Nicht nur die Temperaturen an Land, sondern auch die unter Wasser steigen im Zuge des Klimawandels unaufhaltsam an. Das hat zur Folge, dass Korallenbleichen nicht nur immer öfter auftreten, sondern auch katastrophaler ausfallen. Korallenriffe auf der ganzen Welt waren im vergangenen Jahr von Bleichen betroffen.
Wie entstehen Korallenriffe?
Korallen bestehen aus einer Vielzahl sogenannter Polypen, die über viele Jahre hinweg ein ganzes Riff aufbauen können.
Korallenpolypen sind weder Gestein noch Pflanze, sondern Tiere: Sie gehören der Gruppe der Nesseltiere an. Ähnlich wie ihre nächsten Verwandten, die Quallen, haben sie weder Arme noch Beine oder ein Gesicht.
Die wohl geläufigste Korallenart sind Steinkorallen, denn sie sind es, die große Riffe bilden.
Steinkorallen leben in Symbiose mit Algen, von denen sie mit Nährstoffen, die bei der Photosynthese entstehen, versorgt werden. Die Algen verleihen den Korallen auch ihre bunten Farben.
Im Gegenzug bieten die Korallen ihnen ebenfalls Nährstoffe und einen sicheren Lebensraum. Die riffbildenden Nesseltiere leben in Kolonien und können sich nicht fortbewegen.
Steinkorallen produzieren zusammen mit den sie umgebenden Algen Kalk, welcher auch nach ihrem Tod bestehen bleibt, von neuen Korallenpolypen besetzt wird und so nach und nach die typische Gestalt einer Koralle annimmt. Korallenriffe sind also eine Ansammlung von Kalkskeletten der Steinkorallen – nebst ein paar anderen Arten – die über viele Jahrtausende hinweg entstanden sind. Solche Riffe bilden das Zuhause unzähliger Tiere. Das Great Barrier Reef zum Beispiel, dessen Ausmaße so gewaltig sind, dass es sogar vom Weltraum aus zu erkennen ist, beheimatet 400 verschiedene Korallenarten, 1500 Fischarten und 4000 Weichtieren und zählt damit zu den artenreichsten Regionen auf unserem Planeten.
Umso tiefgreifender sind die Schäden durch den Klimawandel und Fischereimethoden wie Boden-Schleppnetze, die große Teile des uralten und artenreichen Ökosystems innerhalb weniger Minuten zugrunde richten.
Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen: Bottom Trawling - globale Auswirkungen und Kontroversen
Lange Zeit vertraten Wissenschaftler:innen die Ansicht, Korallenriffe wären nur in flachen, tropischen Gewässern zu finden. Die optimale Temperatur für die Algen, die die Korallen mit Nährstoffen versorgen, liegt nämlich zwischen 22 und 29 Grad. Außerdem brauchen die Algen Sonnenlicht, um Photosynthese betreiben zu können, welches in die tieferen Wasserschichten nicht vordringen kann.
Tatsächlich gibt es aber auch Korallen, die nicht auf Algen als Symbiosepartner angewiesen sind – und deshalb auch in einer Tiefe von bis zu 6000 Metern vorkommen. Diese Korallenpolypen ernähren sich nicht von den Nebenprodukten der Photosynthese, sondern von Plankton, den sie mit ihren Tentakeln aus dem Wasser fischen.
Was passiert bei einer Korallenbleiche?
Je nach Korallenart sind die Polypen an verschiedene Temperaturen angepasst – manche bevorzugen die tropischen Temperaturen des Indischen Ozeans, andere wiederum gedeihen besonders gut in den kälteren Küstengebieten vor Westaustralien.
Doch allen macht es schwer zu schaffen, wenn die Wassertemperatur auch nur geringfügig vom üblichen Spektrum abweicht.
Auf einen unerwarteten Anstieg der Wassertemperatur reagieren die Algen, die in den Korallen leben, mit der Produktion von Giftstoffen. Die Korallen vertragen dieses Gift nicht und stoßen die Algen ab. Dadurch verlieren die Korallen ihre charakteristische Farbe, denn sie selbst sind von Grund auf farblos, ihre Farben verleihen ihnen die Algen. Die Korallen erscheinen in der Abwesenheit ihrer Symbiosepartner dann blass und farblos, aus Erfahrung weiß man aber, dass Korallenriffe sich aus diesem Zustand wieder erholen können – vorausgesetzt, die Hitzewelle klingt zeitnah wieder ab. Auf Dauer können sie nämlich ohne die Algen nicht leben.
Es besteht also noch Hoffnung für die zahllosen Riffe, die momentan mehr oder weniger leblos wirken.
Die ungewisse Zukunft der Korallenriffe
Das Phänomen der Korallenbleiche erstreckte sich im Laufe des letzten Jahres über den Atlantischen-, Pazifischen und Indischen Ozean, weshalb inzwischen von einer globalen Massenbleichung die Rede ist – das gab die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der Vereinigten Staaten (NOAA) bekannt.
Im Great Barrier Reef beispielsweise wurden während der letzten acht Jahre fünf Massenbleichen verzeichnet. Dass der Klimawandel sich also auch auf Korallenriffe auswirkt, kann man bei dieser Frequenz wohl nicht mehr leugnen. Aktuell leidet mehr als die Hälfte des Great Barrier Reefs unter der Bleiche von Korallen.
Wo Korallen nicht nur ausgebleicht, sondern tatsächlich abgestorben sind, müssten mehrere Jahre infolge stabile Bedingungen herrschen, um dem Riff eine Chance auf Regeneration zu bieten – was im Angesicht des Klimawandel unwahrscheinlich erscheint.
Vor der Küste Floridas sind viele Korallen zwar bereits endgültig abgestorben, gleichzeitig kehrt die Farbe der Korallen in anderen Teilen des Riffs aber bereits wieder zurück. Das zeigt uns, dass es noch nicht zu spät ist, etwas zum Schutz der Riffe zu unternehmen. Zu den Hilfsmaßnahmen zählen jegliche Anstrengungen im Klimaschutz, da der Klimawandel als Ganzes als Hauptschuldiger im Fall des Temperaturanstiegs gilt.
Neben den gestiegenen Treibhausgasemissionen, die 2023 einen neuen Rekordwert erreicht haben, trägt wohl auch das Wetterphänomen “El Niño” zu den aktuellen Entwicklungen bei. Als El Niño wird die periodisch auftretende Erwärmung des Pazifischen Ozeans bezeichnet, die unter anderem das Wetter in Südamerika und Australien durcheinanderbringt. Da der El Niño auf steigenden Wassertemperaturen beruht, zählt auch er zu den Hauptgründen für die Korallenbleiche.
- https://www.abc.net.au/news/2024-04-16/global-coral-bleaching-event-called-by-climate-agency-noaa/103649728
- https://www.tagesschau.de/ausland/ozeanien/australien-great-barrier-reef-korallen-100.html
- https://www.studysmarter.de/schule/geographie/hydrographie/korallenbleiche/
- https://www.wwf.ch/de/tierarten/korallen-atemberaubende-unterwasserwelt
- https://www.pandaclub.ch/de/tier/korallen/
- https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/koralle-schaeden-100.html
- https://www.wwf-junior.de/tiere/korallen-juwelen-der-meere