„Eine Kreuzfahrt muss man einfach mal gemacht haben!“ Dieser Gedanke wird vielen bekannt vorkommen. Durch günstige Preise und eine Vielzahl an Angeboten sind Kreuzfahrten mittlerweile für viele erschwinglich geworden und Vorzüge gibt es einige: Unzählige spannende Orte auf nur einer Reise erleben, die Meeresluft genießen und entspannt mit einem kühlen Drink am Pooldeck in der Sonne liegen.
Kein Wunder also, dass sich die Zahl der deutschen Kreuzfahrturlauber:innen in den letzten 20 Jahren fast verzehnfacht hat. 2023 wollten fast vier Millionen Menschen aus Deutschland auf den Weltmeeren unterwegs sein: Mit insgesamt 31,7 Millionen Kreuzfahrtfahrer:innen stieg die Zahl der Passagiere im letzten Jahr weltweit auf ein neues Rekordhoch von 31,7 Millionen.
Doch bevor Kreuzfahrt-Begeisterte ihre Reise antreten, haben wir zuvor ein paar Punkte für dich, denen du Beachtung schenken solltest.
Kreuzfahrten und deren Schattenseiten
Kreuzfahrten auf riesigen Dampfern sind echte Energiefresser – das ist kein Geheimnis. Aber wie schlimm sind ihre Auswirkungen auf Luft und Umwelt wirklich?
Im Gegensatz zum Straßenverkehr, wo Rußpartikelfilter vorgeschrieben sind, gibt es für Kreuzfahrtschiffe noch keine entsprechenden Regelungen zur Abgasreinigung.
Dadurch können Kreuzfahrt- und Frachtschiffe ohne Katalysatoren oder Rußpartikelfilter über die Weltmeere fahren und dabei ebenso viele Schadstoffe ausstoßen wie Millionen von Autos. Auch Handelsschiffe, die 90 Prozent des globalen Warenverkehrs abwickeln, tragen erheblich zur Luftverschmutzung bei.
Und obwohl die Internationale Seeschifffahrtsorganisation strengere Grenzwerte für Schwefel- und Stickoxide eingeführt hat, sieht das Umweltbundesamt weiterhin Bedarf für weitere Anpassungen. Zusätzlich sollten auch Feinstaub und Ruß in die gesetzlichen Vorgaben aufgenommen werden.
Der NABU fordert außerdem, dass Kreuzfahrtunternehmen auf sauberere Schiffsdiesel umsteigen und flächendeckend Rußpartikelfilter sowie Katalysatoren gegen Stickoxide an Bord installieren.
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Belastung durch Treibhausgase – Nach Corona ist vor Corona
Die riesigen Schiffe blasen große Mengen an Stickstoff- und Schwefeloxiden in die Luft, was die Ökosysteme unserer Erde auf Dauer schädigt.
Schon vor der Pandemie verursachte die weltweite Kreuzfahrtindustrie etwa 23 Megatonnen CO₂-Ausstoß pro Jahr.
Die dabei drei größten Unternehmen – Carnival, Norwegian und Royal Caribbean – waren dabei für rund 70 Prozent dieser Emissionen verantwortlich. Forscher:innen betonen weiterhin, dass in diesen Zahlen nur der direkte Energieverbrauch der Schiffe und ihrer Dienstleister enthalten ist. Anreisen des Personals per Flugzeug oder andere indirekte Emissionen sind noch nicht berücksichtigt. Nimmt man diese mit dazu, wären es 2019 etwa 45 Megatonnen CO₂ gewesen, die durch den regen Schiffsverkehr der Kreuzfahrtindustrie ausgestoßen worden wären. Berechnet man dann zusätzlich zum CO₂-Fußabdruck des Personals auch noch den der Passagier:innen mit ein, die ebenso oft per Flugzeug anreisen, so steigt der Wert weiter an.
Was jedoch schon vor der Corona-Pandemie düstere Aussichten waren, hat sich seither leider alles andere als gebessert: Seit der Pandemie ist die die Luftverschmutzung rund um Kreuzfahrthäfen noch einmal angestiegen: Im Jahr 2022 waren insgesamt 218 Kreuzfahrtschiffe in europäischen Gewässern unterwegs, die gemeinsam so viel Schwefeldioxid ausstießen wie eine Milliarde Autos zusammen – und das trotz der 2020 eingeführten Schwefelgrenzwerte durch die UN-Schifffahrtsbehörde.
Laut einer Studie hat auch der Treibstoffverbrauch von Kreuzfahrtschiffen seit 2019 um etwa 24 Prozent zugenommen. Die Schwefeldioxid-Emissionen stiegen um 9 Prozent, Stickoxide um 18 Prozent und giftige Partikel sogar um 25 Prozent.
Zwar hat die Pandemie den Hafenstädten also kurz Luft verschafft, doch diese Phase ist vorbei: Kreuzfahrten boomen wieder, und beliebte Touristenstädte wie Barcelona und Athen kämpfen erneut mit giftiger Luftverschmutzung durch die Schiffe.
Die Luftverschmutzung konkret – ein Schadstoffranking
Insgesamt ist die Luftverschmutzung im Mittelmeerraum am stärksten. An der Spitze der europäischen Hafenstädte, die durch Kreuzfahrtschiffe besonders belastet werden, steht weiterhin Barcelona. Dort stoßen die Schiffe dreimal so viel Schwefeloxide aus wie alle Autos der Stadt zusammen. Dahinter folgen Civitavecchia (nahe Rom) und der Hafen von Piräus in Athen.
Auch Deutschlands Häfen genießen keine saubere Luft – vor allem in Hamburg sollte man besser die Luft anhalten. Im T&E-Ranking ist die norddeutsche Hafenstadt besorgniserregend nach oben gerutscht: von Platz 17 im Jahr 2019 auf Platz 6 im Jahr 2022.
Auch Kiel in Schleswig-Holstein zählt inzwischen zu den 15 europäischen Städten mit der schlechtesten Luft.
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Der Umweltfeind Schweröl
Weltweit sind rund 300 Kreuzfahrtschiffe unterwegs, von denen 76 genauer untersucht wurden – mit einem klaren Ergebnis: Nur eines fährt mit Flüssiggas, während der Rest weiterhin Schweröl nutzt. Dieser Treibstoff ist zwar kostengünstig, belastet aber die Umwelt erheblich. In sensiblen Ökosystemen wie den norwegischen Fjorden sind Kreuzfahrtschiffe deshalb bereits teilweise verboten.
Schweröl verursacht hohe Emissionen, darunter täglich etwa fünf Tonnen Schwefeldioxid pro Schiff, was zur Luftverschmutzung und saurem Regen beiträgt. Auch der CO₂-Ausstoß ist enorm: Eine Woche Kreuzfahrt verursacht so viele Emissionen wie eine 9.000 Kilometer lange Autofahrt – ein ökologischer Fußabdruck, der schwer ausgleichen ist.
Die Müllhalde Kreuzfahrtschiff – ungeregelte Abwasserentsorgung
Wie soll man den Lebensmittelbedarf einer schwimmenden Kleinstadt genau berechnen? Schier unmöglich. Deshalb landet oft viel Essen im Müll – und nicht selten im Meer. Zwar zersetzen sich organische Abfälle dort, doch das Gleichgewicht des Ökosystems leidet dennoch enorm darunter.
Abfall, der nicht direkt im Meer entsorgt wird, wird meist verbrannt oder bei Zwischenstopps an Land entsorgt – oft in Ländern mit mangelhafter Abfallwirtschaft. Recycling ist hier ein Fremdwort.
Dazu kommt die mangelnde Entsorgung von Abwasser auf Kreuzschiffen, denn es gibt noch immer Gebiete, in denen keine klaren Vorschriften dafür herrschen. Somit gelangt häufig auch verschmutztes Wasser einfach ins Meer.
Stromverbrauch einer Kleinstadt
Kreuzfahrtschiffe ziehen so viel Energie wie eine kleine Stadt – kein Wunder, schließlich sind oft mehrere tausend Menschen an Bord. Rund 40 Prozent ihrer Zeit verbringen die Schiffe in Häfen, und auch dann läuft der Betrieb weiter. Restaurants, Kinos und Klimaanlagen bleiben voll in Betrieb, selbst wenn die meisten Gäste diese gar nicht nutzen.
Umweltbelastung, Wirtschaft und Arbeitsbedingungen
Kreuzfahrtschiffe haben erhebliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Laut Greenpeace tragen Schiffsabgase generell in Europa jährlich zu rund 50.000 vorzeitigen Todesfällen bei.
Logischerweise sind Hafenstädte besonders betroffen: Die Schiffe stoßen ultrafeine Partikel aus, die Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen auslösen. In Städten wie Kiel, Hamburg oder Warnemünde liegt die Luftverschmutzung dadurch um das 50- bis 80-Fache höher als an stark befahrenen Straßen.
Ähnliches sieht man in Metropolen wie Barcelona oder Havanna, wo täglich ein bis zwei Kreuzfahrtschiffe anlegen und Massen an Touristen in die Städte strömen.
Auch die lokale Wirtschaft, von der man vielleicht meinen möchte, dass sie davon angekurbelt werden würde, profitiert übrigens kaum von den Reisenden. Schließlich essen und schlafen die meisten Gäste an Bord. Das Geld, das normalerweise in Hotels, Restaurants und den Einzelhandel fließen würde, bleibt bei der Reederei selbst.
Sogar Touren und Ausflüge werden meist direkt auf dem Schiff verkauft, sodass lokale Anbieter oft leer ausgehen.
Ein soziales Problem: Viele Kreuzfahrtschiffe fahren unter ausländischer Flagge, oft aus steuerlichen Gründen. Für die Mitarbeiter:innen hat das teils unangenehme Folgen. Unter dem Arbeitsrecht von Ländern wie Panama, Malta oder den Bahamas sind die Ruhezeiten oft äußerst knapp bemessen, und auch die Bezahlung fällt sparsam aus. Zwar gibt es seit 2013 Mindeststandards für Arbeitszeiten, trotzdem sind lange Arbeitszeiten von bis zu 14 Stunden pro Tag keine Seltenheit.
Fazit
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Kreuzfahrten aus ökologischer Sicht prinzipiell problematisch sind, da sie immer eine gewisse Belastung für die Umwelt mit sich bringen.
Einen kleinen Lichtpunkt bildet jedoch die Aufmerksamkeit, die das Thema Nachhaltigkeit inzwischen auch in Sachen Schiffsfahrt erhält.
Im Mittelpunkt sollte stehen, das Bewusstsein für die Umweltauswirkungen von Kreuzfahrten zu schärfen. Letztlich tragen sowohl Reisende als auch Reedereien und Behörden eine gemeinsame Verantwortung. Auch die Politik kann mit klaren Vorgaben dazu beitragen, nachhaltigere Kreuzfahrten zum Standard zu machen.
https://reisetopia.de/guides/umweltbelastung-kreuzfahrten/
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/kreuzschifffahrt/14069.html
https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2023/07/kreuzfahrtschiffe-luftverschmutzung-in-deutschen-hafenstaedten-tourismus-umweltverschmutzung
https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2023/07/kreuzfahrtschiffe-luftverschmutzung-in-deutschen-hafenstaedten-tourismus-umweltverschmutzung