Modal - die synthetische Naturfaser der Zukunft?!

Dezember 2023
Fotograf:in: Hannah Morgan, Copyright: CC0 Unsplash

Was zunächst widersprüchlich erscheint, ist tatsächlich eine geniale Erfindung - und keineswegs eine Neue: Kleidung aus Holz!
Schon in den 60er Jahren wurde Modal entwickelt. Um auf langwierige Importwege zu verzichten und Kosten zu reduzieren, suchte man nach Rohstoffen in Mitteleuropa, die sich für die Textilherstellung eignen würden. Die Lösung fand sich in der Buche.

Ähnlich wie Viskose werden Modalfasern zu 100 Prozent aus Pflanzenfasern, also Zellulose, gewonnen. Da Modal also aus natürlichen und nachwachsenden Ressourcen stammt, zählt es zu den sogenannten Regeneratfasern.

Dass es dennoch als synthetische Naturfaser bzw. halbsynthetische Textilfaser betrachtet wird, liegt allein an der Verarbeitung.

Wie erfolgt die Herstellung von Modal?

Zunächst wird das Holz der Buche entrindet und zu kleinen Spänen weiterverarbeitet. In einem chemischen Lösungsprozess wird die Zellulose im Anschluss aus den Spänen extrahiert und schließlich zu Fasermaterial gesponnen.
Im Gegensatz zu synthetischen Fasern wird Modal jedoch ohne die Nutzung fossiler Rohstoffe (wie z.B. Erdöl) hergestellt.
Auch verglichen mit Baumwolle punktet Modal im Thema Nachhaltigkeit, da bei der Produktion weniger Wasser und Energie verbraucht werden.
Optisch und haptisch überzeugt die synthetische Naturfaser gleichermaßen: Die glatte Oberfläche verleiht dem Material Glanz, es fällt locker und die weiche Haptik erweckt den Anschein eines Seidengemischs.

Die Vorteile von Modal

Modal zeigt sich eindeutig strapazierfähiger und saugfähiger im Vergleich zu den meisten reinen Naturfasern wie Baumwolle. Es bleibt auch nach vielen Wäschen noch weich, glänzend und lässt sich abgesehen davon auch sehr leicht färben.

Gleichzeitig bietet es einen spürbar höheren Tragekomfort im Vergleich zu Kunstfasern wie Polyester. Sowohl in der Herstellung als auch im Material ähnelt es der Viskose, wird jedoch oft als "die verbesserte Viskose" bezeichnet.
Dies resultiert aus seiner besseren Haltbarkeit, Elastizität und der Tatsache, dass Modal weniger dazu neigt, sich beim Waschen zusammenzuziehen und einzulaufen. Grund dafür ist der abgewandelte Spinnprozess von Modal, der längere Cellulosemoleküle mit verbesserten Eigenschaften als Viskose, entstehen lässt. Aus Modal hergestellte Textilien eignen sich des Weiteren gut für Menschen mit empfindlicher Haut und Allergiker.

Modal ist also nicht nur langlebig und pflegeleicht, der Stoff erweist sich auch als extrem saugfähig, atmungsaktiv sowie kaum knitternd und formwahrend.

Wie und wo wird Modal genutzt?

Häufig wird Modal in Form von Mischgeweben eingesetzt und hat dabei eine positive Wirkung auf die anderen verarbeiteten Fasern. Zum Beispiel verleiht Modal Seide mehr Stabilität, macht Leinen elastischer oder macht Baumwolle weicher. Aufgrund dieser Eigenschaften wird Modal besonders gerne für die Produktion von Bettwäsche, Unterwäsche (egal ob Slips, BHs, Lingerie oder Boxershorts) und Sportbekleidung genutzt. Auch in Nachthemden, Schlafanzügen, T-Shirts und Kissenbezügen findet es Verwendung.
Bevorzugt wird Modal in Sommerkleidung verarbeitet, da es einen kühlenden Charakter besitzt: wer die atmungsaktive Naturfaser trägt, schwitzt weniger.
Das bedeutet jedoch im Umkehrschluss, dass Modal sich nicht für das Tragen im Winter eignet, denn wärmend ist der Stoff nicht. Der matt-seidige Look ist optisch außerdem nicht jedermanns erste Wahl.

Pflegetipps: Wie bei allen anderen Materialien auch, empfiehlt es sich, zuerst einen Blick auf das Etikett zu werfen. Das kann helfen, im Voraus einzuschätzen, für welche Anlässe und Jahreszeiten sich ein Kleidungsstück zum Tragen eignet. Je nach Art des Mischgewebes könnten spezifische Pflegehinweise zu beachten sein.
Grundsätzlich ist Modal jedoch ein äußerst pflegeleichter Stoff, der seine Form und Farbe gut bewahrt. Stoffe vom Typ Modal HWM (High Wet Modulus) können ähnlich wie Baumwolle gewaschen werden – Das bedeutet, dass der Stoff bei nahezu jeder Wassertemperatur bis 60°C gereinigt werden kann.

In der Regel lässt sich Modal problemlos auf niedriger Stufe bügeln, obwohl dies oft überflüssig ist, da der Stoff von Natur aus kaum knittert. Um die Belastung für die Kleidung zu minimieren, kannst du die Schleuderzahl minimieren (auf maximal 600 Umdrehungen pro Minute) und ein Kurzwaschprogramm wählen.

Der Nachhaltigkeitsaspekt

Im Herstellungsprozess benötigt Modal weniger Energie und Chemikalien als beispielsweise Baumwolle, außerdem ist es aufgrund seiner hohen Strapazierfähigkeit und Formbeständigkeit extrem langlebig und bleibt euch mit Sicherheit einige Jahre erhalten, bevor ihr das Produkt schließlich/irgendwann ersetzen müsst.

Trotzdem hat Modal auch Nachteile:

Um aus dem Buchenholz einen elastischen Stoff herzustellen, haben Hersteller eine komplexe Prozedur entwickelt. Der Prozess erfordert nicht nur eine erhebliche Menge an Chemikalien, sondern verbraucht auch eine beachtliche Menge Energie und Wasser (auch wenn diese geringer ist als bei der Herstellung der meisten anderen Stoffe).

Natronlauge wird in mehreren Arbeitsschritten eingesetzt, um die Holzfasern zu einem Cellulosebrei aufzulösen. Dabei wirkt die Natronlauge stark ätzend.
Um aus diesem Brei dann Fäden zu gewinnen, wird giftiger Schwefel verwendet. Schwefelsäure und verschiedene Sulfate bilden das sogenannte “Spinnbad”. Hierbei entstehen Schwefelverbindungen, die als Nervengifte bekannt sind. In größeren Mengen können sie sogar tödliche Wirkungen entfalten.

Es liegt also nahe, dass die Herstellung von Modal, bzw. die daraus entstehenden Nebenprodukte und Abwässer durchaus die Umwelt belastet, vor allem im globalen Süden: dort erfolgt die Produktion vielerorts weder umweltgerecht noch nicht unter sicheren und fairen Arbeitsbedingungen.

Die Arbeiter in Zellulosefabriken sind den schädlichen Auswirkungen von giftigen Chemikalien nämlich häufig ungeschützt ausgesetzt. In vielen Fällen leiten die Fabriken die hochgiftigen Schwefelverbindungen in das Abwasser ab, während die Dämpfe in die Luft entweichen können. Die oftmals einzigen Wasserquellen für die Anwohner sind dadurch häufig kontaminiert. In diesen Situationen bleibt den Menschen oft keine andere Wahl, als das belastete Wasser trotzdem zu verwenden.

Die Bevölkerung in der Umgebung dieser Produktionsstätten leidet folglich unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Es wird berichtet, dass die Anzahl von Krebserkrankungen, Fehlgeburten und Behinderungen bei Kindern deutlich zugenommen hat, auch wenn konkrete Zahlen dazu fehlen.

Ein Hoffnungsschimmer?!

Das European Environmental Bureau (EBB) betont, dass Cellulosefasern (wie Viskose und Modal) trotz ihrer Herausforderungen in der Produktion gute Voraussetzungen besitzen, um wirklich nachhaltige Stoffe entlang der gesamten Produktionskette zu werden, da die Fasern aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz bestehen, wobei sicherzustellen ist, dass die Bäume aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen und die Arbeitsbedinungen und Umweltauflagen erfüllt werden.
Ein bedeutender Vorteil von Buchenholz liegt dabei darin, dass es bei der Waldpflege oder in der Holzindustrie tatsächlich sogar als Nebenprodukt anfällt.

Gemäß Berichten von Changing Markets gibt es bereits saubere Herstellungsmethoden für diese Fasern. Die eingesetzten Chemikalien können in einem nahezu geschlossenen Kreislauf wiederverwendet werden, wodurch nur minimale Mengen an giftigem Abfall entstehen. Dabei ist jedoch ein angemessener Schutz für die Arbeiter:innen von großer Bedeutung.

Ob ein von euch gekauftes Produkt aus Modal-Stoff nachhaltig produziert wurde, könnt ihr ganz einfach in dieser Tabelle mit 90 großen globalen Unternehmen vergleichen.

Übrigens: noch nachhaltiger als Modal ist der Stoff Tencel: Tencel, auch unter dem Markennamen Lyocell der Firma Lenzing bekannt, ist eine Faser, die aus nachhaltig erwirtschaftetem Holz hergestellt wird und biologisch abbaubar ist. Bei der Produktion dieser Zellulosefaser wird auf nachhaltiges, schnell wachsendes Eukalyptusholz zurückgegriffen.

Bemerkenswerterweise können auf der gleichen Anbaufläche, die für den Anbau von Baumwolle benötigt wird, bis zu zehnmal so viele T-Shirts aus Eukalyptus produziert werden. Der Herstellungsprozess von Tencel setzt zudem auf unbedenkliche Lösungsmittel und verbraucht deutlich weniger Wasser im Vergleich zu anderen Herstellungsverfahren. Neben den ökologischen Vorteilen überzeugt Tencel auch durch einen angenehmen Tragekomfort und eine Optik, die an luxuriöse Seide erinnert. Gleichzeitig zeichnet sich der Stoff durch eine hohe Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit aus, wodurch er vielseitig einsetzbar ist.

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