Küchenpapier ist aus den meisten Haushalten kaum mehr wegzudenken – doch der vermeintlich harmlose Helfer belastet Mensch und Umwelt stärker, als wir denken.
Küchenpapier in puncto Nachhaltigkeit
Küchenrollen werden entweder aus frischem Holz (Zellstoff) oder aus Altpapier (recycelter Zellstoff) hergestellt.
Bei genauerer Betrachtung stellt der Einsatz von Zellstoff für die Produktion von Küchenpapier eine unnötige Ressourcenverschwendung dar: Benutzte Tücher sollten im Restmüll entsorgt werden, was bedeutet, dass sie dem Papierkreislauf bereits nach einer einzigen Verwendung entnommen werden. Dabei könnte Papier eigentlich bis zu 25 mal recycelt werden!
Zudem stammt der Zellstoff meist nicht aus Deutschland, sondern muss aus fernen Ländern, wie Brasilien, importiert werden. Das ist nicht nur umweltschädlich, weil weite Transportwege mit hohen CO2-Emissionen einhergehen, sondern auch, weil illegale Waldrodung in vielen Exportländern immer noch ein großes Problem darstellt.
Einer Berechnung des Umweltbundesamts zufolge spart Recyclingpapier gegenüber der Papierherstellung aus neuem Zellstoff außerdem 78 % Wasser, 68 % Energie und 15 % CO2-Emissionen ein.
Diese hormonell wirksamen Substanzen lauern in Küchenpapier
Zu den zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten von Küchenpapier zählen auch das Trocknen von Obst und Gemüse oder das Auffangen von überschüssigem Öl. Der beliebte Haushaltshelfer steht demnach oft in Kontakt mit Lebensmitteln.
Aktuelle Untersuchungen von ÖKO-TEST deuten nun darauf hin, dass das nicht zu empfehlen ist, da viele Küchenrollen mit Bisphenolen belastet sind und diesen Stoff bei Lebensmittelkontakt abgeben.
Bisphenole wirken in unserem Körper als “endokrine Disruptoren”, das heißt, sie greifen in unseren Hormonhaushalt ein. Bisphenol A kann unter anderem das Immunsystem, die Reproduktion und Entwicklung, das Nervensystem und den Stoffwechsel schädigen. Auch das noch weniger gut erforschte Bisphenol S birgt als reproduktionstoxische Substanz gesundheitliche Risiken.
Unglücklicherweise zeigte sich, dass Küchenrollen aus recyceltem Zellstoff deutlich mehr Bisphenole an Lebensmittel übertragen als solche aus neuem Zellstoff. Diese Tatsache ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Bisphenole mitunter durch unsachgemäß sortierten Papiermüll in den Recyclingkreislauf geraten.
Tatsächlich gaben alle Küchenrollen aus recyceltem Papier in dem Testszenario von ÖKO-TEST so viel Bisphenol A an die Lebensmittel ab, dass die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfohlene maximale Tagesdosis überschritten wurde. Das gilt zwar nicht unbedingt für jeden Lebensmittelkontakt, denn es kommt immer darauf an, wie das Küchenpapier genutzt wird. Dennoch ist es wohl ratsam, aufgrund dieser neuen Erkenntnisse nüchterne Vorsicht walten zu lassen und den Kontakt von Küchenpapier mit Lebensmitteln, besonders, wenn es sich um solches aus recycelten Materialien handelt, lieber zu meiden.
Die Lösung?
Keine Frage, Küchenpapier praktisch und ein geschätzter Helfer im Alltag. Doch letztlich bleibt es ein reines Wegwerfprodukt: Einmal benutzt, landet es direkt im Müll – damit ist es für den Wertstoffkreislauf verloren.
Lege dir stattdessen lieber ein paar Geschirrhandtücher und Lappen aus Bio-Baumwolle oder vergleichbaren Stoffen zu. Damit sparst du auf lange Sicht nicht nur Geld, weil du nicht jede Woche neues Küchenpapier anschaffen musst, du tust auch der Umwelt einen Gefallen.
Und wenn es doch Küchenrolle sein soll, dann kannst du auf Siegel wie das des Blauen Engels oder das FSC-Label achten.
Einzelnachweise & Weblinks
- https://www.oekotest.de/bauen-wohnen/Kuechenrollen-im-Test-Teilweise-ist-der-Lebensmittelkontakt-nicht-ratsam_15612_1.html?cx_testId=5&cx_testVariant=cx_1&cx_artPos=0&cx_experienceId=EXNPMGO8WWA4&cx_experienceActionId=showRecommendations5QYES5Z7M54O9#cxrecs_s
- https://www.bfr.bund.de/cm/343/XXXVI-Papiere--Kartons-und-Pappen-fuer-den-Lebensmittelkontakt.pdf
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29748175/