Das neue Jahr rückt näher und mit ihm die feuerwerksintensive und groß gefeierte Überleitung an Silvester.
Die Feier, auf die wir uns jedoch jedes Jahr aufs neue freuen und der die meisten auch jetzt schon entgegenfiebern, hat aber nicht nur positive Seiten:
Zum einen werden an Silvester Unmengen an Müll verursacht – 2020/21 fielen an Silvester 50 Tonnen Silvestermüll in den fünf größten deutschen Entsorgungsbetrieben in Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf und Frankfurt am Main an und das obwohl es in diesem Jahr ein Verkaufsverbot von Böllern herrschte und somit weniger geböllert werden durfte als sonst. Außerdem gelangen an Silvester etwa 5.000 Tonnen Feinstaubemissionen in die Atmosphäre.
Auch leiden insbesondere unsere geliebten Haustiere und auch zahlreiche Wildtiere unter dem Stress und dem Schock, den die Silvesternacht über sie bringt. Im Gegensatz zur Wahrnehmung der meisten Menschen wird die Silvesternacht nämlich von Heim- und Wildtieren zugleich als absolutes Horrorszenario empfunden.
Weshalb Silvesterknaller schädlich für unsere Heim- und Haustiere sind
- Überforderung und Panik durch die Geräusche
Die meisten unserer Haustiere hören in einem weitaus hgrößeren Frequenzbereich als wir Menschen. Das heißt, dass sie viel mehr Zwischentöne und vor allem auch viel höhere Töne wahrnehmen können als wir. Knallen an Silvester von allen Seiten die Böller und Raketen los, so führt dies bei vielen Tieren schnell zu Überforderung und Panik.
Zudem sind Feuerwerke sehr laut: Ungefähr 145 Dezibel beträgt ihr Lärm. Für Hunde sind aber bereits Geräusche ab 85 Dezibel schmerzhaft. - Geruch nach Feuer und Rauch
Der gute Geruchssinn unserer Haustiere führt auch dazu, dass sie die Gerüche, die von Böllern und Feuerwerken verursacht werden, um einiges stärker als wir wahrnehmen. Während der Geruch von Rauch und Verbranntem für uns außerdem hauptsächlich unangenehm ist, suggeriert er für die Tiere Lebensgefahr und kann besonders bei Pferden oder anderen Fluchttieren große Panik auslösen. - Entlaufene Hunde und Katzen
Das laute Krachen an Silvester, die bunten unerklärlichen Lichter am Himmel sowie der Unheil verheißende Geruch entfachen bei vielen Tieren ihren Fluchtinstinkt. Besonders für Tiere, die nicht eingesperrt in Käfigen, Terrarien oder Paddocks hausen, kann dies an Silvester aber eine erhöhte Fluchtgefahr bedeuten. Insbesondere Katzen – aber auch einige Hunde oder andere Tiere – versuchen vor den Gefahren um sie herum zu flüchten und können sich dabei in große Gefahr begeben, indem sie getrieben von ihrer Angst über Straßen oder auch Bahnschienen laufen, ohne auf potentielle Verkehrsgefahren zu achten.
Besonders Katzen verkriechen sich außerdem nicht selten in kleinen Nischen oder in für sie frei zugänglichen Garagen oder Kellern. Dadurch kann es schnell passieren, dass die verängstigten Tiere, die sich oft stundenlang nicht trauen, aus ihrem Versteck herauszukommen, in ihren Unterschlüpfen eingesperrt werden – und im schlimmsten Fall erst zu spät gefunden werden. - Stress aus dem Nichts
Man kann seinen Haustieren im Voraus nicht erklären, was Silvester ist, dass es an diesem einen Abend mal schnell laut werden wird und dass sie aber keine Angst davor haben müssen. Unsere Tiere verstehen weder die Feuerwerke, noch den Krach, der dadurch produziert wird. Alles, was sie wahrnehmen, ist eine potentielle Gefahrenquelle, mit der sie nicht umzugehen wissen, die ihnen aber viel Angst einjagen kann. Dass die Menschen um sie herum – insbesondere auf großen Parties – ebenso aufgeregt sind, trägt in der Regel auch nicht dazu bei, dass sich die Tiere sicherer fühlen. - Anhaltender Stress
In der Theorie gäbe es an Silvester für etwa fünf bis zehn Minuten mehrere Feuerwerke, die den Himmel von allen Seiten beleuchten und sobald alle Feuerwerkskörper aufgebraucht sind, sollte wieder Ruhe einkehren. In der Praxis ist das private Abfeuern der Feuerwerkskörper jedoch ganztägig erlaubt, was dazu führt, dass meistens schon bis zu 48 Stunden vor Silvester und auch an Silvester noch weit bis in die Nacht hinein geschossen wird. Für unsere Tiere bedeutet das immer wieder aufkeimender bzw. anhaltender Stress. Und das manchmal für mehrere Tage.
Kommentar: Jedes Jahr versammeln sich alle Einsteller:innen auf unserem Reitstall dort an Silvester, um sicherzustellen, dass sich die Pferde nicht in Gefahr bringen oder verletzen. Insbesondere eines der Pferde steht unter solchem Stress, dass es bereits am frühen Nachmittag, sobald die ersten Knaller zu hören sind, zu schwitzen beginnt und in Panik über den Paddock jagt. Erst wenn seine Besitzerin dort ist, um ihn zu beruhigen, lässt er sich ansatzweise händeln – was übrigens natürlich auch bedeutet, dass seine Besitzerin wie viele andere Pferdebesitzer Silvester jährlich am Stall verbringen müssen, um ein Auge auf ihre Tiere zu haben.
Wir mögen also vielleicht unseren Spaß an Silvester haben, aber unsere Tiere tun es nicht.
Aufgeschreckte, verletzte oder tote Wildtiere an Silvester
Weshalb auch Wildtiere unter den Feuerwerken leiden:
- Orientierungslose und erschöpfte Vögel
Vögel, die durch die unvorhersehbaren und traumatisierenden Geräusche und Lichter aufgeschreckt werden, flüchten sich in die Lüfte – doch auch hier werden sie nicht von ihren Schrecken erlöst, denn sie können der Geräuschkulisse und den Feuerwerkskörpern nicht entkommen. Ihre Panik verleitet die Tier nicht nur dazu, oft stundenlang bis zur Erschöpfung durch die Lüfte zu irren, sondern sie kann zu kompletter Orientierungslosigkeit führen und erhöht außerdem das Risiko mit Hindernissen wie Hochspannungsleitungen, Windrädern oder Gebäuden zu kollidieren. Manche Gartenvögel, die sonst kaum höher als 100 Meter fliegen, begeben sich an Silvester beispielsweise in Höhen von bis zu 1.000 Metern, was Unmengen an Kraft und Energie kostet. - Hoher Energieverbrauch
In Panik geratene Wildtiere verbrauchen in den Tagen rund um Silvester überdurchschnittliche Mengen an Energie, was sie wiederum nachhaltig schädigen kann, denn sie benötigen diese Energie, um die Wintermonate zu/überstehen.
Sogar Winterschlaf haltende Tiere können durch die Feuerwerke aus ihrem Winterschlaf gerissen werden, was fatale Folgen mit sich bringen kann, da ein Erwachen aus dem Winterschlaf mit einem hohen Verlust an Energiereserven einhergeht. - Verletzungen und Gehörschäden
Regelmäßig werden in den Tagen nach Silvester Tiere in Schockzuständen, Tiere mit Verbrennungen und Tiere mit vielen weiteren Verletzungen aufgefunden.
Auch Gehörschäden – insbesondere bei besonders geräuschempfindlich Säugetieren wie z.B. Fledermäusen – sind an Silvester nichts Ungewöhnliches. - Gestörter Biorhythmus
Die Silvesternacht setzt durch den ungewohnt erhellten Nachthimmel einen starken Kontrast zum Rest der winterlichen Nächte. Neben dem Stress und der Aufregung, die die Tiere in der Nacht erleiden, trägt diese unnatürliche grelle Beleuchtung des Himmels dazu bei, dass der Biorhythmus von vielen Tieren – darunter Insekten, Reptilien, Säugetieren oder Vögeln – geschädigt wird. Dies kann wiederum negative Auswirkungen auf die Futtersuche oder den Winterschlaf vieler Wildtiere haben.
Wie kann man helfen?
Für Wildtiere kann man selbst in der Silvesternacht wenig tun – das Beste, was man tun kann, ist, auf eigenes Feuerwerk zu verzichten und so nicht zum Leid der Tiere beizutragen.
Seinen Haustieren kann man den Jahresübergang jedoch zumindest ein bisschen erleichtern.
- Körperliche und geistige Auslastung vor Silvester
Besonders bei Hunden oder auch Pferden können abwechslungsreiche, spannende und Konzentration erfordernde Trainingseinheiten oder Spiele vor der Silvesternacht ein wenig helfen. Nach besonders intensiven Trainingseinheiten verfallen viele Tiere in eine entspannte Losgelassenheit und glückliche Erschöpfung, wodurch die Tiere dann an Silvester selbst im Idealfall etwas ruhiger sind und den den vielen neuen Eindrücken mit etwas mehr Gelassenheit und Ruhe entgegensehen können. Im Übrigen kann auch allgemeines Gelassenheitstraining von Pferden kann in vielen Fällen nützlich sein - natürlich nicht nur an Silvester.
Auch Katzen kann man geistig übrigens toll mit selbstgebastelten Denkspielzeugen beschäftigen.
Wichtig: Natürlich sollte man sein Tier dabei nicht überfordern oder es bis zur Erschöpfung treiben und auch der Beginn neuer Übungen oder Lektionen ist hier vielleicht eher ungünstig. Lieber trainiert man mit seinem Tier etwas Altbekanntes, das aber dennoch physisch herausfordernd ist und insbesondere viel Konzentration erfordert. - Hunde an der Leine führen
Rund um den Jahreswechsel empfiehlt es sich, seinen Hund stets angeleinten zu lassen. Das mag vielleicht für den Vierbeiner etwas frustrierend sein, aber es ist auch sicherer, denn rund um Silvester kann es auch mal unerwartet krachen, was das Tier im schlimmsten Fall in Panik versetzt oder zum Weglaufen verleitet. Abgesehen davon, dass auch schon ein Schreck gesteuerter Sprung zur Seite auf die Straße sehr schlecht für das Tier enden kann.
Auch sollte man an Silvester selbst nicht mehr zu spät mit seinem Tier unterwegs sein, um nicht in die Knallerei zu geraten und seinem Hund um Mitternacht seine gewohnte Umgebung bieten zu können. - Katzen Zuhause behalten
Das Risiko von Katzen, die sich in der Silvesternacht irgendwo verlaufen oder sich in fremden Garagen und Kellern verkriechen, ist sehr hoch. Praktischer ist es also, seine Tiere an diesem Tag drinnen zu behalten.
Tipp: Man sollte die Katzenklappe frühzeitig verschließen, damit man nicht am Silvesterabend seine Katze erst noch draußen suchen muss, um sie ins Haus zu bringen. - Tiere vor der Gefahr abschirmen
Auch im Haus kann man einiges tun, um den Tieren ein ruhiges Silvester zu erleichtern. Alleine schon das Schließen aller Fenster und das Herunterlassen aller Jalousien kann helfen, da man die Tiere somit von der Geräuschkulisse und den farbigen Reizen abschirmen kann.
Auch die Käfige von Kleintieren wie Kaninchen oder Meerschweinchen sollten in einen möglichst ruhigen Ort verwandelt werden.
Wichtig: Sämtliche Veränderungen an den Käfigen sollten bereits einige Tage vor Silvester getroffen werden, um die Tiere am Tag selbst nicht mit noch mehr Unbekannten zu überfordern. Generell bietet es sich an, Tiere in ihrer gewohnten Umgebung zu lassen und höchstens kleine Veränderungen zur Geräuschreduzierung oder Ähnliches durchzuführen. - Beruhigungsmittel – ja oder nein?
Ob man seinem Tier Beruhigungsmittel verabreichen möchte, und wenn ja, in welcher Dosis, sollte sehr individuell auf das Tier abgestimmt sein und unbedingt mit tierärztlichem Fachpersonal des Vertrauens abgesprochen sein!
Einzelnachweise & Weblinks
https://www.nabu-leipzig.de/stellungnahmen/silvesterappell/
https://www.deutschlandfunk.de/silvester-tiere-angst-feuerwerk-boellerei-100.html
https://berlin.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/21626.html#