Im Zuge des Klimawandels gibt es konstant schlechte Nachrichten: von Hitzewellen und Dürren bis hin zu Wetterextremen wie verheerenden Stürmen und Überschwemmungen. Angesichts dieser Herausforderungen ist es jedoch auch an der Zeit, positive Entwicklungen zu verkünden, die uns mit etwas mehr Mut und Hoffnung in die Zukunft blicken lassen. Die jüngsten Daten über die Emissionsentwicklung Kanadas bieten eine solch gute Nachricht. Sie verdeutlichen, dass die Bemühungen der Kanadier, ihre Emissionen zu reduzieren, Früchte tragen. Diese positiven Trends sollten uns alle dazu motivieren, noch entschlossener für den Klimaschutz einzutreten.
Kanadas Weg in eine grünere Zukunft
Zwar hat Kanada einen Anteil von fast 1,5% an den weltweiten Treibhausgasemissionen und ist damit der elft-größte Emittent der Welt, aber nun scheinen sich die Bemühungen des Landes, diese Zahlen zu minimieren, zu lohnen: Kanadas Treibhausgasemissionen waren im Jahr 2022 so niedrig wie seit 25 Jahren nicht mehr, mit Ausnahme der ersten beiden Jahre der Pandemie –, so der am Donnerstag veröffentlichte National Inventory Report. Die harte Arbeit der Kanadier zur Reduzierung der Emissionen zahlt sich also aus, denn neue Daten zeigen, dass das Land die Trendwende erreicht hat und die Emissionen auf einem (hoffentlich) langfristigen Abwärtstrend bleiben, während eine nachhaltige, saubere und starke Wirtschaft aufgebaut wird.
Die Emissionen dieses Jahres waren somit um 44 Megatonnen niedriger als die vor der Pandemie 2019.
- Der Öl- und Gassektor trug im Jahr 2022 mit 217 Megatonnen (1Mt = 1.000.000 t) zu 31 Prozent der kanadischen Emissionen bei.
- Der Verkehrssektor war mit 156 Mt oder 22 Prozent der kanadischen Emissionen der zweitgrößte Verschmutzer.
- Auf den Gebäudesektor entfielen 89 Mt (13 %), auf die Schwerindustrie 78 Mt (11 %) und auf die Landwirtschaft 70 Mt (10 %). Insgesamt waren es 708 Mt.
Die kanadischen Emissionen sind im Vergleich zu 2005, dem Basisjahr für das kanadische Ziel zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bis 2030, um 54 Mt (7,1 %) gesunken.
Die Regierung hat dabei mehr als 120 Milliarden Dollar investiert, um Provinzen und Territorien, indigene Gemeinschaften, Unternehmen und jede:n einzelne:n in ihrem Streben nach einer Netto-Null-Wirtschaft zu unterstützen.
Dennoch hagelt es Kritik
Unterdessen fordern Kritiker:innen mehr Maßnahmen von den großen Industrieunternehmen, die Emissionen verursachen.
Der Stromsektor, kleine Unternehmen und die Schwerindustrie arbeiten daran, die Emissionen zu reduzieren. Familien tun ihr Bestes, um klimafreundliche Entscheidungen zu treffen – somit sei es nur fair, die Unternehmen mit den höchsten Emissionen des Landes für die Reduzierung ihrer Emissionen zur Rechenschaft zu ziehen, so die Kritiker:innen.
Der Elektrizitätssektor ist dank des Kohleausstiegs der wichtigste Motor für die Emissionsreduzierung, doch die kanadische Öl- und Gasindustrie, der umweltschädlichste Industriezweig des Landes, leistet laut der Environmental Defence Canada ihren Beitrag nicht: Jeder Fortschritt bei der Reduzierung der Methanemissionen der Industrie wurde durch den Anstieg der Öl- und Gasproduktion zunichte gemacht.
Denn weiterhin ist die Öl- und Gasindustrie nicht bereit, ihre Emissionen freiwillig zu reduzieren und setzt stattdessen auf langfristig betrachtete ineffektive Technologien wie die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS).
Die Kritik an CCS basiert unter anderem darauf, dass diese Technologien lediglich dazu beigetragen haben, sieben Millionen Tonnen Schadstoffe aus der Atmosphäre zu entfernen. Diese Menge entspricht etwa 0,0004 Prozent der kanadischen Emissionen seit 2000 und stellt somit keine praktikable Lösung dar. Die Kohlenstoffabscheidung ist laut Environmental Defence unnötig, ineffektiv und teuer.
Dies ist auch einer der Gründe dafür, dass ein 2,4-Milliarden-Dollar-Projekt zur Kohlenstoffabscheidung nicht weiterverfolgt wird.
Fazit: Der effektivste Weg, Kohlendioxidemissionen zu bekämpfen, besteht darin, sie gar nicht erst entstehen zu lassen, anstatt zu versuchen, sie aus der Luft oder aus Schornsteinen abzufangen und in den Untergrund zu verpressen.
Pläne für die Einschränkung der Öl- und Gasindustrie
Kanada hat nun angekündigt, auch die CO2-Emissionen seiner Öl- und Erdgasindustrie reduzieren zu wollen.
Es wurde ein Plan vorgestellt, der eine Senkung der Emissionen dieser Industrien bis 2030 um 35 bis 38 Prozent unter dem Niveau von 2019 vorsieht. Unternehmen können dabei Emissionszertifikate erhalten. Diese berechtigen sie dazu eine festgelegte Menge an Schadstoffen auszustoßen. Unternehmen, die schlussendlich jedoch weniger emittieren als durch die Zertifikate erlaubt, können ihre überschüssigen Zertifikate an Unternehmen verkaufen, die mehr emittieren.
Umweltminister Steven Guilbeault bezeichnete die Pläne als "ehrgeizig, aber machbar".
Der Plan berücksichtigt sowohl die weltweite Nachfrage nach Öl und Gas als auch die wirtschaftliche Bedeutung des Sektors für Kanada. Eine Obergrenze würde vorgelagerte Öl- und Gasanlagen sowie Flüssigerdgasanlagen regulieren, die etwa 85 Prozent der Emissionen aus dem Sektor darstellen. Das Ziel ist niedriger als ursprünglich angesetzt und könnte weiter sinken, da weitere Beratungen geplant sind.
Umweltschutzorganisationen begrüßten die Einführung einer Obergrenze, kritisierten jedoch ihre verzögerte Umsetzung, die voraussichtlich erst im Jahr 2026 erfolgen soll. Des Weiteren bemängelten sie, dass die CO2-Reduzierung in geringerem Maße erfolgt als in anderen Branchen.
Der kanadische Verband der Erdölproduzenten äußerte außerdem Bedenken, dass trotz Zusicherungen durch die Pläne "bedeutsame Einschränkungen" bei der Ölproduktion auftreten könnten.
- https://www.derstandard.at/story/3000000198780/kanada-kuendigt-obergrenze-fuer-co2-der-oel-und-gasindustrie-an
- https://globalnews.ca/news/10465178/greenhouse-gas-emissions-canada/
- https://www.canada.ca/en/environment-climate-change/news/2024/05/where-canadas-greenhouse-gas-emissions-come-from-2024-national-greenhouse-gas-inventory.html
- https://climateinstitute.ca/emissions-liquefied-natural-gas-lng-trade/