Die berühmte Pop-Sängerin Katy Perry fliegt ins All – doch der 10-minütige Ausflug in den Weltraum löste in den vergangenen Tagen heftige Debatten aus und lenkte das Auge der Öffentlichkeit auf futuristisch klingende Konzepte wie den sogenannten ‘Weltraumtourismus’. Insbesondere die Umweltauswirkungen dieser und ähnlicher Weltraummissionen stehen dabei oft im Mittelpunkt der Diskussionen. Wir erklären, was es damit auf sich hat.
Weltraumtourismus – klingt nach Science Fiction; ist es aber nicht
Bereits seit einigen Jahren streben Unternehmen wie Virgin Galactic von Richard Branson oder Blue Origin von Jeff Bezos danach, Weltraumreisen als touristische Attraktion möglich zu machen.
Sowohl Virgin Galactic als auch Blue Origin bieten derzeit suborbitale Weltraumflüge an, bei denen die Tourist*innen stellenweise Schwerelosigkeit erleben und einen einzigartigen Blick auf unsere Erde werfen können.
Bisher sind jene Flüge noch den Superreichen vorbehalten, da die Tickets mehrere hunderttausend US-Dollar kosten.
Beide genannten Unternehmen möchten ihre Angebote jedoch ausbauen, um mehr Menschen den Weltraumbesuch zu ermöglichen. Außerdem streben sie zukünftig auch Raumfahrten an, die über suborbitale Reisen hinausgehen.
Wenn du mehr zu den einzelnen Raumfahrtunternehmen sowie ihren Gründern erfahren möchtest, haben wir hier noch einen Artikel für dich:
Weltraumtourismus: Zwischen Entdeckergeist und Umweltproblemen
Prominente an Bord
Zu den bisher bekanntesten Unternehmungen von Blue Origin zählt der 2021 durchgeführte Weltraumflug des Unternehmens, bei der sich neben dem Unternehmer Jeff Bezos selbst auch Schauspieler William Shatner an Bord befand. Dieser hatte durch seine Rolle als Raumschiffkapitän in der Science-Fiction Serie “Star Trek” in den 1960er Jahren weltweite Bekanntheit erlangt.
Mit dem gleichen Unternehmen traten am 14.04.2025 auch sechs Frauen ihren Weltraumbesuch an. Darunter befanden sich Lauren Sánchez – die Partnerin des Unternehmensführers von Blue Origin, Jeff Bezos –, die Moderatorin Gayle King, die Wissenschaftlerinnen Aisha Bowe und Amanda Nguyen, die Unternehmerin Kerianne Flynn und Pop-Star Katy Perry.
Der Flug dauerte alles in allem rund 10 Minuten und brachte die Frauen in etwa 100 Kilometer Höhe.
Innerhalb kürzester Zeit löste der Flug und die dabei entstandenen Videos heftige Diskussionen und Wellen an Kritik aus.
Die Schattenseiten der Raumfahrt
Zwar gibt es bislang noch keine konkreten Langzeitdaten über die Auswirkung der Raumfahrt auf unser Klima – schließlich sind Weltraummissionen auch ein recht neuer Abschnitt in der Geschichte der Menschheit – aber die Daten, die die Wissenschaft bis dato sammeln konnte, sind beunruhigend:
Grundsätzlich gelangen beim Start einer Rakete hauptsächlich Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid sowie Ruß in die Umwelt.
Die unterschiedlichen Schadstoffe werden über mehrere Atmosphärenschichten hinweg ausgestoßen, verweilen dort unterschiedlich lange und tragen zu unterschiedlichen Schäden in den einzelnen Schichten bei. Wasserdampf, der in der Mesosphäre und in der Ionosphäre ausgestoßen wird, kann z.B. die Bildung von Wolken beeinflussen, was wiederum Auswirkungen auf unser Klima haben könnte.
Rußpartikel – von denen alleine bei Raketenstarts 2018 etwa 225 Tonnen ausgestoßen wurden – wirken sich je nach Atmosphärenschicht anders auf das Klima aus: In unteren Schichten sind sie ziemlich klimaschädlich; in höheren Schichten wie der Stratosphäre absorbieren sie hingegen die Wärme der Sonne und kühlen somit untere Schichten ab.
So oder so bedeuten sie jedoch einen weiteren menschengemachten Eingriff in das Klima unserer Erde.
Auch Aluminium-Partikel sowie Kerosin und Chlor werden bei Raumfahrten ausgestoßen und belasten die Atmosphäre.
Je nach Unternehmen und Art der Rakete unterscheidet sich die CO2-Bilanz einzelner Raumfahrten stark. Unterschiedliche Treibstoffe z.B. können eine andere Art von Abgasen verursachen und somit andere Auswirkungen auf unser Klima haben.
Beispielsweise werden beim Start der Falcon-9 Rakete des Unternehmens SpaceX von Elon Musk etwa 540 Tonnen CO2-Äquivalente erzeugt. Die Rakete wird durch flüssige Treibstoffe mit Sauerstoff und Kerosin RP-1 angetrieben.
Raketen wie die Delta IV Heavy, die durch Wasserstoff betrieben werden, verursachen im Vergleich nur sehr geringe Mengen an CO2 oder Ruß, doch dafür stößt die Delta IV Heavy auf ihrer Reise rund 600 Tonnen Wasserdampf aus.
Durchschnittlich setzen Raketen bei ihrem Start etwa 200 bis 300 Tonnen CO2 frei.
Bedenkt man außerdem, dass die zuvor genannten Weltraumunternehmen noch expandieren und ihr touristisches Angebot um viele weitere Flüge pro Jahr ergänzen wollen, so kann mit einem erheblichen Anstieg an CO2-Emissionen gerechnet werden. Und das zu einer Zeit, in der Klimaschutz wichtiger ist als je zuvor. Das momentane Flugobjekt Unity von Virgin Galactic, das derzeit nur einmal im Monat genutzt werden kann, soll beispielsweise in naher Zukunft von seinem Nachfolger Delta ersetzt werden, mit welchem gleich zwei Flüge pro Woche möglich sein sollen.
Kurzer Faktencheck zum Schluss
Pro Jahr werden derzeit durch die Raumfahrt etwa 22.000 Tonnen CO2 ausgestoßen. Verglichen mit den jährlich ausgestoßenen 900 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen, die der weltweite Flugverkehr verursacht, erscheint diese Zahl zwar recht gering, aber trotzdem ist jede weitere Tonne CO2, die den Klimawandel vorantreibt und unsere Erde schädigt, eine Tonne zu viel!
Somit ist auch der Weltraumtourismus, der einzig und alleine dem Vergnügen einzelner Individuen dient und keinen weiteren Mehrwert für die Gesellschaft oder die Wissenschaft bringt, in jedem Fall kritisch zu hinterfragen!
Einzelnachweise & Weblinks
- https://suchdichgruen.de/wissen-und-technologie/innovation-und-technologie/a561/weltraumtourismus-zwischen-entdeckergeist-und-umweltproblemen/
- https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/weltall-bezos-raumfahrt-frauen-kurztrip-100.html
- https://www.ardalpha.de/wissen/weltall/raumfahrt/weltraum-tourismus-raketen-co2-bilanz-umwelt-100.html
- https://www.goclimate.de/artikel/emissionen-raumfahrt-und-rakete/
- https://payloadspace-com.translate.goog/the-space-industrys-climate-impact-part-2/?_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=rq