Der Hund ist eines der beliebtesten Haustiere in Deutschland – bis zu zehn Millionen Hunde leben in deutschen Haushalten. Mit ihrer treuen Art gewinnen sie die Herzen unzähliger Menschen. Kein Wunder also, dass sich tausende Menschen einen solchen vierbeinigen Gefährten für sich und ihre Familien wünschen. Umso trauriger ist leider aber auch der Fakt, dass bei weitem nicht alle dieser wundervollen Tiere mit guten Absichten und dem Wohl des Hundes im Kopf an ihre neuen Menschen vermittelt werden. Ganz im Gegenteil: Besonders das illegale Welpengeschäft boomt gewaltig. In diesem Artikel verraten wir euch, weshalb insbesondere die Welpen und ihre Elterntiere unter diesem rein auf Profit ausgelegten Geschäft leiden, was für ungewollte Konsequenzen auf die neuen Besitzer zukommen können, wie man illegalen Welpenhandel rechtzeitig identifizieren und wie man damit umgehen kann.
Der illegale Welpenhandel und seine Folgen für Hunde und Menschen
Definition und rechtliche Hintergründe
Illegaler Welpenhandel beschreibt, wie der Name schon sagt, die illegale Einfuhr junger Hunde nach Deutschland. Meist werden die Tiere auf Online-Plattformen wie “Quoka”, “Edogs” oder sogar “Ebay” zum Verkauf angeboten. Nicht selten handelt es sich hierbei um besonders beliebte Rassehunde in Europa wie dem Malteser, Zwergspitz oder der französischen Bulldogge. Die Händler:innen locken dabei in der Regel mit Fotos süßer und niedlicher Hundewelpen, die glücklich in die Kamera blicken und aus augenscheinlich guten Verhältnissen stammen. Doch die Realität hinter diesen Fotos ist düsterer als man denkt.
Wo kommen die Hunde her?
Die meisten dieser Hunde werden extra für den (illegalen) Verkauf aus osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Tschechien, Bulgarien, Polen, Ungarn und der Slowakei nach Deutschland importiert. Der illegale Welpenhandel ist ein außerordentlich lukratives Geschäft für die Händler:innen, da sie Hunde, für die sie in osteuropäischen Ländern etwa 50-100€ verlangen können, hier bei uns für mehrere hundert oder gar tausend Euro verkaufen können. Doch was für die Welpenhändler:innen ein gutes Geschäft ist, ist für die Hunde die reinste Qual.
Die meisten illegal gehandelten Hunde werden in sogenannten Welpenfabriken bzw. Vermehrerfarmen geboren, in welchen die Tiere in viel zu kleinen, häufig mit Urin und Kot verschmutzten, unhygienischen Käfigen aufwachsen – nicht selten ohne ausreichend Kontakt zu Artgenossen oder wenigstens Sonnenlicht. In den schlimmsten Fällen werden die Tiere außerdem von den zuständigen Menschen misshandelt und getreten oder gar Stromstößen ausgesetzt. Dies betrifft meist besonders die Elterntiere, die in diesen Welpenfabriken, dem Namen gemäß, schlicht und einfach dazu da sind, möglichst schnell, möglichst billig und ohne viel Aufwand Nachwuchs zu produzieren. Dabei führen sie ein Leben in Einsamkeit und Elend: Viele der Hunde dort haben Parasiten, Krankheiten, offene Wunden oder gar Tumore, die weder tierärztlich behandelt noch von den Verantwortlichen in den Fabriken versorgt werden. In extremen Fällen können Hunden, die vor Schmerzen schreien, sogar die Stimmbänder durchtrennt werden, damit sie keine Schmerzenslaute mehr von sich geben können. Sind die Hunde zu krank, zu alt oder einfach am Ende ihrer Kräfte, um weiter Welpen zur Welt bringen zu können, werden sie ausgesetzt oder getötet – sie sind nicht länger gewinnbringend.
Zusätzlich zu den allgemein schlechten Haltungsbedingungen kommt es ebenso häufig zu Qualzuchten und/oder Überzüchtungen, die besonders dem Nachwuchs schaden und gerade im späteren Leben der Hunde zu Hüft-, Seh- oder Hörproblemen, Atembeschwerden, Herzfehlern oder Epilepsie führen können. Für die Hunde bedeutet das ein Leben voller Beschwerden und für die zukünftigen Besitzer:innen besonders hoch anfallende Tierarztkosten.
Bei weitem nicht alle Welpen überleben die schlimmen Zustände in den Welpenfabriken.
Der Weg nach Deutschland
Auch der anschließende Transport nach Deutschland ist für die jungen Welpen geprägt von Elend. Sie werden für gewöhnlich in ebenso viel zu kleinen, verdreckten Boxen oder Käfigen zusammengepfercht mit ihren Artgenossen über die Ländergrenzen transportiert. Fehlender oder unzureichender Zugang zu Wasser, der Stress, dem die Tiere ausgesetzt sind, sowie die unhygienischen Zustände führen dazu, dass nicht alle Tiere den Transport überleben.
Die Sache mit den Dokumenten
Aufgrund des schlechten gesundheitlichen Zustands der Welpen, welche aus unseriösen Zuchten stammen und ohne tierärztliche Untersuchung nach Deutschland eingeführt werden, fehlen oftmals die (in Deutschland) benötigten Dokumente und Impfpapiere für die Welpen – oder es handelt sich um Fälschungen. Insbesondere hieran lässt sich erkennen, wie groß das Netzwerk an Menschen ist, die sich ihr Geld mit illegalem Welpenhandel verdienen. Neben den “Züchter:innen” sind auch Menschen mit darin verwickelt, die sich um den Transport der Welpen und deren Übergabe in Deutschland kümmern, sowie Personen, die benötigte Dokumente fälschen. Sogar einige Tierärzt:innen beteiligen sich an den zwielichtigen Geschäften, indem sie gefälschte Dokumente erstellen, welche die angebliche Gesundheit der Tiere belegen sollen.
Die grausigen Konsequenzen
Aufgrund der bereits erwähnten schlechten hygienischen Zustände während der “Aufzucht” der Welpen als auch während des Transportes, haben die Hunde nicht nur ein sehr schlechtes Immunsystem, sondern oft auch gesundheitliche Probleme wie Parasiten, Wurmbefall, Entzündungen, Parvovirose, Staupe und/oder Virusinfektionen. Vor Übergabe der Tiere an ihre neuen Besitzer werden die jungen Hunde allerdings oft mit Antibiotika vollgepumpt, sodass sich ihr schlechter gesundheitlicher Zustand nicht von Anfang an bemerkbar macht. Nichtsdestotrotz verlaufen aber insbesondere infektiöse Krankheiten wie Staupe und Parvovirose oft tödlich und so kann es sein, dass die Tiere bereits wenige Tage nach der Übergabe sterben – manchmal sogar trotz intensivmedizinischer Behandlung. Doch auch diejenigen Hunde, die die “Aufzucht”, den Transport und die ersten Tage nach der Übergabe überleben, haben oft nachträglich noch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und so häufen sich schnell die Tierarztrechnungen – mehrere hundert oder gar tausend Euro Kosten können für die neuen Besitzer anfallen.
Abgesehen von körperlichen Problemen können sich aufgrund mehrerer Faktoren außerdem schwere Verhaltensstörungen bzw. – Auffälligkeiten bei den Hunden entwickeln. So werden die Welpen teils schon nach wenigen Wochen – in Extremfällen nach zwei bis vier Wochen, da sie zu diesem Zeitpunkt als besonders niedlich gelten – von der Mutter und ihren Geschwistern getrennt – mit weitreichenden Folgen. Besonders in der frühen Entwicklungsphase ist der Umgang mit Artgenossen nämlich essentiell für ein ausgeglichenes Persönlichkeitsbild des jungen Hundes.
Nicht nur lernt er nämlich in Interaktionen mit Artgenossen den richtigen Umgang und eine gute Kommunikation mit anderen Hunden, sondern er sollte in dieser Entwicklungsphase langsam damit beginnen, die Welt in einem sicheren Umfeld zu erkunden. Und auch der generelle soziale Kontakt zu seinen Geschwistern und der Mutter sowie die daraus resultierende dem Welpen entgegengebrachte Zuneigung spielen eine überaus wichtige Rolle in der weiteren Entwicklung des Hundes. Ist all dies nicht gegeben, wie es durch das Aufwachsen des Welpen in einer Welpenfabrik der Fall ist, so entwickeln sich Verhaltensauffälligkeiten, die sich manchmal sogar ein ganzes Leben lang halten können und sowohl für das Tier selbst als auch für die neuen Besitzer:innen für Stress und Probleme sorgen können. Infolgedessen werden einige der Tiere aufgrund von Überforderung seitens der Besitzer ins Tierheim abgegeben – In Tierheime, die eh aufgrund von Überfüllung kaum mehr Kapazitäten für neue Tiere haben.
Wie erkennt man illegalen Welpenhandel?
Grundsätzlich gibt es einige Kriterien, anhand derer man beim Kauf eines Hundes stutzig werden sollte.
Zum einen sei gesagt, dass sich anhand des geforderten Geldes in der Regel nicht erkennen lässt, ob es sich bei dem Zuchtbetrieb um einen seriösen handelt oder nicht, da auch Verkäufer:innen illegaler Zuchten inzwischen ähnlich hohe Preise wie viele seriöse Züchter:innen angeben. (Ein Rassehund aus seriöser Zucht kostet in Deutschland übrigens zwischen 800 und 2000€).
Worauf man aber dennoch achten sollte sind folgende Kriterien:
- Der Übergabeort: Soll der Hund einfach irgendwo – sprich in einer Lagerhalle, einem Flughafen, einem Hinterhof, in einem Bahnhofsgebäude oder in einer Seitenstraße etc. – übergeben werden, so sollte man lieber die Finger vom Welpenkauf lassen.
- Die Elterntiere: Darf man die Elterntiere des Welpen nicht sehen, so ist dies unter anderem auch ein Zeichen dafür, dass es sich um illegalen Welpenhandel handeln kann oder im Allgemeinen etwas nicht ganz stimmt. Doch auch wenn angebliche Elterntiere präsentiert werden, so sollte man dennoch auch auf die Beziehung und Verhaltensweisen der Welpen gegenüber dem erwachsenen Hund achten. Auch hier werden nämlich manchmal Elterntiere präsentiert, die gar nicht die leiblichen Eltern des Tieres sind.
- Die Fotos: Fällt einem beim Betrachten der Fotos auf, dass die Hunde kränklich oder zu jung wirken, oder sollte der später übergebene Welpe etwa nicht dem Tier auf dem Foto entsprechen, so ist dies ein weiterer Grund, sehr misstrauisch zu werden und sich vom Kauf zurückziehen.
- Dokumente: Auch fehlende oder seltsam aussehende Dokumente, Impfausweise und Chips sind, wie zuvor bereits erwähnt, Indizien für den illegalen Welpenhandel. Sollten die Verkäufer:innen extra Geld im Austausch für die Papiere verlangen, kann es gut sein, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
- Der Verkauf: Eines der wichtigsten Indizien und Hinweise ist es übrigens auch, wie die für den Verkauf zuständige Person sowohl mit den Hunden selbst als auch mit potentiellen Käufer:innen interagiert. Macht es den Eindruck, als wollte sie den Hund besonders schnell loswerden, so sollte auch dies die Alarmglocken klingeln lassen.
- Verdächtig kurze Wartezeiten: Der Welpenkauf bei seriösen Züchter:innen so kann durchaus bedeuten, dass man Wochen oder gar Monate warten muss, bis man seinen Hund bekommt. Dies kann sowohl durch eine lange Warteliste an Leuten, die sich ebenfalls für eine bestimmte Rasse interessieren, bedingt sein, als auch dadurch, dass nicht wenige Züchter:innen nur ein bis zwei Würfe pro Jahr anbieten. Dies ist vollkommen normal und damit sollte beim Kauf eines (Rasse-)Welpen gerechnet werden. Erwirbt man seinen Welpen also außergewöhnlich schnell online, so sollte man diesem Angebot skeptisch gegenüberstehen.
- Zu breites Sortiment: Seriöse Züchter:innen konzentrieren sich in ihrer Zucht in der Regel auf ein oder höchstens zwei Hunderassen, wohingegen Welpenhändler:innen des illegalen Handels gerne viele und unterschiedliche Hunderassen auf einmal anbieten.
Was kann man gegen illegalen Welpenhandel unternehmen?
Einer der entscheidendsten Schritte, den man gegen den illegalen Welpenhandel gehen kann, ist, keine Tiere aus dem Internet zu kaufen!
Stattdessen sollte man sich vor der Anschaffung eines Tieres an vertraute Menschen, Tierorganisationen, Tierheime und Züchter:innen vor Ort wenden.
Gute und seriöse Züchter:innen lassen sich in der Regel durch einige wichtige Merkmale von nicht seriösen Händler:innen unterscheiden: Seriöse Züchter:innen (ebenso wie Tierschutzorganisationen und Tierheime) interessieren sich bei der (Weiter-)Vermittlung ihrer Tiere für gewöhnlich sehr stark dafür, bei wem ihre Hunde ein neues Zuhause finden sollen. Sie nehmen sich Zeit für Ihre Kund:innen, beraten diese auch lange vor dem endgültigen Kauf des Welpens, vereinbaren Besuchstermine, bei denen sich Besitzer:in und Welpe bereits einige Zeit vor dem Kauf kennenlernen sollen und werden sich dafür interessieren, wo und wie der Welpe sein zukünftiges Leben verbringen soll. Nicht selten wollen die Züchter:innen auch zukünftig mit den Käufer:innen in Kontakt bleiben, um ihnen bei möglichen Fragen und Problemen mit dem jungen Hund zur Seite stehen zu können.
Ansonsten sollte man im Übrigen unbedingt auf einen Kaufvertrag bestehen, der von sowohl Verkäufer:in als auch Käufer:in mit Name unterschrieben werden muss.
Hat man den Verdacht, auf der Suche nach einem Welpen (oder anderweitig) auf illegalen Welpenhandel gestoßen zu sein, so sollte dies unbedingt und umgehend gemeldet werden. Man kann sich sowohl an Tierschutzorganisationen, das Veterinäramt oder die Polizei wenden.
Auch im Falle des Kaufes eines Hundes aus illegalem Welpenhandel kann es essentiell sein, die Daten des Verkäufers und die ursprüngliche Quelle der Internetanzeige an zuständige Institutionen weiterzuleiten. So kann man sich beispielsweise – am besten in Absprache mit Tierärzt:innen seines Vertrauens – an die Polizei oder Tierschutzorganisationen wenden und den Fall seines Welpen dort schildern.
Möchte man im Allgemeinen sowohl geretteten Tieren aus illegalem Welpenhandel als auch anderen Tieren helfen, so kann man an Tierschutzorganisationen und/oder Tierheime spenden.
Grundsätzlich gilt es im Kampf gegen illegalen Welpenhandel, sich selbst (und Andere) darüber zu informieren und die Augen nicht vor dem Leid der Tiere zu verschließen!
- https://www.tierschutzbund.de/tiere-themen/illegaler-welpenhandel
- https://www.peta.de/themen/welpenhandel/
- https://www.brisant.de/haushalt/tiere/welpen-kaufen-108.html https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Illegaler-Welpenhandel-Bewaehrungsstrafe-fuer-Angeklagte,welpenhandel150.html
- https://web.de/magazine/ratgeber/haustiere/expertin-illegalen-welpenhandel-organisiert-mafia-38497056
- https://www.haustiermagazin.com/so-viele-hunde-leben-in-deutschland/