Produktion von E-Scootern - Rohstoffe und ihre Beschaffung

August 2024
Copyright: Foto von Maurice DT auf Unsplash

In unserem vorhergegangenen Artikel haben wir uns die CO2-Bilanz von E-Scootern in unterschiedlichen Ländern genauer angesehen. Nun wollen wir einen Blick auf die Produktion von Elektrorollern werfen und uns ansehen, auf welche Art und Weise die Rohstoffe beschafft werden, aus denen unsere angeblich umweltfreundlichen Fortbewegungsmittel bestehen.

Beschaffung der Rohstoffe

Unabhängig davon, wie viel CO2 von der Herstellung der Scooter ausgeht, ist auch die Beschaffung der nötigen Rohstoffe ein verbreiteter Kritikpunkt.
Im Vordergrund stehen die Akkus, die nach Angaben des Umweltbundesamtes die wichtigsten Aspekte in Bezug auf die Umweltbewertung sind.

Bei besagten Akkus handelt es sich in der Regel um Lithium-Ionen-Akkus, die auch zum Antrieb von E-Bikes oder Elektroautos eingesetzt werden und dafür regelmäßig in Kritik stehen.
Zur Herstellung dieser Akkus werden verschiedene Rohstoffe benötigt, zu denen in jedem Fall Lithium, Aluminium und Kupfer zählen, doch auch Graphit, Nickel, Cobalt, Mangan und Eisen können je nach Bauart Bestandteil sein.

Hier stellen wir euch übrigens die größten Unterschiede zwischen Natrium-Ionen- und Lithium Batterien vor.

Lithium: Chancen und Herausforderungen für die Energiewende

Insbesondere der Abbau von Lithium, das auch zur Herstellung von Smartphones, Tablets oder Batterien verwendet wird, steht schon seit längerem unter starkem Verdacht, erhebliche Gefahren für die Gesundheit der beim Abbau beteiligten Menschen birgt als auch mit hoher Umweltbelastung einhergeht.

Die Gewinnung von Lithium

In der Regel wird Lithium nicht in den Ländern abgebaut, für welche die daraus gefertigten Produkte schlussendlich hergestellt werden. Die Länder mit dem größten Lithium-Vorkommen sind Chile, Argentinien und Australien.
Gewonnen werden kann Lithium entweder aus Gestein (z.B. in Australien) oder auch aus Salzseen, wie es in den Ländern des sogenannten Lithium-Dreiecks, bestehend aus Bolivien, Chile und Argentinien, geschieht (Ganze 60% des Lithiumvorkommens soll in diesen Bergseen zu finden sein).

Ein Teil des Salzwasser in besagten Seen wird für den Gewinn des Lithiums, welches sich in hochkonzentrierter Form darunter befindet, erst an die Oberfläche der Seen befördert und schlussendlich mithilfe von Chemikalien verdunstet, was schwerwiegende Folgen nach sich zieht: Pro gewonnener Tonne Lithium verdunsten ganze 400.000 Liter Wasser. Infolgedessen sinkt auch der Grundwasserspiegel in den betroffenen Regionen und eine zunehmende Versalzung von Süßwasser und das Austrocknen von Lagunen ist zu verzeichnen.

Insbesondere das Absinken des Grundwassers in Wüstenregionen, in denen es eh kaum regnet, ist als hoch problematisch und umweltbelastend einzustufen. Ganze Ökosysteme können davon betroffen sein. Sogar der Rückgang mancher Vogelpopulationen wird auf den hohen Wasserverlust zurückgeführt.

Zudem können die Chemikalien und Schwermetalle, die zur Förderung des Lithiums verwendet werden, in die Umwelt gelangen und dort enorme Umweltprobleme verursachen. Zudem wird auch das Grund- und Trinkwasser verseucht und gefährdet das Leben dort ansässiger Menschen und Tiere.

Zwei Seiten der Medaille

Und auch wenn die Gewinnung von Lithium (oder anderen Rohstoffen) durchaus auch Chancen für die betroffenen Länder bereit halten kann – wie beispielsweise das Vorantreiben der Industrialisierung in Bolivien – so können die damit in Verbindung stehenden Menschenrechtsverletzungen trotzdem nicht von der Hand gewiesen werden. Denn die Rohstoffbeschaffung ist gefährlich: Täglich verlieren Menschen dabei ihr Leben oder sind giftigen Substanzen und Chemikalien ausgesetzt, was ihre Gesundheit verheerend beeinträchtigt. Auch Kinder sind davon nicht ausgeschlossen.

Was es also beim Lithiumabbau bräuchte sind also Regelungen, die unfaire Arbeitsbedingungen – und insbesondere Kinderarbeit – verbieten, die die Sicherheit und Gesundheit der betroffenen Menschen und Ökosysteme gewährleisten und strikte Kontrollen, die der Einhaltung dieser Regelungen nachkommen.
Einen kleinen Anhaltspunkt über die Beschaffungsbedingungen des Lithiums können bisher bestimmte Zertifizierungen verschaffen, doch ein tatsächliches Siegel oder Erkennungsmerkmal für ethisch und ökologisch gewonnenes Lithium gibt es bisher noch nicht.

Im Übrigen gibt es auch in Deutschland Projekte zur Lithiumförderung wie in der Lüneburger Heide oder in einer Pilotanlage im Geothermiekraftwerk in Bruchsal. Doch auch diese Vorhaben sind mit schweren Folgen für die Umwelt und Tiere verbunden.


Lithium, Kobalt und mehr

Nur der Abbau von Lithium, sondern auch der von anderen in E-Scootern befindlichen Rohstoffen ist mit Risiken versehen. Beim Abbau von Kobalt findet beispielsweise eine Verschmutzung von Gewässern durch die hohe Kontamination durch Chemikalien und Schwermetallen statt. Außerdem steht der Abbau von Kobalt dem EU-Projekt “STRADE” zufolge stark mit Menschenrechtsproblemen und Kinderarbeit im Kleinbergbau in Verbindung.

In unserem nächsten Artikel klären wir darüber auf, inwiefern sich die Lebensdauer von E-Scootern auf ihre Umweltfreundlichkeit auswirkt und inwiefern auch ihre Verwertung Einflüsse auf unsere Umwelt nimmt.

  • https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/wissenschaft-und-bildung/Wie-klimafreundlich-sind-E-Scooter,escooter412.html
  • https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/01/warum-e-scooter-dem-klima-mehr-schaden-als-nuetzen
  • https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/sind-e-scooter-umweltfreundlich
  • https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr/nachhaltige-mobilitaet/e-scooter-momentan-kein-beitrag-zur-verkehrswende#aktuelles-fazit-des-uba
  • https://www.quarks.de/technik/mobilitaet/e-scooter-darum-ist-ihre-klimabilanz-gar-nicht-mal-so-gut/
  • https://utopia.de/ratgeber/lithium-abbau-das-solltest-du-darueber-wissen_197356/
  • https://suchdichgruen.de/glossar/e-scooter/
  • https://repository.difu.de/items/91c64151-527a-440f-9dd2-6f60860f4d17
  • https://www.umweltbundesamt.de/bild/vergleich-der-durchschnittlichen-emissionen-0
  • https://www.tier.app/en/blog/using-lcas-to-scoot-down-our-emissions
  • https://www.now-gmbh.de/wp-content/uploads/2023/03/NOW_Factsheet-Elektromobilitaet-und-Rohstoffe.pdf
  • https://www.jh-profishop.de/profi-guide/lithium-ionen-akku-aufbau-und-funktion
  • https://www.velojournal.ch/aktuell/nachrichten/detail/kehrseite-lithiumionen-technologie
  • https://www.hopeforthefuture.at/de/kinder-kobalt-lithium-akkus-gibt-es-leidfreie-elektrogeraete/
  • https://www.hrw.org/de/news/2023/06/19/deutschlands-run-auf-kritische-rohstoffe-ist-ein-problem-fuer-menschenrechte
  • https://suchdichgruen.de/wissen-und-technologie/a462/elektroautos-eine-nachweislich-umweltfreundliche-alternative
  • https://www.stern.de/auto/e-scooter--hype-um-elektrotretroller-bringt-jede-menge-elektroschrott-8654792.html
  • https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/streit-ueber-nutzungsgebuehr-kommt-jetzt-das-ende-der-e-scooter-in-deutschland/28961448.html
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