Wasserqualität europäischer Gewässer – deshalb solltest du hier Urlaub machen!

August 2024
Copyright: Bild von Jakob Owens auf Unsplash

Die Urlaubssaison ist in vollem Gange und von allen Seiten wird man mit wunderschönen Fotos aus den Malediven, Philippinen, der Karibik oder anderen exotischen Baderegionen bombadiert. Weshalb man manchmal aber gar nicht so weit reisen muss, um das perfekte Badeparadies zu finden, und weshalb es ganz im Gegenteil sogar eine vorzügliche Möglichkeit sein kann, den Badeurlaub in Europa zu verbringen, zeigen wir euch in diesem Artikel.

Die Wasserqualität europäischer Badegewässer

Abgesehen davon, dass an Europas Küstenregionen wunderschöne Strände zu finden sind und es einem auch beim Anblick mancher Bergseen den Atem verschlagen kann, ist eine der aussagekräftigsten Faktoren zur Bewertung europäischer Gewässer ihre Wasserqualität.

Europa im Überblick

Zwischen 2020 und 2023 wurde die Wasserqualität sämtlicher europäischer Badegewässer in EU-Mitgliedstaaten untersucht und basierend auf den EU-Badegewässer-Richtlinien von 2006 bewertet. In einer Studie der European Environment Agency (EEA), die am 28. Mai 2024 veröffentlicht wurde, lagen schließlich die Ergebnisse dieser Untersuchungen vor, die auf den Berichten der EU-Mitgliedstaaten basieren. Wir stellen euch im Folgenden die Ergebnisse dieser Studie vor.

Die Wasserqualität europäischer Gewässer besserte sich stetig im Laufe der letzten Jahrzehnte und hält sich nun schon seit einigen Jahren im gut zu bewertenden Bereich, weshalb man nun schon seit geraumer Zeit von einer allgemein positiven Bilanz sprechen kann. Grundsätzlich sind europäische Badegewässer also als sehr sicher und sauber einzustufen.
2023 erreichten ganze 96% von rund 22.000 untersuchten Gewässern die erforderliche Mindestgrenze der EU-Badegewässer-Richtlinien und 85% der Gewässer wurden mit “ausgezeichnet” bewertet.

Die Wasserqualität von Küstenregionen ist dabei in der Regel besser als die von Flüssen und Seen. So wurden insgesamt 89% der Küstengewässer mit "ausgezeichnet" benotet und nur 79% der inländischen Gewässer erlangten dieselbe Bewertung.

Als Grund der verbesserten Wasserqualität werden unter anderem erweiterte Methoden der Überwachung der Gewässer, eine genauere Auswertung der Daten und eine größere Umsicht in Sachen Abwasserbehandlung genannt. Besonderer Wert wird bei der Befolgung der EU-Badegewässer-Richtlinien auf die Überwachung und Eindämmung von gesundheitsschädigenden Bakterien und Chemikalien gelegt.


Wo ist die Wasserqualität am besten?

Die Ergebnisse der 2023 abgegebenen Beurteilung der europäischen Gewässer führten zu folgenden Ergebnissen:
Spitzenreiter was die Wasserqualität in Badegewässern betrifft ist Zypern mit ganzen 97,6% Badegewässern mit “ausgezeichneter” Qualität, dicht gefolgt von Österreich mit 96,9% und Kroatien mit 96,7% und Griechenland mit 95,8%.
Die Länder, die am schlechtesten abschneiden, sind Albanien mit 41,2% Gewässern mit “ausgezeichneter” Wasserqualität und Polen mit 54,9% – wobei in Polen jedoch nur etwa 77% aller Gewässer auf ihre Qualität überprüft wurden.

Deutschlands Seen, Flüsse und Küsten

Wer in Deutschlands natürlichen Gewässern baden geht, genießt, dem erschienenen Bericht der EU-Kommission zur Qualität europäischer Gewässer 2024 zufolge, eine ausgezeichnete Wasserqualität. Ganze 98% der Bademöglichkeiten in deutschen Gewässern erfüllen die EU-Badegewässer-Richtlinien und mit den Noten “gut” und “ausgezeichnet” wurden laut Bundesumweltamt 96% aller Badegewässer bewertet.
Die Angaben setzten sich zusammen aus der Beurteilung von 2.291 deutschen Badegewässern und der Auswertung von 13.295 Wasserproben.
Bei 363 Gewässern handelte es sich um Gewässer entlang der Küstenregionen von Nord- und Ostsee, 37 davon lagen an Flüssen und 1.892 waren bei Seen oder Talsperren zu finden.
Bei nur 155 aller untersuchten Gewässer wurde aufgrund gesundheitlicher Bedenken vorsorglich ein Badeverbot verhängt oder grundsätzlich vom Baden abgeraten und lediglich sieben der deutschen Badegewässer wurden als “mangelhaft” betitelt. 94 dieser Gewässer wurden aufgrund von Blaualgen, die zu den sogenannten Cyanobakterien gehören, als möglicherweise gesundheitsschädigend eingestuft und bei 37 Gewässern lagen diese Einschätzungen aufgrund wasserhygienischer Probleme vor. Frühwarnsysteme haben in 24 Fällen auf eine möglichen Verschmutzung der Gewässer hingewiesen.

Wo kann ich die Wasserqualität aller Gewässer einsehen?

Jeder EU-Mitgliedstaat muss die Daten zur Übersicht seiner Gewässer zur Verfügung stellen. Wer sich darüber informieren möchte, wo in Europa die beste Wasserqualität herrscht und welche Gewässer er lieber meiden sollte, der kann dies über die Übersichten der europäischen Länder einsehen, die allesamt über die Seite des EEA aufrufbar sind.

Zudem stellt das EEA online eine interaktive Karte zur Verfügung, auf der man einen Überblick über alle überprüften Gewässer bekommt.

Die Daten sämtlicher deutscher Badegewässer könnt ihr auf der Webseite des UBA überprüfen und miteinander abgleichen.


Gibt es auch schlechte Neuigkeiten?

Ja, denn nicht überall ist die Wasserqualität, wie sie sein könnte. Dennoch ging auch hier die Zahl der nicht sauren Gewässer im Laufe der Jahr zurück. So waren 2009 beispielsweise noch 1,9% der europäischen Gewässer als schlecht bewertet, wohingegen es 2023 nur noch 1,5% waren. Die letztere Zahl erschließt sich aus insgesamt 321 Gewässern mit schlechter Wasserqualität.
Oft kommt diese Bewertung im Übrigen auch aufgrund von kurzweiliger Verschmutzung zustande – wie beispielsweise nach einem heftigen Regenfall, aufgrund dessen die Kapazitäten der Abwasserbehandlungsanlagen für kurze Zeit überlastet sind.
Dementsprechend wichtig ist es auch, die Wasserqualität sämtlicher Gewässer regelmäßig zu testen, da Veränderungen über längere Zeit nie ausgeschlossen werden können und von vielen verschiedenen Faktoren abhängen.

Ein besonders Aufmerksamkeit erregendes Beispiel für unzureichende Wasserqualität bot z.B. der französische Fluss Seine, in welchem die Athlet:innen der Olympischen Spiele und der Paralympics 2024 schwimmen sollten. Schon geraume Zeit bevor die Wettkämpfe tatsächlich ausgetragen wurden, gab es Bedenken aufgrund der Wasserqualität und damit verbundenen gesundheitlichen Risiken. So wurde bereits 2015 ein Aktionsplan seitens Paris begonnen, der sich darum bemühte, die Seine beschwimmbar zu machen. Ganze 1,4 Milliarden Euro wurden darin investiert und dennoch kam es auch noch kurz vor den Spielen zu heftigen Diskussionen, ob die Seine nun für die Spiele geeignet sei oder nicht.
So musste beispielsweise der Triathlon der Männer aufgrund der schlechten Qualität verschoben werden und auch das Training konnte nicht wie geplant in der Seine selbst stattfinden. Grund für die schlechte Qualität trotz aller Bemühungen waren unter anderem die starken Regenfälle, die wohl die Abwasseranlagen überforderten.
Erst wenige Stunden vor dem Rennen wurde die Seine für die Spiele freigegeben.

Wichtig:
Zwar wird nur etwa 1,5% der europäischen Gewässer eine schlechte Wasserqualität nachgewiesen, doch dies bedeutet nicht, dass es nicht auch Gewässer in Europa gibt, die nicht mit Umweltverschmutzung oder ähnlichen Bedrohungen zu kämpfen haben. Auch wenn unser Badespaß zwar gesichert scheint – oder vielleicht gerade deswegen – liegt es dennoch an uns, diese Qualität erstens aufrecht zu erhalten und zweitens alles in unserer Macht stehende zu tun, um die Gewässer und ihre Bewohner zu schützen. Dazu gehört insbesondere ein verantwortungsbewusster und nachhaltiger Umgang mit unserer Umwelt und unserem Planeten.

Wie wird die Wasserqualität gemessen?

Alle EU-Mitgliedstaaten unterliegen im Verwalten ihrer Gewässer der EU-Badegewässer Richtlinien. Infolgedessen müssen sie vor dem Start jeder Badesaison (und währenddessen) ihre eigenen Gewässer auf Sauberkeit überprüfen und daraus ein Protokoll erstellen. Dafür muss jeder Mitgliedstaat mindestens vier Wasserproben aus jedem Badegewässer liefern und analysieren, wovon eines vor und mindestens drei während der Badesaison entnommen sein müssen. Zwischen den einzelnen Proben darf nicht mehr als ein Monat liegen.
Die Gewässer werden insbesondere auf zwei Arten von Bakterien getestet – Escherichia Coli und intestinale Enterokokken – die auf Verschmutzung durch Abwasser und Dung hinweisen können. Je nach Art der vorgefundenen Bakterien wird das Gewässer schließlich als “ausgezeichnet (Excellent)”, “gut (Good)”, “ausreichend (Sufficient)" oder “schlecht (Poor)” eingestuft.
Um die Wasserqualität eines Gewässers ausreichend beurteilen zu können, braucht es in der Regel mindestens vier Ergebnisse aus vier hintereinander folgenden Badesaisons – weswegen sich auch der 2024 veröffentlichte Bericht auf die Jahre 2020-2023 bezieht.
In Deutschland sind die einzelnen Bundesländer für das Sammeln der benötigten Daten zuständig.

Wichtig:
Da sich die Auswertungen der EU-Badegewässer Richtlinien aber nur auf das Vorkommen der zwei bereits genannten Bakterien stützt, heißt das aber auch, dass man für weitere Beurteilungen der Gewässer – wie der Untersuchung chemikalischer Belastung der Gewässer – beispielsweise die Untersuchungen der Water Framework Directive zu Rrate ziehen müsste.

  • https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/deutsche-badegewaesser-sind-wieder-ausgezeichnet
  • https://www.eea.europa.eu/publications/european-bathing-water-quality-in-2023/
  • https://www.umweltbundesamt.de/wasserqualitaet-in-badegewaessern#die-qualitat-der-badegewasser-in-deutschland
  • https://www.tagesschau.de/ausland/europa/olympia-seine-sportministerin-100.html#:~:text=Seine%20erfüllte%20zuletzt%20Anforderungen&text=Über%2080%20Prozent%20der%20Wasseranalysen,aus%20Verunreinigungen%20die%20Hauptstadt%20erreichten.
  • https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/seine-verschmutzung-olympische-spiele-100.html
  • https://www.sportschau.de/olympia/wasserqualitaet-der-seine-okay-rennen-finden-statt,olympia-paris-triathlon-106.html
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