Aktuelle Extremwetterereignisse in Europa

September 2024
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Österreich ist von Überschwemmungen geplagt, in Portugal brennen Wälder lichterloh und extreme Wetterereignisse dieser Art scheinen sich überall auf der Welt zu häufen. Doch was steckt dahinter? Stecken wir einfach in einem Jahr fest, in dem die Zahl der Umweltkatastrophen zufällig ansteigt oder ist ein Muster erkennbar? Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die auffälligsten Extremwetterereignisse der vergangenen paar Wochen für euch zusammen und werfen einen Blick auf die Ursachen sowie die Bekämpfung dieser gefährlichen Naturphänomene.

Zunehmende Extremwetterereignisse weltweit

Was definiert man als Extremwetterereignis?

Als Extremwetterereignisse werden Wetterereignisse bezeichnet, die eine starke Abweichung zum lokalen Durchschnitt einer Region für diese Jahreszeit aufweisen. Kommt es beispielsweise in einer Stadt, die für gewöhnlich mit recht wenig Niederschlag zu rechnen hat, zu plötzlichen Überflutungen infolge heftiger Regenfälle, so spricht man von einem Extremwetterereignis.

Zu den bekanntesten Extremwetterereignissen zählen Überschwemmungen und Fluten, Hitzewellen, Waldbrände, oder auch Tropenstürme wie ein Hurricane oder Zyklon.

Der Klimawandel als Motivator

Grundsätzlich zählen Extremwetterereignisse – wie jedes andere Wetterphänomen – zu den natürlichen Vorgängen auf unserem Planeten. Bereits seit einigen Jahren steigt jedoch die Zahl der Extremwetterereignisse weltweit. Dass dieses vermehrte Auftreten in starkem Zusammenhang mit dem Klimawandels steht, wird inzwischen von diversen Studien klar belegt.

Nicht nur hat sich die Anzahl der Extremwetterereignisse seit 1990 verdoppelt, sondern bestimmte dieser Ereignisse können in klare Verbindung mit dem Klimawandel gebracht werden. So berichtet eine Studie der “World-Weather Attribution”- Initiative (WWA) beispielsweise, dass bereits die Buschbrände in Australien 2019/20 sowie Hitzewellen in Sibirien 2020 unter anderem durch den Klimawandel verursacht wurden.

Die Folgen von Extremwetterereignissen sind verheerend. Ganze Landstriche werden verwüstet, Ökosysteme vernichtet und Menschen und Tieren wird ihr Lebensraum oder gar ihre Lebensgrundlage genommen.

Zudem erhöhen einzelne Extremwetterereignisse wiederum das Risiko für weitere zukünftige Umweltkatastrophen, da jede Veränderung in den sensiblen Ökosystemen unserer Erde weitere Veränderungen zur Folge hat.

Gerät eines dieser Systeme aus dem Gleichgewicht – wie beispielsweise die konstante Erwärmung unserer Meere – so werden dadurch unzählige weitere Vorgänge beeinflusst, die wiederum andere Systeme stören oder verändern. Ein Teufelskreislauf entsteht.

Die aktuellen Extremwetterereignissen sind nur eine Warnung vor dem, was in Zukunft auf uns zukommt, sollten wir es nicht schaffen, den Klimawandel zu stoppen.


Aktuelle Überschwemmungen und Waldbrände in Mittel- und Osteuropa

Waldbrände in Portugal

Seit Sonntag, dem 14. September 2024, verwüsten verheerende Brände im Norden und im Zentrum Portugals die dortige Flora und Fauna. Im Laufe der Woche stieg die Zahl der Feuer auf mehr als 100 Wald- und Buschbrände an. Betroffene Regionen sind unter anderem Aveiro, Porto und Viseu.

Eine Fläche von mehreren tausend Hektar wurde bereits von den Flammen verschlungen, sieben Menschen verloren ihr Leben durch die Brände (Stand 20.09.), zahlreiche Häuser wurden zerstört, der Zugverkehr kam teilweise zum Erliegen und auch Autobahnen und Schulen wurden vorübergehen geschlossen.

Über 5.000 Feuerwehrleute waren und sind immer noch gegen die Brände im Einsatz und auch freiwillige Helfer:innen unterstützen die Brandbekämpfer und Rettungskräfte in ihren Bemühungen, das Feuer zu bannen und die Bevölkerung zu schützen.

Insgesamt acht Löschflugzeuge wurden schon am Montag im Zuge des EU Civil Protection Mechanism von Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland zur Verfügung gestellt, um lokale Einsatzkräfte zu unterstützen.

Als Grund für die rasche Entstehung und starke Ausbreitung der Feuer, nennen Meteorologen das Zusammenspiel aus einer sehr geringen Luftfeuchtigkeit, allgemeiner Hitze, auch in Meeresnähe, und starkem Wind in den Bergen.


Überschwemmungen in Mittel- und Osteuropa

Seit dem 12. September zog das Sturmtief “Anett” (deutsche Bezeichnung) bzw. “Boris” (internationale Bezeichnung) über Mittel- und Osteuropa und sorgte für eine Welle an Überschwemmungen und Verwüstung.
Rund um die Donau, die Oder und die Elbe wurden Regenmassen von bis zu 400 Liter pro Quadratmeter verzeichnet. Das sind Wassermengen, die sonst in etwa drei bis sechs Monaten fallen.

Besonders Österreich, wo die Regenfälle teils so heftig waren, dass innerhalb weniger Tage so viel Wasser fiel wie sonst nur im gesamten Monat, war stark von den Folgen des Sturmtiefs betroffen.

Was geschah?

Im Laufe der Woche überschlugen sich die Nachrichten mit Meldungen und Videoaufzeichnungen aus den betroffenen Gebieten. Ganze Dörfer waren auf herkömmlichen Verkehrswegen nicht mehr zu erreichen – am Dienstag waren es 26 Orte, die von der Außenwelt abgeschnitten waren – mehrere Ortschaften entlang der Donau mussten evakuiert werden.

Neben dem eingeschränkten Flug-, Bahn-, und Straßenverkehr wurde auch der Schiffsverkehr auf dem österreichischen Abschnitt der Donau ab dem 17.09 aufgrund des rasch ansteigenden Wasserpegels und die Unvorhersehbarkeit der Situation untersagt. Aktiv von dem Verbot betroffen waren 70 Güterschiffe sowie weitere 70 Personenschiffe, deren Weiterreise vorerst nicht gestattet war.

Stand 17.09.24 kamen insgesamt fünf Menschen in Österreich aufgrund der Überschwemmungen ums Leben — Unter ihnen eine 81-jährige Frau, die in ihrem vollständig überschwemmten Haus in Niederösterreich gefunden wurde.
In Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien wurde die vereinte Zahl der Todesopfer, die die Regenfälle forderten, auf mindestens 20 geschätzt.

Welche Regionen und betroffen?

Im deutschsprachigen Raum waren besonders Niederösterreich und die Landeshauptstadt Wien von den Überschwemmungen betroffen .. Hier wurde von einem Jahrtausendhochwasser gesprochen, denn der Pegel des Wienflusses – auch “Wien” genannt – ist zuletzt 1951 auf solch einem hohen Stand gewesen. Der Fluss, der sonst gerade mal wenige Zentimeter hoch ist und etwa 200-500 Liter Wasser pro Sekunde führt, schwoll in der vergangenen Woche mit über 440.000 Liter Wasser pro Sekunde zu einem reißenden Strom an.

Wie geht es weiter?

Seit Mitte dieser Woche laufen nun die Aufräumarbeiten in sämtlichen betroffenen Gebieten Österreichs.
Die wichtigsten Bahnstrecken von Wien in den Westen sind wieder funktionstüchtig und können zu Teilen genutzt werden. Die Schäden im Inneren der Hauptstadt seien aufgrund guter Vorsorgeanlagen, wie einigen Hochwasserbecken als Teil der Wienflussregulierung und anderen Hochwasserschutzvorrichtungen entlang der Donau verhindert worden. Der weitere Ausbau dieser Vorsichtsmaßnahmen steht nun zur Debatte, ebenso wie eine Aufstockung des Katastrophenfonds. Dennoch waren unzählige Menschen von Evakuierungsmaßnahmen betroffen und viele Häuser wurden gravierend beschädigt. Das genaue Ausmaß sämtlicher Schäden kann bisher jedoch noch nicht bestimmt werden.

Das Risiko von Dammbrüchen bleibt weiterhin bestehend. Auch vor Folgeschäden wie Erdrutschen wird gewarnt.

Auch im Norden Italiens sorgt währenddessen das Sturmtief, das zuvor schon für die extremen Überschwemmungen in Mittel- und Osteuropa verantwortlich war, für starke Regenfälle und infolgedessen dafür, dass Flüsse nahe Ravenna, Bologna und Forlì-Cesena über die Ufer traten. In Emilia-Romagna, einer Stadt, die nur etwa 30km von Bologna entfernt liegt, mussten bereits 1000 Menschen unter anderem unter Einsatz von Rettungshubschraubern in Sicherheit gebracht werden. Nachdem das Dach eines Gebäudes einstürzte, in das sich zwei Personen schutzsuchend geflüchtet hatten, gelten beide Personen nun als vermisst.
Feuerwehrleute sowie freiwillige Helfer:innen versuchen ihr Möglichstes, den Menschen vor Ort zu helfen, die Wassermassen so gut es geht zu begrenzen und den Schaden einzudämmen.


Vorsichtsmaßnahmen - wie es weiter gehen soll

Aufgrund der steigenden Zahl von Waldbrände, Überschwemmungen oder sonstigem, investieren viele der am schlimmsten betroffenen Länder Europas inzwischen in Vorsorgemaßnahmen bzw. eine bessere Bekämpfung der besagten Phänomene.

Während Österreich in den vergangenen Jahren beispielsweise viel zu seinem Hochwasserschutz getan hat, bereiten sich Länder wie Spanien, Frankreich, Griechenland oder Griechenland eher auf Brandbekämpfung vor. Dafür werden unter anderem mehr Menschen speziell für diese Aufgaben ausgebildet, die Bevölkerung soll über die Gefahren besser aufgeklärt, Brandstifterei soll stärker geahndet werden. Die Wasserzufuhr zu betroffenen Gebieten soll verbessert werden und Waldpflege stärker im Vordergrund stehen.

Um jedoch grundlegend etwas zu verändern, reicht es nicht, alleine in die Vorsorge oder Schutzmaßnahmen während solch prekärer Situationen zu investieren. Um den Schaden für uns Menschen bestmöglich zu reduzieren, muss das zugrundeliegende Problem angegangen werden. Aktiver Klimaschutz ist notwendig, um den rapiden Anstieg von Extremwetterereignissen auf lange Sicht zu bannen.


  • https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/klima-waldbrand-praevention-suedeuropa-100.html
  • https://www.spiegel.de/ausland/waldbraende-in-portugal-loeschflugzeuge-aus-nachbarlaendern-unterstuetzen-brandbekaempfung-a-256b5511-da6e-4a86-af9a-3b7bb713e63d
  • https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2024-09/portugal-waldbraende-halten-an-norden-zentrum
  • https://www.rnd.de/panorama/notstand-in-portugal-ausgerufen-sieben-tote-bei-ueber-100-waldbraenden-O2Z2US5VLNL73AZ3BVMW7WIUVY.html
  • https://www.tagesschau.de/ausland/europa/italien-ueberschwemmungen-108.html
  • https://climate.copernicus.eu/worlds-warmest-august-completes-hottest-boreal-summer-record
  • https://www.copernicus.eu/en/media/image-day-gallery/severe-wildfires-portugal-september-2024
  • https://www.merkur.de/welt/oesterreich-warnung-regen-ueberschwemmung-hochwasser-gefahr-zr-93304685.html
  • https://www.5min.at/5202409190759/rekordstand-1000-jaehriges-hochwasser-in-wien-gemessen/
  • https://wien.orf.at/stories/3273659/
  • https://www.antenne.de/nachrichten/bayern/donau-in-oesterreich-fuer-schifffahrt-gesperrt
  • https://www.fr.de/wirtschaft/so-teuer-koennten-die-ueberschwemmungen-in-mittel-und-osteuropa-werden-zr-93309508.html
  • https://www.nachrichten.at/panorama/chronik/extremer-regen-1000-jaehrliches-hochwasser-am-wienfluss;art58,3984176
  • https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/wetterextreme-klimawandel-folgen
  • https://www.wwf.de/themen-projekte/klimaschutz/klimapolitik-international/klimaforschung-extremwetter-sind-folgen-des-klimawandels
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