Der weltweite Tourismus trägt aktuell etwa 8 % zu den globalen Schadstoffemissionen bei. Vor allem der zunehmende Flugverkehr beschleunigt den Klimawandel. Gleichzeitig werden Wälder, Meere und andere Ökosysteme durch Tourismusprojekte immer stärker belastet. Der Bau neuer Hotels, Straßen und Freizeitanlagen erfordert oft große Mengen an Rohstoffe – und Nachhaltigkeit bleibt dabei häufig auf der Strecke.
Trotz dieser Probleme spielt der Tourismus für viele Länder eine zentrale Rolle als bedeutender Wirtschaftszweig. Er bietet wirtschaftliche Chancen, die es verantwortungsvoll zu nutzen gilt.
Nachhaltiger Tourismus für mehr soziale Gerechtigkeit
Viele Länder des globalen Südens stehen vor enormen sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Armut ist weit verbreitet und wird häufig durch ein starkes Bevölkerungswachstum verschärft. Wenn der Bedarf an Nahrung steigt, werden landwirtschaftliche Flächen oft intensiver genutzt. Das kann zur Überbeanspruchung des Bodens führen – bis hin zur dauerhaften Schädigung, der sogenannten Bodendegradation.
Fehlende Ernährungssicherheit hat weitere Folgen: Die Gesundheit vieler Menschen leidet, was ihre Leistungsfähigkeit im Alltag einschränkt. Geringere Arbeitskraft bedeutet weniger Einkommen, was die Armut weiter vertieft. In dieser wirtschaftlichen Unsicherheit gelten Kinder oft als Altersvorsorge – was das Bevölkerungswachstum zusätzlich antreibt.
Da kaum finanzielle Mittel vorhanden sind – weder bei Privatpersonen noch beim Staat – bleiben Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Wirtschaft aus. Die Folge sind schwache Schulsysteme, eine hohe Analphabetenquote und wenig soziale Absicherung. All das bremst die wirtschaftliche Entwicklung – der Kreislauf der Armut setzt sich von Generation zu Generation fort.
Dazu kommen soziale Disparitäten, Korruption, Konflikte und die ausbleibende ökonomische Entwicklung, was die Situation weiter verschärft. Die Tourismusbranche setzt beispielsweise an dem Punkt “ausbleibende ökonomische Entwicklung” an. Weiterhin ermöglicht der Tourismus eine Diversifizierung der Wirtschaft für Nationen, die bislang vom Rohstoffexport abhängig waren, wie es so oft der Fall ist in Ländern, die von der Kolonialzeit geprägt sind. Die Tourismusbranche bietet so einen Ausweg aus dem Teufelskreis der Armut und der Abhängigkeit von einzelnen Rohstoffen und deren Weltmarktpreisen.
Das Potenzial des nachhaltigen Tourismus
Weltweit liegt jeder zehnte Arbeitsplatz in der Tourismusbranche und jeder fünfte Mensch ist selbst Tourist. Der Tourismus ist einer der vielversprechendsten Wirtschaftssektoren – allem voran in Ländern des globalen Südens birgt er eben deswegen solch großes Potenzial.
Es liegt also daran, den Tourismus nachhaltig zu gestalten – denn so hat die Tourismusbranche ein unermessliches Potenzial: Einnahmen durch z.B. Steuern sowie die Aufklärung der Besucher und der lokalen Bevölkerung leisten einen Beitrag dazu, die biologische Vielfalt vor Ort zu erhalten und zahllose Arbeitsplätze sorgen für mehr Stabilität im Leben der Menschen in den betroffenen Regionen. Nachhaltiger Tourismus bietet den betroffenen lokalen Anbietern eine Perspektive und Überbrückungshilfen, sodass die Situation in bereits strapazierten Gegenden nicht weiter eskaliert. Mehr zu konkreten Beispielen anhand der Arbeit des WWF in Tansania und Mexiko findest du in unserem Artikel Im Wettlauf gegen die Zeit – Entwicklungen im Artenschutz.
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