Trendwende im Fleischkonsum?

Oktober 2023
Fotograf:in: Diego San, Copyright: Unsplash

Die Weltbevölkerung wächst – und mit ihr der Konsum von Fleisch. Im Vergleich zu den frühen 60er Jahren verbrauchen wir heute rund viermal mehr. Da ein baldiges Ende des rasanten Bevölkerungswachstums nicht in Sicht ist, stellt sich die Frage, wie sich die Ernährung der zukünftigen Weltbevölkerung mit unseren jetzigen Konsumgewohnheiten bewältigen lässt.

Mehr zum aktuellen Bevölkerungswachstum und Prognosen über die zukünftigen Entwicklungen findet ihr hier.

Eine Revolution unserer Essgewohnheiten würde sich gleichzeitig positiv auf Umwelt und Gesundheit auswirken.

Fleischkonsum: Eine Herausforderung für Umwelt

Der steigende Fleischkonsum wirkt sich sowohl auf das Klima als auch auf die Umwelt im Allgemeinen negativ aus. Das hängt zum einen damit zusammen, dass die rund 33 Milliarden Hühner, 1,6 Milliarden Rinder und eine Milliarde Schweine sowie Schafe, die gegenwärtig von Menschen rund um die Welt gehalten werden, eine Menge Fläche in Anspruch nehmen. Es werden nicht nur Flächen, auf denen ihre Stallungen stehen, benötigt, sondern auch solche für den Futtermittelanbau. 60-75% der kürzlich entwaldeten Flächen im Amazonasgebiet dienen jetzt beispielsweise Nutztieren als Weideland.

Um die Tiere mit ausreichend Eiweiß zu versorgen, wird vor allem Soja aus Südamerika verwendet. 70% des weltweit angebauten Sojas wird zu Futtermitteln verarbeitet und nur ein vergleichsweise kleiner Teil landet auf dem Teller des Menschen z.B. in Form von Tofu. Soja wird in der Regel in Monokulturen herangezogen, dadurch geraten die Nährstoffe im Boden aus dem Gleichgewicht und früher oder später mangelt es an genau den Mineralien, welche die Pflanze am meisten braucht, da der Boden kaum Zeit hat, sich zu regenerieren. Landwirte sehen sich daher oft gezwungen, besonders viel chemischen Dünger zu verwenden. Man greift bei Monokulturen auch häufiger zu Pestiziden, da sie anfälliger für einen Schädlingsbefall sind. Dabei enden jedoch völlig harmlose Tiere als “Kollateralschaden” – Zusammen mit der stückweisen Zerstörung des Lebensraums durch die Entwaldung hat diese Arbeitsweise demnach einen Rückgang der Biodiversität zur Folge.

Dazu kommt, dass all die Pflanzen, die für den Sojaanbau weichen müssen, nicht nur kein CO2 mehr aufnehmen, sondern auch den für lange Zeit gespeicherten Kohlenstoff freisetzen. So treibt die Entwaldung den Klimawandel gleich in zweierlei Hinsicht voran.
Tierische Produkte wie Fleisch, aber auch Käse und Butter haben deshalb im Schnitt einen deutlich größeren CO2-Fußabdruck als pflanzenbasierte Alternativen.
Rund ein Fünftel der globalen Schadstoffemissionen schreibt man der Umwandlung unberührter Flächen in für die Viehwirtschaft genutzte Flächen zu.

Fleischkonsum auf Rekordtief

Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) berichtet, dass der Fleischkonsum Deutscher im Jahr 2022 einen historischen Tiefpunkt seit Beginn der Datenerfassung in 1989 erreicht hat. Seit 2021 ging der Pro-Kopf-Verbrauch um 4,2 Kilogramm zurück. Die geringe Nachfrage resultierte augenscheinlich in einem geringeren Angebot: 2022 wurden etwa 9,8% weniger Schweinefleisch und 8,2% weniger Rindfleisch auf den Markt gebracht.

Ein Überblick über die aktuellen Zahlen

Der jährliche Fleischkonsum pro Kopf lag 2020 im globalen Durchschnitt bei 42,8 Kilogramm. Diese Zahlen variieren jedoch deutlich von Land zu Land: In den USA sind es 128,6 Kilogramm Fleisch pro Kopf, in Deutschland 78,7 und in Indien lediglich 4,5.

Die Zahl der weltweit gehaltenen Hühner ist seit 2001 um ganze 79% angestiegen, auch die Zahl der Schweine wuchs in diesen Jahren, wenngleich bei weitem nicht so stark, sondern “nur” um 10,6%. Insgesamt stieg die Produktion von Fleisch von 2001 bis 2021 um 51%.
Als “ökologisch” gezüchtet werden dabei nur z.B. 7% aller Rinder und 1% aller Schweine eingestuft. Auch wegen des Tierwohles ist es also eine Überlegung wert, hin und wieder zur pflanzlichen Alternative zu greifen.

Umdenken in der Ernährung: Nachhaltiger Fleischkonsum

Die Erzeugung tierischen Proteins ist objektiv betrachtet alles andere als energieeffizient, denn sie bedarf eines viel höheren Energieaufwands als die Herstellung von pflanzlichem Eiweiß.
Auch wenn man die Ressourcen betrachtet, welche bei der Herstellung von Fleischprodukten aufgewendet werden, wird klar – Fleischkonsum lohnt sich nicht. Wie eingangs erwähnt, wächst unsere Weltbevölkerung rapide an. Bereits jetzt gibt es aufgrund von Krieg, Wasserknappheit und Dürre zu wenig Nahrung, um die Grundversorgung aller Menschen gewährleisten zu können. Gleichzeitig enden weltweit mehr als 35% des gewonnenen Getreides in Futtermitteln für die Viehzucht, in Deutschland sind es über 60%. Wenn dieses Getreide nicht für die Tierfütterung genutzt würde, könnte es stattdessen dazu beitragen, eine weitaus größere Anzahl von Menschen direkt zu ernähren.

Es ist der Zeitpunkt gekommen, sich Gedanken darüber zu machen, was wir tun, wenn es schlichtweg keine weiteren Flächen mehr gibt, die erschlossen werden können, keine Wälder mehr, die zugunsten von Futterplantagen gerodet werden können. Erosionen, Desertifikation und die Ausbreitung von Städten limitieren die Optionen und führen uns vor Augen, dass die Ressourcen unseres Planeten tatsächlich nicht unendlich sind.

Teil des Problems sind unsere Konsumgewohnheiten und wie leichtfertig wir mit den Ressourcen umgehen. In Deutschland endet ein Viertel der Lebensmittel im Abfall. Das sind gigantische Mengen, die wir uns so vielleicht schon bald nicht mehr leisten können und von denen wir – der Umwelt zuliebe – sowieso schon längst hätten Abstand nehmen sollen. Aufgrund der enormen Ausmaße, die die Lebensmittelverschwendung angenommen hat, wurde das Thema auch in die 2030-Agenda der UN aufgenommen. Mehr zu dem zwölften Nachhaltigkeitsziel, welches dieses Thema behandelt, findet ihr hier.

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Eine Ernährungsumstellung auf eine pflanzlich orientierte Diät hat eine ganze Reihe gesundheitlicher Vorteile – zusätzlich zu den offensichtlichen positiven Auswirkung auf die Umwelt. Qualitativ hochwertiges Fleisch ist teurer, aber für dich und die Umwelt umso besser. Will man Fleisch nicht ganz vom Speiseplan streichen, so ist Wildfleisch, sofern die Jagd gewissen Richtlinien unterliegt, laut dem WWF empfehlenswert, ebenso wie Produkte, die das EU-Biosiegel tragen.

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Proteinwende: Ist vegane Ernährung die Lösung?

Vegane Ernährung ist zwar nicht automatisch gesünder, wenn man sich aber bedacht ernährt und Fleisch nicht einfach nur weglässt, sondern sich um nahrhaften Ersatz bemüht, bietet eine solche Ernährung viele Vorteile. Man konnte nachweisen, dass Veganer in der Regel weniger anfällig für Zivilisationskrankheiten wie z.B. Diabetes und Übergewicht sind. Das liegt zum Teil auch daran, dass man in einer solchen Diät öfter zu Gemüse, Hülsenfrüchten und Obst greift.

Untersuchungen des National Cancer Instituts in Bethesda berichten weiterhin von neun Erkrankungen, die man mit Fleischkonsum in Verbindung bringt und die im Rückschluss bei Veganern deutlich seltener auftreten: Krebs, Herzkrankheiten, Atemwegserkrankungen, Schlaganfall, Diabetes Typ 2, Infektionen, Alzheimer, Nierenerkrankungen und chronische Lebererkrankungen.

Allerdings hängen diese Ergebnisse unter anderem damit zusammen, dass Menschen, die sich für eine vegane Ernährung entscheiden, auch in vielen anderen Bereichen mehr auf ihre Gesundheit achten, indem sie z.B. mehr Sport treiben und auf Rauchen und Alkohol verzichten. Dieses Thema ist äußerst komplex, weshalb man die Auswirkung der Ernährung auf die Gesundheit kaum getrennt von all den anderen Faktoren betrachten kann.

Dinge, die es zu beachten gilt

Bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung ist es wichtig, über eventuell auftretende Mangelerscheinungen informiert zu sein. Die meisten Nährstoffe, die man für lange Zeit über tierische Produkte aufgenommen hat, kann man ohne weiteres mit den verschiedensten pflanzlichen Produkten ersetzen. Regelmäßig kontrolliert werden sollte jedoch die Nährstoffversorgung mit Eisen, Jod, Kalzium, Langkettigen Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß, Vitamin B2 (Riboflavin), Selen, Vitamin D, Vitamin B12, Zink.

Im Falle einer Schwangerschaft und auch während der Stillzeit ist es laut der DGE nicht ratsam, sich ausschließlich vegan zu ernähren. Dasselbe gilt für Kinder und Jugendliche.

  • https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/fleisch/der-appetit-auf-fleisch-und-seine-folgen
  • https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/230403_Fleischverzehr.html
  • https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/fleischkonsum-deutschland-rekordtief-100.html
  • https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/landwirtschaft-fischerei/tierhaltung-fleischkonsum/_inhalt.html
  • https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/leben/ernaehrung/wie-gesund-ist-vegane-ernaehrung-1072170
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