internationale Wettbewerb für den Erfolg einer Industrie sind.
Der Blick in die Zukunft
Die deutsche Solarindustrie hat in den letzten Jahren einen dramatischen Rückgang erlebt, der jedoch nicht allein auf die wachsende Konkurrenz aus China zurückzuführen ist. Ein weiterer schwerer Schlag war der Verlust von Spanien als wichtiger Absatzmarkt, als das Land feststellte, dass es nicht genügend Mittel hatte, um das EEG-Modell nachzuahmen. Innerhalb kurzer Zeit brach die Rückfrage nach deutschen Photovoltaikanlagen infolgedessen um etwa 85 Prozent ein.
Einige Unternehmen, wie beispielsweise Meyer Burger, haben ihre Solarproduktion in Deutschland gänzlich eingestellt und in die USA verlegt. Wie sinnvoll dieser Schritt ist, bleibt unter der derzeitigen Trump-Administration und einer möglichen bevorstehenden Aufhebung des Inflation Reduction Acts (IRA) von 2022 abzuwarten.
Andere Unternehmen wie Heckert Solar und AxSun und SMA aus Kassel haben die Krise zwar überstanden, müssen aber immer wieder Mitarbeiter*innen entlassen und die Produktion reduzieren.
Die Suche nach den Verantwortlichen
Für den Niedergang der deutschen Solarbranche werden sowohl die Politik als auch Unternehmen selbst kritisiert. Einige werfen der Regierung vor, zu hohe Investitionen zu einem ungünstigen Zeitpunkt getätigt zu haben. Andere kritisieren die Unternehmen dafür, dass sie sich zu sehr auf staatliche Förderungen verlassen und zu stark auf andere Geschäftsfelder ausgeweitet hätten.
Hatte Deutschland einst einen Marktanteil von 20 Prozent, lag dieser Stand 2023 nur noch bei 6,6 Prozent. Auch die Zahl der Arbeitsplätze in der Solarbranche ist dementsprechend stark zurückgegangen.
- https://efahrer.chip.de/news/forscher-zur-deutschen-solarbranche-so-wurde-sie-zerstoert_1014630
- https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/solar-aufstieg-fall-100.html
- https://www.fr.de/wirtschaft/solarwatt-photovoltaik-solarindustrie-eneuerbare-energie-deutschland-93123857.html
- https://www.pv-magazine.de/2024/01/17/meyer-burger-schliesst-modulproduktion-in-deutschland-voraussichtlich-im-april/