Kreuzfahrten erfreuen sich weltweit wieder wachsender Beliebtheit: Millionen Menschen genießen jedes Jahr den Luxus, verschiedene Orte bequem von einem "schwimmenden Hotel" aus zu erkunden. Doch dieser Boom hat auch eine Kehrseite, denn Kreuzfahrtschiffe gelten als Umweltsünder – von enormen CO₂-Emissionen bis hin zu Meeresverschmutzung.
Angesichts der drohenden Klimakrise bemühen sich immer mehr Reedereien, ihre Flotten „nachhaltiger“ zu gestalten. Ob emissionsärmere Antriebe, der Einsatz alternativer Kraftstoffe oder strengere Regularien: Die Branche versucht, ihr Image zu verbessern.
Reicht das aus, um Kreuzfahrten tatsächlich umweltverträglich zu machen? Auch die Politik ist gefragt, denn ohne klare gesetzliche Rahmenbedingungen bleibt vieles freiwillig – und möglicherweise wirkungslos. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, welche Maßnahmen ergriffen werden und wie viel Potenzial diese tatsächlich haben, die Kreuzfahrtbranche grüner zu gestalten.
Nachhaltige Kreuzfahrten – ist das möglich?
Leider gibt es noch keine tatsächlich umweltfreundlichen Kreuzfahrten, selbst wenn sich die Schifffahrt in eine bessere Richtung entwickelt.
So ließen sich Kreuzfahrten umweltfreundlicher gestalten:
CO2-Ausgleich
Ähnlich wie bei Flugreisen kann man auch bei Kreuzfahrten mittlerweile die CO₂-Emissionen ausgleichen. Das funktioniert über verschiedene Plattformen von Klimaschutzorganisationen. Es gibt Unternehmen, die sich speziell auf Reisen konzentrieren und mit der Kompensation von Treibhausgasen durch erneuerbare Energien arbeiten. Dabei werden unterschiedliche Klimaschutzprojekte unterstützt.
LNG-Schiffe bevorzugen
Eine umweltfreundlichere Option ist es, gezielt Schiffe zu wählen, die mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden. Diese Schiffe stoßen deutlich weniger Emissionen aus als solche, die mit Marine-Diesel oder Schweröl fahren. Beispiele hierfür sind die AIDAcosma und AIDAnova sowie die MSC World Europa, die alle mit LNG betrieben werden.
Slow Cruising
Auch die Wahl der Reiseroute kann den CO2-Ausstoß verringern. Der Trend des „Slow Cruising“ bedeutet kürzere Distanzen und längere Aufenthalte in den Häfen. Diese Art des Reisens ist vor allem auf kleineren Schiffen verbreitet. Trotzdem kann man auch Routen wählen, die möglichst wenige Seetage beinhalten.
Flugreisen vermeiden
Ein weiterer Punkt, der nicht vergessen werden sollte, ist die Anreise. Wer zum Beispiel mit dem Flugzeug anreist, verursacht bereits einen erheblichen CO2-Ausstoß. Es kann daher sinnvoll sein, eine Kreuzfahrt in der Nähe zu wählen, um lange Flüge zu vermeiden. Viele Anbieter von Kreuzfahrtschiffen belohnen außerdem eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmittel mit Bahn-Gutscheinen.
Wie setzen sich die Reedereien für den Klimaschutz ein?
- TUI Cruises – große Ambitionen oder Greenwashing?
TUI Cruises hat ehrgeizige Klimaziele. Die Reederei plant, ab 2030 klimaneutrale Kreuzfahrten anzubieten und bis 2030 den CO₂-Ausstoß im Vergleich zu 2019 um 27,5 Prozent zu senken. Das neue Flaggschiff, die Mein Schiff 7, soll mit nachhaltigem Methanol betrieben werden. Zwar ist der Antrieb noch nicht völlig emissionsfrei, die Klimabilanz des Schiffes soll jedoch null betragen.
Aber: Im März 2024 wurde TUI Cruises jedoch von der Deutschen Umwelthilfe aufgrund von Greenwashing verklagt. Die Umweltorganisation kritisiert, dass die tatsächlichen Maßnahmen nicht mit den öffentlichen Versprechungen übereinstimmen. Zudem zweifelt sie an, dass der dekarbonisierter Kreuzfahrtbetrieb bis 2050 ein erreichbares Ziel ist, da grüne Methanol- und E-Fuels-Märkte bis dahin möglicherweise nicht annähernd entwickelt sind.
- MSC Cruises – die erste klimaneutrale Kreuzfahrt der Welt
Ein wichtiges Beispiel für nachhaltigen Schiffstourismus setzt MSC Cruises. Die Reederei feierte 2023 die “global erste klimaneutrale Kreuzfahrt“ mit der MSC Euribia. Hierfür setzte das Unternehmen 400 Tonnen Bio-Flüssigerdgas ein. MSC Cruises hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein. Details zur konkreten Umsetzung sind im Nachhaltigkeitsbericht 2023 noch nicht vollständig definiert.
- Royal Caribbean – vage Ziele
Royal Caribbean gibt im Nachhaltigkeitsbericht 2023 an, den CO₂-Ausstoß bis 2025 im Vergleich zu 2019 um einen zweistelligen Prozentsatz senken zu wollen. Die Formulierung bleibt jedoch vage – der genaue Wert könnte zwischen zehn und 99 Prozent liegen. Langfristig strebt die Reederei an, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Zudem soll 2035 ein besonders umweltfreundliches Schiff auf den Markt kommen, und erste Tests mit Biokraftstoffen auf drei Schiffen wurden bereits erfolgreich durchgeführt.
- Norwegian – kontinuierliche Reduktion der Emissionen
Norwegian Cruise Line verfolgt in ihrem Nachhaltigkeitsbericht von 2023 ebenfalls ehrgeizige Klimaziele. Bis 2026 will die Reederei ihren Treibhausgasausstoß um zehn Prozent senken. Bis 2030 sollen es 25 Prozent weniger sein, und bis 2050 strebt das Unternehmen Klimaneutralität an. Um diese Ziele zu erreichen, veröffentlicht die Reederei jedes Jahr einen Fortschrittsbericht, der von unabhängigen Stellen verifiziert wird.
Maßnahmen auf politischer Ebene
Bestimmte Regelungen sollen die Kreuzfahrtunternehmen dazu verpflichten, ihre Umweltbilanz und somit ihren Schadstoff-Ausstoß zu verbessern:
- Ab dem 1. Mai 2025: SECA-Zone im gesamten Mittelmeer
Um die negativen Umweltauswirkungen des Kreuzfahrttourismus zu verringern, wurden auf internationaler und europäischer Ebene neue Maßnahmen beschlossen. Ab Mai 2025 müssen sich alle Reedereien an diese Vorgaben halten.
Eine zentrale Neuerung ist dabei die Einführung einer speziellen Schutzzone (SECA), die den maximalen Schwefelgehalt im Schiffskraftstoff betrifft. Ab diesem Zeitpunkt wird der zulässige Schwefelgehalt von Schiffskraftstoffen von 0,5 auf 0,1 Prozent gesenkt. Dies soll zu einer Verbesserung der Luftqualität führen.
Aber: Dies könnte auch den Einsatz von Abgasreinigungsanlagen und Flüssigerdgas fördern – was zwar kurzfristig vorteilhaft ist, aber auf Dauer auch negative Auswirkungen auf Klima und Biodiversität haben könnte.
- „Fit for 55“ – EU-weites Gesetz mit drei zentralen Punkten:
1. Alternative Fuel Infrastructure Regulation (AFIR): Diese Regelung verpflichtet europäische Häfen dazu, bis 2030 ausreichend landseitige Stromanschlüsse bereitzustellen, damit Kreuzfahrtschiffe ihre benötigte Energie an Land tanken können.
2. Vorgaben für nachhaltige Kraftstoffe: Die FuelEU Maritime Regulation legt Ziele für die Reduktion von Treibhausgasemissionen fest. Reedereien werden dazu ermutigt, auf nachhaltige Kraftstoffe wie Biokraftstoffe umzusteigen, um die CO₂-Emissionen zu senken. Ein großes Problem bleibt jedoch die begrenzte Verfügbarkeit dieser nachhaltigen Rohstoffe.
3. Emissionshandelssystem: Ab 2024 müssen Kreuzfahrtschiffe auch am Emissionshandel teilnehmen. Das bedeutet, dass Reedereien für die durch ihre Schiffe verursachten Klimaschäden bezahlen müssen. Dies soll sie dazu anregen, die Energieeffizienz ihrer Flotten zu steigern.
Kreuzfahrten und Nachhaltigkeit – Kleine Schritte mit großer Wirkung
Kreuzfahrten stellen aus ökologischer Perspektive nach wie vor eine Herausforderung dar, da sie unweigerlich negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Dennoch gibt es inzwischen Ansätze und Initiativen, die Nachhaltigkeit in der Schifffahrt vorantreiben!
Entscheidend ist, dass das Bewusstsein für die Umweltbelastungen dieser Reisen gestärkt wird. Sowohl Reisende als auch Redereien und politische Entscheidungsträger tragen gemeinsame die Verantwortung, umweltfreundlichere Lösungen zu fördern. Strengere Regulationen und ihre konsequente Einhaltung sind essentiell, damit nachhaltigere Praktiken nicht die Ausnahme, sondern auf globaler Ebene der Standard werden können.
- https://fairaway.de/reisemagazin/kreuzfahrtschiffe-umwelt
- https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/kreuzschifffahrt/14069.html
- https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2023/07/kreuzfahrtschiffe-luftverschmutzung-in-deutschen-hafenstaedten-tourismus-umweltverschmutzung
- https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2023/07/kreuzfahrtschiffe-luftverschmutzung-in-deutschen-hafenstaedten-tourismus-umweltverschmutzung