Zuckerersatz mit Heiligenschein? Yaconsirup verkauft sich als karamelliger Kuss mit Darm-Bonus – low GI und präbiotisch. Aber wie grün ist eine Süße, die aus den Anden kommt und energieintensiv eingekocht wird? In diesem Artikel prüfen wir, was tatsächlich hinter dem Hype um den Zuckerersatz steckt.
Herkunft & CO₂-Fußabdruck
Die Knolle Yacón (Smallanthus sonchifolius) stammt aus den südamerikanischen Anden, vor allem aus Peru und Bolivien, wo sie bereits seit Jahrhunderten genutzt wird. In Europa liegt die Knolle meist als Sirup oder Pulver vor, da frische Knollen druck- und lagerempfindlich sind.

Der CO2-Fußabdruck von Yacon hängt stark vom Transportmodus ab. Per Seeweg verursacht es ~0,023 kg CO₂e (Kohlendioxid-Äquivalent) pro Tonnen-Kilometer, Luftfracht ~1,13 kg — also rund 50 Mal höher.
Zum Vergleich: Per Schiff entspricht das bei einer 250-g-Flasche Yaconsirup ca. einem halben km Autofahrt in einem durchschnittlichen EU-Pkw; per Flugzeug sind es bereits rund 26 km.
Was heißt das praktisch? Wenn Yaconsirup per Schiff aus Südamerika nach Europa kommt, sind Transportemissionen relativ gering im Vergleich zu einer möglichen Luftfracht. Lieferkettenangaben der Anbieter (z. B. “Seeweg”) können ein Indiz für diese bessere Praxis sein, sind aber möglichst trotzdem auf Authentizität zu prüfen.
Herstellung & ökologischer Fußabdruck
Um Yaconsirup herzustellen, werden die Yacón-Knollen gewaschen, entsaftet und der Saft wird anschließend eingedickt (sog. Konzentrierung). Dies geschieht idealerweise bei niedriger Temperatur bzw. im Vakuum, um FOS – Fructo-Oligosaccharide, eine Art Ballaststoff, die unsere Darmgesundheit fördert – zu schonen.
Energiebedarf: Das Eindicken bzw. Verdampfen von Wasser ist der energieintensivste Schritt. Deshalb wird die Herstellung via Vakuum empfohlen: sie kann den Energiebedarf gegenüber klassischem Eindicken deutlich senken.
Hersteller*innen werben teilweise sogar mit “unter 60 °C” oder “Rohkostqualität”. Auch diese Angaben sollten jedoch auf Authentizität geprüft werden.
Weiterhin sollte auf möglichst kurze Lagerzeiten der Knollen geachtet werden: so werden weniger FOS abgebaut und der Anteil einfacher Zucker gering gehalten, was den Sirup ernährungsphysiologisch “wertvoller” macht.
Geschmack & Verwendung

Yaconsirup schmeckt karamellig bis fruchtig, hat damit eine gewisse Ähnlichkeit zu Ahorn-/Zuckerrübensirup und besitzt eine mittlere Süßkraft. In der Küche eignet er sich ideal als Topping für Porridge, Joghurt oder Ähnliches, in Dressings, Marinaden, Heißgetränken und zum Backen.
Tipp: Aufgrund des FOS-Gehalts mit kleinen Mengen starten und langsam steiger, da es ansonsten zu Beschwerden wie Magenkrämpfen, Blähungen und Ähnlichem kommen kann.
Gesundheitliche Vorteile
- Sehr niedriger glykämischer Index: Klinische Daten zeigen eine verringerte und langsame Glukose-/Insulinantwort nach Yaconsirup im Frühstück. Der GI liegt bei ≈ 40 ± 4.
- Weniger Kalorien: FOS liefern nur ~¼–⅓ der Energie normaler Kohlenhydrate; Yaconsirup enthält oft 30–50 % FOS — dadurch fällt die Energiedichte gegenüber Zucker deutlich niedriger aus. Die konkreten Nährwerte variieren je nach Produkt; durchschnittlich besitzen 100g ca. 120 bis 160 kcal.
- Präbiotischer Ballaststoff: Hohe FOS-Gehalte ernähren Darmbakterien und fördern somit deren Wachstum, was zu einer verbesserten Darmgesundheit führt.
Nachteile & Risiken
- Produkt-Schwankungen: Lagerung oder Hitze können FOS teilweise zu Einfachzuckern abbauen; also mehr “schnelle” Zucker, weniger Präbiotikum, und ggf. ein höherer GI.
- Kein “Freifahrtschein”: Yaconsirup bleibt trotz allen Vorteilen eine Zuckerzugabe, die nur sparsam verwendet werden sollte.
Unterm Strich
Yaconsirup ist für eine nachhaltige Küche bei gemäßigtem Einsatz eine gute Wahl als Zuckerersatz, wenn dabei auf schonende Herstellung und entsprechende Logistik geachtet wird. Ernährungsphysiologisch punkten niedrige glykämische Wirkung und präbiotische FOS — Menschen mit empfindlichem Darm sollten jedoch besser langsam damit starten.