Duschen nur mit Wasser – ein gesunder Trend?

Januar 2024
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Mehr und mehr Menschen nehmen Abstand von alltäglichen Pflegeprodukten wie Duschgel und Shampoo. Manche greifen stattdessen zu Produkten, die weniger auf Chemie und mehr umweltfreundliche sowie hautverträgliche und natürliche Inhaltsstoffe enthalten, wohingegen andere Menschen strikt keine solchen Pflegeprodukte mehr verwenden und sich auf die Wirksamkeit vom Duschen nur mit Wasser verlassen. Doch welche dieser Methoden ist tatsächlich am verträglichsten mit unserer Haut und Gesundheit?


Reicht es, sich nur mit Wasser zu duschen?

Menschen, die sich nach dem sogenannten “No(Sham)Poo”-Trend richten, verwenden bei ihrer täglichen Körperpflege weder Duschgel, Shampoos oder Duschseifen. Besonders Menschen der jüngeren Generationen schließen sich diesem Trend an und dementsprechend viele Videos, Lifehacks und Vlogs findet man dazu im Internet. Doch was steckt aus wissenschaftlicher Sicht hinter der These, dass das Duschen mit Wasser für unsere Körperhygiene vollkommen ausreicht?


Expertenmeinungen: Ist Wasser allein ausreichend für die Körperhygiene?

Grundsätzlich betrachtet spricht nach Ansicht von Expert:innen in der Regel nichts dagegen, auf Duschmittel oder Hautpflegeprodukte zu verzichten.
So sagt die Hausärztin Dr. med. Yael Adler, dass jegliche Art von Duschprodukten sogar eher negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden unserer Haut haben kann. Make-up beispielsweise verstopft die Poren und begünstigt somit die Bildung von Pickeln, Hautunreinheiten und die sogenannte Stewardessenkrankheit, bei der es sich um einen Hautausschlag um den Mund handelt – eben jene Probleme werden also durch die Verwendung von Make-Up eher hervorgerufen, gegen die viele Menschen versuchen mit Make-Up anzukommen. Außerdem erhöht die Überpflege der Haut das Risiko für Hautkrankheiten und sogar tägliches Duschen (mit oder ohne Pflegeprodukte) schadet unserer Haut, da mit jedem Mal Duschen der natürliche Säureschutzmantel der Haut geschädigt wird – insbesondere aber bei der Verwendung von Duschgel.
Auch sollte man nach Dr. med. Adler Duftstoffe, Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Schaum und Glitzer aus dem täglichen Gebrauch streichen, da sie der Haut eher schaden als nutzen.
Das alleinige Duschen mit Wasser hingegen tut der Körperhygiene in der Regel keinen Abbruch. Sowohl Staub, Schweiß und Dreck als auch Hautschuppen (und sogar Urin) sind nämlich wasserlöslich und bedürfen keiner Entfernung durch besondere Seifen. Insbesondere Menschen, die unter Hautkrankheiten leiden, sollten von der Nutzung solcher Produkte eher absehen und sich auf das Duschen nur mit Wasser besinnen. Schließlich bleibt so die natürliche Hautbarriere, die ansonsten in Berührung mit waschaktiven Substanzen geschädigt wird, weitestgehend erhalten. Dies ist insofern (besonders bei Hautkrankheiten) wichtig, als dass die natürliche Hautbarriere beispielsweise dazu beiträgt, den Feuchtigkeitsgehalt der Haut im Gleichgewicht zu halten.

Auch Bernadette Eberlein, Oberärztin am Bierderstein der TU München, weist darauf hin, dass besonders Menschen mit trockener Haut Pflegeprodukte am besten aus ihrer Duschroutine entfernen sollten. Benutzt man nämlich keine Duschgels, Seifen etc. so sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Haut nach dem Duschen so strapaziert ist, dass man kurz darauf gleich zum nächsten Pflegeprodukt – der Body Lotion – greifen muss, um die Haut wieder aufzubauen und zu stärken.

Experte Dr. Ernst Tabori, Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene des Universitätsklinikums Freiburg (BZH), ist ebenso der Meinung, dass es unserer Haut am besten geht, wenn sie nicht in ihrer natürlichen Funktion gestört wird.
Dr. Tabori zufolge reicht es auch aus, nur alle zwei bis drei Tage zu duschen. Jede Art des Duschens strapaziert, wie bereits zuvor erwähnt, den Schutzmantel der Haut, unter anderem zerstört man durch das Entfernen von Hautfetten auch das Bakteriengleichgewicht der Haut – dadurch ist man anfälliger für Hautprobleme oder Ähnliches.

Ebenso muss man sich laut den Expert:innen in aller Regel auch keine Sorgen um einen unangenehmen Körpergeruch machen, wenn man zu oft ohne Pflegeprodukte duscht.


Was gibt es zu beachten?

Trotz der Menge an Vorteilen, die das Duschen nach “NoPoo”-Art mit sich bringt, gibt es dennoch ein paar Sachen zu beachten. Beispielsweise wird Menschen mit fettiger (Kopf-) Haut im Gegensatz zu Menschen mit trockener Haut davon abgeraten auf sämtliche Duschgels und Shampoos zu verzichten, da Wasser alleine es nicht vermag die Haare nicht zur Genüge vom Fett zu befreien.

Vorsicht ist außerdem auch beim Händewaschen geboten, da dieses (besonders während der Grippeseason) ausschließlich mit Seife getätigt werden sollte!

Lässt sich die Theorie gut in die Praxis umsetzen?

In einem sechswöchigen Experiment strich PULS-Autorin Vanessa Schneider Duschgel, Deo, Bodylotion, Shampoo, Gesichtscreme, Waschgel, Augencreme und Make-Up aus ihrer täglichen Routine. Sie stellte fest, dass man ohne weitere Komplikationen auf die aufgezählten Pflegeprodukte verzichten kann. Nur auf das Shampoo griff sie nach einiger Zeit wieder zurück, da sich ihre Haare schleimig angefühlt hätten – doch auch bei der Auswahl ihres neuen Shampoos hat sie weiterhin auf herkömmliche Kosmetikprodukte verzichtet und so wandte sie sich mit Erfolg jenen Produkten zu, die ohne umweltschädliche Chemie auskommen.

Alternativen – wenn man nicht gänzlich auf Pflegeprodukte verzichten möchte

Wer sich nicht von seinem Duschgel und den Haarpflegeprodukten trennen kann, dem ist synthetisches Tensid zu empfehlen, da dieses einen pH-Wert von etwa 5 besitzt, was dem Wert der eigenen Haut ähnelt und so etwas weniger schädlich ist als Seife, die Tensiden zwar in ihrer chemischen Struktur und Funktion sehr ähnlich ist, allerdings einen pH-Wert von 8 bis 10 aufweist..
Auch alkalische Seifen sollten gemieden werden, weil sie den Säureschutzmantel der Haut für bis zu acht Stunden schädigen und so Pilzen, Viren oder Stinkbakterien einen leichteren Zugang gewähren.
Außerdem sollte man sich vielleicht dennoch darauf beschränken nur jene Körperregionen einzuseifen, an denen man regelmäßig schwitzt wie die Füße oder Achseln.
Und wer zwar nicht auf seine Pflegeprodukte verzichten möchte und trotzdem der Umwelt etwas Gutes tun möchte, der kann auf umweltfreundliche Produkte wie feste Shampoos oder dergleichen zurückgreifen. Mehr dazu findet ihr hier.

  • https://utopia.de/ratgeber/ohne-seife-duschen-das-sagen-expertinnen-dazu/ https://www.br.de/puls/themen/leben/kosmetik-und-makeup-experiment-ohne-seife-waschen-100.html
  • https://www.merkur.de/leben/gesundheit/wasser-waschen-duschen-hautaerztin-vorteile-haut-sauber-wasserloeslich-schmutz-zr-91787846.html
  • https://www.familie.de/artikel/ueberraschend-was-passiert-wenn-ihr-ohne-seife-duscht--j5qffm65vj
  • https://www.gentside.de/leben/tipp/waschen-ohne-duschgel-das-passiert-mit-deiner-haut_art27541.html
  • https://www.swr3.de/aktuell/kurze-frage-kurze-antwort/muss-man-mit-seife-duschen-um-sauber-zu-werden-kurze-frage-100.html
  • https://www.merkur.de/leben/gesundheit/arzt-warnt-darum-sollten-besser-duschgel-seife-verzichten-zr-10277823.html
  • https://utopia.de/ratgeber/syndets-sind-die-tenside-besser-als-seife/
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