Süß, kalorienarm und angeblich zahnfreundlich – Xylit gilt als Wunderwaffe unter den Zuckerersatzstoffen. Doch zwischen Kariesschutz und Herzinfarkt-Risiko zeigt sich: Der Hype um Xylit hat mehr Schattenseiten, als viele vielleicht denken. Wie nachhaltig und gesund ist der “Birkenzucker“ also wirklich?
Herkunft
Xylit (auch Xylitol oder Birkenzucker genannt) wurde erstmals 1891 von Emil Fischer aus Buchenholz isoliert. Natürlich kommt es in kleinen Mengen in Früchten (z. B. Erdbeeren, Pflaumen), Gemüse und in der Rinde einiger Baumarten vor.

Herstellung
Industriell wird Xylit primär durch einen aufwendigen chemisch-technischen Prozess gewonnen. Dafür verwendet werden meist pflanzliche bzw. landwirtschaftliche Restmaterialien wie Maiskolbenreste, Stroh, Getreidekleien, Zuckerrohr-Überreste oder Holz.
Zunächst wird Xylose (Holzzucker) aus den Fasern herausgelöst, die anschließend unter enormem Druck und bei hohen Temperaturen mittels Katalysatoren zu Xylit hydriert wird.
Dabei kommen Chemikalien (beispielsweise Schwefelsäure und Natronlauge) zum Einsatz.
Obwohl der Rohstoff an sich pflanzlicher Natur ist, ist der Herstellungsprozess energieintensiv und mit einem vergleichsweise hohen ökologischen Fußabdruck verbunden – ein Punkt, der in der Nachhaltigkeitsbewertung unbedingt berücksichtigt werden sollte.
Verwendung
In der Lebensmittelindustrie dient Xylit als kalorienarmer Zuckerersatzstoff und wird beispielsweise in kalorienreduzierten oder zuckerfreien Lebensmitteln (Süßigkeiten, Aufstriche, Fertigprodukte, Backwaren etc.), Getränken, Kaugummis und Zahnpflegeprodukten verwendet. Es verbessert Textur, Feuchtigkeit und Haltbarkeit – und all das ohne unangenehmen Nachgeschmack.
Vorteile

- Niedrigerer Kaloriengehalt: In etwa 240 kcal pro 100 g (das sind rund 40 % weniger als herkömmlicher Zucker).
- Konstanter Blutzucker: Nahezu keine Erhöhung des Blutzucker- und Insulinspiegels nach Verzehr: geeignet für Diabetiker*innen und zur Gewichtskontrolle.
- Kariesprophylaxe: Xylit fördert eine geringere Bildung von Zahnbelag, hemmt das Wachstum kariogener Bakterien und beugt somit Karies vor und schützt vor Entkalkung – insbesondere bei regelmäßigem Kaugummikauen. Allerdings ist die Studienlage zur langfristigen Wirkung (bisher) teils limitiert.
- Weitere Anwendungen: Potenzieller Nutzen zur Vorbeugung von Mittelohrentzündungen bei Kindern durch die Hemmung des Wachstums relevanter Bakterien. Die Studienlage ist jedoch nur moderat vorhanden.
Nachteile und Risiken
- Verdauung: Bei Verzehr größerer Mengen kann Xylit abführend wirken und Blähungen sowie Durchfall auslösen. Eine Gewöhnung des Körpers an den Süßungsstoff ist zwar möglich, aber generell bleibt der Effekt relevant.
- Nachhaltigkeit: Die industrielle Herstellung ist äußerst energieintensiv und aufwendig, was den ökologischen Fußabdruck erhöht. Trotz natürlicher Ursprünge kann Xylit im Angesicht von Nachhaltigkeitsaspekten nicht als natürlicher Zuckerersatz bezeichnet werden.
- Herz-Kreislauf-System: Die aktuelle Studienlage zeigt, dass hohe Xylit-Konzentrationen im Blut mit einem um fast 60% erhöhten Risiko für schwere kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall in Verbindung stehen können. Dies liegt unter anderem daran, dass der Verzehr von Xylit die Blutplättchenreaktivität erhöht und somit die Thrombosebildung fördert.
Obwohl Xylit als GRAS („Generally Recognised as Safe“) eingestuft ist, wecken diese Ergebnisse Bedenken.
Besonders für Personen mit bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder erhöhtem Risiko könnte Xylit (schließlich) ein erhöhtes gesundheitliches Risiko darstellen. - Gefahr für Hunde: Xylit wirkt bei Hunden stark insulinstimulierend: der Blutzuckerspiegel kann lebensbedrohlich absinken. Bereits 0,1 g pro kg Körpergewicht können toxisch wirken, ab etwa 3–4 g pro kg ist die Dosis potenziell tödlich. Symptome umfassen Erbrechen, Hypoglykämie (Unterzuckerung), Leberschäden und Gerinnungsstörungen.
Unterm Strich
Xylit bietet einige gesundheitliche Vorteile wie geringe Kalorien, geringe glykämische Wirkung und Kariesschutz. Dennoch ist es keine unproblematische "natürliche" Lösung: Der ökologische Fußabdruck der Herstellung ist hoch, und gesundheitliche Risiken sind keinesfalls zu vernachlässigen.