Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz — Wie wichtig ist sie uns?

Juni 2023
Copyright: Bild von Memin Sito auf Pixabay

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz nimmt immer weiter zu. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die von der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh durchgeführt wurde.

Bedeutung von Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist ein Thema, das in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Es geht um den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen, um Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit. Früher standen vor allem Unternehmen und Regierungen sowie ihre Handlungen nach außen hin im Fokus – heute erkennen wir mehr und mehr die Relevanz von Nachhaltigkeit für den eigenen beruflichen Alltag an.

Eine Studie der Bertelsmann Stiftung aus Gütersloh zeigt, dass Nachhaltigkeit für Arbeitnehmer:innen zunehmend wichtiger wird. Ziel des Berichtes ist es, die Einstellungen und Wahrnehmungen der Arbeitgeber- und Nehmer:innen zum Thema Nachhaltigkeit zu erforschen und mögliche Hindernisse und Chancen für Unternehmen zur Förderung nachhaltiger Praktiken in ihren Organisationen aufzuzeigen. Der Bericht enthält auch Empfehlungen für Unternehmen, wie sie ihre Mitarbeiter in die Bemühungen um Nachhaltigkeit einbinden können.

Über 68 Prozent der Befragten zwischen 35 und 54 Jahren geben an, dass es ihnen wichtig ist, in einem Unternehmen zu arbeiten, das sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz engagiert. Die Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihre Vorgesetzten ökologische und soziale Aspekte in ihre Unternehmensstrategie integrieren. Nachhaltigkeit wird somit zu einem wichtigen Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers und hat Auswirkungen auf die Mitarbeiterbindung und -Motivation. An erster Stelle stehen aber nach wie vor Jobsicherheit und Gehalt bei der Berufswahl. Vor allem bei Berufseinsteiger:innen zwischen 18 bis 24 Jahren geht es zunächst primär um die Existenzsicherung.

Geht es um die tatsächliche Integration von Nachhhaltigkeit als Unternehmensziel, so gehen die Meinungen zwischen Beschäftigten und Arbeitgeber:innen auseinander. Während Führungskräfte zu 62 Prozent zustimmen, dass Nachhaltigkeit im Fokus läge, so sind es bei den Mitarbeitenden rund 45 Prozent. Die Ursache wird bei der jobbedingten höheren Loyalität zum Unternehmen verortet, oder aber einem Wissensvorsprung bei internen Abläufen. Das Gefälle zeigt allerdings schon recht deutlich, dass in Sachen Kommunikation einiges aufzuholen ist. Das liegt möglicherweise auch darin begründet, dass der Begriff Nachhaltigkeit zunächst einmal sehr allgemein gefasst ist und nicht sofort konkrete Maßnahmen bezeichnet. Nur jedem zweiten ist klar, was Nachhaltigkeit im Arbeitskontext bedeutet und noch weniger sind sich sicher, was ob und welche Strategie im Unternehmen verfolgt wird. Vor allem Gesundheit, Wohlbefinden und Gleichberechtigung sind laut Befragtung relevante Themen am Arbeitsplatz – Klimaschutz und die eigene CO2-Bilanz eher weniger.

Auffallend ist auch, dass Beschäftigte im Home-Office Nachhaltigkeit eher als wichtiges Unternehmensziel einordnen. 56 stimmen zu, während es nur 45 Prozent bei Arbeitnehmer:innen vor Ort sind. Dabei legt die Studie nahe, dass es sich im Home-Office vermehrt um so genannte "Wissensmitarbeiter:innen" aus weniger energieintensiven Branchen handelt. Alles zusammen werfe die Frage auf, ob es auch in Deutschland noch immer ein "Elitenthema" sei, sich mit Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz beschäftigen zu können.

Auch wenn es also eher eine nachgelagerte Rolle spielt, ob das Unternehmen soziale Verantwortung übernimmt, nimmt die Wichtigkeit doch insgesamt zu, solange die Versorgung der Grundbedürfnisse einmal sichergestellt ist. Dennoch sei es alarmierend, dass die Wahrnehmung und Bewertung von Nachhaltigkeit noch so zurückhaltend passiere und wenig im Arbeitsalltag vertreten wäre. Die Studie legt deshalb folgende Schritte nahe:

  • Entwicklung eines klaren Verständnisses für den Wert von Nachhaltigkeit im Unternehmen durch das Management
  • Kommunikation an Mitarbeiter:innen und Erläuterung des Nutzens im Alltag
  • Ganzheitliche Integrierung in Unternehmensstruktur
  • Anreizstrukturen schaffen, die materielle wie ideelle Bedürfnisse der Belegschaft berücksichtigt

Insgesamt zeigt der Bericht, wie wichtig es ist, Mitarbeiter:innen in die Nachhaltigkeitsbemühungen einzubeziehen, da sie eine entscheidende Rolle dabei spielen können, den Wandel voranzutreiben und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft, die Umwelt und das Unternehmen auszuüben.

Mehr als nur ein Trend

Die langsam aber stetig wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit für Arbeitnehmer:innen ergibt sich zum einen aus der Identifikation mit dem Arbeitgeber. Arbeitnehmer:innen möchten Teil eines Unternehmens sein, das sich für eine bessere Welt einsetzt. Sie möchten stolz sein auf das, was sie tun, und den Eindruck haben, dass ihre Arbeit auch einen positiven Einfluss hat. Nachhaltigkeit bietet die Möglichkeit, diesem Bedürfnis in den unterschiedlichsten Branchen gerecht zu werden.

Die Studie zeigt auch, dass Nachhaltigkeit (am Arbeitsplatz) nicht nur für jüngere Angestellte relevant ist. Auch ältere Kolleg:innen setzen sich immer stärker für diese Themen ein. Die Gründe sind vielfältig, ein wichtiger Faktor ist mit Sicherheit das wachsende Bewusstsein für Umweltprobleme wie den Klimawandel und die Verschmutzung der Meere. Viele Arbeitnehmer:innen möchten daher einen Beitrag leisten, um diesen Herausforderungen zu begegnen und den eigenen Lebensstandard langfristig erhalten zu können.

Nachhaltigkeit wird mehr und mehr zu einer Lebenseinstellung und stellt nicht zuletzt deshalb einen wichtigen Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers dar. Menschen 0suchen vermehrt nach Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz engagieren. Sie möchten nicht nur einen sicheren Job, sondern gerne auch ein Arbeitsumfeld, das ihren Werten und Überzeugungen entspricht.

Eine Möglichkeit ist zum Beispiel der Bezug von Solarenergie oder das Bereitstellen von Tickets für den Nahverkehr.

Unternehmen können auf die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz reagieren und sicherstellen, dass sie sich aktiv für Nachhaltigkeit und Umweltschutz einsetzen und dies auch intern und extern kommunizieren. So können sie Mitarbeiter:innen halten und neue Talente dazugewinnen.

Wer kann, der sollte!

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz geht aber über das Image und den Erfolg des Unternehmens hinaus. Es geht um die Verantwortung, die vor allem große Unternehmen gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft tragen. Unternehmen haben einen größeren Handlungsspielraum und Einfluss als Einzelpersonen und können durch ihre Entscheidungen und ihr Handeln erhebliche Auswirkungen auf unser aller Umwelt haben. Es ist daher wichtig, dass sie sich dieser Verantwortung bewusst sind und aktiv an der Lösung von Umweltproblemen mitarbeiten.

Einige Unternehmen haben das bereits erkannt und setzen sich intensiv für Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein. Sie nutzen erneuerbare Energien, stellen Fahrradparkplätze zur Verfügung, reduzieren ihre Abfälle und Emissionen und engagieren sich für den Schutz der Umwelt. Zur nachhaltigen Denkweise zählen auch die Förderung von Fairness und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz sowie ein angenehmes Arbeitsumfeld. Das kann durch faire Löhne, Barrierefreiheit und Zusatzleistungen, wie zum Beispiel Achtsamkeits-Kurse oder gemeinsame Ausflüge, geschaffen werden.

Dach- und Fassadenbegrünung schafft einen Ausgleich zur Arbeit, ist gut für die Umwelt und sieht auch noch super aus!

Viele Unternehmen haben noch Nachholbedarf und könnten ihre Anstrengungen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz verstärken. Sich an die geltenden Umweltgesetze zu halten und Prozesse und Produkte so zu gestalten, dass sie die Umwelt möglichst wenig belasten, wäre zumindest ein Anfang. Weiter gilt es, die Mitarbeiter:innen für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und sie dazu zu ermutigen, sich für den Schutz der Umwelt zu engagieren und das auch im Betrieb zu fördern.

Wie kann ich mich engagieren?

Arbeitnehmer:innen können sich auf unterschiedliche Weise für Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz mit einbringen. Hier ein paar Ideen:

  • Teilnahme an Nachhaltigkeitsinitiativen: Viele Unternehmen bieten Nachhaltigkeitsinitiativen zur kostenlosen Teilnahme an. Arbeitnehmer:innen können sich hier für Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekte engagieren und ihre Ideen und Vorschläge für nachhaltige Prozesse am Arbeitsplatz einbringen.

  • Reduktion des eigenen ökologischen Fußabdrucks: Jeder kann aktiv dazu beitragen, den eigenen CO2-Verbrauch zu reduzieren und umweltbewusster durchs Leben zu gehen. Das kann durch die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrädern oder durch Carsharing geschehen. Auch der Verzicht auf Plastik- und Einzelverpackungen für Gerichte in der Mittagspause, das Recycling von Abfällen und die Verwendung von Mehrweggeschirr auf der Arbeit kann dazu beitragen.

  • Weiterbildung und Sensibilisierung: Arbeitnehmer:innen können sich durch die Teilnahme an Schulungen und Workshops zum Thema Nachhaltigkeit weiterbilden. Sie können ihr Wissen auch an Kollegen weitergeben und diese wiederum für das Thema sensibilisieren. Das stärkt zusätzlich den Kontakt und Zusammenhalt im Betrieb.

  • Zusammenarbeit mit Unternehmen und Organisationen:
    Wer eigene Ideen zur Verbesserung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Unternehmen hat, sollte sich nicht scheuen, diese zumindest vorzuschlagen. Vielleicht können sogar Kooperationen mit anderen Unternehmen oder Initiativen mit einer nachhaltigen Organisation gestartet werden. Eine solche Kampagne bringt neben dem eigentlichen Zweck meist auch gute PR, schafft Raum für Diskussion und festigt die Relevanz von Umweltbewusstsein in der Gesellschaft.

Gibt es bei euch schon nachhaltige Projekte bei der Arbeit, Schule oder Uni? Vielleicht stoßt ihr schon bald selbst eine Initiative an oder informiert euch und helft anderen, auch ihren Alltag umweltbewusster zu gestalten!

  • https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/nachhaltigkeit-aus-sicht-der-arbeitnehmerinnen
  • https://www.stepstone.de/e-recruiting/wissen/nachhaltigkeit/
  • https://www.sueddeutsche.de/wissen/umwelt-guetersloh-studie-nachhaltigkeit-wird-fuer-arbeitnehmer-wichtiger-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-221209-99-841161#
  • https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2022/dezember/nachhaltigkeitsstrategien-kommen-bei-arbeitnehmerinnen-nur-bedingt-an
  • https://www.haufe.de/personal/hr-management/nachhaltige-arbeitgeber-sind-attraktiver_80_565082.html
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