Müll ist ein kostbarer Rohstoff für die Kreislaufwirtschaft. Das gilt auch für Biomüll, der nach einer Veredelung zu tollem Kompost wird.
Zu unserem Leidwesen sind jährliche Gebühren für die Biomülltonne im dreistelligen Eurobereich der Normalfall. Wer mit einer kleineren Tonne auskommt, hätte demnach fast immer über 100 Euro im Jahr gespart! Wie das fast jeder von uns kann und zugleich einen wertvollen Dünger erhält, erfahrt ihr hier.
Weniger Müll, mehr Wurmfutter
Ein Großteil unseres Biomülls muss gar nicht entsorgt werden, sondern bieten sich als Wurmfutter für die Wurmkiste an. Fast alles an Kaffee- und Teeresten, Obst, Gemüse, Kräutern oder auch der Rückschnitt vieler Zimmer- und Balkonpflanzen würden sich dafür eignen. Es muss sich jedoch um unverarbeitete Lebensmittel um handeln.
Besser noch: Unbedruckte, zerkleinerte und eingeweichte Kartonagen ohne Folie können 10 bis 20 % Volumen mit in die Wurmkiste bringen und liefern wichtigen Zellstoff.
Ungeeignet dagegen sind Zitrusgewächse, Zwiebelgewächse, tierische Erzeugnisse oder auch hartes Material wie Kokosnussschalen.
Benötigt wird lediglich eine Wurmkiste, hier gibt es ganz unterschiedliche Modelle.
Viele schwören auf „Sitzhocker“ für das Wohnzimmer. Im Innern arbeiten die Kompostwürmer und Sitzhocker gibt es nie genug. Auch wenn die Zugabe von Bentonit Gerüche mindert, wird dennoch Sauerstoff verbraucht, wodurch etwas intensiver zu lüften ist. Wie genau das Bentonit in der Wurmkiste wirkt, erklären wir im nächsten Kapitel.
Wer eine geschützte Stelle im Außenbereich hat, die im Sommer nicht in der Sonne steht, kann seine Wurmkiste hierhin stellen.
Hier geht’s zur Schritt für Schritt Anleitung für den Bau & die Inbetriebnahme einer Wurmkiste.
Wie genau funktioniert die Wurmkiste?
Im Normalfall gibt es in der Wurmkiste mindestens zwei Bereiche, die entweder nebeneinander oder übereinander liegen. In einem Bereich soll der alte Wurmhumus reifen, in den anderen kommen die frischen Reste mit ein zusätzlichen paar Hilfsstoffen:
Kompostwürmer benötigen einige Mineralien und einen nicht zu niedrigen pH-Wert.
Wer kein zusammengestelltes Wurmfutter verwendet, kann Urgesteinsmehl, Algenkalk und etwas Melasse verwenden. Die Melasse regt die Bakterienstämme an – Bakterien leisten immerhin die Vorarbeit, die Kompostwürmer übernehmen lediglich einen Arbeitsschritt in der Zersetzung.
Während sich Bakterienstämme selbst ansiedeln, müssen die passenden Kompostwürmer einmalig bestellt und angesiedelt werden. Das geschieht im Idealfall 14 Tage nachdem die Wurm-Farm bereits gefüttert wird.
Schon erwähnt wurde Bentonit – dabei handelt es sich um gemahlenes Tongestein mit besonderen Eigenschaften. Es bindet Feuchtigkeit, neutralisiert Gerüche und ist ein Bestandteil für Ton-Humus-Komplexe. Diese machen unseren Boden fruchtbar.
Kompostwürmer fressen Humus, Bentonit und Kalzium. Daraus bilden sie in ihrem Innern die wertvollen Ton-Humus-Komplexe. Wer zusätzlich gemahlene Pflanzenkohle im Garten verwenden möchte, gibt diese direkt mit in die Wurmkiste hinein. Die Kompostwürmer arbeiten die gemahlene Pflanzenklohle in die Ton-Humus-Komplexe ein. Außerdem wird diese in der Wurmkiste bereits aktiviert. Nur so soll sie im Garten eingesetzt werden.
Aufgepasst: Von all diesen Zusätzen dürfen nur alle paar Tage ein kleines bis gehäuftes Löffelchen zugegeben werden. Für die Gabe von Algenkalk soll sogar noch gelegentlich der pH-Wert kontrolliert werden. Dieser soll möglichst zwischen 6 und 7 pH liegen. Hier empfehlen sich günstige Lackmusstreifen.
Kompostwürmer zersetzen ganze Misthaufen
Die Arbeit der Kompostwürmer ist nicht zu unterschätzen. Sie werden beispielsweise eingesetzt, um Pferdemist in Kompost zu verwandeln, der nach frischem Waldboden duftet. Der Prozess dauert ganze zwei Jahre. Dafür ist das Ergebnis der beste Humus-Dünger für jedes Gemüsebeet.
Pferdehalter greifen für ihr Hobby bereits tief in die Tasche, Kompostwürmer kaufen sie hingegen nicht. Stattdessen geben die Zuschlagstoffe zum Teil in die Einstreu und mit auf die Mistplatte. Erst in der sogenannten dritten Phase eignet sich der Pferdemist dann für die Kompostwürmer, die sich dann ganz von selbst ansiedeln.
Pferdehalter legen mehrere Misthaufen an. Wenn der eine so weit zersetzt ist, dass den Kompostwürmern die Nahrung ausgeht, wandern sie in den nächsten. Gerade bei Nieselregen legen sie gerne mal einige Meter zurück.
Solange Kompostwürmer ihre Mineralien und genug Nahrung vorfinden, vermehren sie sich sehr schnell. Die Population verdoppelt sich innerhalb von drei Monaten.
Geht den Kompostwürmern der Platz oder die Nahrung aus, schrauben sie ihre Reproduktion wieder runter, zu voll wird es also nie.
Wurmtee und Wurmhumus ernten
Normales Wurmfutter hat einen hohen Feuchtigkeitsgehalt. Zu nass soll es in der Wurmkiste nicht werden, weswegen das ganz nasse Wurmfutter besser zu einer Ecke kommt. Zu trocken soll es ebenfalls nicht werden. Genau passend ist es, wenn sich immer etwas „Wurmtee“ im Behälter unterhalb der Kiste ansammelt.
Dieser frische Wurmtee bildet sich durch das Wasser, das durch den Kompost sickert und dabei Nährstoffe und Mikroorganismen aufnimmt. Diese Flüssigkeit sammelt sich am Boden des Wurmkomposters und kann abgelassen werden.
Es scheint so zu sein, dass es auf die Kompostwürmer auffrischend wirkt, wenn sich Wurmtee bildet und abläuft. Zur Not lässt sich etwas Wasser nachkippen, wenn es wirklich einmal zu trocken wird.
enthält nicht nur hochwertige Nährstoffe, sondern zugleich wichtige Bakterien, die den Pflanzen und Gärten guttun. Er versorgt den Garten mit neuer Energie, hilft Schädlinge fernzuhalten und mindert die Wahrscheinlichkeit von Krankheitsbefall der Pflanzen.
Obwohl die Nährstoffdichte nicht sehr hoch ist, soll Wurmtee dennoch 1 zu 10 mit Wasser gemischt und dann zum Gießen verwendet werden.
„Wurmhumus“ wird hingegen erst geerntet, wenn der zu erntende Bereich der Wurmfarm schon über Wochen kein frisches Futter mehr erhalten hat. Richtig reif ist dieser eigentlich erst dann, wenn die Kompostwürmer ihn schon wieder verlassen. Häufig geht einem der Platz schon vorher aus und der Wurmhumus wird frühzeitiger entnommen. Er kann im Eimer nachreifen, er darf dabei nicht trocken werden.
Der Wurmhumus ist das feste Endprodukt das übrig bleibt, wenn die Würmer die organischen Abfälle vollständig verdaut und zersetzt haben. Dieser Humus ist dunkel, krümelig und voller Nährstoffe und nützlicher Mikroorganismen. Er bleibt als feste Schicht im oberen Teil des Wurmkomposters zurück und kann direkt als Bodenverbesserer und natürlicher Dünger verwendet werden.
Wer mit ungedüngter oder schwach gedüngter Erde seine Pflanzgefäße befüllt, kann bis maximal 20 % Wurmhumus für „Schwachzehrer“ und 50 % für „Starkzehrer“ einarbeiten. Meist ist aber gar nicht so viel Hummus vorhanden, weshalb knapper dosiert werden muss.
Im Gemüsebeet können monatlich rund 1 Liter Wurmhumus pro m² ausgebracht und leicht untergearbeitet werden, Starkzehrer vertragen auch etwas mehr, Schwachzehrer eher weniger. Im Idealfall regnet es im Anschluss oder es wird etwas gegossen, um den Hummus zu verteilen.
Hobby und Kostenersparnis zugleich
Sobald die Kosten für die Biotonne sinken und zugleich weniger Geld für Bio-Dünger ausgegeben werden muss, wird sich die Wurmkiste mit den geringen laufenden Kosten schnell amortisieren. Es ist sicherlich ein kleiner Mehraufwand, die Wurmkiste zu pflegen. Doch letztendlich ist es auch ein schönes Hobby, im eigenen Garten die Kreislaufwirtschaft zu integrieren.