Der im Amazonasgebiet beheimatete Pfeilgiftfrosch Dendrobates tinctorius, auch Färberfrosch genannt, hat es nicht leicht: Der giftige Frosch leidet nämlich selbst an einer Vergiftung, die seine Population auch zukünftig noch stark beeinträchtigen könnte. Wie es dazu kam und was der Goldabbau damit zu tun hat, erklären wir in diesem Artikel!
Goldabbau im Amazonasgebiet
Letzten Oktober berichteten wir bereits über die illegalen Goldgrabungen und die möglichen Auswirkungen auf die Amazonas-Flussdelfine. Wir fassen hier nochmal kurz die wichtigsten Infos zum Goldabbau zusammen:
Amazonien ist reich an Bodenschätzen. Vor allem Gold wird hier an unterschiedlichen Orten ausgegraben und weiter verkauft. Allein 2.500 illegale Goldminen existieren entlang des Amazonas verteilt und zerstören fleckenweise die umliegende Flora und Fauna. Besonders gefährlich für Tiere und Pflanzen ist hier der Einsatz von Quecksilber, welches zur Bindung des geschätzten Goldes verwendet wird. Allein diese 2.500 Goldminen sind verantwortlich für 30 Tonnen Quecksilber, welches an die Umwelt abgegeben wird.
Tatsächlich gilt diese Art der Goldgewinnung als größte Ursache weltweit für den Quecksilbergehalt in der Atmosphäre und im Süßwasser, denn einerseits verdunstet der Stoff und bildet giftiges Gas, andererseits gelangt es ins Wasser und so auch an die dort beheimateten Lebewesen.
Die Flussdelfine im Amazonas weisen eine hohe Konzentration des Nervengiftes auf und auch die indigene Bevölkerung leidet unter dem Gift, welches sie durch das Wasser, aber auch durch den Verzehr von Fischen zu sich nehmen.
Quecksilber ist bekannt dafür, vom Körper nicht abbaubar zu sein, sodass Langzeitschäden vorprogrammiert sind. Das Gift kann die Sinne schädigen, den IQ negativ beeinflussen, Verhaltensauffälligkeiten hervorrufen oder zu einem frühzeitigen Tod führen. Der WWF und andere Organisationen versuchen demnach, die hiesige Bevölkerung und Tierwelt zu schützen, indem sie illegale Minen aufspüren und eine medizinische Ausbildung anbieten, um Quecksilbervergiftungen zuverlässiger zu behandeln. Dennoch zeigt die momentane Quecksilberkonzentration auch an anderer Stelle ihre Wirkung!
Der Färberfrosch
Nicht nur der Mensch und die Flussdelfine, sondern auch kleinere Lebewesen leiden unter dem Einfluss von Quecksilber. Zu diesen armen Seelen gehört auch der Färberfrosch, ein Mitglied der Pfeilgiftfrösche. Sein lateinischer Name Dendrobates tinctorius deutet ein wenig auf seinen Lebensraum hin. Dendro bedeutet Baum und bates steht für Läufer, was zusammen Baumläufer ergibt und den Färberfrosch als teilweise arboreal lebende Amphibie kategorisiert. Die Jungen, also Kaulquappen, werden jedoch in kleinen Tümpeln aufgezogen – meist zwischen den Wurzeln von Bäumen. Und genau in diesen Tümpeln konnte eine hohe Konzentration von Quecksilber nachgewiesen werden.
Ein Forschungsteam der Veterinärmedizinischen Universität Wien machte es sich zur Aufgabe, in Französisch-Guyana die Auswirkungen von Quecksilber in wasserspeichernden Pflanzenstrukturen zu ermitteln. Zu diesen zählen Phytotelmata – kleine Wassertöpfe, die in Bäumen oder auch anderen Orten wie Dosen entstehen. Dort wird Niederschlag zeitweise oder auch dauerhaft aufgefangen und bildet für einige Tiere und Pflanzen eine Heimat. So auch für den Färberfrosch.
Für diesen gelten diese Wassertöpfe als Aufzuchtstätte der kleinen Kaulquappen, doch in 17 % der Fälle war die Quecksilberkonzentration enorm hoch. Diese Tümpel befanden sich nämlich meist in der Nähe der Goldminen. Auf die Anzahl der Kaulquappen hatte die Konzentration nach Schätzung der Forscher keinen Einfluss, allerdings zeigte sich dadurch auch, dass sich die erwachsenen Frösche nicht an dem Quecksilber störten, da eben auch bei hoher Konzentration die Kaulquappen aufgezogen wurden. Dies hatte zur Folge, dass in späteren Stadien der Entwicklung die Körperkondition der jungen Frösche deutlich schlechter war, als bei Kaulquappen ohne vergiftetes Wasser.
Forschung bestätigt andauernde Schädigung durch Goldabbau
Vergiftungen an Mensch und Tier zeigen deutlich, wie gefährlich der Einsatz von Quecksilber ist und welche Folgen der Abbau von Gold mit sich bringt. Wie in unseren vorigen Artikeln erwähnt, ist es demnach am besten, wenn man gänzlich auf das Edelmetall verzichtet. Sein Seltenheitswert und der damit verbundene hohe Preis rechtfertigen in keinster Weise den Einsatz einer derartig giftigen Substanz! Da Quecksilber vom Körper nicht abgebaut werden kann, werden wahrscheinlich in Zukunft noch mehr Probleme und Folgen auftreten und Generationen von Tierarten und Menschen könnten an Vergiftungen leiden. Daher wäre es ratsam, beim nächsten Schmuck auf Alternativen zu setzen oder Goldimitate in Erwägung zu ziehen. Zwar von geringerem Wert, aber dafür ohne zusätzliche Schädigung seitens der indigenen Bevölkerung und Tier- und Pflanzenwelt am Amazonas.
- https://www.vetmeduni.ac.at/universitaet/infoservice/presseinformationen/presseinformationen-2023/quecksilber-gefaehrdet-giftfrosch-nachwuchs-in-amazonien
- https://vet-magazin.at/universitaeten/vetmeduni-vienna/quecksilber-pfeilgiftfrosch-nachwuchs-amazonien.html
- https://nachrichten.idw-online.de/2024/02/14/quecksilber-gefaehrdet-giftfrosch-nachwuchs-in-amazonien
- https://www.dendrobase.de/html/D_dendrobates_tinctorius.html
- https://www.villewaelder.de/de/das-projekt/biotopholzleitfaden/biotopholzstrukturen/wassertopf
- https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/amazonien/indigene-territorien-schuetzen/das-giftige-gold-des-amazonas
- https://www.deutschlandfunk.de/lf-vergiftet-am-amazonas-quecksilber-in-blut-und-gold-dlf-8bb2314b-100.html#:~:text=Quecksilber%20im%20Blut%20und%20Gold,vergiftet%20die%20dort%20lebenden%20Munduruku.
- https://www.agenzianova.com/de/news/brasile-il-pesce-dei-fiumi-amazzonici-contiene-alte-concentrazioni-di-mercurio/
- https://nachrichten.idw-online.de/2023/11/07/goldabbau-setzt-giftiges-quecksilber-und-enorme-mengen-kohlendioxid-frei