Auffangstation für Braunbär-Waisen

März 2024
Ein Bärenjunges erkundet die Welt
Ein Bärenjunges erkundet die Welt - Copyright: Foto von Janko Ferlič auf Unsplash

Viele erinnern sich vielleicht noch an den “Problembären” Bruno, der 2006 er die bayerisch-österreichische Grenze unsicher machte. Er war seit 1835 der erste Bär, der auf deutschem Boden gesichtet wurde. Bis heute gilt der Braunbär in Deutschland als ausgestorben. Nur sehr selten verirrt sich eines der pelzigen Schwergewichte von Italien und Österreich aus nach Deutschland. Anders sieht das in Rumänien aus. In Europa leben insgesamt noch etwa 17.000 Braunbären und im Karpaten-Hochgebirge ist die europaweit größte Population beheimatet. Doch auch dort sind die Bären nicht sicher und unterschiedliche Faktoren führen dazu, dass immer wieder verwaiste Bärenjunge in einer ganz besonderen Auffangstation landen. Wir zeigen euch, was diese Auffangstation so besonders macht und wie ihr helfen könnt, die größte Bärenpopulation in Europa zu bewahren!

Meister Petz

Braunbären im Film oder Buch sind beliebt, vor allem bei Kindern – bei einer Begegnung in Natura rufen die bis zu 600 kg schweren Tiere bei den meisten Menschen eher eine tiefe Angst hervor. Ihre Größe und Stärke geben auch genügend Gründe, um sich von ihnen fernzuhalten. Doch eigentlich ist diese Angst irrational. Braunbären können Menschen schon auf große Entfernung durch Geruch und Gehör wahrnehmen und machen in der Regel einen Bogen um sie. Außerdem sind sie zu etwa 75 % Vegetarier. Pflanzen, Beeren, Pilze und auch Insekten bilden die Hauptnahrungsquellen der braunen Giganten. Hin und wieder werden auch Kleintiere und Aas verzehrt. Menschen stehen nicht auf ihrem Speiseplan.

Was die meisten bei einem Braunbären sehen: ein gefährliches Monster
Was die meisten bei einem Braunbären sehen: ein gefährliches Monster

Sollte man doch einem Braunbären in freier Wildbahn begegnen, hilft es, ruhig zu bleiben, langsam rückwärts zu gehen oder sich flach auf den Boden zu legen. Natürlich können die Tiere gefährlich werden, wenn sie sich bedroht fühlen. Es gibt auch in Bezug auf Bären allgemein den Spruch: “If it’s black, fight back, If it’s brown, lay down, If it’s white, good night.” Begegnet man einem Schwarzbären, was vor allem im nordamerikanischen Kontinent möglich ist, sollte man sich ruhig zurückziehen, kämpfen ist auch bei diesen Bären keine gute Idee. Mit ruhiger Stimme auf sich aufmerksam machen und den Bären beobachten. Bei Braunbären hilft es, sich auf den Boden zu legen, um nicht als Bedrohung angesehen zu werden. Eisbären hingegen sind reine Fleischfresser und scheuen nicht davor zurück, Menschen anzugreifen. Eine Begegnung mit diesen Tieren gilt daher als besonders gefährlich.

Braunbären meiden zum Glück von sich aus die Menschen. Doch durch falsche Konditionierung in der Jungbärenzeit ergeben sich leider immer mal wieder Fälle wie Bruno. Seine Mutter, Jurka, wurde von Slowenien in den Naturpark Adamello-Brenta in den Südalpen verlegt, um die dortige Bärenpopulation zu erhöhen. Leider wurde sie immer wieder von Menschen angefüttert und verlor dadurch ihre anfängliche Scheu vor ihnen.. Dieses Verhalten schauten sich auch ihre Nachkommen ab. Deshalb näherte sich Bruno ohne Furcht immer wieder menschlichen Siedlungen und brach sogar in Hühnerställe ein. Diese Neugier kostete ihn letztlich das Leben. Seine Schwester Gaia wurde 2023 beschuldigt, einen Jogger in Italien tödlich verletzt zu haben. Später wurde sie eingefangen und wartet nun darauf, in einer Bärenauffangstation aufgenommen zu werden.

Bear Again: Pflegestation für verwaiste Bärenjungen

In Rumänien, einem Land mit reicher Biodiversität, gibt es eine bemerkenswerte Einrichtung, die sich um Bärenwaisen kümmert. Sie gilt als einzige Auffangstation für Bärenwaisen. Diese Station spielt eine wichtige Rolle bei der Rettung und Rehabilitation von Bärenjungen, die ihre Mutter verloren haben, sei es durch Wilderei, Verkehrsunfälle oder andere tragische Ereignisse. Die Auffangstation existiert seit mehreren Jahren und hat es sich zur Aufgabe gemacht, verwaiste Bärenjunge zu versorgen, sie aufzupäppeln und darauf vorzubereiten, wieder in freier Wildbahn überleben zu können.

Zwei neugierige Bärenjunge entdecken die Kamera
Zwei neugierige Bärenjunge entdecken die Kamera

Vor über 10 Jahren begann alles mit drei kleinen Bärenjungen. Sie hatten ihre Mutter verloren, fanden aber Schutz bei Leo Bereczky. Dieser wohnte bei den Karpaten, eine der wenigen noch wilden Gebiete Europas. Er kümmerte sich um die Bären, bis sie alt und kräftig genug waren, um alleine in der Wildnis zurechtzukommen. Kurz darauf fand er neue Bärenwaisen und der Prozess begann von vorne. Von da an nahm er immer wieder junge Bären auf und pflegte sie in seiner Auffangstation. Dort haben sie etwa 20 Hektar Platz, um sich auszutoben und in scheinbar freier Natur erwachsen zu werden. Ganz wichtig ist auch der geringe Kontakt zu den Menschen, sodass die Bären sich gar nicht erst an den Menschen und menschliches Essen gewöhnen. Nur so können Fälle wie Bruno verhindert und sowohl Mensch als auch Bär geschützt werden.

Die Karpaten
Die Karpaten

Gefahren für die Bären

Leos Einsatz ist von entscheidender Bedeutung, da Braunbären in Rumänien und ganz Europa verschiedenen Gefahren ausgesetzt sind. Eine der größten Bedrohungen für Braunbären in Rumänien ist die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums durch menschliche Aktivitäten wie Abholzung, Bergbau und der Ausbreitung von Siedlungen. Dies führt zu einem Verlust an Lebensraum und Nahrungsquellen für die Bären und zwingt sie oft dazu, sich in der Nähe von menschlichen Siedlungen aufzuhalten, wo rasch Konflikte auftreten können. Nicht selten werden sie dort dann als potenzielle Gefahr zum Abschuss freigegeben.

Ein weiteres ernstes Problem ist die Wilderei. Trotz gesetzlicher Schutzbemühungen werden Braunbären immer noch illegal gejagt, sei es für Trophäen, den Handel mit Bärenfleisch oder aus Angst vor möglichen Konflikten mit Menschen in besiedelten Regionen. Diese illegale Jagd hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die Bärenpopulation, sondern schürt auch Misstrauen und Feindseligkeit gegenüber diesen Tieren.

Und auch der Straßenverkehr fordert seine Opfer und immer wieder sterben Bären beim Zusammenprall mit Autos.

Der Bär und der Mensch

Nicht nur Bärenwaisen benötigen einen besonderen Schutz. Auch erwachsene Bären finden immer wieder ihren Weg in Auffangstationen. Einige dieser Tierestammen auch aus privater Haltung oder aus Zoos, die zuvor geschlossen wurden. In zu kleinen Käfigen mit unpassendem Futter und als Attraktion gehalten, fristeten hier die Bären ihr Dasein. Es zeigt sich wieder einmal, dass nur die Freiheit artgerecht ist.

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Zum Glück konnte in den vergangenen Jahren in Rumänien die private Haltung von Bären bis auf wenige Fälle ausgemerzt werden. Und auch das traurige Schicksal der Tanzbären konnte in den vergangenen Jahrzehnten reduziert werden. Diese armen Geschöpfe werden durch Schmerz darauf konditioniert, bestimmte Bewegungen bei laufender Musik zu vollführen. Ihre Besitzer setzen sie als Attraktionen im Zirkus oder bei Wanderschaften durch die Städte ein.

Nur die Freiheit ist artgerecht
Nur die Freiheit ist artgerecht

Insgesamt ist die Arbeit der Auffangstation “Bear Again” für Bärenwaisen in Rumänien von entscheidender Bedeutung für den Schutz und die Erhaltung der Braunbärenpopulation (des Landes). Durch die Rettung und Rehabilitation von verwaisten Bärenjungen trägt die Station dazu bei, das Bewusstsein für die Bedrohungen zu schärfen, denen diese faszinierenden Tiere gegenüberstehen, und setzt sich für ihren Schutz und ihre Erhaltung in der freien Natur ein.

Leo und seine Bären benötigen jährlich im Schnitt 50.000 $. Das Geld ist knapp und sie sind stets auf Spenden angewiesen. Wenn ihr den Kleinen dabei helfen wollt, ein langes und wildes Leben zu führen, findet ihr hier beim WWF unten auf der Seite einen Spendenaufruf!

  • https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/braunbaeren/braunbaeren-waisenhaus
  • https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/braunbaeren/2022-das-jahr-im-waisenhaus-fuer-braunbaeren
  • https://www.vier-pfoten.at/ueber-uns/faq/faqs-saddest-bears-kampagne
  • https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130510_OTS0046/drolliges-trio-in-der-baerenwaisenstation-harghita-bild
  • https://www.geo.de/geolino/natur-und-umwelt/eine-waisenstation-fuer-baeren-30164114.html
  • https://adz.ro/karpatenrundschau/artikel-karpatenrundschau/artikel/eine-chance-mit-bear-again
  • https://wwf.ro/doneaza/orfelinatul-de-ursi/#donatii
  • https://www.merkur.de/welt/baer-italien-oberstes-verwaltungsgericht-begnadigt-baerin-gaia-jogger-angriff-92403284.html
  • https://www.nationalgeographic.de/tiere/2023/06/baeren-in-deutschland-braunbar-gefahr-problembar
  • https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/braunbaeren/verbreitung-der-braunbaeren
  • https://www.merkur.de/welt/details-trentino-taeter-jogger-italien-gaia-wende-gutachten-92265142.html
  • https://www.deutschlandfunk.de/braunbaer-bruno-ein-problembaer-und-sein-jaehes-ende-100.html
  • https://www.rri.ro/de_de/bear_again_pflegestation_fur_verwaiste_baerenjungen-2623613
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