Krieg und die Umwelt - wie Aufrüstung dem Klima schadet

November 2023
Fotograf:in: Todd Diemer, Copyright: Unsplash

Die Aufrüstung des Militärs verursacht enorme Schadstoffemissionen – Bei Diskussionen um zusätzliche Investitionen in die Streitkräfte kommt die Klimakrise allerdings selten zur Sprache. Die Studie Climate Crossfire: How NATO’s 2% military spending targets contribute to climate breakdown schildert nun die Auswirkungen, die die Armeen der Nato-Staaten auf den Klimawandel haben. Sie macht damit auf eine Problematik aufmerksam, der für lange Zeit zu wenig Beachtung geschenkt wurde.

Woher stammt das 2% - Ziel?

Der Vorsatz besteht bereits seit dem Nato-Gipfel in Prag 2002. 2014 gewann das 2% - Ziel nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine und der Annexion der Krim wieder an Bedeutung: Die Armeen eines jeden Mitgliedstaats sollen innerhalb von zehn Jahren so weit ausgebaut werden, dass 2% des jeweiligen Bruttoinlandsproduktes in die Aufrüstung fließen. Theoretisch will man dies also bereits nächstes Jahr verwirklicht haben. Die 2% dienen allerdings nur als Richtwert und sind rechtlich nicht verpflichtend. Wie sich nun herausstellt, hätte es drastische Folgen für das Leben auf unserer Erde, würde man dieses Vorhaben tatsächlich erreichen.

Wie emissionsrelevant sind die Pläne zur Aufrüstung?

Die CO2-Bilanz der Streitkräfte der Nato steigt seit geraumer Zeit um einiges an: In 2021 gelangten durch die Armeen der 31 Nato Mitgliedsstaaten und der zugehörigen Infrastruktur 196 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre – das entspricht etwa einem Viertel der jährlichen Emissionen Deutschlands. Dieses Jahr liegen die Emissionen bereits bei 226 Millionen Tonnen, so heißt es in der Studie Climate Crossfire. 30 Tonnen mehr innerhalb von 2 Jahren – Das entspricht etwa 8 Millionen zusätzlicher Autos im Straßenverkehr.
Auch für die kommenden Jahre sehen die Autor:innen der Studie Climate Crossfire schwarz: Wird bis 2030 wie geplant aufgerüstet, ist mit 300 Millionen Tonnen Emissionen pro Jahr zu rechnen.

Die Emissionen der Nato-Mitglieder, die durch mit dem Militär verbundene Aktivitäten entstehen, übersteigen die Klimabilanzen ganzer Länder. Wären die Streitkräfte der Nato-Mitgliedsstaaten ein eigenes Land, so würde dieses, gemessen an den Schadstoffemissionen der anderen 195 Nationen, Platz 40 belegen.

Gehen wir davon aus, dass alle 31 Mitgliedsstaaten das 2% Ziel bis 2028 erreichen, so schätzt man die in dem Zeitraum von 2021-2028 verursachten Emissionen auf 2 Milliarden Tonnen CO2 – das übertrifft sogar die jährlichen Emissionen Russlands, ein Land, das bekanntermaßen tief im Erdölgeschäft steckt und einer der wichtigsten Produzenten dieses fossilen Energieträgers ist.

Die Tatsache, dass nur manche Länder Daten zu den Emissionen ihrer Armeen veröffentlichen, hat zur Folge, dass einige Zahlen anhand von Statistiken zu Ausgaben etc. geschätzt werden mussten. Das Ergebnis könnte also auch höher ausfallen. Viele Staaten sind zurückhaltend was die Kundgebung solcher Daten betrifft, da man befürchtet, dadurch vertrauliche Informationen wie Truppengröße etc. preiszugeben – wenn diese Informationen dann in die falschen Hände geraten, könnte das für das betroffene Land einen strategischen Nachteil bedeuten.

Klimapolitik vs. Verteidigungspolitik

Das Klimaziel Deutschlands, bis 2030 65% CO2 einzusparen, steht im Kontrast zur Vereinbarung der Nato-Mitgliedstaaten, in die Aufrüstung mindestens 2% des Bruttoinlandsprodukts zu investieren.
Sowohl der Expertenrat für Klimafragen als auch das Umweltbundesamt machten darauf aufmerksam, wie unrealistisch es scheint, das Klimaziel für 2030 noch rechtzeitig zu erreichen. Dasselbe gilt für das Klimaziel eines treibhausgasneutralen Deutschlands bis 2045: Machen wir einfach so weiter wie bisher, werden wir das Ziel unweigerlich verfehlen. Das gilt erst recht, wenn die Aufrüstung hochgefahren wird.

Würden alle Nato Staaten tatsächlich 2% ihres Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigungskräfte aufwenden, würde das den Klimawandel schon allein dadurch verschärfen, dass das ganze Geld, welches in die Aufrüstung fließt, in der Finanzierung des Klimaschutzes fehlt. Zählt man die Investitionen aller Nato-Mitglieder zusammen, wurden allein in diesem Jahr 1,26 Billionen Dollar für das Militär ausgegeben. Mit diesem Betrag könnte man für zwölf Jahre der versprochenen Zahlungen in den Grünen Klimafonds aufkommen. Angenommen, alle Mitgliedsstaaten erreichen die 2% bis zum Jahr 2028, so entspräche das Ausgaben von 2,57 Billionen US-Dollar über alle Nationen hinweg.

Dazu kommt, wie bereits erwähnt, dass der Prozess der Aufrüstung selbst ausgesprochen viele Schadstoffemissionen verursacht.
Der kostspieligste Neuerwerb der Bundeswehr ist wahrscheinlich der Kampfjet F-35, entwickelt von Lockheed Martin als Ersatz für die bis dato verwendeten Tornados. Die Klimabilanz dieser Version eines Kampfflugzeugs ist jedoch beachtlich: Pro Stunde im Einsatz verursacht er 13,8 Tonnen CO2, das ist mehr, als die CO2-Bilanz eines Deutschen innerhalb eines Jahres misst.

Die Studie Climate Crossfire weist auch darauf hin, dass die Diskussion um Aufrüstung den Fokus von der größten Bedrohung für die globale Sicherheit nimmt: dem Klimakollaps. Letzten Endes sollte sich niemand einen Ausnahmestatus anmaßen und sich aus den Bemühungen des Klimaschutzes raushalten dürfen. Denn wenn man das alles zu Ende denkt, hängt alles zukünftige Leben auf dieser Erde von unseren jetzigen Entscheidungen und Anstrengungen im Klimaschutz ab.

  • https://taz.de/Emissionen-des-Militaers/!5962472/
  • https://taz.de/Aufruestung-der-Bundeswehr/!5850429/
  • https://reliefweb.int/report/world/climate-crossfire-how-natos-2-military-spending-targets-contribute-climate-breakdown-enca
  • https://www.tagesschau.de/inland/verteidigungsausgaben-103.html
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