Trinkwasserfilter: Notwendig oder Nonsens?

29. August 2025
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Leitungswasser in Deutschland gilt als streng kontrolliert und von hoher Qualität. Dennoch verunsichern Meldungen über Mikroplastik, Schwermetalle oder PFAS viele Verbraucher*innen. Was aber steckt hinter diesen Warnungen? Brauchen wir zusätzliche Filter – oder sogar Mineralwasser aus der Flasche?

Der Glaube, Flaschenwasser sei automatisch sicherer, hält sich hartnäckig. Doch stimmt das wirklich? Zeit für einen klaren Fakten-Check.

Leitungswasser oder Flasche? Die Fakten im Überblick

Neue Studien deuten darauf hin, dass Wasser aus der Leitung eine deutlich geringere Mikroplastikbelastung aufweist als Flaschenwasser, denn Material und Verschluss der Flaschen setzten mikroskopische Kunststoffpartikel frei. Aber nicht nur Plastikflaschen, sondern auch Glasflaschen geben Mikroplastik an das Wasser ab; in einer aktuellen Studie des IPF Dresden schneiden diese sogar schlechter ab als Plastikflaschen.

Leitungswasser ist zudem wesentlich umweltfreundlicher als Mineralwasser, welches durch Flaschenproduktion und Transport hohe CO₂-Emissionen verursacht.

So eindeutig die Vorteile von Leitungswasser auch sind – ganz frei von Risiken ist es nicht. Trotz hoher Qualitätsstandards können bestimmte Schadstoffe ins Leitungswasser gelangen – und das oft unbemerkt.

Welche Schadstoffe lauern im Leitungswasser?

Die Quellen für Belastungen sind vielfältig: von Schwermetallen über Chemikalien bis hin zu regionalen Schadstoffbelastungen durch die Landwirtschaft.

Schwermetalle im Trinkwasser: Risiko durch alte Leitungen

Wenn Bedenken bezüglich der Wasserqualität bestehen, sollte man dies zunächst mit dem Hauseigentümer bzw. Vermieter abklären. Manchmal liegen die Ursachen nämlich weniger am öffentlichen Leitungsnetz als an den hausinternen Installationen: Schwermetalle wie Blei oder Kupfer stammen beispielsweise fast ausschließlich aus alten Rohrleitungen. Bleirohre dürfen aus gesundheitlichen Gründen seit 1973 nicht mehr verbaut werden und gelten heute als sanierungsbedürftig. In einem solchen Fall müssen die betroffenen Leitungen entsprechend ausgetauscht bzw. repariert werden; ein Wasserfilter ersetzt die Sanierung nicht.

Regionale Belastungen

In manchen Regionen werden immer wieder Nitrat, Pestizide oder Medikamentenrückstände im Trinkwasser nachgewiesen.

Praktischer Tipp: Viele Städte und Gemeinden veröffentlichen Wasserqualitätsberichte, die Nitratwerte, Härtegrad und andere Parameter enthalten. Wer möchte, kann diese Berichte online einsehen und bei Bedarf eine unabhängige Wasseranalyse durchführen lassen.

PFAS – Unsichtbare Chemikalien außer Kontrolle

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind extrem langlebige Industriechemikalien, die inzwischen auch im Trinkwasser nachgewiesen wurden. Untersuchungen vom BUND (2023) fanden PFAS in 9 von 10 Leitungswasserproben, aber auch in 3 von 5 Flaschenwassern. Zwar wurden die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten, dennoch gelten PFAS als problematisch, weil sie sich in Umwelt und Organismen anreichern. Auch diesbezüglich stellt Flaschenwasser keine zufriedenstellende Alternative dar – gegen PFAS kann nur der richtige Wasserfilter schützen – mehr dazu weiter unten.

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Fakten-Check: Wie sinnvoll sind Wasserfilter?

Wasserfilter reduzieren Schadstoffe im Trinkwasser – bei unsachgemäßer Pflege können sie jedoch selbst zur Keimquelle werden und die Belastung sogar erhöhen. Entscheidend ist daher, wie der Filter funktioniert und wie sorgfältig er gewartet wird.

Aktivkohlefilter

Aktivkohlefilter wirken wie ein Magnet auf Schadstoffe und binden vor allem organische Verbindungen, Pestizide sowie Stoffe, die den Geschmack oder den Geruch des Wassers beeinflussen. Ihr Filterspektrum ist jedoch selektiv und begrenzt: Die meisten Aktivkohlefilter bieten keinen zuverlässigen Schutz vor anorganischen Verbindungen wie Nitrat sowie vor Viren und Bakterien.

Aktivkohle ist außerdem ein ausgezeichneter Nährboden für Mikroorganismen. Wird der Filter also nicht rechtzeitig gewechselt oder steht das Wasser für einige Zeit, ist die Aktivkohle prädestiniert für einen Keimbefall. So wurden dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zufolge bereits Proben des gefilterten Trinkwassers entnommen, die die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung um mehr als das Hundertfache überschritten.

Umkehrosmose-Filter

Bei der Umkehrosmose wird das Wasser mit einer elektrischen Pumpe durch eine halbdurchlässige Membran gepresst. Dabei werden bis zu 99 % aller Schadstoffe zurückgehalten – darunter Schwermetalle, Nitrat, Phosphat, Mikroplastik, Bakterien, Viren und viele Industriechemikalien. Damit bieten Osmosefilter das breiteste Filterspektrum. Der Nachteil: Auch wertvolle Mineralstoffe werden entfernt. Wer sich für ein solches System entscheidet, sollte deshalb unbedingt ein Modell mit Remineralisierungsstufe wählen.

Unabhängig vom Filtertyp gilt: Filter können sinnvoll sein, insbesondere bei regionalen Belastungen, bergen aber auch Risiken und erfordern konsequente Pflege. Daher sollten Filter regelmäßig gewechselt werden, Wasser sollte man nicht zu lange stehen lassen und tragbare Geräte idealerweise im Kühlschrank lagern.

Einzelnachweise & Weblinks

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