Blauer Engel - Der Schutzengel für die Umwelt

Juni 2022
Copyright: www.blauer-engel.de

Bei dem blauen Engel handelt es sich um ein Umweltzeichen der deutschen Bundesregierung, genauer gesagt, des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Das Zertifikat kennzeichnet Produktgruppen und Dienstleistungen, die umweltfreundlicher und nachhaltiger als vergleichbare Angebote sind. Je nach Art des Produkts legt das Umweltbundesamt bestimmte Kriterien für die Vergabe des Siegels fest.

Geschichte

Am 27.02.1978 wurde die Initiative des Blauen Engels in Deutschland vom damaligen Innenminister, Werner Maihofer, und von den Minister:innen:n für Umweltschutz der Bundesländer verkündet. “Der Blaue Engel” wurde als Zertifikat ins Leben gerufen, um Produkte und Dienstleistungen, die bestimmte Kriterien für Nachhaltigkeit oder Umweltschutz erfüllen, auszuzeichnen. Zu den ersten Produkten, die mit dem Blauen Engel markiert wurden, gehörten Mehrwegflaschen, Recyclingpapier und Spraydosen ohne FCKWs.

Das Label hatte jedoch Startschwierigkeiten und stieß zunächst auf Skepsis seitens der Hersteller, wodurch nach 2 Jahren lediglich 80 Produktvertreter den Blauen Engel auf der Verpackung trugen.
Mit den Jahren gewann das Umweltzeichen jedoch mehr an Akzeptanz und etablierte sich als Statussymbol für nachhaltige Produkte. Nachdem bis 1990 die Anzahl bereits auf 3600 wuchs, sind es heute inzwischen mehr als 20.000 Warengruppen und Dienstleistungen, die durch den blauen Engel ausgezeichnet werden.
Mittlerweile hat sich die Produktpalette des Blauen Engel ausgeweitet und inkludiert nun auch Möbel, elektronische Geräte, Baustoffe, Energieerzeuger, Büroutensilien sowie Gartengeräte. Seit einigen Jahren wird das Label auch an umweltfreundliche Notebooks vergeben.

Was den Blauen Engel ausmacht

Hinter dem Zertifikat verbirgt sich ein aufwendiges System, das in vier Organe unterteilt ist. Diese garantieren eine unparteiische und wirtschaftlich unabhängige Vergabe. Folgende Instanzen und Handlungen sind in der Verleihung des Zeichens involviert:

Bundesministerium für Umwelt:
Als “Gründer” des Blauen Engels informiert das Bundesamt für Umwelt regelmäßig über kürzlich getroffene Entscheidungen der “Jury Umweltzeichen”. Außerdem wirbt es in der Öffentlichkeit für die Adaption des Blauen Engels bei Unternehmen, Verbänden und in der Politik.

Umweltbundesamt:
Neuvorschläge können beim Umweltbundesamt eingereicht und beantragt werden. Es fungiert als Kontrollstelle der “Jury Umweltzeichen” und erwählt diese in Absprache mit den Umweltministern. Das Umweltbundesamt ist zusätzlich für die Entwicklung der fachlichen Vergabekriterien des Blauen Engels verantwortlich. So werden für unterschiedliche Produktgruppen unterschiedliche Kriterien festgelegt und sogar verschiedene Versionen des Blauen Engels vergeben.
Bei Kopierpapier, Blöcken, Heften wird eher darauf geachtet, dass weniger Wasser und Energie verbraucht wird oder das Produkt zu 100 Prozent aus Altpapier besteht. Dann würde der Zusatz “weil aus 100% Altpapier” auf dem Siegel stehen.
Bei PCs und Monitoren hingegen wird darauf geachtet, dass sie energiesparend und geräuscharm sind.
Im Großen und Ganzen werden Kritikpunkte zugunsten einer Klima- und Umweltfreundlichen Produktion herangezogen und sowohl ein energiesparender und ökologischer Gebrauch, als auch eine gesundheitswahrende Benutzung der Waren und Dienstleistungen berücksichtigt.

“Jury Umweltzeichen”:
Bei der Jury handelt es sich um ein unabhängiges Beschlussgremium, welches auf ehrenamtlicher Ebene mit Vertretern von Umweltverbänden, Medienstellen, Kirchen, Industrien, oder Jugendgremien besetzt wird. Sie entscheiden, für welche Warengruppen und Dienstleistungen der Blaue Engel vergeben wird und bewertet die vom Umweltbundesamt erarbeiteten Kriterien.

RAL gGmbH:
Bei der “Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen gemeinnützige GmbH” (kurz: RAL gGmbH) handelt es sich um die Zeichenvergabestelle, welche den Blauen Engel an die Antragsteller vergibt, falls diese die notwendigen Kriterien erfüllen. Bei einer Änderung dieser Kriterien kann sie gegebenenfalls auch bereits vergebene Abzeichen wieder entziehen.

Ob das eigene Produkt oder die Dienstleistung die Kriterien für den Blauen Engel erfüllt, kann mittels Antrag geprüft werden, welcher Kosten in Höhe von 400€ beansprucht. Bei Genehmigung und anschließender Nutzung des Umweltlabels werden jährliche Kosten von 6.000€ veranschlagt. Die Genehmigung wird daraufhin ca. alle vier Jahre auf die neu beschlossenen Kriterien hin geprüft.

Kritik?

Trotz des positiven Kaufanreizes und der Identifikation von nachhaltigen Produkten wurde auch der Blaue Engel eine Zielscheibe für Kritiker.

Beispielsweise werden unter anderem die längeren Kontrollperioden von drei bis vier Jahren bemängelt. Dadurch kann auf kurzfristige Erkenntnisse oder neue gesundheitliche Risiken schlechter eingegangen werden. Als Auslöser hierfür galt vor allem die ARD-Sendung “Kontraste”, welche 2017 darüber berichtete, wie bei einigen Farben, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet wurden, ein Konservierungsmittel entdeckt wurde, das allergische Reaktionen hervorruft. Der “Blaue Engel für Wandfarben” konnte den betroffenen Farben jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht entzogen werden, da die Kriterien für Farben erst wieder 2019 geprüft worden wären. Verbraucher wurden deshalb angehalten, nicht nur auf das Siegel sondern auch auf die Inhaltsstoffe zu achten.
Seitens des Umweltamtes wurde jedoch betont, dass das professionelle Verfahren für die Vergabe des Zeichens strengen und wissenschaftlichl fundierten Untersuchungen sowie Maßnahmen unterliegt und somit ein Vorfall wie oben geschildert nur in seltensten Ausnahmen auftritt.

Tatsächlich verzichten sogar ganze Herstellergruppen auf die Verwendung des Blauen Engels, da sie Kunden nicht unnötig abschrecken wollen. Beispielsweise weigern sich Handyhersteller bis heute das Zeichen zu verwenden, da bei ihren Produkten “Blauer Engel, weil strahlungsarm” angebracht werden würde, was sofort, auch wenn gut gemeint, laut den Herstellern von der Gesellschaft negativ konnotiert sei, da Strahlung im Spiel ist. Damit kehren die Konzerne jedoch ein ernstzunehmendes Thema unter den Teppich und stellen wirtschaftliches Kapital in den Vordergrund, wobei mittlerweile jedem klar sein sollte, dass Mobiltelefone schädliche Strahlungen abgeben. Mit einem Smartphone, das mit dem Blauen Engel ausgezeichnet ist, würde man sich wenigsten einer geringeren Strahlenbelastung aussetzen.

Erfolge

Neben der Kritik kann das Label dennoch in seinem über 40-jährigen Bestehen Erfolge verbuchen. Es ist mittlerweile eines der bekanntesten Zertifikate, das Produkte sowie Dienstleistungen auszeichnet. Laut einer Umfrage des Umweltbundesamtes kennen heutzutage 9 von 10 Deutschen das älteste Öko-Label der Welt.

Seine erste Bekanntheit erlangte der Engel relativ früh: 1978 arbeitete die Politik nur schleppend an einem Gesetz gegen das Verwenden von FCKWs (Fluorchlorwasserstoffe), da sich seit Mitte der siebziger Jahre immer mehr die schädigende Wirkung von FCKWs auf die Ozonschicht herausstellte. Um dies zu beenden, wurde auf Empfehlung des Umweltbundesamtes “der Blaue Engel” als Maßnahme und Umweltzeichen für FCKW-freie Spraydosen eingeführt. Die Verwendung war zwar freiwillig, jedoch wurden dadurch Hersteller, die weiterhin das ozonschädigende Gas verwendeten, unter Druck gesetzt und konnten ihr Vorhaben nun nicht mehr weiter ungehindert fortführen.
Durch die Einführung des neuen Siegels wurde zudem für Pumpensprayhersteller eine vorteilhafte Position erzeugt, da sie durch das Label eine deutlich höhere Nachfrage erfuhren. Solche Anreize für ökologische Innovationen wurden auch bei asbestfreien Bremsbelägen, lärmarmen Baumaschinen oder biologisch schnell abbaubaren Schmierstoffe erreicht.

Auf diese Weise erfüllt der Blaue Engel seinen Zweck als ein Wegbereiter für einen nachhaltigen Konsum und fördert die ökologische Produktentwicklung sowie eine Reduzierung von Umweltbelastungen. Zudem zeigt die Teilnahme von Herstellern den Willen, nachhaltige Veränderungen zu schaffen, anstatt ihr wirtschaftliches Kapital über das globale Klima zu stellen.

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