Der Erdüberlastungstag - Wir haben es in der Hand

Juli 2022
Fotograf:in: Gerd Altmann, Copyright: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Der Erdüberlastungstag markiert den Zeitpunkt im Jahr, an dem alle Ressourcen, welche die Erde innerhalb eines Jahres selbst nachproduzieren kann, aufgebraucht sind. Alle Rohstoffe, die darüber hinaus genutzt werden, sind im natürlichen Ressourcenvorrat der Erde nicht vorhanden. Jede Nutzung, die über diesen “Nullpunkt” hinausgeht, belastet unseren Planeten nachhaltig.

Der wohl wichtigste Countdown der Welt

Der Erdüberlastungstag ist auch unter den Namen “Welterschöpfungstag”, “Earth Overshoot Day” und “Ecological Debt Day” bekannt. Alle diese Namen beschreiben jedes Jahr aufs neue den Zeitpunkt, ab dem der Mensch mehr von seiner Umwelt genommen hat, als die Natur innerhalb eines Jahres eigenständig wiederherstellen kann. Jedes Jahr berechnet das Global Footprint Network den Tag an dem die Erd-Überlastung erreicht wird. Dabei wird die biologische Kapazität der Erde (z.B. Ressourcen, die erzeugt werden können und Abfälle, die verarbeitet werden können) dem Bedarf an Wasser, Nahrung und sonstigen Ressourcen, welche der Menschen braucht, gegenübergestellt. Somit wird deutlich, ab welchem Tag wir mehr Rohstoffe verbraucht haben, als die Natur zum Selbsterhalt wieder wiederherstellen kann.

  • Diese Art der Belastung durch den Menschen ist Schuld an der Verseuchung von Luft, Böden und Gewässern, am Rückgang der Artenvielfalt sowie der Anreicherung von übermäßig vielen Treibhausgasen in der Atmosphäre. Die fahrlässige Überschreitung dieses Grenzwertes ist Grund für die fortschreitende Klimakrise und die damit einhergehenden Naturkatastrophen.
  • Um den Erdüberlastungstag zu errechnen, werden vom Global Footprint Network Daten wie Bevölkerungsgröße, nationaler Konsum, verwendete Technologien und Herstellungsverfahren gesammelt und mit den Ressourcen, die die Natur ausgleichen kann in Verhältnis gesetzt. Nach einer kurzen Verbesserung der Situation aufgrund der einbrechenden Corona Pandemie und der kurzzeitigen Einstellung von Warenlieferungen im Jahr 2020 (“Earth Overshoot Day” im August), lag der Erdüberlastungstag 2021 wieder auf dem Niveau von 2019 (“Earth Overshoot Day” im Juli). Unten mehr dazu.
  • Die NGO Global Footprint Network ist eine 2003 gegründete, internationale gemeinnützige Organisation. Ihre Vision beschreibt ein nachhaltiges Leben aller Menschen im Rahmen der Möglichkeiten, die unser Planet uns bieten kann. Davon sind wir leider noch weit entfernt, denn unser aktueller Lebensstil wird eher als “ökologischer Overshoot” der Erde eingeordnet. Global Footprint Network möchte dazu beitragen, diese Überstrapazierung unseres natürlichen Lebensraums zu beenden und stattdessen die tatsächlichen ökologischen Grenzen unseres Planeten als Entscheidungsträger im Hinblick auf unseren Konsum zu akzeptieren.

Woran liegt`s?

Mit Umweltthemen ist es irgendwie immer wieder dasselbe - wir wissen zwar bescheid, dass etwas passiert, die genauen Ursachen und Zusammenhänge sind aber oftmals verworren und nicht eindeutig zuordbar. Zudem agieren nicht alle Regierungen und Organisationen ausreichend transparent, was es uns Verbraucher:innen schwer macht, zu unterscheiden, wo wir klimafreundliche Projekte unterstützen, und wo eher klimaschädliche.

Auf der Erde leben mittlerweile fast 8 Milliarden Menschen, was einen Zuwachs von +121% in den letzten 52 Jahren darstellt (Stand 2022). Gleichzeitig ist laut der internationalen Forschungsorganisation Earth Overshoot Day des Global Footprint Networks die durchschnittliche Populationsgröße von beispielsweise Wirbeltierarten seit 1970 um -58% gesunken. Auch wenn diese Zahlen nicht in direkter Korrelation stehen, wird doch deutlich, dass, während der Mensch seinen Lebensraum kontinuierlich erweitert, andere Lebensformen dagegen zurückstecken müssen.

Eigentlich wissen wir Deutschen schon ganz gut bescheid, denn wir können uns jederzeit mittels Medien über bestimmte Themen informieren, während sich gleichzeitig immer mehr soziale Bewegungen auf nationaler sowie internationaler Ebene für den Klimaschutz einsetzen und eine sofortige Anpassung durch die Politik fordern. Spätestens seit die Fridays For Future Bewegung weltweit durch alle Medien gegangen ist, sollte die Thematik bei jeder in Deutschland lebenden Person präsent sein. Die jüngere Generation und viele Unterstützer:innen aller Altersgruppen setzen sich für den Schutz unseres Planeten ein und fordern sofortiges Handeln. Dass dies notwendig ist, zeigt auch deutlich ein Blick auf die Daten vorangegangener Erdüberlastungstage:

Deutschland hat am 05. Mai 2022 seinen bisher frühesten Erdüberlastungstag seit Zählung festgestellt. Es bleibt die Frage, warum sich vergleichsweise so wenig tut, wenn das Problem doch allen bekannt und die Gefahr gegenwärtig ist. Wir können zwar die großen Katastrophen wie Stürme, Überschwemmungen und Dürreperioden als Auswirkungen der Klimaveränderung sehen, viele dieser Konsequenzen bleiben bisher aber noch im Verborgenen oder haben sich noch nicht so extrem entwickelt, dass wir sie als unmittelbare Gefahr anerkennen würden. Sprich, hier spielen auch Nähe und Betroffenheit eine große Rolle.

Als Hauptfaktoren nennen Expert:innen einen extremen Anstieg der ausgestoßenen CO2-Emissionen (+6,6% seit 2020), sowie die zunehmende, übermäßige Nutzung von natürlichen Ressourcen. Ein weiterer Faktor ist der jährliche Verlust großer Teile des Amazonas-Regenwaldes durch Abholzung und eine gleichzeitige Abnahme der Biokapazität aller Grünflächen und Wälder (-0,5%).

Länder im Vergleich

Im Vergleich mit anderen Ländern schneidet Deutschland im Bezug auf die Überlastung unserer Erde eher schlecht ab: Mit Frankreich zusammen liegen wir auf Platz 4 im Ranking und bräuchten ganze 2,9 Erden, um unseren Lebensstil so weiterhin beibehalten zu können. Auf Platz 1 liegt die USA mit ganzen 5 Erden, dicht gefolgt von Australien (4,6 Erden) und Russland (3,4 Erden). Dabei sollte man sich auch die hohe Diskrepanz in Landesfläche und Einwohnerzahl im Vergleich zu Deutschland und Frankreich vor Augen halten. Fest steht: wir Menschen konsumieren viel zu sehr über unsere Verhältnisse.

Zeit für einen Wandel

Die Aktivistin und Pressesprecherin Clara Mayer von Fridays for Future Berlin hat auf einer Paneldiskussion von One Planet Left darauf hingewiesen, wie uns der Begriff “Klimawandel” in falscher Sicherheit wiegt. Das Wort würde mehr einen freundlichen, gleitenden Übergang suggerieren, als ein echtes Problem zu beschreiben. Aus diesem Grund spielen auch Wissenschafts- und Klimakommunikation eine große Rolle im Umgang mit unserem Planeten.

Es fängt mit kleinen Veränderungen an und in der Summe haben alle nachhaltigen Taten Auswirkungen auf die Umwelt und das System, in dem wir leben. Denn schließlich entscheiden auch wir als Konsument:innen, was produziert wird und was sich gut verkauft. Zwar rettet es vielleicht nicht auf einen Schlag die Umwelt, wenn man einmal einen Reusable-Coffee-Cup statt einen Einwegbecher nutzt, aber durch die Wiederholung und Ausweitung solcher Angewohnheiten auf weitere Lebensbereiche können wir ein Zeichen setzen und gleichzeitig den CO2-Ausstoß pro Kopf in unserem Land drastisch reduzieren. Einen Großteil des ökologischen Fußabdrucks der Menschheit macht laut Footprint Network nämlich der Kohlenstoff aus, aktuell ganze 57%.

Unter dem Motto #movethedate kämpfen Aktivist:innen dafür, den Zeitpunkt des Erdüberlastungstages im Kalender wieder so weit wie möglich nach hinten zu verschieben und damit auch der Klimakrise Einhalt zu gebieten. Ziel ist es, konservative Praktiken durch innovative Produkte und nachhaltige Technologien zu ersetzen sowie umweltschonende Lösungen anzubieten. Im Fokus steht dabei effektive internationale Zusammenarbeit - denn um an’s Ziel zu gelangen, ist die Mitarbeit von Ländern, Konzernen, Städten und auch Einzelpersonen gefragt.

Die notwendigen Ansätze betreffen die unterschiedlichsten Bereiche, wie Energie, Nahrung, Fortbewegung und Konsum. Wichtige Meilensteine aus dem letzten Jahr sind beispielsweise Ländliche Solarenergie und Microgrids, Finanzierung der Dekarbonisierung, Schonende Rindfleischproduktion, Verbesserte Abgasnormen für LKWs, Smart Cities, Naturschutz, Abschaffung des Einweg-Plastiks und viele mehr.

Eine anschauliche Weltkarte des Footprint Network, die alle Länder, ihren Ressourcenverbrauch sowie die Biokapazität abbildet, findet ihr hier!

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