Bei jeder Flugreise schwingt für viele umweltbewusste Menschen auch ein ungutes Gefühl mit – verursacht durch das Wissen um die enormen CO₂-Emissionen, die unser Fernweh mit sich bringt. Aber was, wenn sich das ändern ließe? Die Entwicklungen rund um nachhaltige Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels, kurz SAF) geben Grund zur Annahme, dass eine klimafreudliche Luftfahrt in greifbarer Nähe ist. SAFs sind Treibstoffe, die nicht wie üblich aus fossilen Brennstoffen hergestellt werden, sondern aus erneuerbaren Energiequellen. Es gibt diverse Methoden und verschiedene Ausgangsmaterialien für die Herstellung solcher Treibstoffe. SAF ist eine bereits erprobte und vielversprechende Alternative zu Kerosin (Flugpetrol), die das Potenzial hat, die Dekarbonisierung des Luftverkehrs zu realisieren.
SAF ist bereit zum Einsatz, doch der Tank bleibt leer
SAF lässt sich normalem Kerosin problemlos beimischen und kann in den meisten Flugzeugtypen verwendet werden, da keine umfassenden Änderungen an den Flugzeugen oder ihren Triebwerken erforderlich sind. Das bedeutet: technisch gesehen ist die Luftfahrt bereit für nachhaltige Treibstoffe.
Zahlreiche Fluggesellschaften, darunter Lufthansa und United Airlines, verwenden auch bereits Treibstoffe mit SAF-Anteil; dieser war jedoch in den letzten Jahren mit 0,2 bzw. 0,1 Prozent verschwindend gering.
Um den Wandel zu beschleunigen, schreibt die EU vor, dass der an ihren Flughäfen ausgegebene Flugkraftstoff ab Januar dieses Jahres mindestens zwei Prozent SAF enthalten muss. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 6% und bis 2035 auf 20% erhöht werden. Das ambitionierte Ziel ist es, die Netto-CO₂-Emissionen der Luftfahrtindustrie bis 2050 auf null zu reduzieren.
Wie realistisch diese Quoten sind, bleibt abzuwarten, denn nach Angaben des IATA reichen die bisher produzierten Mengen SFA noch lange nicht aus, um den weltweiten Treibstoffbedarf zu decken.
Die begrenzte Verfügbarkeit der nachhaltigen Treibstoffe spiegelt sich auch in den Preisen wider – weil die Produktion von SAF sich noch in den Anfangsstadien befindet, ist es rund drei- bis fünfmal teurer als herkömmliches Kerosin.
Das Prinzip hinter SAF
Die aktuelle Generation nachhaltiger Flugkraftstoffe, die unter anderem von der Lufthansa Group eingesetzt wird, besteht größtenteils aus organischen Abfällen wie gebrauchten Speiseölen und -fetten.
Im Vergleich zu Kerosin, welches aus Erdöl gewonnen wird, bieten biogene Rohstoffe als Ausgangsmaterial einen entscheidenden Vorteil:
Fossile Energieträger wie Erdöl und -gas enthalten Kohlenstoff – verbrennen wir diese Rohstoffe zur Energiegewinnung, reagiert der Kohlenstoff (C) mit dem Sauerstoff (O₂) der Luft zu CO₂. Das grundlegende Problem dabei: Dieser Kohlenstoff war die letzten Jahrmillionen tief unter der Erde gebunden. Die Freisetzung dieses ehemals eingelagerten CO₂s führt daher zu einer Netto-Zunahme von CO₂ in unserer Atmosphäre.
SAF aus Biomasse setzt bei der Verbrennung zwar genauso viel CO₂ frei wie Kerosin, allerdings handelt es sich dabei um CO₂, das zuvor von den Pflanzen zur Photosynthese aus der Atmosphäre entnommen wurde. Es handelt sich also lediglich um eine Umverteilung von bereits existierendem atmosphärischem CO₂ und führt nicht zu einer Nettozunahme – nimmt man die Emissionen die bei Produktion und Transport entstehen aus der Gleichung. Berechnet man diese mit ein, beträgt die Reduktion der CO₂-Emissionen beim Einsatz von SAF aber immerhin noch rund 80 Prozent im Vergleich zu Kerosin.
Power-to-Liquid: Der nächste Schritt
Die nächste Generation der SAF basiert auf Strom und wird Power-to-Liquid Fuel oder e-Fuel genannt. Dafür werden Ökostrom, Wasser und CO₂ zu einem synthetischen Rohöl zusammengeführt, aus dem anschließend Kerosin gewonnen werden kann. Obwohl e-Fuels noch nicht marktreif sind, gelten sie als vielversprechende und zukunftsweisende Technologie, die das Potenzial hat, die Luftfahrt noch nachhaltiger zu gestalten.
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