Erythrit: Kalorienfrei, aber ein Risiko fürs Herz?

18. August 2025
Copyright: iStock

“Süße ohne Reue”: So wirbt die Lebensmittelindustrie für Erythrit. Der Zuckeralkohol steckt in Proteinriegeln, Energy-Drinks und zuckerfreien Desserts jeglicher Art. Jahrzehntelang galt er als unbedenklich. Doch aktuelle Forschungsergebnisse zeichnen ein neues Bild: Der beliebte Zuckerersatz könnte Blutgefäße schädigen, die Blut-Hirn-Schranke schwächen und so das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen.

Vom Maiskorn zum „Zero-Sugar“-Favorit

Erythrit ist ein Zuckeralkohol, der in winzig kleinen Mengen auch in Obst oder fermentierten Lebensmitteln vorkommt. Industriell wird er jedoch meist durch die Fermentation von Traubenzucker aus Mais hergestellt. Hefen wandeln den Zucker in Erythrit um, anschließend wird er gefiltert, gereinigt und kristallisiert – und sieht dann aus wie feiner herkömmlicher Zucker. Seine Süßkraft entspricht ca. 70–80 % von Haushaltszucker, Kalorien hat er nahezu null. Dementsprechend beträgt auch der Glykämische Index fast null, perfekt also für Keto-Fans und Diabetiker*innen.

Gewonnen wird Erythrit aus Mais, mittels der Fermentation von Traubenzucker.

Dank seines kühlenden Geschmacks, der entsteht, da Erythrit beim Auflösen Wärme aus der Umgebung zieht und der guten Verträglichkeit gegenüber anderen Zuckeralkoholen wie Xylit oder Sorbit ist Erythrit für viele Hersteller*innen der Traum vom perfekten Zuckerersatz.

Wo steckt Erythrit drin?

Die Antwort: fast überall, wo „Zero Sugar“ draufsteht. Typische Produkte sind beispielsweise:

  • Zuckerfreie Bonbons, Kaugummis und Schokolade
  • Light- und Fitnessriegel
  • Zuckerreduziertes Eis und Gebäck
  • Getränke wie Limos und Energy-Drinks

Nachhaltigkeit: Kalorienarm, aber CO2-belastet

So süß Erythrit wirkt, so bitter fällt seine Ökobilanz aus. Die industrielle Herstellung benötigt viel Mais, der oft importiert wird. Fermentation, Reinigung und Transport verursachen zusätzliche CO2-Emissionen. Wer auf regionale oder nachhaltige Alternativen hofft, sucht bisher leider vergeblich.

Neue Studien alarmieren

Lange Zeit galt Erythrit als unproblematisch, da es kaum verstoffwechselt wird. Doch neue Forschung zeigt mögliche Risiken auf:

  1. Stress für Herz und Gehirn

    Erythrit beeinträchtigt die Fähigkeit von Blutgefäßen, sich zu weiten oder zu verengen.

    Es hemmt die Produktion von Stickstoffmonoxid, das Gefäße entspannt, und fördert Endothelin-1-Produktion, das Gefäße verengt. Das Ergebnis: Gefäße werden starrer, was das Risiko für Schlaganfälle erhöht.

  2. Erhöhtes Thromboserisiko

    Erythrit hemmt die Auflösung von Blutgerinnseln un kann Blutplättchen zum Verklumpen bringen.
    Schon handelsübliche Mengen, beispielsweise ein halber Liter zuckerfreies Eis oder ein Softdrink, führen zu Blutwerten, die mit erhöhter Thrombosegefahr in Verbindung gebracht werden.

  3. Oxidativer Stress in Zellen

    Laborexperimente an menschlichen Zellen zeigen, dass Erthrit oxidativen Stress auslösen kann. Das bedeutet, dass sich in Zellen “aggressive Moleküle” (freie Radikale) ansammeln, die Proteine, Fette oder die DNA schädigen können.
    Normalerweise neutralisieren Antioxidantien diese Radikale, doch wenn das Gleichgewicht kippt, beschleunigt das Alterungsprozesse und kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern.
Hohe Erythritmengen im Blut können das Risiko für Schlaganfall oder Herzinfarkt deutlich erhöhen.

Große Studien in den USA und Europa zeigen: Menschen mit hohen Erythrit-Blutwerten haben ein fast doppelt so hohes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Noch kein endgültiges Urteil, aber ein klares Warnsignal

Die Forschung steht noch am Anfang: Viele Daten stammen aus Laborstudien, Tierstudien und Beobachtungen. Sie zeigen Zusammenhänge, aber noch keine absolute Kausalität. Trotzdem raten Expert*innen: Etiketten lesen, Konsum reduzieren und Süßstoff nicht als „Freifahrtschein“ sehen.

Fazit: Süß ja – aber mit Vorsicht

Erythrit ist praktisch, kalorienarm und schützt die Zähne. Doch „natürlich“ bedeutet nicht automatisch „harmlos“. Wer ihn regelmäßig und in größeren Mengen konsumiert, sollte wissen: Auch der gefeierte Zuckerersatz kann Herz und Gefäße unter Druck setzen.
Bis Langzeitstudien mit eindeutigen Ergebnissen vorliegen, gilt: Gelegentliches Naschen ist vermutlich unbedenklich, täglicher Konsum sollte jedoch vermieden werden.

Du findest den Artikel spannend? Dann teile ihn doch gerne!
Das könnte dich auch interessieren
Nachhaltig Grillen – Ein paar Tipps für den Sommer

Nachhaltig Grillen – Ein paar Tipps für den Sommer

Welcher Grill ist am nachhaltigsten? Und welches Grillgut hat den größten Einfluss auf unser Klima? Wir geben Tipps für ein umweltfreundliches Grillfest!

Schmetterlingsparadies im eigenen Garten – so einfach geht’s

Schmetterlingsparadies im eigenen Garten – so einfach geht’s

Hilfe für bedrohte Falter: Kleine Gärtnertricks mit großer Wirkung! Erfahre jetzt, mit welchen Blüten du den Schmetterlingen helfen kannst.

Warum du aus Langeweile isst und wie du damit aufhörst

Warum du aus Langeweile isst und wie du damit aufhörst

Einfache Tipps, um Stress- und Frustessen in den Griff zu bekommen. So stoppst du Emotionales Essen im Alltag

Natrium-Ionen- vs. Lithium Batterie

Natrium-Ionen- vs. Lithium Batterie

Umweltschonende Natrium-Ionen- vs. Lithium Batterie – Was steckt hinter dem alternativen Batterietypen und was spricht gegen die Lithium Batterie?