Banken und Waldzerstörung: Umweltorganisationen fordern Maßnahmen

April 2024
Fotograf:in: Towfiqu barbhuiya, Copyright: CC0 Unsplash

Ein aktueller Bericht, verfasst von Greenpeace, der Deutschen Umwelthilfe (DHU) und anderen NGOs, hat enthüllt, dass einige Finanzinstitute innerhalb der EU – darunter auch bekannte deutsche Unternehmen wie ING, Allianz und die Deutsche Bank – Summen im Milliardenbereich in Unternehmen investieren, die für die Abholzung von Wäldern verantwortlich sind. Diese Praktiken, die eindeutig Profit über Umweltschutz stellen, sind bereits seit einiger Zeit bekannt, werden nun jedoch genauer unter die Lupe genommen.

Der Vorwurf – konkret

Im Bericht liegt der Fokus speziell auf der Beteiligung der EU-Finanzinstitute an der Zerstörung von Wäldern. Es wird kritisiert, dass EU-Finanzinstitute zwischen 2016 und 2023 erhebliche Gelder in Branchen investiert haben, die maßgeblich zur Entwaldung und Degradierung von Wäldern beitragen. Der Bericht analysierte eine Auswahl von Großunternehmen, die hauptsächlich in den folgenden Risikobereichen aktiv sind:

1. Die Produktion von Agrarrohstoffen wie Palmöl und Soja, die mit Entwaldungsrisiken verbunden sind.

2. Die Herstellung oder Verwendung von Tierfutter, das große Mengen dieser Rohstoffe enthält.

3. Unternehmen, die Holz und Zellstoff herstellen oder verarbeiten.

Banken weltweit sind an den umweltschädlichen Krediten und Investitionen beteiligt!

Um die Verbindungen dieser Unternehmen zu globalen Finanzinstituten zu ermitteln, wurde eine Datensammlung des Forschungsinstituts Profundo verwendet .

Nahezu 90 Prozent der im Bericht als umweltschädlich identifizierten Kredite der EU stammen von Finanzinstituten mit Hauptsitz in Ländern wie Frankreich, Deutschland, den Niederlanden oder Spanien. Unter den deutschen Akteuren werden in dem Bericht speziell die ING, die Allianz Gruppe, die Deutsche Bank und die DZ Bank Gruppe genannt, wobei die deutschen Banken zu den am stärksten beteiligten Investoren zählen.

Betrachtung einzelner deutscher Banken

Die Deutsche Bank kommt mit 33,2 Milliarden Euro an Krediten und 5,4 Milliarden Euro an Investitionen in beiden Kategorien auf den zweiten Platz der europäischen Banken.
Die ING stellte europaweit die vierthöchste Kreditsumme mit 23,3 Milliarden Euro bereit, während ihre Investitionen bei 138 Millionen lagen.
Die DZ Bank Gruppe (dazu gehören Raiffeisenbanken, Volksbanken und Sparda-Banken) vergab Kredite in Höhe von 2,1 Milliarden Euro und investierte 2,4 Milliarden Euro.
Als Vermögensverwalter und Versicherungsunternehmer vergibt die Allianz grundsätzlich keine Kredite, nichtsdestotrotz investierte sie 3,6 Milliarden Euro in die Ökosystemrisikosektoren.

Ein Blick in die Zukunft

Auf Grundlage des aktuellen Berichts fordern NGOs strikte Regelungen für die Banken

Einen möglichen Lösungsansatz fordern unter anderem NGOs – Sie setzen sich für eine strikte Regulierung des Finanzsektors in der EU ein. Sie fordern, dass Finanzierungen im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel und den Zielen zur Erhaltung der Artenvielfalt stehen sollen. Unternehmen, die zur Naturzerstörung beitragen, sollen keine Finanzdienstleistungen mehr erhalten dürfen.

Die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR), die im Mai 2023 verabschiedet wurde, stellt einen wichtigen Schritt zum Schutz der Wälder dar. Die EUDR legt fest, dass bestimmte Rohstoffe wie Soja, Palmöl, Rindfleisch, Holz, Kakao, Kaffee und Kautschuk sowie daraus hergestellte Produkte innerhalb der EU nur verkauft werden dürfen, wenn sie aus Gebieten stammen, in denen seit dem 31. Dezember 2020 kein Wald mehr zerstört wurde. Dieses Gesetz soll am 30. Dezember 2024 in Kraft treten.
Jedoch regelt es lediglich den Verkauf von Produkten innerhalb der EU und somit könnten EU-Finanzinstitute weiterhin weltweit Kredite an Unternehmen vergeben, die maßgeblich zur Zerstörung von Ökosystemen beitragen, indem sie Rohstoffe und Produkte auf globalen Märkten vertreiben.

Bemühungen auf globaler Ebene

Maßnahmen zur Regulation des Finanzsektors sind dringenst auf globaler Ebene nötig

Laut Umweltorganisationen seien seit 2015 weltweit insgesamt Kredite in Höhe von rund 1,2 Billionen Euro in die betreffenden Bereiche geflossen. Hinzu kommen noch rund 640 Milliarden Euro an laufenden Investitionen.

Bereits 2021, vor dem Hintergrund des Klimagipfels in Glasgow, warf ein Bericht der Organisation Global Witness dem globalen Finanzsektor vor, stetig von Geschäften mit Großunternehmen zu profitieren, die durch ihre Verbindung zur Abholzung die Klimakrise verschärfen. Diese Agrar- und Handelsunternehmen werden von Umweltschützern beschuldigt, Rohstoffe aus illegal gerodeten Gebieten zu beziehen. Allein im Amazonasgebiet erreichte die Abholzung (hauptsächlich für den Sojaanbau und die Viehzucht) im Jahr 2021 mit über 10.000 Quadratkilometern innerhalb von zwölf Monaten einen neuen Höchststand.
Weiterhin wurde im Bericht aufgezeigt, dass die weltweit größten 60 Banken seit 2015 5,5 Billionen US-Dollar in fossile Energien investiert haben.

Trotz der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015 zur Bekämpfung der Erderwärmung haben beteiligte Banken von 2015 bis 2021 schätzungsweise 1,74 Milliarden Dollar an Gewinnen aus ihren Investitionen erzielt. Diese Gewinne stammen aus Gebühren, Zinsen oder Dividenden und basieren auf Geschäften mit jenen Teilen der Agribusiness-Gruppen, von denen die größte Abholzungsgefahr ausgeht.
Insbesondere JP Morgan, HSBC und die Bank of America sowie BNP Paribas waren daran beteiligt.

Der Großteil dieser Banken präsentiert sich in der Öffentlichkeit übrigens dennoch als Gegner der Entwaldung und haben sich eigentlich (mit Ausnahme der chinesischen Banken) dem Pariser Klimaabkommen und somit dem Schutz von Biodiversität verpflichtet.
Und auch die betroffenen Agrarkonzerne leugnen zudem jegliche Zusammenarbeit mit Lieferanten, die in geschützten Gebieten Holz fällen, oder behaupten, sich von fragwürdigen Zulieferern bereits distanziert zu haben.

Lust auf mehr?

  • https://utopia.de/news/deutsche-bank-ing-und-co-greenpeace-bericht-enthuellt-dreckige-geschaefte_666991/
  • https://www.wwf.at/artikel/was-banken-und-finanzinstitute-gegen-regenwald-zerstoerung-tun-koennen/
  • https://www.n-tv.de/wirtschaft/NGO-wirft-Banken-Mitschuld-an-Waldvernichtung-vor-article22889183.html
  • https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/45-milliarden-fur-waldzerstorung-greenpeace-macht-deutsche-banken-verantwortlich-11423855.html
  • https://www.capital.de/wirtschaft-politik/illegale-rodungen-globale-banken-und-vermoegensverwalter-in-der-kritik
  • https://utopia.de/news/deutsche-bank-ing-und-co-greenpeace-bericht-enthuellt-dreckige-geschaefte_666991/
Du findest den Artikel spannend? Dann teile ihn doch gerne!
Das könnte dich auch interessieren
Das Leid der Pelztiere

Das Leid der Pelztiere

Tiere auf Pelztierfarmen leiden enorm. Wir zeigen euch, was es bedeutet, Pelz zu tragen und warum auch Kunstpelz falsche Signale sendet.

Bald mehr Kriebelmücken in Deutschland?

Bald mehr Kriebelmücken in Deutschland?

Kriebelmücken, bekannt für ihre schmerzhaften Stiche, können aufgrund von Umweltveränderungen in mehreren Regionen Deutschlands heimisch werden.