Weltraumtourismus: Zwischen Entdeckergeist und Umweltproblemen

Februar 2024
Der Blick von oben
Der Blick von oben - Copyright: Foto von NASA auf Unsplash

Die Idee des Weltraumtourismus – einst ein futuristisches Konzept – wird zunehmend zur Realität. Dank bahnbrechender Fortschritte in der Raumfahrttechnologie und dem Ehrgeiz einiger visionärer Unternehmer rückt die Möglichkeit, den Weltraum zu bereisen, nun auch für die breite Öffentlichkeit näher. Doch wie steht es eigentlich um die Auswirkungen auf die Umwelt und das All? Wird zukünftig nicht nur unser Planet, sondern auch das umliegende All zusehends mit Raketen- und Satellitenschrott vermüllt? Wir geben einen Einblick in dieses hochspannende Thema!

Die Dreifaltigkeit im Weltraumtourismus

Unternehmen wie SpaceX von Elon Musk, Virgin Galactic von Richard Branson und Blue Origin von Jeff Bezos haben das Ziel, Weltraumreisen für Menschen zugänglich zu machen, und prägen somit die Zukunft des Tourismus jenseits der Erde. Wir stellen euch kurz die einzelnen Personen und deren Unternehmen vor!

SpaceX

Der Unternehmer und Milliardär Elon Musk
Der Unternehmer und Milliardär Elon Musk

Elon Musks Unternehmen SpaceX hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur Fracht, sondern auch Menschen ins Weltall zu befördern. Mit dem Starship-Projekt arbeitet SpaceX an einem wiederverwendbaren Raumschiff, das in der Lage sein soll, bis zu 100 Passagiere auf interplanetare Reisen zu bringen. Musk hat wiederholt betont, dass er den Mars kolonisieren wolle und den Weltraumtourismus als entscheidenden Schritt betrachte, um diese Vision zu verwirklichen. Sowohl am 20. April 2023 als auch am 18. November 2023 wurde so jeweils eine Rakete vom Typ Starship vom Unternehmen zum Start freigegeben, doch beide explodierten nach nur wenigen Minuten.

SpaceX
SpaceX

Abgesehen davon erfolgen dennoch mehrmals monatlich Flüge von Starlink-Satelliten, die anschließend die Erde umkreisen. Im Januar 2024 wurden 5.737 Starlink-Satelliten im Orbit gezählt – die Tendenz nach wie vor steigend. Im Mai 2023 waren mehr als 7.500 Satelliten im All und natürlich gehörte der Großteil zu Starlink. Neben SpaceX ist Musk auch für Tesla und X (ehemals Twitter) bekannt.

Virgin Galactic

Richard Branson im Jahr 2015
Richard Branson im Jahr 2015

Virgin Galactic – gegründet von Milliardär Richard Branson – konzentriert sich auf suborbitale Flüge, die Passagiere in den Weltraum bringen, wo sie Schwerelosigkeit erleben und einen atemberaubenden Blick auf die Erde genießen können. Nach erfolgreichen bemannten Testflügen konnten bereits die ersten Touristen ins All befördert werden.
Branson war übrigens der erste der hier genannten Weltraumenthusiasten. Das derzeitige Flugobjekt Unity soll 2025 vom Nachfolger Delta abgelöst werden. Unity kann momentan nur einmal im Monat genutzt werden, da stetige Wartungen nach einem Flug erforderlich sind. Bei Delta hingegen sollen die Wartungszeiten kürzer ausfallen, sodass zweimal pro Woche ein Flug möglich ist.

Das Raumschiff von Virgin Galactic
Das Raumschiff von Virgin Galactic

Das Besondere an Virgin Galactic ist die Nutzung von Flugzeugen beim Start. Dieses bringt das Raumschiff bis zu einer bestimmten Höhe, bis es dann alleine weiterfliegt. Jedoch soll es auch finanzielle Probleme bei Richards Firmen geben, es bleibt also spannend, wie sich Virgin Galactic weiterentwickeln wird.

Blue Origin

Jeff Bezos, der Gründer von Amazon
Jeff Bezos, der Gründer von Amazon

Jeff Bezos' Blue Origin konzentriert sich ebenfalls auf suborbitale Flüge. Das Unternehmen hat eine Reihe von erfolgreichen Testflügen durchgeführt und konnte bereits 2021 Jeff Bezos selbst und den als Captain Kirk bekannten Schauspieler William Shatner ins All bringen. Blue Origin hat sich auch das Ziel gesetzt, den Weltraum für zukünftige Generationen zu erschließen und arbeitet an langfristigen Visionen, die über den suborbitalen Tourismus hinausgehen.
Besonders bekannt ist Bezos übrigens vor allem für die Gründung von “Amazon”.

Blue Origins Fabrik
Blue Origins Fabrik

Die Zukunft des Weltraumtourismus

Während der Weltraumtourismus bisher größtenteils auf wohlhabende Privatpersonen beschränkt war, könnten die Bemühungen von Unternehmen wie SpaceX, Virgin Galactic und Blue Origin dazu führen, dass Weltraumreisen in Zukunft erschwinglicher und zugänglicher werden. Momentan kostet eine Karte ins All noch zwischen 200.000 $ und 450.000 $ – ein Luxus also, der nur den Superreichen vorbehalten ist. Allerdings zeigen die zuvor genannten privaten Unternehmen, dass eine Reise ins All möglich ist und mit fortschreitender Entwicklung könnte der Preis sinken und damit einer breiteren Öffentlichkeit der Zugang zum Weltraum ermöglicht werden. Dies könnte eine neue Ära des Tourismus einläuten, in der Reisen zum Mond, zu Asteroiden oder sogar zum Mars für unsere Bevölkerung möglich werden. Banken zufolge könnte der Umsatz beim Weltraumtourismus 2030 etwa 12 Milliarden Dollar betragen.

Die ökologische Herausforderung jenseits der Erde

Während der Weltraumtourismus zweifellos eine aufregende und transformative Entwicklung darstellt, wirft er auch wichtige Fragen zur Umwelt und Nachhaltigkeit auf. Obwohl der Weltraum an sich ein unberührter Raum ist, sind die Auswirkungen von Raumfahrtaktivitäten auf die Umwelt zu Erden sowie potenziell im erdnahen Raum zu berücksichtigen.

Der Einsatz von Raketenantrieben führt zur Freisetzung von Treibhausgasen und anderen Schadstoffen in die Atmosphäre. Insbesondere der Einsatz von Flüssigtreibstoffen wie Kerosin und flüssigem Wasserstoff hat Auswirkungen auf die Luftqualität und den Klimawandel. Insbesondere die Ozonschicht wird davon betroffen sein. Einigen Studien zufolge reicht eine Dekade mit Weltraumtourismus aus, um die Ozonschicht nachhaltig stark zu schwächen. Dies würde die krebserregenden ultravioletten Strahlungen der Sonne auf unserem Planeten erhöhen.
Zwar gibt es in der Raumfahrt einen Trend in Richtung wiederverwendbarer Komponenten, aber auch das Aluminium, welches bei den Raumschiffen verwendet wird, reagiert in der Atmosphäre zu Aluminiumoxid, das unter Verdacht steht, die Atmosphäre zu beeinträchtigen. Ebenso muss auf die Größe der Raketen geachtet werden. Je größer die Teile, desto weniger können sie in der Atmosphäre verglühen und stürzen dann gegebenenfalls als tonnenschwere Trümmer auf die Erde herab.

Noch ist der Anteil an Raketenstarts im Vergleich zu normalen Flügen verschwindend gering, weshalb auch der Anteil an ausgestoßenen Emissionen vergleichsweise niedrig ist. Und dennoch bedeutet dies nicht, dass der Start einer Rakete keine Auswirkungen auf unsere Umwelt haben wird – schließlich sind auch die 22.000 Tonnen CO2, die jetzt schon jährlich durch das Abfeuern von Raketen in die Umwelt gelangen, nicht weniger Grund zur Sorge. Sollte ein Ticket zum All in naher Zukunft erschwinglicher sein und die Möglichkeiten des Transports mehr ausgeschöpft werden, könnten pro Jahr mehr als 400 Raketenstarts erfolgen, womit auch die Menge der Emissionen steigen würde

Die zunehmende Anzahl von Satelliten und Raumfahrzeugen im erdnahen Orbit erhöht das Risiko von Kollisionen und die Entstehung von Weltraummüll. Dieser Weltraumschrott stellt nicht nur eine Gefahr für die Raumfahrt selbst dar, sondern könnte auch langfristige Auswirkungen auf die Umwelt haben, wenn er nicht kontrolliert wird. So könnten Satelliten die Sonne auch noch nach Sonnenuntergang reflektieren und helle Streifen am Himmel bilden. Des Weiteren stören zu viele Satelliten die Signale, die vom Weltraum aus von astronomischen Phänomenen ausgehen, wie Schwarze Löcher oder weit entfernte Galaxien.

Nachhaltigkeitsbemühungen im Weltraumtourismus

Unternehmen wie SpaceX, Blue Origin und andere erforschen alternative Antriebstechnologien, die weniger umweltschädlich sind. Elektrische Antriebe, Solarenergie und andere nachhaltige Lösungen könnten dazu beitragen, die Umweltauswirkungen der Raumfahrt zu verringern.

Die Entwicklung von wiederverwendbaren Raketen und Raumfahrzeugen ist ein wichtiger Schritt zur Reduzierung des Abfalls und der Umweltbelastung im Weltraum. Durch Recycling und Wiederverwendung von Komponenten können Ressourcen eingespart und die Umweltauswirkungen minimiert werden. Trotzdem muss auch hier auf chemische Reaktionen mit der Atmosphäre und der Ozonschicht geachtet werden, damit die Raumfahrt zukünftig nachhaltig wird.

Bei der Planung von Weltraumtourismusaktivitäten sollten Unternehmen und Regulierungsbehörden sicherstellen, dass Umweltaspekte berücksichtigt werden. Dies kann die Festlegung von Richtlinien zur Minimierung von Emissionen und zur Vermeidung von Weltraummüll umfassen. Insgesamt sollten die Staaten private Unternehmen wie SpaceX und Co. beobachten und falls nötig kontrollieren, um Greenwashing zu vermeiden.

Auch sollte sich jeder fragen, ob ein Flug ins All es wert ist, unsere Umwelt (und Zukunft des Planeten) aufs Spiel zu setzen. Es ist zweifelsohne verlockend, die Welt von oben zu sehen und sei es auch nur, um mit eigenen Augen die Schönheit unseres Planeten in ihrer vollen Gänze wahrnehmen zu können – auch wenn es vielleicht einige wenige Menschen erstaunen dürfte, dass es sich dabei in der Tat im einen runden Erdball statt einer flachen Scheibe handelt. Trotzdem verdienen Großkonzerne damit eine Menge Geld und sowohl Musk als auch Bezos standen schon häufiger in der Kritik. Daher gilt: manchmal reicht auch schon der Traum vom All.

  • https://www.spacex.com/launches/
  • https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/virgin-galactic-weltraumtourismus-100.html
  • https://www.ardalpha.de/wissen/weltall/raumfahrt/weltraum-tourismus-raketen-co2-bilanz-umwelt-100.html
  • https://www.parlament.gv.at/dokument/fachinfos/zukunftsthemen/145_umwelt-raumfahrt.PDF
  • https://www.heise.de/news/Richard-Branson-hat-kein-frisches-Geld-fuer-Virgin-Galactic-9548423.html
  • https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1248552/umfrage/anzahl-der-starlink-satelliten-im-all/
  • https://t3n.de/news/delta-virgin-galactic-weltraumtourismus-1591471/
  • https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-08/virgin-galactic-weltraumtourismus-erster-flug
  • https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/virgin-galactic-weltraumtourismus-102.html
  • https://www.golem.de/news/jeff-bezos-blue-origins-rakete-new-shepard-fliegt-ins-all-2312-180516.html
  • https://www.blueorigin.com/news/gallery
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