Forest Landscape Restoration: Grünes Wunder in Ostafrika

April 2024
Copyright: Foto von Thomas Bennie auf Unsplash

Ungeachtet ihrer wichtigen Funktion für das Fortbestehen des Planeten, leidet die Natur weltweit unter der Ausbreitung des Menschen und den Folgen des Klimawandels. Vor allem in Ländern um und südlich des Äquators sind die Folgen dieser Entwicklung jetzt bereits drastisch zu spüren. Doch es ist nicht zu spät, etwas dagegen zu unternehmen!

Extremwetterereignisse in Ostafrika

Kenia gehört wie auch Somalia und Äthiopien zu den Ländern Ostafrikas, die bereits seit einigen Jahren unter den Konsequenzen der Klimakrise und des Artensterbens leiden. Auch die Entwaldung der Region zugunsten der Holzgewinnung und landwirtschaftlichen Expansion hat weitreichende Auswirkungen auf den Menschen und die Natur. Hinzu kommen Umweltveränderungen wie Dürren, Brände und Insekten- und Pilzbefall, welche die Gesundheit der Wälder bedrohen und ebenfalls zur Abholzung beitragen.

In diesem Artikel kannst du mehr über den Zusammenhang von Klimawandel und Pilzkrankheiten für unsere Landwirtschaft lesen.

Sind die Böden erst einmal extrem geschädigt, wächst hier so schnell kein Getreide mehr.

65 Prozent des Landes in Afrika sind inzwischen von Bodendegradation betroffen. Jedes Jahr gehen rund 4 Millionen Hektar Wald in Afrika verloren. Vier Jahre hintereinander fiel hier jetzt schon die Regenzeit aus, sodass Anfang 2023 4,4 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen waren und über 6.000 Wildtiere durch die Dürre ums Leben kamen.

Im Herbst wurde die Dürre dann vom nächsten extremen Wetterereignis abgelöst, als ein wochenlanger andauernder Starkregen einsetzte. Die ausgetrockneten und kahlen Böden konnten die Wassermassen weder speichern noch ableiten und so kam es zu katastrophalen Überschwemmungen, die Tiere mit sich rissen, Häuser und Felder zerstörten, tausenden Menschen ihr Zuhause und vielen das Leben nahmen.

Treten die Wassermassen erst einmal aus dem Flussbett, so machen sie auch nicht Halt vor Feldern oder Siedlungen.

Die wichtige Rolle der Bäume

Besonders verheerend waren die Folgen dieser Wetteranomalien in Regionen mit wenig Baumbestand. Wälder dienen nicht nur als riesige Regenschirme, indem ihre Baumkronen die erosiven Kräfte des Regens abmildern und ein schattiges sowie feuchtes Mikroklima schaffen, sondern auch als effiziente Wasserpumpen. Dank ihrer tiefen Wurzeln können sie große Wassermengen aus dem Boden pumpen, zu den Blättern transportieren und über diese wieder abgeben. Durch die Verdunstung steigt die Wahrscheinlichkeit von Regenfällen.

Bäume sind Regenmacher erhalten das Gleichgewicht im Ökosystem.

Wälder helfen durch ihr starkes Wurzelwerk dabei, Böden zusammenzuhalten und vor Erosion, also dem Abtragen fruchtbarer Erde durch Wind und Wassermassen, zu schützen. Während regnerischer Tage nimmt der Waldboden Feuchtigkeit auf, indem er das Wasser aufsaugt und in seinen Hohlräumen lagert. In Trockenperioden fungiert er dann als eine Art natürlicher Wasserspeicher und gewährleistet somit die Versorgung von Quellen, Bächen und Pflanzen mit Wasser.

Wälder sind also wahre Alleskönner, die dazu beitragen können, solche lang anhaltenden Trockenzeiten zu reduzieren oder zumindest die Folgen für die Umwelt zu lindern.

Projekt “Forest Landscape Restauration”

Bei einem Projekt des WWF im Süden Kenias geht es jetzt um weit mehr als das reine Pflanzen von ein paar Bäumen. Erklärtes Ziel ist es, die gesamte Landschaft mit all ihren ökologischen und ökonomischen Funktionen wiederherzustellen. “Forest Landscape Restoration” wird diese Vorgehensweise genannt.

AFR100

Das Projekt findet im Rahmen des AREECA-Programms statt, das Teil eines größeren Vorhabens zur Wiederherstellung von Waldlandschaften ist. Die African Forest Landscape Restoration Initiative (AFR100) ist eine länderspezifische Initiative, die darauf abzielt, bis 2030 100 Millionen Hektar entwaldeter und degradierter Landschaften in ganz Afrika wiederherzustellen.

Mit der African Union Development Agency verbindet die Initiative politische Partner - teilnehmende afrikanische Nationen - mit technischer und finanzieller Unterstützung, um die Wiederherstellung vor Ort zu skalieren und die damit verbundenen Vorteile für Ernährungssicherheit, Klimawandelresilienz und Armutsbekämpfung zu erfassen.

Die Finanzierung von AREECA erfolgt durch Mittel der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) der deutschen Bundesregierung. Lokal arbeitet der WWF unter anderem mit der kenianischen Forstbehörde und der Organisation Justdiggit zusammen.

Forest Landscape Restauration in Kenia

Erfolge für die Natur

Im südlichen Kenia verzeichnete man bereits erste Erfolge in der Wiederherstellung von Waldlandschaften. Der WWF hat in Loitokitok zusammen mit der kenianischen Forstbehörde eine Modellbaumschule errichtet, die hauptsächlich Setzlinge von einheimischen Baumarten wie dem Afrikanischen Ölbaum und der Ostafrikanischen Wacholder produziert. Über 32.000 junge Bäume wurden auf einer Fläche von 25 Hektar gepflanzt, unterstützt von über 1.000 Mitgliedern lokaler Waldnutzergemeinschaften.

Zudem wurden in der Region private Baumschulen gegründet und Geschäftsleute übernehmen Patenschaften für junge Bäume vor ihren Läden. Dank dieser Bemühungen grünt es nun mit über 35.000 neu gepflanzten Bäumen überall in der Gemeinde, sogar auf dem Schulgelände und im Gefängnis!

Darüber hinaus haben Arbeiten zur Renaturierung von Quellen begonnen, bei denen mit drei Wasserkooperativen über 800 Mitglieder zusammenarbeiten. Es sollen rund 4.500 Bäume gepflanzt werden, um die Wasserqualität zu verbessern. Zur Optimierung der Weidebedingungen wurden auf 13 Hektar etwa 6.000 Bäume in Zusammenarbeit mit Landeigentümergemeinschaften gepflanzt. Zusätzlich wurden Grassamenbanken eingerichtet, um die Weidelandschaften zu verbessern. Diese werden von Masai-Frauengruppen betrieben, die die Samen auf lokalen Märkten verkaufen.

Das Projekt konzentriert sich nicht nur auf die Neupflanzung von Bäumen, sondern auch auf die Erhaltung der neu geschaffenen Umgebung. Dazu werden verschiedene nachhaltige Landbearbeitungstechniken angewendet, zum Beispiel:

  • Soil bounds: Dabei werden halbrunde Gräben angelegt, um Oberflächenabfluss zu verlangsamen und Wasser zu sammeln. Diese Strukturen helfen dabei, die Bodenerosion zu reduzieren, indem sie verhindern, dass Regenwasser den Boden wegspült.
  • Treecovery: Hierbei handelt es sich um eine traditionelle landwirtschaftliche Praxis, die darauf abzielt, neue Bäume aus Baumstümpfen oder abgeschnittenen Baumteilen wachsen zu lassen. Treecovery ist besonders nützlich in Gebieten, in denen die natürliche Baumnachwuchsrate gering oder der Boden stark degradiert ist.
  • Olopololi-Parzelle: Um sicherzustellen, dass die Weidelandschaften im Rahmen des FLR-Projekts geschützt werden, greift man auf diese bewährte Tradition der Masai zurück. Die Olopololi-Parzelle ist ein Gemeindegrund, der nur zu bestimmten Zeiten als Weideland genutzt wird. Ein Komitee aus Mitgliedern der Weidetierhalter:innen gibt den Zeitpunkt und die Dauer der Beweidung vor und stellt sicher, dass das Gras genügend Zeit hat, nachzuwachsen.

Erfolge im Sozialen

Neben den Maßnahmen zur Wiederbegrünung organisieren der WWF und seine Partner vor Ort eine Vielzahl von Schulungen und Weiterbildungsprogrammen. Bis Mitte 2023 haben bereits 15 Frauengruppen mit insgesamt 175 Mitgliedern Fortbildungen im Molkereiwesen erhalten, während 200 Personen Imkerkurse besucht haben. Darüber hinaus haben sich 20 Bauern und Bäuerinnen in der Tierfutterproduktion weitergebildet, und weitere 20 Landwirte und Landwirtinnen haben ihre Kenntnisse im Obst- und Gemüseanbau im Wald vertieft. Bis Ende 2023 haben schließlich auch 100 Jugendliche eine Ausbildung absolviert, um anschließend als technisches Team oder als Hilfskraft bei den praktischen Arbeiten zur Wiederbegrünung in Kajiado-Süd mitzuwirken.

Bedeutung von Waldlandschaften für die Menschen in Kenia

Durch das Programm des WWF-Projekts im südlichen Kenia wird die Aufforstung von Landschaften vorangetrieben und die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort werden nachhaltig verbessert.

Zudem agiert jedes neue Waldgebiet gleichzeitig auch als Kohlenstoffsenke und dient uns so als Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel.Darüber hinaus bieten die neuen Wälder einen Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen und fördern lokal niedrigere Temperaturen durch ihr dichtes Blätterdach und ihre regenspendende Eigenschaft. Bäume stabilisieren den Grundwasserspiegel, indem sie Wasser aus dem Boden aufnehmen und über Transpiration in die Atmosphäre abgeben, was wiederum zu Regen führt und die Wasserzufuhr für Flüsse aufrechterhält.

Die Wiederaufforstung kann dazu beitragen, die Wasserversorgung von Brunnen und Quellen in der Nähe von Siedlungen zu sichern und die Bodenerosion zu stoppen. Sie steigert die Erträge der Landwirtschaft, verbessert die Bedingungen für die Weidetierhaltung und bietet Holz als Brennstoff für Kochzwecke. Nicht zuletzt liefert sie eine Vielzahl von Lebensmitteln wie Obst und Gemüse sowie auch Heilkräuter, die in Afrika über 80 Prozent der Bevölkerung als Arznei dienen.

Trotz der bisher erzielten Erfolge steht das Projekt Forest Landscape Restoration auch Herausforderungen gegenüber, darunter begrenzte finanzielle Ressourcen, politische Instabilität und unzureichende Infrastruktur. Um langfristigen Erfolg zu gewährleisten, sind daher eine nachhaltige Finanzierung sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und lokalen Gemeinschaften notwendig.

Die Wiederherstellung der Waldlandschaft in Afrika ist eine gewaltige Aufgabe, aber dank Initiativen wie der AFR100 gibt es Hoffnung. Durch die Wiederherstellung der Gesundheit unserer Wälder kann ein nachhaltiger und widerstandsfähiger Kontinent für uns und zukünftige Generationen geschaffen werden.

Internationaler Tag des Baumes

Der Internationale Tag des Baumes fällt in diesem Jahr auf den 25. April. Deshalb wollen wir heute den grünen Riesen gedenken, die als unermüdliche Wächter für unsere Ökosysteme einstehen. Ihre Blätter filtern die Luft, reinigen sie von Schadstoffen und liefern uns den Sauerstoff zum Atmen. Ihre Wurzeln halten den Boden fest und verhindern Erosion, während ihre Kronen Schatten spenden und Lebensraum für unzählige Arten bieten.

Bäume sind wie die grünen Superhelden unseres Planeten.
  • https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/kenia-und-tansania/mehr-als-baeume-pflanzen?newsletter=infonewsletter
  • https://afr100.org/
  • https://www.wri.org/initiatives/african-forest-landscape-restoration-initiative-afr100
  • https://klassewasser.de/content/language1/html/7520.php
  • https://www.giz.de/en/worldwide/100397.html
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