Viele, vor allem junge Menschen, achten in ihrem Alltag auf Nachhaltigkeit. Sie ernähren sich vegan oder zumindest vegetarisch, vermeiden Plastik und denken darüber nach, wie sie die nächste Reise möglichst umweltfreundlich gestalten können. Es gibt Unverpackt-Läden, vegane Supermärkte und Start-ups, die gerettete Lebensmittel anbieten.
Doch was zwischen dem veganen Wein beim Abendessen und dem Veggie-Döner am nächsten Tag passiert, ist oft nicht so umweltschonend, wie man denken könnte. Ein Aspekt, der oft nicht zum bewussten, nachhaltigen Lebensstil passt, ist der Drogenkonsum. Beispielsweise befanden sich im Berliner Abwasser 2019 fast doppelt so viele Rückstände von Kokain wie noch vier Jahre zuvor und auch andere Partydrogen wie Liquid Ecstasy oder Ketamin sind inzwischen weit verbreitet.
Billigflüge kann man mittlerweile über Online-Plattformen kompensieren, um den eigenen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Aber was ist mit der Ökobilanz, die hinter der Line Koks auf der letzten Party steht?
Einweg-E-Zigaretten – Gesundheitliches Risiko und Umweltbelastung in einem
Einweg-E-Zigaretten sind nicht nur für die Gesundheit der Menschen problematisch, sondern auch für den Planeten. Sie sind nicht aufladbar und können nicht wiederverwendet werden, was zu einer enormen Menge an Plastikmüll führt. Noch gravierender ist das Problem der Einweg-Batterien, da sie die gebrauchten Vapes in Elektroschrott verwandeln.
Eigentlich müssten diese Geräte am Wertstoffhof oder beim Händler entsorgt werden. In der Realität landen sie jedoch meist im Restmüll. Dabei gehen wertvolle Materialien, insbesondere das Lithium aus den Batterien, verloren. Wenn alte Batterien im Restmüll entsorgt werden, können infolgedessen Brände entstehen und die Schadstoffe gelangen in die Umwelt.
Aus diesem Grund fordern Thüringen und Niedersachsen ein Recycling-System sowie eine Pfandpflicht für Einweg-E-Zigaretten. Bayern setzt sich sogar für ein europaweites Verbot dieser Produkte ein, und auch die Deutsche Umwelthilfe spricht sich für ein Verkaufsverbot in der EU aus.
Achtung: Wer nun glaubt, herkömmliche Zigaretten seien besser für die Umwelt, irrt sich leider. Stand 2019 werden jedes Jahr etwa sechs Billionen Zigaretten hergestellt. Das hat schwerwiegende Folgen – Wasser und Luft verschmutzen zunehmend, Böden werden ausgelaugt, Wälder abgeholzt und der Energieverbrauch steigt enorm.
Kokain – Abholzung, Verschmutzung und Landraub
Kokain wird primär in Ländern Südamerikas wie Bolivien, Peru und Kolumbien produziert, wobei der Anbau von Kokablättern unter anderem auch in empfindlichen Ökosystemen und geschützten Wäldern stattfindet. Selbst in Nationalparks kommt es zu Rodungen und zur Zerstörung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen, um Anbauflächen für die Monokultur zu schaffen.
Laut der UNODC wurde 2020 etwa ein Viertel des Koka-Anbaus in Kolumbien in Schutzgebieten und Naturparks betrieben – das entspricht über 35.000 Hektar. Mithilfe von Satellitenbildern wurde festgestellt, dass sich die Anbauflächen in den letzten sechs Jahren etwa verfünffacht haben. Aktuell umfassen sie ungefähr 200.000 Hektar, was etwas mehr als der doppelten Fläche Berlins entspricht.
Der Koka-Anbau ist in Kolumbien sogar einer der Hauptfaktoren für die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen und damit auch die treibende Kraft hinter der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes.
Doch die Auswirkungen gehen noch weiter: Bei der Herstellung von Kokain werden Böden und Gewässer durch die eingesetzten Chemikalien stark belastet. Die Kokablätter werden erst zu Paste und dann zu Kokainhydrochlorid verarbeitet.
Dies geschieht oft direkt im Dschungel, wobei Chemikalien wie Benzin, Schwefelsäure und Aceton zum Einsatz kommen. Da die Produktion illegal ist, gibt es keine Infrastruktur zur Entsorgung der giftigen Abfälle. Diese bleiben in der Natur zurück und belasten die Umwelt, schädigen Tiere und Pflanzen. Besonders betroffen sind abgelegene Gebiete mit großer Artenvielfalt, wie die Regionen an den Grenzen zu Venezuela und Ecuador, was die ökologischen Folgen noch verstärkt.
Der illegale Handel mit Drogen fördert weitere umweltschädliche Aktivitäten: Die erzielten Gewinne werden oft in groß angelegte Viehzucht und Landraub investiert – und das betrifft auch Länder in Lateinamerika, in denen selbst gar kein Koka-Anbau betrieben wird.
Erfolglose Gegenmaßnahmen
Die kolumbianische Regierung hat große Schwierigkeiten, die Abholzung für den Drogenanbau zu stoppen. Viele der betroffenen Gebiete stehen unter der Kontrolle von Guerillagruppen und Paramilitärs. Auch der Versuch, Kokapflanzen mit chemischen Mitteln zu vernichten, war nicht erfolgreich, da diese Methode ihrerseits massive Umweltschäden verursacht hat und infolgedessen aus ökologischen Gründen verboten wurde.
Koka-Anbau als Lebensgrundlage
In Kolumbien hängt das Überleben vieler Familien am illegalen Anbau von Kokapflanzen. Für zahlreiche Bauern gibt es kaum Alternativen, denn sie sind darauf angewiesen, um ihre Familien zu ernähren und zu schützen. Auch Jahre nach dem Bürgerkrieg haben Paramilitärs und Guerrillas in weiten Teilen des Landes immer noch das Sagen, während der Staat nur wenig Einfluss hat und Korruption alltäglich ist.
Hinzu kommt, dass die herkömmliche Landwirtschaft oft schlecht funktioniert. Während niemand die Ernte normaler Feldfrüchte wie Bananen abholt, läuft der Kokainhandel reibungslos, da die Drogenkartelle bestens organisiert sind.
Um das zu ändern, bedarf es tiefgreifender gesellschaftlicher Reformen – eine sehr schwierige Aufgabe.
Cannabis – Energie- und Wasserfresser im Verborgenen
Auch für den Cannabisanbau werden Wälder abgeholzt, zum Beispiel in Paraguay. Da Cannabis nicht überall legal ist, wird es oft in indoor-Verstecken wie Kellern und Lagerhallen angebaut, was alles andere als umweltfreundlich ist.
Ein Grund dafür ist, dass die Pflanze sehr viel Licht benötigt, um zu wachsen. Je nach Phase variiert der Lichtbedarf:
- In den ersten ein bis zwei Wochen nach dem Einpflanzen wird die Pflanze oft 18 bis 24 Stunden täglich mit geringer Wattzahl beleuchtet.
- Später, in der Wachstumsphase, sind es 18 Stunden pro Tag bei bis zu 70 Watt. Während der Blütephase wird sie bei ähnlicher Wattzahl etwa zwölf Stunden täglich beleuchtet.
Im Jahr 2017 wurden in den USA etwa 4,2 Millionen Megawattstunden Strom für den Anbau von 7,4 Millionen Kilogramm Cannabis verbraucht.
Zum Vergleich: Der Stromverbrauch für ein Gramm indoor angebautes Cannabis ist ähnlich hoch wie der für die Produktion eines Sixpacks Bier.
Schätzungen zufolge machte der Cannabisanbau in den USA im Jahr 2018 bereits etwa ein Prozent des gesamten Stromverbrauchs aus. Der Indoor-Anbau von Cannabis soll in den USA jedes Jahr rund 15 Millionen Tonnen CO₂ freisetzen, was in etwa den Emissionen von drei Millionen Autos entspricht.
Auch der Wasserbedarf für den Cannabisanbau ist enorm: Eine Pflanze benötigt bis zu 22 Liter Wasser täglich, was doppelt so viel ist wie bei einem Tomatenstrauch oder einer Weinrebe. Rund 70 Prozent des in den USA konsumierten Marihuanas kommt aus Kalifornien, was in Dürrezeiten zusätzlichen Druck auf die Wasserressourcen ausübt. Experten des kalifornischen Ministeriums für Fischerei und Wildtiere schätzen, dass illegaler Outdoor-Anbau von Cannabis den Wasserstand in Bächen und Flüssen um bis zu ein Viertel reduzieren kann.
Chemische Drogen und ihr Müllproblem
Chemische Drogen wie Ecstasy entstehen aus giftigen Substanzen, zu denen etwa Schwefelsäure, Methansäure oder Natriumhydroxid gehören. Für die Herstellung von einem Kilogramm reinem MDMA, dem Hauptbestandteil von Ecstasy, fallen etwa zehn Kilogramm giftiger Abfall an. Bei der Produktion von Amphetaminen kann die Menge an gefährlichen Abfallstoffen sogar auf bis zu dreißig Kilogramm steigen.
Besonders in den Niederlanden und Belgien, Zentren der Herstellung solcher Drogen, stößt die Polizei immer wieder auf Müll in Form von beschädigten Kanistern und Fässern in Wäldern und Flüssen, die noch Reste dieser gefährlichen Toxine enthalten und die eigentlich als Sondermüll entsorgt werden müssten und dabei spezielle Schutzmaßnahmen erfordern.
Das niederländische Water Research Institute (KWR) hat berechnet, dass allein im Jahr 2017 rund 7.000 Tonnen dieser giftigen Abfälle illegal in Fässern entsorgt oder in Böden und Gewässer geleitet wurden.
Opium – Wasserknappheit und Abwanderung
337.000 Fußballfelder – das entspricht der 23-fachen Fläche von Paris. So viel Fläche wurde 2019 laut den Vereinten Nationen weltweit für den Anbau von Opium genutzt. Die größten Produzenten sind Myanmar, Mexiko und vor allem Afghanistan, das mit 84 Prozent der globalen Opiumproduktion an der Spitze steht.
Im Südwesten Afghanistans blüht der Mohn besonders gut, in einer Region, die bis in die 90er-Jahre kaum mehr als trockene Wüste war. Mittlerweile wohnen dort rund 1,4 Millionen Menschen, die von der Landwirtschaft und vom Opiumanbau leben. Das ist möglich dank über 50.000 solarbetriebener Wasserpumpen, die die Wüste fruchtbar machen. Doch obwohl das zunächst positiv klingt, sind die Folgen alles andere als erfreulich:
Seit der Einführung der Solarbrunnen sinkt der Grundwasserspiegel in der Region jährlich um ca. drei Meter. Die Brunnen müssen immer tiefer gegraben werden – inzwischen bis zu 130 Meter.
Die Opiumbauern verwenden zudem chemische Dünger und starke Pestizide, um Unkraut zu bekämpfen. Messungen des Grundwassers zeigen alarmierende Nitratwerte, die das Risiko für das "Blue-Baby-Syndrom" erhöhen – eine Erkrankung, die bei Neugeborenen zu Herzfehlern und sogar zum Tod führen kann.
Wenn die Wasserversorgung vor Ort erst einmal versagt, besteht eine große Gefahr für massive Abwanderung.
Die harte Wahrheit: Weniger Drogen für mehr Umwelt
Es ist also nicht so leicht, die Umweltbilanz von Drogen zu verbessern. Eine Idee wäre, Kokain, Cannabis und Ecstasy zu legalisieren. Besonders bei Cannabis wird das immer wieder besprochen. Wenn der Anbau legal wäre, könnten die Bauern ihre Pflanzen draußen kultivieren, ohne sich verstecken zu müssen. Das würde enorm Ressourcen sparen, da Sonne und Regen alleine schon einen großen Teil des Energieverbrauchs ersetzen könnten.
Auch eine Legalisierung von Kokain könnte helfen, die Umweltschäden zu verringern. Giftige Abfälle könnten reguliert entsorgt werden, und es wäre weniger Land für den Anbau nötig, da der Preis wahrscheinlich sinken und das Geschäft für Kriminelle unattraktiver werden würde.
Allerdings ist die Legalisierung von "harten" Drogen wie Kokain oder Ecstasy ethisch fragwürdig, weil sie in hohen Dosen gefährlich sind und stark abhängig machen können. Eine Legalisierung könnte das falsche Signal senden, dass diese Substanzen harmlos seien.
Am Ende gibt es nur eine wirklich sinnvolle Lösung, auch wenn sie vielen nicht gefallen wird: Weniger Drogen konsumieren. Oder gar keine.
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- Grüne Wende weltweit: Positive Entwicklungen im Kampf für unsere Umwelt
- https://www.gpdpd.org/drogenpolitik/drogen-und-umwelt
- https://www.quarks.de/gesundheit/drogen/so-schlecht-ist-die-oekobilanz-von-drogen/
- https://www.foodfortransformation.org/beitrag-lesen/drogen-und-ihre-auswirkungen-auf-die-umwelt.html
- https://www.dw.com/de/drogen-und-umwelt/a-55139046
- https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-umweltsuende-drogen-100.html
- https://www.brisant.de/gesundheit/drogen/rauchen/vape-114.html
- https://www.watson.ch/leben/analyse/956649497-kiffen-koksen-klimakrise-warum-drogenkonsum-oekologischer-terror-ist
- https://mitvergnuegen.com/2019/drogen-vegan-koks-nachhaltigkeit/
- https://www.drugcom.de/newsuebersicht/topthemen/rauchen-fuegt-der-umwelt-erheblichen-schaden-zu/