Als Wattenmeer angesehen wird ein weitläufiger Küstenstreifen, welcher stark unter dem Einfluss der Gezeiten steht. In Deutschland wird besonders das Wattenmeer an der Nordsee mit dem Begriff in Verbindung gebracht, wenngleich es aber auch andere Wattenmeere weltweit gibt.
Das Wattenmeer an der Nordsee ist mit etwa 11.500 Quadratkilometern Fläche das weltweit größte Wattenmeer. Es erstreckt sich mit einer Länge von etwa 500km von Skallingen (Dänemark) im Nordosten bis hin zu Den Helder (Niederlande) im Südwesten.
Beinahe die gesamte Wattenmeerregion steht unter Naturschutz, wobei sich die deutschen Naturschutzgebiete in den “Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer”, den “Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer” und den “Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer” unterteilen. Diejenigen großen Flussmündungen, welche besonders den Schifffahrtsrouten dienen sowie das Wattgebiet im Umkreis Bremens, stehen jedoch nicht unter Schutz.
Dem UNESCO zufolge zählt das Wattenmeer zu einem der letzten großen Gezeitenökosysteme, was besonders durch den weitestgehend ungestörten Ablauf natürlicher Prozesse zum Vorschein kommt.
Dementsprechend sind auch insgesamt drei UNESCO Biosphärenreservate in der Wattenmeerregion zu finden. Dabei sollen innerhalb dieser Reservate besonders innovative Ansätze nachhaltiger Entwicklung erprobt und realisiert werden. Hierzu zählt beispielsweise eine nachhaltige Bewirtschaftung von Inseln, aber auch ein Fokus auf regenerative Energiequellen und nachhaltigen und umweltschonenden Tourismus.
Der Begriff “Watt” bezeichnet den Grund der Nordsee, der bei Niedrigwasser frei liegt und der mit Einsetzen der Flut zweimal täglich mit Wasser überspielt wird. Überschwemmt das Meereswasser das Watt oder zieht es sich zurück, so geschieht dies häufig durch tiefe Ströme, auch “Priele” genannt, die bei Tiefwasser voneinander getrennte Teile des Meeres miteinander verbinden. Der zeitliche Abstand zwischen Hoch- und Tiefwasser beträgt etwa 6 Stunden, wobei bei Tiefwasser im deutschen Einzugsgebiet an der Nordsee eine Fläche von 3500 Quadratkilometern trocken gelegt wird.
Der bei Ebbe auftretende sogenannte Weichwattboden lässt sich in drei Sedimentzonen unterteilen. Der Schlickwatt, der erste dieser drei Sedimentzonen, besteht aus feinsten Tonsedimenten und zermahlenen organischen Überresten und ist die Heimat vieler Wattbewohner. So liegt der Anteil organischer Substanz im Schlickwatt bei etwa 10% - eine Zahl, die ziemlich hoch erscheint, wenn man bedenkt, dass von manchen Tierchen wie der kleinen Wattschnecke schon bis zu 100.000 Individuen pro Quadratmeter gezählt wurden! Die zweite Sedimentzone wird als Mischwatt bezeichnet und bildet den Übergang zwischen Schlickwatt und der dritten Sedimentzone, dem Sandwatt. In Misch- und Sandwatt sind neben Muscheln und Schnecken auch besonders typische Watttierchen wie beispielsweise der Wattwurm zu finden.
Neben Wattwürmern und Muscheln beheimatet das Wattenmeer außerdem zahlreiche Fisch- und Pflanzenarten sowie einige Meeressäuger. Zu besagten Meeressäugern zählen beispielsweise rund 40.000 Seehunde und mehr als 9.000 Kegelrobben. Doch auch unter Vögeln ist das Wattenmeer sowohl als Brutstätte als auch als Zwischenstopp und Überwinterungsort einiger Zugvogelarten sehr beliebt.
Ein weiteres Wattenmeer weltweit, neben dem an der Nordsee, ist beispielsweise das Wattenmeer rund um den französischen Mont St. Michel am Atlantik. Auch in den USA, in Japan, Irland und England sind Wattenmeere zu finden. Sogar in einigen tropischen Regionen der Erde gibt es wattenmeer-ähnliche Gebiete, die mit Mangroven überwachsen sind und “Gezeitenwälder” genannt werden.
Auch wenn das Wattenmeer an der Nordsee größtenteils aus Naturschutzgebieten besteht, so gibt es dennoch einige umweltbedingte sowie menschgemachte Faktoren, die das Wattenmeer und seine Bewohner gefährden. Zu den größten Gefahren für Wattenmeere weltweit zählt mitunter der Klimawandel, da dadurch ein beschleunigter Meeresanstieg und Sturmfluten, die der Natur erheblichen Schaden zufügen können, begünstigt werden. Aber auch Baggerungen, Schifffahrt, Fischerei, Schadstoffe und Müll rund um das Meer und in den Ozeanen sowie Industrieanlagen und umweltschädigender Tourismus beeinträchtigen das Naturgebiet erheblich.