Erfolgsmeldung aus Brasilien: Das erste Mal seit vier Jahren wurden wieder neue Schutzgebiete für die indigene Bevölkerung des Amazonasgebietes ausgewiesen. Diese wurden nach jahrelangen Protesten und Verhandlungen zwischen den indigenen Gemeinschaften und der brasilianischen Regierung vom Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva per Dekret beschlossen.
Zwei der sechs neuen Reservate befinden sich direkt im Amazonas-Gebiet, zwei weitere im Nordosten des Landes sowie in den Bundesstaaten Rio Grande do Sul und Goiás. Die Schutzgebiete umfassen insgesamt eine Fläche von 6000 Quadratkilometer und sollen den Schutz und Erhalt der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt im Regenwald sicherstellen.
Indigenes Protestcamp in Brasilien
Zum 19. Mal fand Ende April dieses Jahres das “Freies-Land-Camp” in Brasilien statt. In Brasilien kämpfen die indigenen Gemeinschaften schon seit Jahrzehnten für den Schutz ihres Landes und damit ihrer Lebensgrundlage. Bei diesem jährlichen Protestcamp kamen zuletzt über 300 Ethnien aus dem ganzen Land zusammen, um für formale Anerkennung, Rechte und die Sicherung ihrer Territorien, aber auch für den Klimaschutz und den Erhalt des Amazonasgebiets einzustehen.
Das ist auch notwendig, denn jede Minute verschwindet auf der Welt Regenwald in der Größe von 36 Fußballfeldern. Dabei leben hier ganze 90 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten.
Mithilfe des Protestcamps soll gegen die rasant ansteigende Bedrohungen durch Abholzung, illegalen Bergbau und andere Aktivitäten vorgegangen werden, die nicht nur den Lebensraum und die Kultur der indigenen Völker bedrohen, sondern auch einen der Größten CO2-Speicher unserer Erde – den Amazonas-Regenwald.
Das Protestcamp befindet sich im Bundesstaat Mato Grosso, einer Region, die von der illegalen Abholzung und dem Raubbau an den natürlichen Ressourcen des Amazonasgebiets stark betroffen ist. Die Errichtung des Camps an diesem Ort soll die Forderungen nach Schutz des Landes und der Existenzgrundlage der indigenen Bevölkerung unterstreichen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf dieses Thema lenken.
Wem gehört der Regenwald?
Das Amazonasgebiet ist das größte Regenwaldgebiet der Welt und eine der artenreichsten Regionen der Erde. Auch bei der Regulierung des Klimas spielt es eine große Rolle. Die Zerstörung des Amazonasgebiets hat daher nicht nur Auswirkungen auf die indigene Bevölkerung, sondern im Wesentlichen auch auf den gesamten Planeten.
Die Bedrohungen durch Abholzung und illegalen Bergbau wirken sich schon jetzt dramatisch auf die Biodiversität aus und gefährden unmittelbar die indigene Bevölkerung sowie die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt des Amazonasgebiets.
Häufig wird das illegal beschaffte Holz verkauft, mit falschen Zertifikaten ausgestattet und landet als vermeintlich nachhaltiges Möbelstück bei uns im Geschäft.
Hier geht’s zu unserem Artikel über gefälschte Tropenholz-Zertifikate.
Die traditionellen Völker Brasiliens gelten als wichtigste Hüter des Regenwaldes und sind Vorbild für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur. Ganze 80 Prozent der heute vorfindbaren Biodiversität ist inzwischen auf den Schutz von indigenen Völkern angewiesen. Gerade einmal 1,6 Prozent der Entwaldung zwischen 1985 und 2020 fanden in indigenen Territorien statt.
Noch ist ein Großteil der Natur in indigenen Gebieten erhalten, doch profitgetriebene Akteure dringen immer weiter vor und beanspruchen Tag für Tag mehr Platz für die Ausweitung von Land- und Viehwirtschaft oder die illegale Gewinnung von Ressourcen. Für den illegalen Goldabbau beispielsweise wird zum Lösen des Edelmetalls in großem Stil giftiges Quecksilber verwendet, das wiederum in die Böden und Gewässer gelangt und sich dort ausbreitet. Laut WWF liegen aktuell Goldabbau-Anträge für 6,2 Millionen Hektar auf schützenswerten Gebieten und indigenem Land vor. Zusätzlich dazu kommt es beim illegalen Goldabbau immer wieder zu Angriffen auf die indigene Bevölkerung.
Die Abgrenzung von Schutzgebieten ein wichtiger Schritt, um solche illegalen Aktivitäten sowie Abholzung und Raubbau zu stoppen und entsprechend zu ahnden. So wird sichergestellt, dass mit den natürlichen Ressourcen des Amazonasgebiets nachhaltig umgegangen wird, damit die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, ebenso wie der Lebensraum und die Kultur der indigenen Bevölkerung, erhalten bleibt.
Die Bedeutung von Kooperationen
Die Aktivisten im Protestcamp arbeiten eng mit Umweltorganisationen wie dem WWF zusammen, um ihre Forderungen nach Schutz des Amazonasgebiets zu unterstützen. Sie fordern die brasilianische Regierung auf, Maßnahmen zu ergreifen, um unbefugte Aktivitäten zu stoppen und den Schutz des Regenwaldes sicherzustellen. Dazu gehören Maßnahmen wie die (strafrechtliche) Verfolgung illegalen Handelns, die Förderung nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten und die Ausweitung von Schutzgebieten.
Die Einrichtung dieser Schutzgebiete ist ein wichtiger erster Schritt, um die Lebensgrundlage der indigenen Bevölkerung und das gesamte Amazonasgebiet zu bewahren. Präsident Lula erinnert an das Versprechen seiner Regierung, die Abholzung brasilianischer Regenwälder bis 2030 komplett zu beenden. Eben dafür bräuchte es mehr anerkannte indigene Reservate, die den Schutz des Waldes sicherstellen. Die Schutzgebiete sollen außerdem ihre Kultur, das Wissen und die Lebensweise bewahren und dafür sorgen, dass sie weiterhin von den natürlichen Ressourcen des Regenwaldes profitieren können.
Es sei deshalb nun wichtig, dass die brasilianische Regierung und die internationale Gemeinschaft weitere Maßnahmen ergreifen, um die Zerstörung des (noch) großen Amazonasgebiets zu stoppen.
Die Rolle des WWF
Der WWF setzt sich politisch unabhängig für die Aufklärung indigener Völker, z.B. im Gesundheitsbereich, ein und stärkt ihre Beteiligung im öffentlichen sowie politischen Raum. Für den Schutz des Regenwaldes fördert die NGO die Ausbildung von Ranger:innen und ist selbst ein Teil von Überwachungsmissionen.
Dabei wird moderne Technologie zur Verfügung gestellt, wie etwa Überwachungskameras und Drohnen. Außerdem unterstützt der WWF als Vermittler zu den zuständigen Strafverfolgungsbehörden und bietet Rechtsberatung.
Parallel werden nachhaltige Einkommensmöglichkeiten aus Waldprodukten gefördert, indem Fortbildungen organisiert und neue Märkte im Sinne der biologischen Vielfalt erschlossen werden. Der Anbau der Paranuss (auch “Amazonenmandel”) beispielsweise gelingt nicht etwa auf Plantagen, sondern setzt die Unberührtheit des Regenwaldgebiets voraus. Zur Befruchtung kommt es durch die weibliche Orchideenbiene und verteilt werden die Samen durch das Aguti-Nagetier.
So trägt ihr Anbau zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes bei und bietet den lokalen Gemeinschaften eine nachhaltige Einkommensquelle.
Auch wir können zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes und seiner Bewohner beitragen und uns für nachhaltiges Handeln einsetzen.
Den WWF mit Spenden unterstützen:
- Die peruanische Regierung bei der Umsetzung der Schutzmaßnahmen und Neuausweisungen unterstützen
- Den Regenwald schützen
- https://www.lebenswald.org/
- https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/amazonien/indigene-territorien-schuetzen
- https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2021/07/brasilien-immer-mehr-attacken-auf-indigene-voelker-im-amazonas-regenwald
- https://blog.wwf.de/paranuesse-nachhaltig/
- https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/brasilien-schutzgebiete-indigene-100.html
- https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/amazonien/indigenes-protestcamp-in-brasilien/sechs-neue-schutzgebiete-fuer-indigene
- https://www.dw.com/de/brasilien-weist-neue-schutzgebiete-f%C3%BCr-indigene-aus/a-65471717
- https://www.sueddeutsche.de/politik/regierung-indigene-schutzgebiete-lula-handelt-per-dekret-dpa.urn-newsml