Das Deutschland-Ticket, Nachfolger des beliebten 9-Euro-Tickets, ermöglicht seit Mai 2023 unbegrenzte Fahrten im Nah- und Regionalverkehr für 49 Euro im Monat. Es sollte den ÖPNV attraktiver machen, Pendler*innen entlasten und zum Klimaschutz beitragen. Aber die Zukunft des Tickets ist ungewiss: Finanzierungsfragen und politische Debatten stellen das Modell infrage.
Mit Blick auf die Bundestagswahl rückt die Frage in den Fokus: Welche Pläne haben die Parteien für das Deutschland-Ticket? Bleibt es bei 49 Euro? Wird es günstiger – oder droht sogar das Aus? Wir haben uns die Wahlprogramme der Parteien angesehen, die voraussichtlich in den Bundestag einziehen werden (Stand Februar 2025).
Bündnis 90/Die Grünen

Die Grünen betonen in ihrem Wahlprogramm die Bedeutung des Deutschland-Tickets für einen bezahlbaren und verlässlichen ÖPNV. Sie setzen sich dafür ein, den Preis des Tickets in Zusammenarbeit mit den Bundesländern bei 49 Euro zu stabilisieren.
Daneben unterstützen sie regionale Initiativen, die jungen Menschen, wie Azubis, eine kostenlose oder stark vergünstigte Nutzung des ÖPNVs ermöglichen, und streben den bundesweiten Ausbau dieser Angebote an.
Langfristig planen sie, das Nahverkehrsangebot zu verbessern, um die Fahrgastzahlen bis 2040 zu verdoppeln und eine mindestens stündliche Anbindung aller Dörfer zwischen 6 und 22 Uhr sicherzustellen.
SPD

Die SPD sieht laut ihrem Regierungsprogramm im Deutschland-Ticket einen großen Erfolg und möchte dessen Verlässlichkeit und Attraktivität erhalten. Sie plant, das Ticket dauerhaft anzubieten und leichter in Bahnbuchungen integrieren zu können. Der Preis soll dabei “auf dem aktuellen Niveau” gehalten werden.
Zudem setzt sich die Partei für ein bundesweit einheitlich vergünstigtes Deutschland-Ticket für bestimmte soziale Gruppen wie Senior*innen, Familien mit Kindern, Auszubildende, Studierende, Schüler*innen und Menschen mit Behinderung ein.
Die Finanzierung des ÖPNV soll gemeinsam mit Ländern und Kommunen dauerhaft gestärkt werden.
CDU/CSU

Die Union legt ihren Fokus laut Wahlprogramm auf die strukturelle Reform der Deutschen Bahn und die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. “Menschen sollen ihre Mobilität frei wählen können”. Dabei soll die Automobilindustrie als Leitindustrie im Fokus bleiben.
Sie strebt eine stärkere Trennung von Infrastruktur- und Transportbereich an, um mehr Wettbewerb zu ermöglichen. Zudem betont sie die Bedeutung eines bedarfsgerechten und zukunftsfähigen ÖPNV mit zuverlässiger Infrastruktur und attraktiven Angeboten in Stadt und Land.
Gleichzeitig wird eine Rücknahme des Verbrenners-Verbots gefordert und eine Ausweitung der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität geplant.
Konkrete Aussagen speziell zur Zukunft und Bepreisung des Deutschland-Tickets finden sich im Wahlprogramm der CDU/CSU jedoch nicht.
FDP

Die Freie Demokratische Partei setzt auf Digitalisierung und Wettbewerb im Nahverkehr, um den ÖPNV effizienter zu machen.
Sie sieht laut Wahlprogramm im Deutschland-Ticket einen wichtigen Schritt zur Vereinfachung des Tarifsystems und möchte dieses langfristig sichern.
Die FDP fordert die Verkehrsverbünde und Länder auf, ihre Strukturen zu modernisieren und stärker auf Effizienz durch Digitalisierung zu setzen. Private Anbieter sollen stärker eingebunden werden und gleichberechtigt am Markt teilnehmen können, um den Wettbewerb zu fördern.
Die geplante Sanierung des Schienennetzes will die FDP überprüfen und bei Erfolg fortführen.
Die Linke

In ihrem Wahlprogramm kritisiert die Linke die aktuelle Preisgestaltung des Deutschland-Tickets und setzt sich langfristig für einen flächendeckenden, ständig verfügbaren und kostenlosen öffentlichen Nahverkehr ein.
Finanziert werden soll dieser durch eine Mehrwertsteuerbefreiung und eine Umstrukturierung der Pendlerpauschale. Das Dienstwagenprivileg für teure Autos soll abgeschafft werden.
Die Partei sieht das 9-Euro-Ticket als Vorbild für einen bezahlbaren und attraktiven ÖPNV. Sie plant, das Deutschland-Ticket wieder dauerhaft für 9 Euro anzubieten und perspektivisch Schüler*innen, Auszubildenden, Studierenden und Senior*innen eine komplett kostenlose Nutzung zu ermöglichen.
Zusätzlich setzt sich die Partei für einen massiven Ausbau der Bahn ein. Das Schienennetz soll saniert und reaktiviert werden, Bahnhöfe Barrierefreiheit erlangen und der Schienengüterverkehr deutlich ausgeweitet werden. Die Bahn soll nicht mehr als profitorientierte Aktiengesellschaft, sondern als gemeinnütziges Unternehmen geführt werden.
Außerdem setzt sich die Partei für eine bessere Anbindung ländlicher Regionen ein: Jede Ortschaft soll mindestens einmal pro Stunde von Bus oder Bahn bedient werden, auch nachts sollen Grundangebote vorhanden sein. Private Nahverkehrsunternehmen sollen in öffentliche Hand überführt und demokratisch organisiert werden.
AfD

Die Alternative für Deutschland kritisiert den schlechten Zustand der deutschen Verkehrsinfrastruktur und fordert schnellere Sanierungen von Straßen, Brücken und Schienen. Die Afd spricht sich in ihrem Leitprogramm zur Bundestagswahl für ein besser ausgebautes und abgestimmtes öffentliches Nah- und Fernverkehrsnetz aus, das sich am Schweizer Modell orientiert.
Sie fordert, dass das Deutschland-Ticket zu einem "ehrlichen Preis" angeboten wird und die vorhandenen Mittel für die Verbesserung des Angebots und des Schienennetzes verwendet werden, anstatt für Subventionen.
BSW

Das Bündnis Sarah Wagenknecht spricht sich im Wahlprogramm klar für den dauerhaften Erhalt des Deutschland-Tickets “zum bezahlbaren Preis” aus. Gleichzeitig kritisiert die Partei den jahrelangen Abbau von Bahnhöfen und Busverbindungen, der insbesondere in ländlichen Regionen die Mobilität eingeschränkt habe.
Das BSW fordert eine umfassende Verkehrswende mit einem Bahn- und ÖPNV-Konzept nach Schweizer Vorbild.
Neben einem attraktiven Nahverkehr setzt die Partei auf eine stärkere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Hohe Trassenpreise, die den Straßentransport attraktiver machen, sollen gesenkt werden, um den Schienenverkehr konkurrenzfähiger zu gestalten.
Während der öffentliche Nahverkehr ausgebaut und günstiger werden soll, setzt die Partei auch auf Investitionen in Straßenbau, Brückensanierung und alternative Antriebstechnologien. Das Verbrennerverbot soll gekippt werden.
Wo liegt die Zukunft des Deutschland-Tickets?
Die Parteien verfolgen unterschiedliche Ansätze in Bezug auf das Deutschland-Ticket und die Zukunft des ÖPNV in Deutschland. Während einige Parteien das Ticket beibehalten oder sogar ausweiten möchten, setzen andere ihren Schwerpunkt auf strukturelle Reformen und die Verbesserung der Infrastruktur. Die Entscheidungen der kommenden Bundestagswahl werden maßgeblich beeinflussen, wie sich der öffentliche Nahverkehr in den nächsten Jahren entwickelt.
Lass deine Stimme zählen – Geh wählen und entscheide mit über die Zukunft des ÖPNV!
Warum das so wichtig ist, erfährst du hier: 5 Gründe, warum du unbedingt wählen gehen solltest!