Naturschutz hat in Deutschland eine lange und facettenreiche Geschichte – eine der prominentesten Organisationen auf diesem Gebiet ist der “Naturschutzbund Deutschland”, kurz NABU. Seit seiner Gründung vor mehr als 120 Jahren hat sich der NABU zu einer der führenden Umweltorganisationen des Landes entwickelt, die sich leidenschaftlich für den Schutz von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen einsetzt. Mit mehr als 900.000 Mitgliedern und Förderern ist der NABU eine einflussreiche Stimme im Naturschutz und eine treibende Kraft hinter zahlreichen Projekten und Initiativen zum Schutz der Umwelt.
In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Geschichte, die Mission und die aktuellen Aktivitäten des NABU sowie auf seine Rolle in der deutschen Naturschutzlandschaft.
Die Geschichte von NABU: 125 Jahre Naturschutz
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) wurde 1899 unter dem Namen "Bund für Vogelschutz" (BfV) gegründet. Die Initiative zur Gründung des BfV ging auf den Ornithologen und Naturschützer Johannes Haller zurück, der sich zunächst auf lokaler Ebene für den Schutz von Vögeln engagierte.
Der eigentliche Beginn des BfV wird jedoch mit der Übernahme des Vorsitzes durch Lina Hähnle im Jahr 1899 markiert. Sie sprang als einzige Freiwillige ein und führte den Verband über 38 Jahre lang. Ihre Entschlossenheit und Leidenschaft für den Vogelschutz trugen wesentlich zur Entwicklung des Verbands bei.
Lina Hähnle leitete den BfV während verschiedener politischer Regime und wurde auch während der NS-Zeit mit dem “Reichsbund für Vogelschutz” verbunden. Obwohl sie persönlich keine Sympathie für das Regime hegte und sogar Opfer seiner Politik wurde, stabilisierte sie den Verband und arrangierte sich mit den Umständen.
Der BfV begann mit dem Ziel, die zunehmende Bedrohung für Vögel durch den damals weit verbreiteten Handel mit Vogelfedern zu bekämpfen. Die Gründungsmitglieder des Verbands waren von der Idee überzeugt, dass der Schutz der Vögel nicht nur aus ethischen Gründen wichtig war, sondern auch ökologische Auswirkungen hatte und ein wichtiges Anliegen für die Gesellschaft war.
Im Laufe der Zeit erweiterte der BfV seine Aktivitäten und sein Engagement auf andere Bereiche des Naturschutzes, wie der Schutz von Tieren, Pflanzen, Biotopen und der Umwelt im Allgemeinen und entwickelte sich zu einer der größten und bedeutendsten Umweltorganisationen Deutschlands, die heute unter dem Namen "Naturschutzbund Deutschland" (NABU) bekannt ist.
Eine starke Community
Der NABU gehört zu den größten und ältesten Umweltverbänden Deutschlands mit mehr als 900.000 Mitgliedern und Fördernden (Stand: Januar 2023). 830.000 davon sind Mitglieder, die auf lokaler und regionaler Ebene in 2.000 Gruppen und Kreisverbänden organisiert sind. Diese wiederum sind in den NABU-Landesverbänden zusammengefasst. Das Dach bildet der NABU-Bundesverband.
In den über 2.000 lokalen NABU-Gruppen kümmern sich Ehrenamtliche um den Schutz von Arten und Biotopen in ihrer unmittelbaren Umgebung. Sie sind nicht nur aktiv im Einsatz vor Ort, sondern oft auch gefragte Experten in Belangen des Natur- und Umweltschutzes.
Große Projekte von A bis Z
Der NABU initiiert und beteiligt sich an einer Vielzahl von Projekten und Kampagnen im Bereich des Naturschutzes und der Umweltbildung:
Artenhilfsprogramme
Der NABU setzt sich aktiv für den Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten ein. Dazu gehören Projekte wie die Wiederansiedlung von seltenen Vogelarten wie dem Wanderfalken oder dem Weißstorch, die Schaffung von Lebensräumen für bedrohte Amphibien wie den Laubfrosch oder die Förderung von Wildbienen und anderen Bestäubern durch das Anlegen von Blühflächen.
Renaturierungsprojekte
Der NABU engagiert sich für die Renaturierung von Flüssen, Bächen und Feuchtgebieten, um natürliche Lebensräume wiederherzustellen und die Biodiversität zu fördern. Dazu gehören Maßnahmen wie die Beseitigung von Wehranlagen, die Schaffung von Auenlandschaften oder die Wiederherstellung von natürlichen Uferstrukturen.
NABU koordiniert EU-Moorschutzprojekt “Life Multi Peat”
Das neue EU-geförderte Projekt "LIFE Multi Peat" konzentriert sich darauf, naturnahe Gebietswasserhaushalte wiederherzustellen, um Moore in Irland, Belgien, den Niederlanden, Polen und Deutschland wiederzubeleben.
Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Einführung von Paludikultur, einer nachhaltigen land- oder forstwirtschaftlichen Nutzung von feuchten Mooren. Ziel ist es, landwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen, die den Erhalt der Moore unterstützen und klimafreundlicher sind. Hierbei werden innovative Ansätze wie die Ernte von Schilf für Reetdächer erprobt.
Umweltbildungs- und Aufklärungskampagnen
Der NABU informiert die Öffentlichkeit über Umweltthemen und sensibilisiert für Naturschutzfragen durch Kampagnen, Ausstellungen, Vorträge und Umweltbildungsangebote für Schulen, Kindergärten und Jugendgruppen.
Klimaschutzprojekte
Der NABU setzt sich für den Klimaschutz ein und entwickelt Projekte und Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Anpassung an den Klimawandel; Zum Beispiel durch die Aufforstung von Wäldern oder die Förderung klimaresilienter Landwirtschaftspraktiken.
Das NABU- Projekt „Meere ohne Plastik”
Das NABU-Projekt "Meere ohne Plastik" wurde im Jahr 2010 ins Leben gerufen, um den alarmierenden Zustand der Meere durch Plastikverschmutzung anzugehen.
Auch die Nord- und Ostsee sind von diesem Problem betroffen. An den Stränden von Fehmarn sowie der Wattenmeerküste Deutschlands und der Niederlande finden sich große Mengen an Plastikmüll. Wissenschaftliche Schätzungen zeigen, dass allein auf dem Grund der Nordsee mehr als 600.000 Kubikmeter Müll lagern, was etwa 1,5 mal dem Volumen des Kölner Doms entspricht.
Das Projekt "Meere ohne Plastik" des NABU zielt darauf ab, durch Aufräumaktionen, Aufklärungskampagnen und Präventionsmaßnahmen die Plastikverschmutzung der Meere zu reduzieren. Jeder kann seinen Beitrag leisten, um die Meere von Plastikmüll zu befreien und ihre wertvollen Ökosysteme zu schützen.
Demokratischer Umweltschutz
Der NABU folgt dem Prinzip der Basisdemokratie, was bedeutet, dass wichtige Entscheidungen von den Mitgliedern getroffen werden. Jedes der rund 830.000 Mitglieder hat eine Stimme. Die Mitglieder wählen direkt ihre örtlichen Vorstände, die dann auf den NABU-Landesvertreterversammlungen wiederum den Vorstand des Landesverbands wählen. Delegierte werden zur NABU-Bundesvertreterversammlung entsandt, die das Präsidium wählt, den Haushalt beschließt und über grundlegende Fragen entscheidet.
In Bayern arbeitet der NABU aus historischen Gründen nicht eigenständig, sondern kooperiert erfolgreich mit dem "Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern" (LBV).
Im Rahmen dieser Konstellation besitzt der Nabu ebenso eine Bundessatzung, die man sich auf der Website herunterladen kann.
Erfolge und Herausforderungen: Das Engagement des NABU im Naturschutz
Eine der Stärken des NABU liegt in seiner breiten Aufstellung und seinem vielfältigen Engagement im Naturschutz. Durch die enge Zusammenarbeit mit Regierungen, anderen NGOs, Wissenschaftlern und der breiten Öffentlichkeit, kann der NABU auf verschiedenen Ebenen wirksam werden und positive Veränderungen bewirken.
Darüber hinaus zeichnet sich der NABU durch eine hohe Glaubwürdigkeit und Fachkompetenz aus, die es ihm ermöglicht, in politischen Debatten und Entscheidungsprozessen gehört zu werden.
Beispielsweise erwirbt die NABU-Stiftung “Nationales Naturerbe” bedeutende Naturflächen in Deutschland, mit dem Ziel, sie als Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen langfristig zu schützen. Unter ihrer Verwaltung entstehen zukünftige Urwälder, vitale Feuchtgebiete und vielfältige Wiesen in etwa 285 Gebieten landesweit.
Auch die großzügige Unterstützung durch Spenden zeigt ihre Wirksamkeit
Etwa vier Kilometer nördlich des Anklamer Stadtbruchs, vis-à-vis der Insel Usedom, liegt ein idyllisches Naturparadies: die 94 Hektar große Insel Schadefähre. Sie beheimatet zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten und dient als bedeutender Rückzugsort. Hier brüten beispielsweise Kiebitze, Rotschenkel und Bekassinen und ziehen ihre Jungen auf. Dank der großzügigen Spenden zahlreicher Unterstützerinnen und Unterstützer konnte unser Schutzgebiet auf der Insel erweitert werden. Im Jahr 2021 hat die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe erfolgreich den Kaufvertrag über zusätzliche 31 Hektar Land abgeschlossen.
Gibt es aber auch Bedenken?
Obwohl der NABU viele Erfolge verbuchen kann, steht die Organisation auch vor Herausforderungen und Kritikpunkten. Einige Kritiker bemängeln beispielsweise, dass der NABU zu stark von staatlichen Förderungen abhängig ist und dadurch möglicherweise in seiner Unabhängigkeit beeinträchtigt wird und er nicht in der Lage ist, kritische Fragen gegenüber der Regierung oder anderen Behörden anzusprechen.
Darüber hinaus wird gelegentlich kritisiert, dass der NABU zu wenig auf lokale Initiativen und Basisarbeit setzt und stattdessen zu stark auf politische Lobbyarbeit fokussiert ist.
Trotz dieser Kritikpunkte bleibt der NABU jedoch eine der führenden Naturschutzorganisationen in Deutschland und setzt sich weiterhin leidenschaftlich für den Schutz der Umwelt und der natürlichen Lebensräume ein.
- www.nabu.de, abgerufen am 10.02.24
- Die NABU-Bundessatzung, abgerufen am 10.02.24
- NABU-Projekt „Meere ohne Plastik“, abgerufen am 10.02.24
- Internationaler Tag der Feuchtgebiete 2022 - NABU, abgerufen am 10.02.24