SeaWorld - Orcas in Gefangenschaft

August 2023
Eine Orca-Show vor Publikum
Eine Orca-Show vor Publikum - Copyright: Foto von Kenny Eliason auf Unsplash

In einem vergangenen Artikel sprachen wir bereits über Orcas und deren unerklärliches Verhalten in Bezug auf Segelboote und Yachten. Dieser Artikel widmet sich den Orcas in Gefangenschaft. Vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere an “Free Willy”. In dem Film gelingt einem Orca die Flucht durch einen majestätischen Sprung in die Freiheit. Der Film ist zugleich Lüge und Wahrheit. Orcas gehören nicht in kleine Becken. Sie sind faszinierende und intelligente Meeresbewohner, die in der Wildnis ein komplexes soziales Zusammenleben führen. Leider haben sie in Gefangenschaft oft mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen, ihre natürlichen Bedürfnisse können nicht erfüllt werden, was auch ihre Gesundheit beeinträchtigt. Bloß reicht ein imposanter Sprung ins Meer nicht, um dem zu entkommen. Orcas, die ihr Leben in der Obhut der Menschen verbracht haben, leiden nicht selten an Traumata und gesundheitlichen Problemen. In diesem Artikel beleuchten wir SeaWorld und die Tragödie, die hinter den glamourösen Themenparks steckt.

Intelligenz, Sozialverhalten und Kommunikation

Orcas, auch Schwertwal genannt, gehören zu den intelligentesten und sozialsten Tieren der Weltmeere. Sie leben in engen Familienverbänden, die als "Pods" bezeichnet werden, und zeigen ein hoch entwickeltes Sozialverhalten. Pods bestehen aus mehreren Generationen, die miteinander kommunizieren, jagen und gemeinsam ihre Jungen aufziehen. Das älteste und erfahrenste Weibchen führt die Gruppe an.

Forschungen haben gezeigt, dass Orcas komplexe Kommunikationssysteme nutzen, die aus einer Vielzahl von Klick-, Pfeif- und anderen Lauten bestehen. Diese Lautäußerungen ermöglichen es ihnen, ihre Umgebung in Form von Echoortung wahrzunehmen, miteinander zu kommunizieren, Jagdstrategien zu koordinieren und soziale Bindungen zu stärken. Tatsächlich verfügen die verschiedenen Pods über unterschiedliche Dialekte. Das bedeutet, Orcas aus unterschiedlichen Gruppen haben große Probleme bei der Verständigung.

Eine Gruppe von Orcas wird Pod genannt
Eine Gruppe von Orcas wird Pod genannt

Die bemerkenswerte Intelligenz der Orcas zeigt sich auch in ihrer Fähigkeit, Probleme zu lösen, aus Erfahrungen zu lernen und innovative Jagdtechniken zu entwickeln. Besonders bekannt sind ihre Jagdmanöver auf Robben in den arktischen Gebieten. Liegt eine Robbe auf einer Eisscholle, so teilen sich die Orcas auf. Der Großteil schwimmt unter der Scholle und erzeugt so eine Welle, die die Robbe langsam aber sicher abstürzen lässt. Auf der anderen Seite, wo die Robbe ins Meer stürzt, wartet bereits ein anderer Orca, um die Robbe zu töten. Ebenso imposant sind die argentinischen Orcas, die freiwillig stranden, um die Seehunde an Land zu jagen. Aber auch andere Wale, Pinguine und Fische stehen auf ihrem Speiseplan. Dieser unterscheidet sich allerdings je nach Art. Einige haben sich auf die Jagd von Weißen Haien spezialisiert, von denen sie meist nur die Leber fressen.

Letztlich soll noch das enorme emotionale Empfinden der Orcas genannt werden. Der Teil des Gehirns, der für Emotionen zuständig ist, ist im Vergleich zur Körpergröße deutlich größer als beim Menschen. Die Tiere eines Familienverbandes stehen sich dementsprechend sehr nah. Außerdem sind sich Orcas aufgrund ihres außergewöhnlichen Gehirns, wie wir Menschen auch, ihrer selbst bewusst.

Jagd auf Orcas

In den frühen Jahren der Meerestierhaltung wurden viele Orcas gefangen, um sie in Aquarien wie Sea World auszustellen. Diese Fangaktionen lösten erheblichen Stress bei den betroffenen Tieren aus, von dem sie noch lange Schäden trugen. Kleine, junge Orcas wurden von ihren Familien getrennt, was zu emotionalen Traumata führte. Die Fangmethoden waren oft brutal und führten häufig zu Verletzungen und sogar zum Tod von Orcas.

Ein besonders berüchtigter Vorfall war die Gefangennahme von zahlreichen Orcas vor der Küste des Bundesstaates Washington in den 1960er und 1970er Jahren. Die gefangenen Orcas wurden in winzigen Becken gehalten, die ihre natürliche Umgebung bei weitem nicht nachbilden konnten. Dies führte zu schwerwiegenden physischen und psychischen Schäden. Es ist ein häufiger Irrglaube, dass Orcas in SeaWorld und Co. gerettete Tiere sind, die nach der Versorgung in der Wildnis nicht mehr überlebensfähig wären.

SeaWorld

Leider hat die Gefangenschaft von Orcas in Sea World und ähnlichen Einrichtungen zu tragischen Zwischenfällen geführt, bei denen Menschen zu Tode gekommen sind. Ein berüchtigter Vorfall ereignete sich im Februar 2010 im SeaWorld Park in Orlando, Florida. Ein Orca namens Tilikum tötete seine Trainerin Dawn Brancheau während einer Vorführung vor den Augen der Zuschauer. Dies war nicht das erste Mal, dass Tilikums Verhalten auffällig war, und es war auch nicht der einzige Todesfall, der mit dem in Gefangenschaft lebenden Orca in Verbindung gebracht wurde. Insgesamt werden Tilikum 3 Tode zugesprochen.

Tilikum (1981 - 2017), der größte Orca-Bulle, der je in Gefangenschaft
Tilikum (1981 - 2017), der größte Orca-Bulle, der je in Gefangenschaft gelebt hat.

Experten argumentieren, dass diese Todesfälle das Ergebnis der unangemessenen Haltung und des unnatürlichen Verhaltens von Orcas in Gefangenschaft sind. Die Enge der Becken, das Fehlen jeglicher natürlicher Stimulation und die Einschränkung ihrer Freiheit können zu Stress, Frustration und sogar zu aggressivem Verhalten führen. Einige der Orcas stammen ursprünglich aus Island, weshalb das Klima und Wasser in Orlando zu den Hautproblemen zählen. Weiterhin nagen die Orcas aus Langeweile oder Depression an den Beckenrändern, was abgeschliffene oder teils vollkommen verschwundene Zähne zur Folge hat. Auch bekommen die Tiere angeblich nur dann ihr Fressen, wenn sie in den Shows ordentlich mitmachen. Schlussendlich gibt es unter den Orcas keine starken emotionalen Bindungen, abgesehen von Mutter und Kind. Die Orcas stammen meist aus unterschiedlichen Teilen der Erde. Wie oben bereits erwähnt, bilden verschiedene Pods verschiedene Dialekte. Dies führt zu erheblichen Kommunikationsstörungen innerhalb SeaWorlds und dies wiederum zu Frustration und Isolation.

Die Debatte um Orcas in SeaWorld

Die Haltung von Orcas in Gefangenschaft hat eine kontroverse Debatte ausgelöst. Auslöser dafür war vor allem der Vorfall mit Tilikum und Dawn Brancheau. Es folgten Bücher zu diesem Thema und der Film “Blackfish”, der sich besonders mit Tilikums Vergangenheit und dem Leben in SeaWorld beschäftigt. Befürworter von Sea World und ähnlichen Einrichtungen argumentieren, dass sie eine wichtige Rolle bei der Bildung und dem Schutz von Meerestieren spielen. Sie behaupten, dass die Vorführungen das Bewusstsein für die Bedeutung des Umweltschutzes und des Schutzes von Wildtieren fördern können.

Auf der anderen Seite stellen Tierschutzorganisationen, Biologen und Aktivisten vehement gegen die Gefangenschaft von Orcas. Sie betonen, dass die natürlichen Bedürfnisse dieser intelligenten Meeressäuger in Gefangenschaft nicht erfüllt werden können. Die Becken sind oft viel zu klein und bieten nicht genug Platz für die Orcas, um ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben. Die Zwischenfälle, bei denen Menschen zu Tode gekommen sind, zeigen die potenzielle Gefahr einer solchen Haltung. Wie auch der Biologe Robert Marc Lehmann immer wieder betont, verhelfen Zoos und vergleichbare Einrichtungen nicht zu einem stärkeren Bewusstsein für Tiere und ihren Lebensraum. Entgegen der Behauptung, viele der Orcas seien gerettet, werden die Orcas in fast allen Fällen als Jungtiere gefangen oder in den Einrichtungen geboren. Das Argument, SeaWorld setze sich für den Schutz der Orcas ein, ist daher haltlos.

Fazit

Orcas sind beeindruckende Meeresbewohner mit erstaunlicher Intelligenz, beeindruckendem Sozialverhalten und beispiellosen Kommunikationsfähigkeiten. Ihre Haltung in SeaWorld und ähnlichen Einrichtungen hat jedoch oft zu tragischen Konsequenzen geführt. Die Todesfälle von Menschen und die negativen Auswirkungen auf die Orcas selbst zeigen, dass die Gefangenschaft dieser majestätischen Tiere in solch winzigen Becken nicht vertretbar ist.

Es ist wichtig, dass wir uns für den Schutz der Orcas und anderer Meerestiere in der Wildnis einsetzen und uns bewusst werden, dass eine angemessene Haltung und der Schutz ihrer natürlichen Umgebung von entscheidender Bedeutung sind. Indem wir uns für den Erhalt und die Erforschung ihrer natürlichen Lebensräume einsetzen, können wir dazu beitragen, dass Orcas und andere Meeresbewohner in Zukunft frei und in ihrer ganzen Pracht gedeihen können.

  • https://www.youtube.com/watch?v=mIoUSaX0CWU&t=3923s
  • https://www.youtube.com/watch?v=eVwgNip_Dy0&t=42s
  • https://www.youtube.com/watch?v=P2YHtd3o0bk&t=2s
  • https://de.whales.org/wdc-ziele/delfinarien-schliessen/orcas-gefangenschaft/was-geschah-mit-orca-tilikum/
  • https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/orca-tilikum-ist-tot-trainer-erzaehlt-von-dem-wal-aus-dem-seaworld-14608593.html
  • https://www.youtube.com/watch?v=GimCcrwYxdE
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