Gleichheit für alle Geschlechter: Das 5. Nachhaltigkeitsziel der UN

Mai 2023

Im Jahr 2016 gaben die Vereinten Nationen (UN) mit ihrer sogenannten 2030-Agenda den Startschuss für eine nachhaltige Zukunft: In Form von insgesamt 17 Nachhaltigkeitszielen, auch Sustainable Development Goals (kurz: SDGs) genannt, werden Bedingungen an die Zukunft gestellt sowie Vorhaben beschlossen, die bis zum Jahr 2030 erfolgen sollen. Diese fokussieren sich auf weltweite Chancengleichheit, Menschenrechte, ökologische Nachhaltigkeit, kollektiven Wohlstand, Recht auf Bildung sowie internationale Zusammenarbeit.

Mit dem SDG 5 “Geschlechtergleichheitwird vor allem ein sozio-politischer, aber auch kultureller Aspekt in die Agenda wichtiger Ziele der UN mit aufgenommen. Es wurde erkannt, dass Geschlechtergleichstellung ein entscheidender Bestandteil nachhaltiger Entwicklung ist und einen positiven Einfluss auf alle anderen SDGs hat. Das 5. Ziel thematisiert insbesondere die Beseitigung von häuslicher sowie sexueller Gewalt gegen Frauen und deren Gleichstellung in sowohl Bildung als auch Berufsleben.

Wahrung der Menschenrechte

Das Recht auf ein menschenwürdiges Leben hat jeder. So ist es nicht nur im deutschen Grundgesetz verankert, sondern gilt auch als Wert der Vereinten Nationen. Doch leider sind vor allem Frauen noch immer häufig Opfer von Diskriminierung, Unterdrückung oder Gewalt. In vielen Ländern hindern rechtliche Lücken Frauen weiterhin daran, ihre Menschenrechte in vollem Umfang wahrzunehmen.

Nach einem Punktesystem der IBRD (Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) sind Belgien, Dänemark, Frankreich, Lettland, Luxemburg sowie Schweden die einzigen 6 Länder mit denselben Rechten sowohl für Frauen als auch für Männer. Laut des Global Gender Report des Weltwirtschaftsforums stehen dagegen die Länder Jemen, Pakistan, Tschad, Mali, Iran, die Elfenbeinküste, Libanon, Jordanien sowie Marokko auf den letzten Plätzen, wenn es um die Gleichberechtigung der Frau geht.

Beispielsweise ist der Iran eines von vielen Ländern, in denen Frauen immer noch kein Scheidungsrecht besitzen - in Marokko sind Abtreibungen für Frauen sogar gesetzlich verboten und strafbar mit bis zu zwei Jahren Gefängnis und bis zu fünf Jahre für denjenigen, der die Abtreibung durchführte.

SDG 5 zusammengefasst: Worum geht’s?

Frauenrechte und Gewaltprävention:
Ein sehr ernstzunehmendes Thema ist nach wie vor die Zahl der Gewalttaten und Misshandlungen an Frauen. Laut dem UNDP (United Nations Development Programme) hat mindestens 1 von 3 Frauen bereits psychische und/oder sexuelle Gewalt erlebt.

SDG 5 fordert die Beendigung aller Formen von Diskriminierung und Gewalt an Frauen und Mädchen überall. Dies soll mithilfe der Festlegung gesetzlicher Rahmenbedingungen geschehen, deren Einhaltung überwacht und Verletzungen strafrechtlich geahndet werden sollen. Hier ist die Stärkung einer soliden Politik sowie durchsetzbarer Rechtsvorschriften wirklich enorm wichtig.

Förderung der Geschlechtergleichstellung in kulturellen Sphären:
Dieser Aspekt beinhaltet die Beseitigung von Geschlechterstereotypen und diskriminierenden Praktiken in den Medien, in der Werbung und in kulturellen Darstellungen. SDG 5 strebt die Förderung positiver Rollenbilder und die Darstellung von Frauen in allen Sphären des öffentlichen Lebens an.

Zugang zu Bildung:
SDG 5 betont die Bedeutung des Zugangs von Mädchen und Frauen zu qualitativ hochwertiger Bildung auf allen Ebenen. Dies umfasst Chancengleichheit im Bildungssystem, die Beseitigung von Geschlechterstereotypen und die Förderung von lebenslangem Lernen für Frauen.

Politische Teilhabe und wirtschaftliche Stärkung:
SDG 5 setzt sich für die Förderung der politischen Teilhabe von Frauen und ihre Beteiligung an Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen ein. Es betont auch die Notwendigkeit wirtschaftlicher Stärkung von Frauen, einschließlich gleicher Bezahlung, Zugang zu Ressourcen und wirtschaftlichen Möglichkeiten.

Zwangsehen

In Ländern, in denen Frauen nicht als gleichwertig angesehen werden, sind laut UNICEF auch Zwangsehen gegen den Willen von Frauen wahrscheinlicher. Auch wenn dies theoretisch weltweit verboten ist, wurden laut der UNDP bisher schon mehr als 750 Millionen Frauen sogar vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Ein Verfahren, dass leider in noch in vielen Ländern vorkommt. Oft spielen kulturelle, religiöse sowie finanzielle Gründe eine Rolle.

Der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes zufolge sind davon vor allem die Länder Asiens oder Afrikas betroffen, wie beispielsweise China, Indien, Bangladesch, Vietnam, Jordanien, die Republik Kongo, Marokko oder Nigeria. Aber auch in Europa kommt es nach wie vor in Ländern wie Albanien oder Griechenland zu Zwangs-Ehen oder arrangierten Hochzeiten. Laut Art. 16 Abs. 2 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UN darf eine Ehe nur erfolgen, wenn ein “freier und uneingeschränkter” Wille zur Eheschließung von beiden Parteien besteht. Daher sollen mit dem SDG 5 alle schädlichen Praktiken wie Kinder-, Früh-, oder Zwangsverheiratung bei Frauen beseitigt werden. Nicht nur durch gültige Gesetze sollen soll dies verhindert werden, sondern auch durch das Heranziehen sowie Überprüfen momentaner Zahlen: Wenn der Anteil an zwangsverheirateten Frauen und Mädchen nicht sinkt, müssen Gesetze, Maßnahmen sowie Bestrafungen gegen Verstöße verschärft werden.

Frauen im Berufsleben und der Bildung

Laut Berichten der UN bekommt eine Frau für jeden Dollar, den ein Mann verdient, im Vergleich nur 77 Cent für dieselbe Arbeit. Zudem zeigen Studien, dass Frauen im Durchschnitt mehr unbezahlte Stunden als Männer für Haus- und Pflegearbeit aufbringen.

Darüber hinaus decken Frauen häufig relevante Berufsgruppen ab, wie Gesundheitsfachkräfte, Pflegerinnen oder Erzieher, deren Relevanz und Stärke sich vor allem in der Pandemie erneut gezeigt hat. Auffällig dabei ist, dass Jobs, in denen ein Großteil von Frauen vertreten wird, generell schlechter bezahlt werden.

Es herrscht nicht nur eine Disbalance in Sachen fairer Bezahlung, sondern auch in der Repräsentation der Geschlechter in Führungspositionen: Es sind zwar mehr Frauen als je zuvor auf dem Arbeitsmarkt vertreten, jedoch gibt es in einigen Sektoren immer noch große Unterschiede, insbesondere in der Belegung von Führungspositionen. Gleiche Rechte werden bei Bemühungen um aufzusteigen oft nicht ausreichend berücksichtigt.
SDG 5 fordert eine Gewährleistung der uneingeschränkten Beteiligung von Frauen sowie Chancengleichheit bei der Arbeit und in der Übernahme von Führungspositionen.

Bereits mit dem SDG 4 Hochwertige Bildung für jeden wurde betont, dass auch der Zugang zu einer grundlegenden Bildung, Weiter- oder Berufsbildung obligatorisches Recht für jeden Menschen sein sollte, da dadurch die Basis geschaffen wird, sich selbst aus der Armut zu heben. Nach Berichten der UNICEF gehen weltweit mehr als 130 Millionen Mädchen nicht zur Schule, 26% davon befinden sich im Grundschulalter. Das heißt, etwa 34 Millionen Mädchen erlernen nicht einmal ausreichende Grundkenntnisse wie Lesen, Schreiben oder Rechnen. Besonders junge Frauen in Subsahara-Afrika sowie dem mittleren Osten und Südasien leiden unter dem Bildungsmangel. Dabei wäre eine Grundbildung wäre vor allem für zwangs-verheiratete Frauen wichtig, die finanziell von ihrem Mann abhängig sind und somit kaum Chance auf ein selbstbestimmtes Leben haben.

Doch Bildung ermöglicht nicht nur den Zugang zur Erwerbstätigkeit und der damit verbundenen Selbständigkeit, Bildung kann auch durch das Aufzeigen moderner, toleranter und weltoffener Perspektiven dazu beitragen, die Rolle der Frau zu stärken und veraltete Vorstellungen zu untergraben, in denen die Frau als weniger wertvoll angesehen wird oder sogar unterdrückt wird. Wenn Kindern von klein auf die Gleichstellung der Geschlechter erlernen und verinnerlichen, so wird auch die Zukunft nachhaltig davon profitieren können.

Neben dem gleichem Recht auf Bildung fordert SDG 5 ebenso gleiches Recht für Frauen auf wirtschaftliche Ressourcen, Besitz von Grundeigentum, Vermögensformen, Erbschaften sowie Finanzdienstleistungen, um ihre finanzielle Selbständigkeit zu sichern.

Ihr wollt mehr über die SDGs erfahren? Klickt hier zu unserem Übersichtsartikel der 17 Nachhaltigkeitsziele!

Einzelnachweise & Weblinks

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