Bluetooth-Kopfhörer sind praktisch – aber was Nachhaltigkeit und Gesundheit betrifft, gibt es tatsächlich Unterschiede zu kabelgebundenen Kopfhörern.
Strahlung ist nicht gleich Strahlung
Es gibt zwei Hauptarten von Strahlung: Zum einen die Ionisierende Strahlung (z. B. Röntgen, UV, radioaktive Strahlung), die beim Menschen Krebs verursachen kann.
Im Gegensatz dazu steht die Nicht-ionisierende Strahlung (z. B. Bluetooth, WLAN, Radio, Mikrowellen), die zwar bei hoher Intensität Gewebe erwärmen (Mikrowellenherd), das Erbgut jedoch nicht direkt schädigen kann.
Bluetooth vs. Mikrowelle – ein ungleicher Vergleich
Oft werden Mythen verbreitet, in denen die Strahlung, die von Kopfhörern ausgeht, mit der intensiven Strahlung von Mikrowellenherden verglichen wird. Zwar nutzen beide denselben Frequenzbereich (2,4 GHz), aber damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon.
Ein Mikrowellenherd ist mindestens 100.000-mal leistungsstärker als Bluetooth-Kopfhörer. Auch deshalb unterscheidet sich ihre Bauweise deutlich: Das Gehäuse von Mikrowellen ist stark abgeschirmt, während Bluetooth-Kopfhörer offen getragen werden.
Gleiche Frequenz – andere Wirkung?
Die Sendeleistung von Bluetooth-Kopfhörern liegt im Bereich von 1 bis 10 Milliwatt – und befindet sich damit deutlich unter dem Niveau, bei dem gesundheitliche Effekte zu erwarten wären.
Man kann sich das bildlich vorstellen, indem man die Leuchtkraft eines Glühwürmchens (Bluetooth) mit der eines Leuchtturms (Mikrowellenherd) vergleicht.
2,4 GHz – der Standard im Alltag
Das 2,4-GHz-Frequenzband ist ein Bereich im elektromagnetischen Spektrum, den viele Geräte für drahtlose Kommunikation nutzen – darunter Bluetooth, WLAN & Babyphones.
"2,4 Gigahertz" bedeutet 2,4 Milliarden Schwingungen pro Sekunde. WLAN-Geräte verwenden typischerweise eine Sendeleistung im Bereich von 30 bis 100 Milliwatt (mW), also deutlich mehr als Bluetooth Kopfhörer (1-10 mW). Ein großer Kritikpunkt bei Bluetooth-Kopfhörern ist jedoch, dass sie direkt an der Schädelbasis, also sehr nahe am Gehirn sitzen – was bei einem WLAN-Router typischerweise nicht der Fall ist.
SAR-Werte: Wie viel Strahlung nimmt der Körper auf?
Der SAR-Wert (Spezifische Absorptionsrate) gibt an, wie viel elektromagnetische Strahlung der Körper – insbesondere der Kopf – beim Gebrauch eines Geräts aufnimmt.
Der SAR-Wert ist ein Laborwert bei maximaler Sendeleistung – im Alltag ist die Belastung oft deutlich niedriger, weil das Handy die Leistung automatisch reduziert. Der SAR-Wert gilt genau für die Situationen, in denen du das Smartphone direkt am Körper trägst bzw. direkt ans Ohr hältst – wie beim klassischen Telefonieren.
Smartphones (z. B. iPhone, Samsung) haben einen SAR-Wert von 0,2–1,5 W/kg – Einige Geräte (z. B. von Fairphone) werben sogar aktiv mit strahlungsarmer Technik.
Bluetooth Kopfhörer haben im Vergleich zu Handys extrem niedrige SAR-Werte, die oft 100-mal geringer sind.
Das liegt daran, dass Handys große Distanzen (mehrere hundert Meter bis Kilometer) zur nächsten Funkzelle überbrücken müssen, was dementsprechend mehr Leistung erfordert. Bluetooth kommuniziert über vergleichsweise kurze Distanzen, die meistens nicht mehr als 10 Meter betragen.
Gesundheitliche Risiken konnten bislang weder bei Smartphones noch bei Bluetooth-Kopfhörern eindeutig nachgewiesen werden. Aufgrund der höheren Sendeleistung und der größeren Distanz zur Funkzelle gelten Smartphones jedoch als potenziell relevanter im Hinblick auf mögliche Belastungen.
Wissenschaftliche Einschätzung: Kein Anlass zur Sorge
Da Bluetooth-Kopfhörer noch nicht sehr lange weit verbreitet genutzt werden, ist die Frage zu möglichen langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen bislang nicht abschließend geklärt. Es gibt jedoch aktuell keine Hinweise darauf, dass die Strahlung, die von Bluetooth-Geräten ausgeht, gesundheitsschädlich ist.
Auch das Bundesamt für Strahlenschutz betont, dass nach derzeitigem Wissensstand keine nachgewiesenen Risiken durch Bluetooth-Strahlung bestehen.
Da Bluetooth-Kopfhörer nah am Kopf getragen werden, ist es jedoch sinnvoll, eine nüchterne Vorsicht walten zu lassen – etwa durch bewusste Nutzungsdauer oder Kombination mit anderen Kopfhörertypen. Eine gesundheitliche Gefährdung ist jedoch nach heutigem Kenntnisstand nicht belegt.
Nachhaltigkeit: Wegwerfprodukt oder Dauerlösung?
Kabelkopfhörer sind in der Regel nachhaltiger, weil sie langlebiger und oft leichter zu reparieren sind.
Bluetooth Kopfhörer dagegen enden meist als Elektroschrott, sobald die Akkuleistung nachlässt, weil diese in vielen Fällen fest verbaut sind und sich nur schwer oder gar nicht austauschen lassen. Da die Lebensdauer eines solchen Akkus oft nur wenige Jahre beträgt, stellt dies ein erhebliches Umweltproblem dar.
Was passt zu dir – Kabel oder kabellos?
Bluetooth-Kopfhörer sind empfehlenswert, wenn du viel unterwegs bist und wenn du auf kabellose Freiheit angewiesen bist, weil du z.B. beim Sport Musik hören willst.
Kabelkopfhörer sind dann das richtige für dich, wenn du Wert auf Langlebigkeit legst und du deine Exposition gegenüber Funkstrahlung möglichst gering halten möchtest.
Eine dritte Option wäre es, sich beides zuzulegen und je nach Situation zu entscheiden.
Wenn du dich für die Bluetooth-Variante entscheidest, kannst du auf austauschbare Akkus (z. B. Fairbuds von Fairphone) und gute Materialien (recycelbar, langlebig) achten.